Landessortenversuche Silomais 2011, Höhenlagen

Silomaisernte mit John-Deere-HäckslerBild vergrößern
Silomaisernte

Auch in den Höhenlagen konnte Silomais 2011 mit hohen Massenerträgen geerntet werden. Qualitativ, insbesondere hinsichtlich hoher Stärkegehalte, kamen in der Regel aber nur frühreife Sorten zu Recht, die zur Ernte ausreichend hohe Trockenmassegehalte erreichten.

Mit der Trockenheit im April ergaben sich diesjährig auch in den Höhenlagen wieder ideale Bestellbedingungen für den Mais. Ansteigende Temperaturen in der zweiten Aprilhälfte hatten zügige Feldaufgänge zur Folge, so dass auch in den Höhenlagen in den ersten Maitagen schon Mais in den Reihen stand. Die kalten, lokal frostigen Nächte um den 5. Mai wurden von den jungen Pflanzen und Keimlingen erstaunlich gut überstanden; vereinzelte Frostschäden wuchsen sich bei den anschließend hohen Temperaturen schnell wieder aus. Rückschläge und Störungen in der Jugendentwicklung blieben auch in ungünstigen Lagen 2011 eher die Ausnahme. Nach zügigem Reihenschluss blühten die Bestände in den Höhenlagen diesjährig sehr schnell, oft um bis zu 10 Tage früher als in „normalen“ Jahren, ab. Der Entwicklungsvorsprung der Bestände bis zur Blüte wurde unter feucht-kühlen Bedingungen im August allerdings wieder relativiert. Kalte Nächte und Tagesmitteltemperaturen, die zum Teil deutlich unter 15°C lagen, brachten Stärkeproduktion und Kolbenfüllung im August immer wieder ins Stocken. In Abhängigkeit vom Standort und Aussaattermin hatte der Mais Anfang September in den Höhenlagen wenn überhaupt gerade erst die Milchreife erreicht, vielfach standen die Sorten immer noch am Beginn der Stärkeeinlagerung. Ab Mitte September stellte sich dann aber doch noch wieder verhältnismäßig warmes und sonnenscheinreiches Wetter ein, so dass auch in höheren Lagen frühe Maissorten ab der zweiten Oktoberdekade mit Gesamt-T-Gehalten von 30 Prozent und mehr gehäckselt werden konnte.

Standort- und Jahreseinflüsse

In Abhängigkeit von der Höhenlage, Bodenbonität, Niederschlagshöhe und der Exposition der Flächen stellen sich die Wachstumsbedingungen für Mais in den Höhen- und Übergangslagen Nordrhein-Westfalens oft sehr unterschiedlich dar. Nicht selten sind schon innerhalb eines Schlages auf Grund der Bodenmächtigkeit bei felsigem Untergrund oder auf Grund der Hangneigung deutliche Unterschiede in der Pflanzenentwicklung auf engstem Raum zu erkennen. Darüber hinaus ist die Ertragsbildung beim Mais in den für den Maisanbau ungünstigeren Lagen in Abhängigkeit des Wettergeschehens deutlichen Jahreseinflüssen unterworfen. Während in Jahren mit ungünstigen Bedingungen im Mai und Juni regelmäßig der Ertragsaufbau in Form von vermindertem Massenwachstum gestört wird, haben Jahre mit schlechten Abreifebedingungen im Herbst oft zur Folge, dass insbesondere hinsichtlich der Stärkegehalte in den Maissilagen Abstriche in Kauf zu nehmen sind. Diese Standort- und Jahreseinflüsse müssen bei der Sortenwahl unbedingt berücksichtigt werden. Wichtiger als das gute Abschneiden einer Sorte an einem Standort in Gunstjahren ist die konstante Sortenleistung auch unter ungünstigen Standort- und Jahresbedingungen.

30 Sorten an 3 Standorten

Die Landwirtschaftskammer prüft mittlerweile seit mehreren Jahren an zwei unterschiedlichen Standorten im Raum Meschede die Anbaueignung früher und mittelfrüher Maissorten in Mittelgebirgslagen Nordrhein-Westfalens. Um die Sortenleistung und Sortenempfehlung auf eine breitere Basis zu stellen, wird der gleiche Versuch von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Uslar (Solling) auf 220 Höhenmetern angelegt und mit den westfälischen Ergebnissen gemeinsam verrechnet. Entsprechend der günstigeren Standortbedingungen (Standortdaten siehe Übersicht 1), findet der Mais in Uslar regelmäßig bessere Wachstumsbedingungen, was sich in höheren Erträgen und auch besseren Futterqualitäten niederschlägt. 2011 umfasste das gemeinsame Prüfsortiment für die Höhen- und Übergangslagen 29 Sorten im Reifebereich S 200 bis S 230. Um die Grenzen des Maisanbaus für diese Region aufzuzeigen, steht mit LG3216 (S 260) auch eine mittelspäte Sorte im Versuch.

Hoher Massenertrag bringt schlechtere Qualität mit sich

Wie der Übersicht 1 zu entnehmen ist, konnten 2011 an allen drei Standorten hohe Trockenmasse- und Energieerträge im Mittel der Prüfsorten erzielt werden. In Meschede-Enste wurde dabei sogar das hohe Ertragsniveau aus dem Jahr 2008 übertroffen. Da die Versuche auf Grund der Wildschweinproblematik zusammen mit der, den Versuch umgebenden Praxisfläche an den Standorten geerntet werden müssen, erfolgte die Versuchsbeerntung in Meschede-Enste 2011 bei noch niedrigen Trockenmassegehalten, was sich dann auch in schlechteren Stärkegehalten und Energiekonzentrationen zeigte.

Tendenziell niedrigere Stärkegehalte und die damit einhergehende schlechtere Energiekonzentration bei sehr hohen Massenerträgen sind 2011 aber auch darauf zurückzuführen, dass unter den günstigen Wachstumsbedingungen im Mai und Juni zwar ausgesprochen hohe, üppig und massenbetonte Bestände gebildet wurden, die schlechteren Bedingungen im August für eine optimale Kolbenfüllung aber nicht ausreichten. Vielfach resultierten daraus dann niedrigere Trockenkolbenanteile. Bei durchaus akzeptablen Stärke- und Energieerträgen sind unterdurchschnittliche Qualitäten daher auch auf Verdünnungseffekte zurückzuführen, die in den Höhenlagen besonders dann zum Tragen kommen, wenn vor dem Ende der Stärkeeinlagerung geerntet werden muss. Besonders in ungünstigen Lagen und mit zunehmender Höhenlage sollte deshalb die sichere Abreife bei der Sortenwahl im Vordergrund stehen.

Diese Sorten kamen am besten zu recht

Im dreijährigen Mittel der Versuche in den Höhenlagen setzt nach wie vor Saludo die qualitativen Maßstäbe. Neben der frühen Abreife kann Saludo dabei auch durch konstant hohe Stärke- und Energiekonzentrationen und über die Jahre stabile Erträge überzeugen. Deutlich überdurchschnittlich hohe Trockenmassegehalte konnten im dreijährigen Mittel des Weiteren mit Fabregas und Amadeo, sowie nach zwei Prüfjahren mit der Sorte Amagrano erzielt werden. Amagrano fällt gleichzeitig mit zweijährig höchsten Stärkegehalten positiv auf. Dreijährig hohe Stärkegehalte werden ebenfalls noch von Amadeo und der Sorte Koenixx erzielt. Die frühe Sorte NK Bull konnte 2011 hinsichtlich der Abreife besonders am Standort Wallen nicht überzeugen. Im dreijährigen Mittel erzielt NK Bull aber immer noch konstant gute Stärkegehalte und kommt auch hinsichtlich der Energiekonzentration an das Niveau von Saludo heran. Ähnlich hohe Energiekonzentrationen werden nach zwei Versuchsjahren noch von LG30218, LG30222 und Amagrano erreicht.

Höchste Trockenmasseerträge erzielen im Mittel von drei Versuchsjahren die Sorten Ricardinio, Ambrosini, NK Cooler und Kalvin. Aufgrund der späteren Abreife sind diese Sorten allerdings nur für günstige Anbaulagen bzw. dort zu empfehlen, wo höchste Massenerträge für die Nutzungsrichtung Biogas angestrebt werden. Das enorme Leistungspotenzial der Sorte Ricardinio zeigt sich auch in dreijährig sehr hohen Stärke- und höchsten Energieerträgen. Mit hohen Stärkeerträgen empfehlen sich im dreijährigen Mittel noch Amadeo und nach zwei Prüfjahren die Sorte Amagrano. An das hohe Energieertragspotenzial der Sorte Ricardinio kommen nach drei Prüfjahren noch NK Cooler und mit zweijährigen Zahlen Laurinio heran.

Blattkrankheiten und Restpflanzenabreife beachten

Auch in den Höhenlagen waren in vielen Maisbeständen ab September Turcicum-Blattflecken in den Beständen zu finden. Eine exakte Bonitur konnte in den Sortenversuchen am Standort Meschede aber nicht durchgeführt werden. Die Einstufungen der Sorten hinsichtlich der Anfälligkeit für Turcicum-Blattflecken in der Übersicht 2 basieren daher in erster Linie auf den Beobachtungen in den Niederungslagen. In den sauerländischen Versuchen wurden die Blattflecken nach den ergiebigen Niederschlägen in der ersten Oktoberwoche durch eine rasche, sortenspezifische Restpflanzenabreife überlagert, die sicherlich durch abiotische Stressfaktoren gefördert wurde. Der Vergleich der Abreifebonituren in Übersicht 2 mit den Trockenmasse- und Stärkegehalten in der Ergebnisübersicht lässt aber den Schluss zu, dass insbesondere die Sorten, die in der physiologischen Reife schon weiter fortgeschritten waren, auf den Witterungsstress mit rascher Blattabreife reagierten. Allen voran waren dies die Sorten Laurinio, Silvinio, Amagrano, Amadeo und Koenixx. Da andere Sorten wie LG30223, Stephany, LG30218, LG30211 zur Ernte aber noch über einen komplett grünen und gesunden Blattapparat verfügten, dürften die gemessenen Gesamttrockenmassegehalte in Meschede auch durch den Abreifegrad von Blättern und Stängeln stärker beeinflusst worden sein.

In den Höhen- und Übergangslagen sollte die Anfälligkeit der Sorten gegenüber Turcicum-Blattflecken dort berücksichtigt werden, wo entsprechende Symptome bislang schon beobachtet werden konnten. Klassisch ist dies am ehesten in Tallagen zu erwarten, wo der Mais nach Taunächten schlecht abtrocknet und entsprechend lange feucht bleibt.

Sortenempfehlung

Wie bereits erwähnt sollte bei der Sortenwahl dem Abreifeverhalten der Sorten höchstes Augenmerk beigemessen werden. Dies gilt insbesondere dort, wo Silagen mit hohen Stärkegehalten erzeugt werden sollen. Qualitative Sortenvorteile können in der Regel nur dann genutzt werden, wenn der Mais auch reif werden kann. Die Versuchsergebnisse aus den Höhenlagen zeigen diesbezüglich sehr deutlich die Grenzen auf. So fallen die mittelfrühen Sorten ab S 230 grundsätzlich durch zum Teil deutlich unterschiedliche Trockenmassegehalte auf. Aber auch einige frühe Sorten (bis S 220) konnten nicht immer die Trockenmassegehalte erzielen, wie es die Reifezahl erwarten lässt. Das verdeutlicht, dass nicht die Reifezahl allein, sondern auch die Robustheit einzelner Sorten Einfluss auf die Pflanzenentwicklung hat. Diese zeigt sich insbesondere darin, dass die Pflanzen Kälteperioden unbeschadet überstehen und das Wachstum unter besseren Bedingungen schnell wieder aufnehmen. In der Sortenempfehlung (Übersicht 4) sind die Sorten wie gewohnt hinsichtlich der unterschiedlichen Prüfkriterien mit „ + „, „ – „ und „ o „ bewertet. Dort, wo in günstigen Übergangslagen mit mittelfrühen Sorten gute Erträge für die Nutzungsrichtung Biogas erzielt werden konnten, sollten auch die Ergebnisse aus den Niederungslagen, die in der vorletzten Ausgabe veröffentlicht wurden, berücksichtigt werden.

So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte Sorten :

Amadeo, S 220 : mittellange Sorte mit früher Abreife, durchschnittliche Energiekonzentration. Amadeo überzeugt im Sauerland über die Jahre mit hohen Trockenmasse- und Energieerträgen sowie hohen Stärkegehalten und sehr hohen Stärkeerträgen

Ambrosini, S 220: mittel- bis massenwüchsige Silomaissorte mit für die Höhenlagen sehr hohen Trockenmasseerträgen. Auf Grund der in den Höhenlagen späten Abreife, geringe Energie- und weit unterdurchschnittliche Stärkekonzentration. Empfehlung nur für die Nutzungsrichtung Biogas.

Fabregas, S 220: massenwüchsige Silomaissorte mit früher Abreife. Energiekonzentration niedrig, sonst durchschnittliche Qualitäts- und Ertragsparameter.

Kalvin, S 220: mittellange Sorte mit späterer Abreife in den Höhenlagen. Dreijährig hohe Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge. Energiedichte in den Höhenlagen dreijährig unterdurchschnittlich.

NK Bull, S 200 : kompakte, frühreife und qualitätsbetonte Silomaissorte mit hoher Energiekonzentration. Durchschnittliche Energie- und Stärkeerträge. NK Bull sollte dort zum Anbau kommen, wo es auf eine frühe, sichere Abreife ankommt und die Erzeugung von Qualitätssilage im Vordergrund steht.

NK Cooler; S 230: mittellanger Silomais mit späterer Abreife. Stärkegehalt und -ertrag unterdurchschnittlich, aber hohe Trockenmasse- und Ernergieerträge.

Ricardinio, S 230 : massenwüchsige, leistungsstarke Sorte mit sehr hohen Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträgen. Auch auf Grund der späten Abreife Energiedichte und Stärkegehalt in den Höhenlagen nur durchschnittlich.

Saludo, S 210 : in den Höhenlagen verbreitet angebaute, frühreife Sorte mit konstanten Erträgen und hoher Energie- und Stärkekonzentration auf mittlerem Leistungsniveau.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Amagrano, S 220 : sehr frühreife Sorten mit hoher Energiekonzentration und sehr hohen Stärkegehalten und -erträgen. Trockenmasse- und Energieertrag durchschnittlich.

Laurinio, ca. S 220 : frühreife, massenwüchsige Sorte mit sehr hohen Trockenmasse- und Energieerträgen. Energiekonzentration und Stärkegehalt unterdurchschnittlich, Empfehlung nur für Biogas.

LG30218, S 220 : kompaktere Silomaissorte mit späterer Abreife und durchschnittlichen Trockenmasseerträgen. Hohe Energie- und Stärkekonzentration sowie hohe Energie- und Stärkeerträge.

LG30222, S 210 : in den Höhenlagen spätreife Sorte mit allerdings im zweijährigen Mittel überdurchschnittlicher Energiekonzentration. Stärkegehalt, Trockenmasse-, Energie- und Stärkeertrag durchschnittlich.

Sorten für den Probeanbau

Für den Probeanbau in den Höhen- und Übergangslagen bietet sich 2012 die Sorte Silvinio an. Silvinio wurde 2010 als sehr frühe Körnermaissorte vom Bundessortenamt zugelassen. Als Silomais im Sauerland fiel die Sorte durch hohe Erträge und hohe Stärkegehalte positiv auf.

Autor: Norbert Erhardt