Landessortenversuche Silomais 2012

In diesem Jahr wurden in Nordrhein-Westfalen rund 182 000 ha Silomais angebaut. Die Erträge waren hoch, standort- und sortenspezifisch konnten gute Silagequalitäten erzielt werden. Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, stellt die Ergebnisse der Landessortenversuche vor und gibt Sortenempfehlungen für das Jahr 2013.

Der Mais konnte, abgesehen von einigen Regionen im Rheinland, in der Regel termingerecht, schwerpunktmäßig in der dritten Aprildekade bestellt werden. Auch die spätere Aussaat von Silomais nach Feldgras in der ersten Maidekade war problemlos möglich, da größere Regenmengen ausblieben. Die Spätsaaten trafen allerdings auf schlechtere Auflaufbedingungen, da die Temperaturen Mitte Mai noch einmal empfindlich zurückgingen. Nach hohen Niederschlägen und verhaltenen Temperaturen im Juni verlief die Jugendentwicklung der Bestände deutlich schleppender als im Vorjahr. Dabei tat sich der Mais im nordwestlichen Landesteil auf Flächen mit gestörter Bodenstruktur und staunassen Standorten besonders schwer. Im Einzelfall resultierten daraus deutliche Ertragsausfälle, da der vegetative Ertragsaufbau dieser Bestände sichtlich gestört wurde. Die Maisblüte verlief aber ab Mitte Juli vollkommen ungestört und die Kolbenfüllung konnte zügig in Gang kommen. Im östlichen Münsterland und auf flachgründigen Standorten in Ostwestfalen litt der Mais ab der Hitzeperiode in der zweiten Augusthälfte aber zunehmend unter Wassermangel. Vor allem Bestände mit großrahmigen Sorten und hoher Bestandesdichte vertrockneten dort schon zu Beginn der Teigreife im Blattapparat und mussten vor dem Erreichen der optimalen Silomaisreife geerntet werden. Auf Standorten, auf denen die Wasserreserven reichten oder ausreichend Regen fiel, fand der Mais hingegen bis weit in den September hinein optimale Bedingungen für die weitere Kolbenfüllung. Die noch Anfang August aufgrund der späteren Blüte erwartete Reifeverzögerung konnte weitgehend ausgeglichen werden, sodass die Silomaisernte Mitte September anlief.

Sortenvielfalt nimmt weiter zu

In den Niederungslagen Nordrhein-Westfalens prüfte die Landwirtschaftskammer 75 Silomaissorten in drei Reifegruppen. Mittelfrühe Sorten (S 230 bis S 250), die nach wie vor den Anbauschwerpunkt in NRW bilden, wurden wieder an sechs Standorten geprüft. Frühe Sorten (bis S 220) standen an fünf Standorten im Versuch. An vier Standorten wurde auch ein Versuch mit mittelspäten Sorten (ab S 260) angelegt. Nähere Angaben zu den Versuchsstandorten und den geernteten Erträgen und Qualitäten an den Standorten können der Tabelle 2 entnommen werden. In den Sortenversuchen konnten hohe Erträge bei durchschnittlichen Futterqualitäten, die durchaus das Vorjahresniveau erreichen, erzielt werden. Die regional sehr unterschiedlichen Wachstumsbedingungen lassen diesbezüglich für die Praxis eine größere Schwankungsbreite erwarten.

Die geprüften Sorten sind unter Angabe der Reifezahl und des Züchterhauses und Vertriebsweges in Tabelle 1 gelistet. Des Weiteren können dieser Tabelle Angaben zum Längenwuchs, der Blattabreife und eine Einstufung bezüglich der Anfälligkeit gegenüber Turcicum-Blattflecken entnommen werden. Erdrückend ist nach wie vor die Sortenflut. So standen 2012 insgesamt 26 Sorten erstmalig in den nordrhein-westfälischen Landessortenversuchen mit Silomais. Nicht nur für die Praxis geht dabei schnell der Überblick verloren, zumal einige Züchterhäuser ihre Sorten nicht mehr mit einem Namen, sondern mit Buchstaben und Nummernkombinationen ins Rennen schicken, die sich kaum unterscheiden, wenig einprägsam sind und schnell zu Verwechselungen führen. Der Maisanbauer wird dadurch weniger an eine bestimmte Sorte, sondern vielmehr an eine „Marke“ gebunden.

Erntetermin wird nicht jeder Sorte gerecht

An den Standorten mit drei Sortimenten oder Reifegruppen werden die Versuche in der Regel an zwei Terminen im Abstand von rund zehn Tagen geerntet, um dem unterschiedlichen Abreifeverhalten der Sorten zumindest annähernd gerecht zu werden. Jeder Erntetermin stellt hinsichtlich der sortenspezifischen Abreife in den Sortenversuchen aber immer einen Kompromiss dar. So ist regelmäßig zu beobachten, dass in den Sortenversuchen einzelne, sehr frühe Sorten mit zum Teil deutlich überzogenen T-Gehalten geerntet werden, während gleichzeitig andere spätreife Sorten besonders im mittelfrühen Sortiment im Einzelfall zu früh gehäckselt werden müssen. Diesen Sorten wird in den Versuchen dann unter Umständen das letzte Quäntchen Qualität und Ertrag abgeschnitten, da die Stärkeeinlagerung zur Ernte noch nicht gänzlich abgeschlossen ist. Unterdurchschnittliche Stärkegehalte können daher neben Verdünnungseffekten, also niedrigen Kolbenanteilen bei extremem Massenwuchs, auch auf eine zu frühe Ernte zurückgeführt werden. Zu erkennen ist dies bei einzelnen späten Sorten im mittelfrühen Sortiment sowie bei extrem späten Biogassorten im mittelspäten Sortiment.

Erst Reifegruppe, dann Sorte wählen

Die sortenspezifische Abreife und die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Erntetermine der Silomaissortimente erschweren leider aber die Sortenbeurteilung über die Sortimentsgrenzen hinweg. Da auch nicht alle Sortimente an allen Standorten geprüft werden können, ist ein direkter Sortenvergleich zwischen den frühen, mittelfrühen und mittelspäten Sorten in der Tabelle 3 und auch in der Sortenempfehlung (Tabelle 4) nicht möglich, zumal sich die dargestellten Relativwerte jeweils auf eine andere Verrechnungsbasis beziehen.

Um Ertrags- und Qualitätsunterschiede zwischen den Reifegruppen aufzeigen zu können, stehen deshalb einzelne Sorten im jeweils früheren oder späteren Sortiment als Vergleichssorte zusätzlich, also doppelt im Versuch. In diesem Jahr wurden wieder Ricardinio sowohl im frühen als auch im mittelfrühen, Grosso im mittelfrühen und mittelspäten, sowie LG3216 im mittelfrühen und auch im mittelspäten Sortiment geprüft. In Tabelle 3 sind diese Sorten jeweils als Vergleichssorte am Ende aufgeführt und rot markiert. Aus dem relativen Abschneiden der markierten Vergleichssorten ist abzuleiten, dass mit späteren Sorten unter den erneut günstigen Abreifebedingungen 2012 höhere Erträge bei allerdings tendenziell schlechteren Qualitäten erzielt werden konnten. Ertragliche Vorteile sind dabei in erster Linie hinsichtlich der Trockenmasse- und Energieerträge zu erkennen, während die Stärkeerträge über die Sortimente in der Regel relativ konstant ausfallen. Unbedingt zu berücksichtigen ist, dass sich die Ertragsvorteile der jeweils späteren Sorten in der Regel nur einstellen können, wenn die Abreifebedingungen passen und den späteren Sorten auch genügend Vegetationszeit für den Ertragsaufbau bleibt. Diese Zusammenhänge kommen grundsätzlich auch bei der Betrachtung der Standortergebnisse in Tabelle 2 zur Geltung. An den durchschnittlichen Ergebnissen vom Standort Milte ist aber auch zu erkennen, wohin die Reise geht, wenn die Abreifebedingungen für späteres Material nicht stimmen. Hier fehlte den mittelfrühen Sorten zum Ende der Abreife das Wasser, sodass die frühen Sorten an diesem Standort mit besseren Erträgen abschnitten.

Die Landwirtschaftskammer empfiehlt für den Silomaisanbau in Niederungslagen Nordrhein-Westfalens nach wie vor vorrangig mittelfrühe Sorten im Reifebereich von S 230 bis S 250, da diese Sorten erfahrungsgemäß auch in späteren Jahren noch sicher ausreifen. Frühe Sorten erhöhen hingegen die Anbausicherheit, insbesondere im Hinblick auf hohe Energiekonzentrationen und Stärkegehalte. Sofern qualitativ hochwertige Silagen erzeugt werden sollen, können mittelspäte Sorten im Bereich S 260 und S 270 allenfalls in absoluten Gunstlagen empfohlen werden. Dann muss auch sichergestellt sein, dass erfahrungsgemäß zeitig ab Mitte April gesät werden kann und die Flächen auch unter ungünstigen Bedingungen im Herbst gut befahren werden können. Da für die Biogasnutzung hohe Gaserträge eng mit hohen Trockenmasseerträgen korrelieren, sind bei dieser Nutzungsrichtung gewisse Abstriche hinsichtlich der sicheren Abreife und der Silagequalität eher vertretbar, sodass Ertragsvorteile mittelspäter Sorten in gewissem Rahmen, das heißt zehn bis 20 Reifepunkte, genutzt werden können. Letztendlich sollte aber auch hier die Anbausicherheit in Form einer gesicherten Abreife im Vordergrund stehen.

Unterschiedliche Sortenanforderungen berücksichtigen

Für den Silomaisanbau empfiehlt die Landwirtschaftskammer die Sorten, die in den Sortimenten überdurchschnittliche Energieerträge erzielen konnten oder durch eine überdurchschnittliche Energiekonzentration auffallen, gleichzeitig aber auch einen gewissen Mindestertrag erzielen. Insbesondere im mittelfrühen Sortiment sind mittlerweile viele Sorten zu finden, die hinsichtlich der Trockenmasse- und Energieerträge gut oder sehr gut abschneiden, in Bezug auf die Energiekonzentration und die Stärkegehalte aber nicht überzeugen können. Diese Sorten sind in erster Linie für die Biogasproduktion geeignet. Sofern die Sorten noch eine durchschnittliche Energiekonzentration erreichen, bietet sich der Einsatz in der Fütterung dort an, wo die Rationen sehr hohe Maisanteile aufweisen. Wird hingegen mit niedrigen oder moderaten Maisanteilen gefüttert, sind bei der Sortenwahl eher die Sorten zu berücksichtigen, die sich durch höhere Stärkegehalte auszeichnen. In diesem Zusammenhang wird in der Sortenberatung durch die Züchterhäuser oft auch die Verdaulichkeit der Restpflanze als Argument für einzelne Sorten angeführt. Dazu ist zu bemerken, dass die Verdaulichkeit der Restpflanze aber nicht nur sortenspezifisch zu bewerten ist, sondern sicherlich auch nicht unerheblich vom Abreifegrad beeinflusst wird. So spiegelt sich mit zunehmender Abreife ein hoher Stärkegehalt auch in der Energiekonzentration wider. Sortenunterschiede bezüglich der Restpflanzenverdaulichkeit sind am Verhältnis zwischen der relativen Energiekonzentration und dem relativierten Stärkegehalt zu erkennen. So fallen zum Beispiel im frühen Silomaissortiment 2012 die Sorten Amagrano und Stephany durch höchste Energiekonzentrationen (beide relativ 102) auf. Amagrano schneidet gleichzeitig aber auch mit höchsten Stärkegehalten (relativ 107) ab, während Stephany gerade durchschnittliche Werte (relativ 99) erzielt. Bei gleicher energetischer Bewertung bringt die Sorte Amagrano dann mehr Stärke mit in die Ration, was bei der Rationsgestaltung unter Umständen zu berücksichtigen ist.

Fühe Sorten

Im frühen Silomaissortiment konnten die Sorten Ambrosini und Laurinio mit höchsten Energie- und Trockenmasseerträgen überzeugen. Obwohl sehr massenwüchsig, fällt Laurinio dabei auch mit hohen Stärkegehalten auf, was auch in der sehr frühen Abreife der Sorte begründet sein dürfte. Hinsichtlich der Stärkeerträge kommt im dreijährigen Mittel nur noch die Sorte LG30218, mit über die Prüfjahre konstant hohen Stärkegehalten, besser zurecht. Im dreijährigen Mittel können höhere Stärkegehalte auch noch von Amagrano realisiert werden. Allerdings fehlt es Amagrano an Massenwuchs, sodass die Sorte in den Versuchen einen unterdurchschnittlichen Energieertrag erzielt. Die im dreijährigen Mittel höchste Energiekonzentration zeigt nach wie vor Saludo, auch im absoluten Vergleich mit den späteren Sortimenten. In diesem Merkmal konnten 2012 auch die Sorten LG30211, Amagrano und Stephany besonders überzeugen. Zu beachten ist im frühen Sortiment das Abschneiden der Vergleichssorte Ricardinio, die in der Summe der Ertragsparameter im dreijährigen Mittel alle frühen Sorten übertrifft. Der Vergleich mit dem Abschneiden der Sorte im mittelfrühen Sortiment lässt einen Ertragsvorteil mittelfrüher Sorten von vier bis fünf Prozentpunkten gegenüber den frühen Sorten erkennen.

Mittelfrühe Sorten

Nach drei Prüfjahren werden im mittelfrühen Sortiment von den Sorten Grosso und Barros im dreijährigen Mittel die höchsten Energie- und Trockenmasseerträge erzielt. Beide Sorten reiften im Vergleich zu den Vorjahren 2012 früher ab, was zumindest für Grosso auch erstmals durchschnittliche Stärkegehalte mit sich bringt. Die Energiekonzentration fällt aber nach wie vor für beide Sorten in allen Versuchsjahren unterdurchschnittlich aus. Hinsichtlich der Stärkeerträge kommen 2012, nach schwankenden Vorjahresergebnissen, wieder Torres und P8000 sehr gut zurecht. Gleichzeitig setzt Torres in Bezug auf die Energiekonzentration die Maßstäbe im mittelfrühen Sortiment. Dieses Niveau kann 2012 nur von der neuen Sorte Farmgold noch erreicht werden. Aufgrund des im dreijährigen Mittel höchsten Stärkegehaltes ist die Sorte LG3220 Logo in die Sortenempfehlung aufgenommen worden. Logo kann aber mit dem hohen Ertragsniveau im mittelfrühen Sortiment überhaupt nicht mithalten und sollte allenfalls dort zum Anbau kommen, wo es ausschließlich darum geht, Silage mit hohen Stärkegehalten zu produzieren. Neben P8000 und Logo konnten in diesem Sortiment im dreijährigen Mittel auch noch Ricardinio und Tiberio mit überdurchschnittlichen Stärkegehalten abschneiden. Mehrjährig hohe Massenerträge, die aber für eine Sortenempfehlung allein nicht ausreichen, werden im mittelfrühen Sortiment noch von den Sorten Jessy und Ago Yoko erzielt. Hier, wie auch bei vielen neuen Sorten, ist deutlich der Einfluss der Züchtung in Richtung massenwuchsbetonter Biogassorten zu erkennen. Einige neue Sorten im mittelfrühen Silomaissortiment können aber zumindest noch hohe Energieerträge, bei allerdings zum Teil sehr niedrigen Energie- und Stärkekonzentrationen realisieren. Lichtblicke bezüglich der Futterqualität sind bei den neuen Sorten nur für Farmgold, aufgrund der besseren Energiedichte, und Farmstar mit höheren Stärkegehalten zu erkennen.

Mittelspäte Sorten

Erwartungsgemäß konnten auch an den meisten Standorten mit mittelspäten Silomaissorten die höchsten Trockenmasse- und Energieerträge erzielt werden. Insbesondere hinsichtlich Abreife und Stärkegehalte ist in diesem Sortiment auch eine große Streubreite zu finden. Höchste Trockenmasseerträge erreichten die sehr späten Sorten Palmer und Puyol. Immerhin schaffen beide Prüfkandidaten im Mittel der Versuchsstandorte auch einen Gesamt-T-Gehalt von mindestens 30 %, was bei der Reifezahl S 290 sicher nicht in jedem Jahr erwartet werden darf. Aus Gründen der Anbausicherheit sollten beide Sorten deshalb allenfalls kleinräumig in Gunstlagen für die Nutzungsrichtung Biogas angebaut werden. Bezüglich der qualitativen Kombination aus Stärkegehalt und Energiedichte schneiden in diesem Sortiment die Sorten NK Silotop, Kabanas und NK Santacruz 2012 und auch im mehrjährigen Mittel am besten ab. Für Silotop resultieren daraus auch die höchsten Stärkeerträge sowohl ein- wie auch mehrjährig. Offensichtlich ist Silotop hinsichtlich der Abreife früher einzuordnen als es die Reifezahl (S 270) erwarten lässt, da im dreijährigen Mittel höhere T-Gehalte als mit den 260er Sorten realisiert werden. Den im dreijährigen Mittel höchsten Energieertrag liefert im mittelspäten Sortiment die Sorte ES Charter, die sich hier auch durch die höchste Energiedichte auszeichnet. Das hohe Trockenmasseertragspotenzial für die Sorte Atletas konnte im zweiten Versuchsjahr bestätigt werden. Auch diese Sorte kommt aber nur für den Biogasbereich in günstigsten Lagen in Betracht. Als ausgesprochen enttäuschend ist das Abschneiden der stärker angebauten Sorte LG3216 einzustufen. Nach den sehr guten Ergebnissen im ersten Versuchsjahr 2010 zeigt die Sorte für 2012 einen erneuten Abfall der Stärkegehalte und erstmalig auch eine unterdurchschnittliche Energiekonzentration.

Sortenempfehlung

Bei der Betrachtung der Sortenempfehlung in Tabelle 4 ist zu beachten, dass die Beurteilung der Sorten durch „+“, „o“ und „-„ aufgrund der unterschiedlichen Datenbasis der Sortimente (unterschiedliche Standorte und Erntetermine) nicht über die Sortimente erfolgen kann. In die Sortenempfehlung aufgenommen werden in der Regel die Sorten, die im Energieertrag mindestens zweijährig das hohe Niveau der jeweiligen Verrechnungssorten (ab relativ 101) erreichen oder durch eine hohe Energiekonzentration auffallen. Für die Rindviehfütterung sollte besonderes Augenmerk auf die qualitativen Eigenschaften der Sorten gelegt werden. Große Unterschiede sind diesbezüglich insbesondere hinsichtlich der Stärkegehalte gegeben. Einzelbetrieblich kann es dabei sinnvoll sein, im gewissen Rahmen auf Ertrag zu verzichten, wenn durch die bessere Silagequalität die tierische Leistung aus dem Grundfutter gesteigert werden kann. Sorten, die - trotz überdurchschnittlicher Energieerträge - sowohl im Stärkegehalt als auch in der Energiekonzentration unterdurchschnittlich eingestuft wurden, sind in der Sortenempfehlung als Massentypen (M) gekennzeichnet. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sollten diese Sorten für die Nutzungsrichtung Biogas gewählt werden.

Welche Sorten für Biogas?

Für die Biogasnutzung empfehlen sich nach wie vor die Maissorten, die höchste Trockenmasseerträge bei allerdings sicherer Abreife und T-Gehalten von mindestens 30 % auch in ungünstigen Jahren erwarten lassen. Die Maispflanze sollte dabei zum Zeitpunkt der Ernte noch einen hohen Anteil grüner Blätter und wenig verholzte Stängel aufweisen. Das bringt Vorteile bezüglich der Ernteflexibilität mit sich und ermöglicht den zügigen mikrobiellen Abbau der organischen Substanz im Fermenter. Die notwendigen Trockenmassegehalte von mindestens 30 % im Erntegut können dann aber nur über entsprechend hohe Kolbenanteile oder hohe T-Gehalte im Kolben realisiert werden. Der Grundsatz, dass der Gasertrag je Hektar maßgeblich durch den Trockenmasseertrag je Hektar bestimmt wird, gilt nach wie vor. Bei vergleichbaren Trockenmasseerträgen sollte aber auch in Bezug auf die Biogasnutzung immer der Sorte mit der höheren Energie- und Stärkekonzentration der Vorzug gegeben werden. Denn es ist davon auszugehen, dass aus stärkereichen Körnern mehr oder zumindest schneller Gas gebildet wird, als aus der gleichen Menge Stängel und Blätter.

Beurteilung der Sorten

Dreijährig geprüfte frühe Sorten:

Amagrano, ca. S 210, K 210: Kornertragsbetonte Zweinutzungssorte mit sehr hoher Stärkekonzentration und hoher Energiedichte. Trockenmasse- und Energieertrag unterdurchschnittlich. Aufgrund der hohen Stärkegehalte aber überdurchschnittlicher Stärkeertrag.

Ambrosini, S 220; - : Massebetonter Silomais mit im Sortimentsmittel durchschnittlicher Abreife. Sehr hoher Trockenmasseertrag, hoher Energie- und noch durchschnittlicher Stärkeertrag. Aufgrund im dreijährigen Mittel unterdurchschnittlicher Qualitäten bietet sich Ambrosini in Niederungslagen in erster Linie für die Nutzungsrichtung Biogas nach einer frühräumenden Vornutzung an.

Fabregas, S 210, - : Frühreife Silomaissorte mit unterdurchschnittlicher Energiekonzentration und durchschnittlichem Stärkegehalt. Allgemein durchschnittliche Erträge.

Laurinio, ca. S 220, K 200: Massenwüchsige Sorte mit sehr hohem Trockenmasse- und hohem Energie- und Stärkeertrag. Laurinio kam 2012 sehr gut zurecht und konnte bei sehr früher Abreife hohe Stärkegehalte und höchste Stärkeerträge erzielen.

LG30211, S 210, - : Qualitätsbetonte Silomaissorte. Nach Startschwierigkeiten im ersten Versuchsjahr konnte LG30211 zweijährig mit hohen Stärkegehalten und überdurchschnittlicher Energiekonzentration überzeugen. Durchschnittliche Erträge.

LG30218, S 220, - : Spätere Abreife im frühen Sortiment, Energiekonzentration, Trockenmasse- und Energieertrag im Sortimentsmittel. Aber hoher Stärkegehalt und -ertrag.

Saludo, S 210/ - : Mittel- bis langwüchsige Silomaissorte mit durchschnittlicher Abreife und durchschnittlichem Trockenmasseertrag. Über die Jahre höchste Energie- und Stärkekonzentrationen und entsprechend hohe Energie- und Stärkeerträge. Mehrjährig sehr gute Ergebnisse auch in Übergangs- und Höhenlagen.

Dreijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

Agro Lux, S 240, - : Bewährte Silomaissorte. Abreife im Sortimentsmittel, aber hoher Trockenmasseertrag. Durchschnittlicher Energieertrag, bei allerdings unterdurchschnittlicher Stärke- und Energiekonzentration.

Barros, S 250, - : Massenwüchsiger, lange grün bleibender Silomais mit späterer Abreife. Unterdurchschnittliche Energiekonzentration und sehr niedriger Stärkegehalt. Aber sehr hohe Trockenmasse- und Energieerträge. Empfehlung für den Energiemaisanbau.

Grosso, S 250, K 250 : Massenwüchsige Zweinutzungssorte mit zum Sortimentsmittel später Abreife. Energiekonzentration und Stärkegehalt unterdurchschnittlich. Dennoch sehr hohe Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge.

FarmFlex, S 250, - : Spätere Abreife und entsprechend noch niedrige Stärkegehalte und -erträge. Im dreijährigen Mittel durchschnittliche Energiekonzentration und durchschnittlicher Trockenmasse- und Energieertrag. Farmflex kam 2012 sehr gut zurecht und schafft nach dreijähriger Prüfung den Sprung in die Sortenempfehlung.

Fernandez, S 250, - : Sehr massenwüchsiger Energiemais mit deutlich unterdurchschnittlicher Energie- und extrem schlechter Stärkekonzentration. Sehr hoher Trockenmasseertrag. Reine Biogassorte.

LG3220 Logo, S 230/ K 230: Vergleichsweise kurzwüchsige Qualitätssilo- und Körnermaissorte mit höchsten Stärkegehalten. Trockenmasse- und Energieertrag aber unterdurchschnittlich, Stärkeertrag im dreijährigen Mittel im Sortimentsmittel.

P 8000, S 230, K 230: frühreife Zweinutzungssorten mit hohen Stärkegehalten und sehr hohen Stärkeerträgen, Trockenmasseertrag im dreijährigen Mittel durchschnittlich, Energieertrag im dreijährigen Mittel nach schwächeren Ergebnissen in 2009, jetzt durchschnittlich. P8000 zeigt über die Jahre etwas schwankende Qualitäten und Erträge. 2012 kam die Sorte sehr gut zurecht.

Ricardinio, S 230, K 220: Langwüchsige Zweinutzungssorte. Abreife, Trockenmasse-, Energie- und Stärkeertrag dreijährig im Sortimentsmittel. Hohe Stärkegehalte.

Ronaldinio, S 240/ - : Langwüchsige, bewährte Silomaissorte. Abreife, Energiekonzentration, Energie- und Trockenmasseertrag dreijährig im Sortimentsmittel. Stärkegehalt und -ertrag unterdurchschnittlich.

Torres, S250/ K 260: Massenwüchsige Silomaissorte. Torres konnte 2012 erneut voll überzeugen. Abreife im Sortimentsmittel. Energiekonzentration und Energieertrag dreijährig hoch. Stärkegehalt und -ertrag durchschnittlich.

Dreijährig geprüfte mittelspäte Sorten

ES Cargo, S 260, - : Massebetonter Silomais. Abreife im dreijährigen Mittel im Sortimentsmittel. Durchschnittlicher Trockenmasse- und Energieertrag. Schwächen im Stärkegehalt und -ertrag.

ES Charter, S 270, K 250 : Später abreifende Silomaissorte mit hoher Energiekonzentration und durchschnittlichem Stärkegehalt. Im dreijährigen Mittel hohe Trockenmasse- und Energieerträge. Hohe Energiedichte im Vergleich zu anderen mittelspäten Sorten.

Cassilas, S 260, - : Massenbetonte Silomaissorte für die Biogasproduktion, unterdurchschnittliche Stärke- und Energiekonzentration.

Kabanas, S 260, K 260: Mittel bis langwüchsige Silomaissorte. Frühe Abreife und dreijährig hohe Energie- und Stärkekonzentration im späten Sortiment. Hoher Energie- und Stärkeertrag.

LG3216, S 260, K 240: Frühe Abreife im mittelspäten Sortiment. Hoher Trockenmasse- und durchschnittlicher Energieertrag. Nach sehr guten Ergebnissen in 2010 enttäuscht LG3216 2012 vor allem hinsichtlich der Stärkegehalte, was sich auch in den schlechten Druschergebnissen im LSV Körnermais zeigt.

NK Silotop, S 270, - : Im Vergleich zu anderen mittelspäten Sorten fast kompakter Sortentyp mit sehr früher Abreife und höchster Stärkekonzentration im mittelspäten Sortiment. Durchschnittlicher Trockenmasse- und Energieertrag, aber sehr hoher Stärkeertrag.

Zweijährig geprüfte frühe Sorten

LG 30223, S 220, - : Spätere Abreife, bei allgemein durchschnittlichen Qualitäten und Erträgen.

Nitro, S 220, - : Stärkegehalt- und stärkeertragsbetonte Sorte mit hoher Energiekonzentration. Trockenmasseertrag nach zwei Versuchsjahren unterdurchschnittlich, Energieertrag knapp im Sortimentsmittel.

Stephany, S 220, K 240 : Relativ spät reife Sorte mit durchschnittlichen Erträgen. 2012 schnitt Stephany bei verhaltenen Stärkegehalten hinsichtlich der Energiekonzentration deutlich überdurchschnittlich ab, was darauf schließen lässt, dass bei dieser Sorte mehr Energie über die Restpflanze kommt.

Zweijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

Amamonte, S 250, K 240 : Massenwüchsige Zweinutzungssorte mit durchschnittlichen Qualitäten, aber überdurchschnittlichen Erträgen in allen Parametern.

SY Kairo, S 240, - : Massenwüchsige, trockenmasseertragsbetonte Silomaissorte mit späterer Abreife. Stärkegehalt weit unter dem Sortimentsniveau, was, aufgrund der Bewertung der Stärke in der Energieberechnung, auch Abstriche in der Energiekonzentration zur Folge hat.

SY Unitop, S 230, - : Mit SY Kairo vergleichbarer Sortentyp. In der Abreife jedoch früher, sodass das Defizit im Stärkegehalt etwas kleiner ausfällt.

Zweijährig geprüfte mittelspäte Sorten

SY Santacruz, S 270, - : Später reifende Silomaissorten mit hoher Energie- und sehr hoher Stärkekonzentration. Trockenmasseertrag mittel, Energieertrag hoch, Stärkeertrag sehr hoch.

Späte Sorten nur für Biogas

Dort, wo für den Silomaisanbau zur Biogasproduktion auf sehr späte Sorten gesetzt wird, bieten sich mit mindestens dreijährigen Ergebnissen die Sorten Palmer und Puyol und zweijährig geprüft Atletas an. Diese Sorten fallen im mittelspäten Sortiment durch sehr hohe Trockenmasseerträge bei allerdings deutlich späterer Abreife gegenüber den Verrechnungssorten auf. Gleichzeitig ist eine deutlich unterdurchschnittliche Energie- und Stärkekonzentration zu erkennen, was neben Verdünnungseffekten auch auf eine ungenügende Ausreife zur Ernte zurückgeführt werden kann. Ertragliche Vorteile gegenüber den früheren Sorten im Sortiment sind nur dann zu erwarten, wenn allgemein früh geerntet werden kann und diesen späten Sorten genügend weitere Vegetationszeit für die Stärkeinlagerung und den Ertragsaufbau bleibt.

Sorten für den Probeanbau

Für den Probeanbau 2013 empfehlen sich die frühen Sorten Eduardo, Tokala und Colisee. Eduardo fällt dabei durch die frühe Abreife und hohe Stärkegehalte positiv auf. Colisee konnte im frühen Sortiment die höchsten Trockenmasseerträge erzielen und schneidet auch hinsichtlich des Energieertrages sehr gut ab. Aus dem mittelfrühen Sortiment bieten sich Niklas, Toninio, Geoxx und ES Albatros dort für den Probeanbau an, wo die Erzielung höchster Trockenmasseerträge im Vordergrund steht. Hinsichtlich der Energie- und Stärkekonzentration konnten diese Sorten nicht überzeugen, lieferten in den Versuchen 2012 im Mittel der Standorte aber aufgrund des Massenwuchses dennoch hohe Energieerträge. Im mittelspäten Sortiment kamen Borelli und P9027 hinsichtlich der Stärkegehalte und -erträge gut zurecht. Diese Sorten können dort getestet werden, wo in günstigen Lagen mit mittelspäten Sorten hohe Stärkeerträge erzielt werden sollen. Die vollständigen Ergebnisse der Landessortenversuche NRW des Jahres 2012 mit Silomais mit den Ergebnissen an den Einzelstandorten gibt es unter www.landwirtschaftskammer.de in der Rubrik Landwirtschaft / Ackerbau und Grünland / Mais.

Autor: Norbert Erhardt