Landessortenversuche Silomais 2014, Höhenlagen

Silomais in HöhenlagenBild vergrößern
Auch in den Höhen- und Übergangslagen gehört Mais mittlerweile zum Landschaftsbild

Schwierige Bedingungen für Mais in Höhenlagen

Während 2014 in den Niederungs- und Übergangslagen Nordrhein-Westfalens mit Silomais verbreitet Spitzenerträge erzielt werden konnten, tat sich der Mais unter ungünstigeren Wachstumsbedingungen in den Höhenlagen oftmals schwer. Auch in den Landessortenversuchen der Landwirtschaftskammer konnte hier nicht das Ertragsniveau der Vorjahre erreicht werden.

Ab Anfang April stellten sich auch in den Höhenlagen gute Voraussetzungen für die Gülleausbringung und Bodenbearbeitung für die Maisbestellung ein. Mit zurück gehenden Temperaturen ab Mitte April und wiederholtem Bodenfrost kam die Erwärmung der Böden aber nicht richtig in Gang. Zwar konnten auch in den Höhenlagen erste Flächen ab dem 20. April bestellt werden, schwerpunktmäßig lief die Maisaussaat hier aber erst in der ersten Maiwoche. Sowohl die Frühsaaten als auch die Anfang Mai gesäten Flächen hatten verbreitet mit Starkniederschlägen in der Auflaufphase zu kämpfen. In Abhängigkeit von Standort und Bodenbearbeitung kam es dabei teilweise zu erheblichen Verschlämmungen, die unter Hochdruckeinfluss Mitte Mai oft stark verkrusteten. Schlagspezifisch hatte dies Auflaufverzögerungen oder ein verzetteltes Auflaufen zur Folge, wenn einzelne Keimlinge erst nach erneuten Niederschlägen die oberste Bodenschicht durchstoßen konnten.

Unter den kurzzeitig besseren Wachstumsbedingungen Anfang Juni schlossen die Spätaufläufer aber zügig auf. Bei kühlen Temperaturen von Mitte Juni bis in den Juli hinein zeigten die Pflanzen 2014 nur ein verhaltenes Wachstum. Für ein ausreichendes Massenwachstum fehlte es in ungünstigen Lagen an Temperatursumme, da der Mais mit bereits wieder abnehmender Tageslänge und der Hitzewelle im Juli sehr schnell zur Blüte kam. Zwar lief die Stärkeeinlagerung Anfang August auch in den Höhenlagen noch zeitig an, mit den niedrigen Temperaturen im weiteren Monatsverlauf kam der Mais hier aber überhaupt nicht zurecht. Mit Nachttemperaturen deutlich unter 10°C und Tageshöchsttemperaturen, die oft nicht einmal 15° C erreichten, kam der Mais kaum noch voran, so dass zum Schluss schlichtweg die Zeit fehlte, um Stärke einzulagern und hohe Trockenkolbenanteile aufbauen zu können.

Höhenlage hat deutlichen Einfluss

Die Sortenprüfungen für Silomais der Landwirtschaftskammer NRW erfolgen mittlerweile seit Jahren an zwei Standorten im Raum Meschede, die sich durch die Höhenlage, die Bodengüte und auch durch die Exposition der Flächen aber deutlich unterscheiden. Um die Sortenleistungen und die daraus abgeleitete Sortenempfehlung auf eine breitere Basis zu stellen, wird der gleiche Versuch noch einmal von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Uslar (Solling) auf 220 Höhenmetern angelegt und mit den nordrhein-westfälischen Ergebnissen gemeinsam verrechnet. Die jeweiligen Standortbeschreibungen und die an den Standorten in 2014 erzielten Erträge und Futterqualitäten können der Abbildung 1 entnommen werden. Beim Vergleich der Versuchsergebnisse vom Standort Uslar mit den Ergebnissen im höher gelegenen Meschede ist der deutliche Standorteinfluss, in erster Linie der Höhenlage auf den Maisertrag und die erzielten Futterqualitäten zu erkennen.

Der Ertrags- und Qualitätsvorteil am „Gunststandort“ Uslar fällt in 2014 besonders groß aus, da der Mais in Uslar früher gesät wurde und bei niedrigerer Höhenlage auch optimal ausreifen konnte. Während in den vergangenen Jahren in Meschede-Enste regelmäßig mit deutlich besseren Erträgen und Qualitäten geerntet werden konnte als im nochmals höher gelegenen Versuch in Wallen, fallen die Ertragsvorteile in Enste diesjährig kaum ins Gewicht, vielmehr werden hier sogar die schlechtesten Futterqualitäten erzielt. Dies ist darin zu begründen, dass der Mais in Enste extrem unter den beschriebenen Verschlämmungen zu leiden hatte und nur zögerlich auflaufen konnte. Den Pflanzen fehlte es dadurch auch im weiteren Verlauf deutlich an Zug, so dass die Sorten in Enste auch 5 bis 6 Tage später zur Blüte kamen. Daraus resultierend musste in Enste vor dem Erreichen der Silomaisreife geerntet werden. Dies verdeutlicht auch noch einmal den enormen Einfluss der Silomaisreife auf die Futterqualität, wenn bei mangelnder Reife nur niedrige Stärkegehalte und schlechte Energiekonzentrationen realisiert werden. Wie der Jahresvergleich für Enste zeigt, wurden ähnlich schlechte Qualitäten und Erträge dort zuletzt im Jahr 2011 erzielt.

Nutzungsrichtung und Standort berücksichtigen

In der Ergebnisübersicht in Abbildung 2 ist zu erkennen, dass mit der früheren Abreife einzelner Sorten regelmäßig bessere Stärkegehalte und Energiekonzentrationen erzielt werden können. Eine frühe und sichere Abreife ist immer die wichtigste Voraussetzung, um gute Silagequalitäten produzieren zu können. Insbesondere in der Milchviehfütterung ist dies von großer Bedeutung, wenn Grassilage betonte Rationen energetisch über stärkereiche Maissilage aufgewertet werden sollen. Beste Silagequalitäten haben dann absolute Priorität, so dass standortspezifisch frühe Sorten gewählt werden müssen, die sicher abreifen, aber ertraglich mit späteren Sorten nicht immer mithalten können. Wird der Silomais für die Biogasanlage angebaut, steht hingegen die Erzeugung höchster Massenerträge mit ausreichenden T-Gehalten um 30 % im Vordergrund, was höchste Gaserträge je Hektar erwarten lässt. Auf günstigeren Standorten kommen dafür auch massenwuchsbetonte Sorten in Frage, die aber insbesondere in Bezug auf die Stärkekonzentration den hohen Anforderungen in der Milchviehfütterung nicht gerecht werden können. Für die Sortenwahl ist es daher besonders wichtig, die Ansprüche an die Maissorte im Vorfeld zu definieren und den eigenen Standort hinsichtlich der Abreife realistisch einzuschätzen.

Diese Sorten kamen am besten zu recht

Mit 13 neu zugelassenen Sorten bzw. neu zu prüfenden EU-Sorten standen jetzt 38 Sorten bis zur Reifezahl S 230 im Landessortenversuch Silomais für die Höhen- und Übergangslagen. Aus Platzgründen werden in den Wochenblättern nur die relativierten Jahresergebnisse 2014 und das mehrjährige Ertragsmittel (drei- bzw. zweijähriges Mittel) dargestellt. Die gewohnte Auflistung der vollständigen Vorjahresergebnisse kann im Internet (siehe oben) eingesehen werden.

Sowohl diesjährig als auch im dreijährigen Mittel werden die höchsten Trockenmasseerträge von der schnell- und massenwüchsigen Sorte Toninio erzielt. Mit hohen Massenerträgen können 2014 auch Laurinio und die neuen Sorten Farmicus und LG 30215 sowie nach zwei Prüfjahren Babexx überzeugen. Abgesehen von LG 30215 realisieren diese Sorten aber unterdurchschnittliche Stärkegehalte und Energiekonzentrationen. Dennoch erzielt Toninio ein- und dreijährig den höchsten Energieertrag. Die höchsten Stärkeerträge im Standortmittel konnten 2014 Colisee und LG 30215 realisieren. Hinsichtlich der Futterqualität schafften in 2014 Colisee, Amagrano und die sehr frühe Sorte Mixxture die höchsten Stärkegehalte, die bei Colisee und Amagrano auch mit einer überdurchschnittlichen Energiekonzentration einhergehen. In der Kombination aus hohem Stärkegehalt und hoher Energiekonzentration machen im dreijährigen Mittel Amagrano und Mixxture auf sich aufmerksam. Mixxture kann aber hinsichtlich der Trockenmasse- und Energieerträge bei weitem nicht das hohe Niveau anderer Sorten erreichen. Die Sorte empfiehlt sich daher auf Grund der sehr frühen Abreife eher für echte Grenzlagen des Maisanbaus. Bezüglich der Frühreife wird Mixxture aber in 2014 von der neuen Sorte Monty noch übertroffen. Auch diese Sorte kann ertraglich allerdings kaum mit gängigen Sorten mithalten und bietet sich für einen Anbautest in den ungünstigsten Lagen an.

Sortenempfehlung

Entsprechend der Standortbedingungen muss bei der Sortenwahl für die Höhenlagen dem Abreifeverhalten der Sorten höchstes Augenmerk beigemessen werden. Dies gilt insbesondere dort, wo Silagen mit hohen Stärkegehalten erzeugt werden sollen. Qualitative und ertragliche Sortenvorteile können nur dann genutzt werden, wenn der Mais auch reif werden kann. Die Versuchsergebnisse aus den Höhenlagen zeigen diesbezüglich sehr deutlich die Grenzen auf. So fallen die mittelfrühen Sorten ab S 230 grundsätzlich durch zum Teil deutlich unterdurchschnittliche Trockenmassegehalte auf. Aber auch einige frühe Sorten (bis S 220) konnten nicht immer die Trockenmassegehalte erzielen, wie es die Reifezahl erwarten lässt. Das verdeutlicht, dass nicht die Reifezahl allein, sondern auch die Robustheit einzelner Sorten Einfluss auf die Pflanzenentwicklung, insbesondere unter ungünstigen Wachstumsbedingungen, hat. Der Vergleich der diesjährigen Standortergebnisse lässt auch erkennen, dass Sorten die früh mit der Stärkeeinlagerung starten, dann die Nase vorne haben, wenn tendenziell vor dem Erreichen der optimalen Silomaisreife gehäckselt werden muss.

Gut zu Recht kommen immer wieder die Sorten, die Kälteperioden in der Jugendentwicklung unbeschadet überstehen und das Wachstum unter besseren Bedingungen schnell wieder aufnehmen können. In der Sortenempfehlung (Übersicht 3) sind die Sorten wie gewohnt hinsichtlich der unterschiedlichen Prüfkriterien mit „ + „, „ - „ und „ o „ bewertet. Einzelbetrieblich kann es dabei sinnvoll sein, im gewissen Rahmen auf Ertrag zu verzichten, wenn durch die bessere Silagequalität einer Sorte die Leistung aus dem Grundfutter gesteigert werden kann. Als Qualitätssorten sind in der Sortenempfehlung die Sorten mit „Q“ gekennzeichnet, sofern sowohl überdurchschnittliche Energiekonzentrationen als auch hohe Stärkegehalte erzielt wurden. Im Gegensatz dazu sind ertragsbetonte Sorten, die sowohl im Stärkegehalt als auch in der Energiekonzentration unterdurchschnittlich eingestuft sind, in der Sortenempfehlung mit einem (M) als Massentypen zu erkennen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sollten diese Sorten für die Nutzungsrichtung Biogas gewählt werden. Dort, wo in günstigen Übergangslagen mit mittelfrühen Sorten gute Erträge für die Nutzungsrichtung Biogas erzielt werden konnten, sollten auch die Ergebnisse aus den Niederungslagen, die in der letzten Ausgabe veröffentlicht wurden, berücksichtigt werden.

So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte Sorten :

Amagrano, ca. S 210: frühreife Sorte mit hoher Energie- und sehr hoher Stärkekonzentration. Trotz unterdurchschnittlichen Trockenmasseertrages noch hoher Stärkeertrag. Optimal für die Ergänzung Grassilage betonter Rationen

Colisee, S 220: trockenmasse-, energie- und stärkeertragsbetonte Sorte mit durchschnittlicher Abreife und Qualität. Zügige Jugendentwicklung.

Eduardo, S 210: frühreife Silomaissorte mit hohen Stärkegehalten. Trockenmasse- und Energieertrag aber deutlich unterdurchschnittlich.

Fabregas, S 220: sehr frühe Abreife. Energiekonzentration durchschnittlich. In den Höhenlagen dreijährig hoher Stärkegehalt. Trockenmasse- und Energieertrag im dreijährigen Mittel jetzt unterdurchschnittlich.

Laurinio, ca. S 220: trockenmasseertragsbetonte Sorte mit im dreijährigen Mittel deutlich unterdurchschnittlichen Qualitäten. Empfehlung in erster Linie für Biogas.

LG30223, S 220: in den Höhenlagen spätreife Sorte mit allerdings im dreijährigen Mittel guter Energiekonzentration und hohem Energieertrag. Trockenmasseertrag, Stärkegehalt und - ertrag dreijährig im Sortimentsmittel.

LG30240, S 230: spätere Abreife, hohe Trockenmasse- und hohe Energieerträge. Sehr niedriger Stärkegehalt und -ertrag.

Mixxture, S 190: sehr frühe Abreife in den Versuchen. Hohe Energiekonzentration und sehr hohe Stärkegehalte aber deutlich unterdurchschnittlicher Trockenmasse- und Energieertrag. Für Grenzlagen des Maisanbaus.

Niklas, S 230: in den Höhenlagen sehr späte Abreife und weit unterdurchschnittlicher Stärkegehalt und -ertrag. Sehr hoher Trockenmasse- und hoher Energieertrag. Empfehlung für die Biogasnutzung auf günstigen Standorten und in Übergangslagen.

Tokala, S 210: frühreife, trockenmasse- und energieertragsbetonte Silomaissorte mit hoher Energiekonzentration.

Toninio, S 240: sehr ertragsstarke Sorte mit enormen Massenwachstum. Im Versuchs- und Standortmittel dreijährig höchste Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge, bei allerdings unterdurchschnittlichen Qualitäten, was auf Verdünnungseffekten infolge des enormen Massenertrages beruht.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Babexx, S 210: ertragsbetonte Silomaissorte mit durchschnittlicher Abreife aber unterdurchschnittlicher Energiekonzentration.

Carolinio KWS, S 230: spätreife, trockenmasseertragsbetonte Sorte mit unterdurchschnittlichen Qualitäten.

Messago, S 220: in den Höhenlagen später reifende Sorte mit im zweijährigem Mittel hoher Energiekonzentration und hohem Stärkeertrag.

P 7500, S 210: in den Höhenlagen später abreifende, qualitäts- und stärkeertragsbetonte Silomaissorte mit durchschnittlichem Trockenmasse- und Energieertrag. Sehr hohe Energie- und hohe Stärkekonzentration.

P 8057, S 200: sehr hohe Energie- und Stärkekonzentration bei allerdings deutlich unterdurchschnittlichem Trockenmasse- und Energieertrag.

Schobbi CS, S 200: frühreife, qualitätsbetonte Sorte mit sehr hohem Stärkegehalt.

Sorten für den Probeanbau

Nach einjähriger Prüfung in den Höhenlagen empfehlen sich 2015 einige Sorten für den Probeanbau. Die Sorte Monty konnte zwar ertraglich überhaupt nicht überzeugen, bietet sich aber auf Grund der erstaunlich frühen Reife in extremen Grenzlagen für einen Test an, wo bislang auch die frühesten Sorten nicht vollständig ausreifen konnten. Ertraglich kamen 2014 die neuen Sorten LG 30215, Rianni CS und Farmicus sehr gut zurecht. Während LG 30215 und Rianni CS auch hinsichtlich der Stärkeerträge überzeugen konnten, bietet sich Farmicus mit der Reifezahl S 230 eher für die Biogasnutzung in Übergangslagen an, da die Sorte hinsichtlich der Stärkeproduktion in der Versuchsserie Höhen- und Übergangslagen nicht überzeugen konnte.

Autor: Norbert Erhardt