Landessortenversuche Silomais 2017, Höhenlagen

Silomais in HöhenlagenBild vergrößern
Auch in den Höhen- und Übergangslagen gehört Mais mittlerweile zum Landschaftsbild

Sehr gutes Maisjahr in Höhen- und Übergangslagen

Nach dem wärmsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, kehrte in den Höhenlagen Nordrhein-Westfalens ab der Karwoche noch einmal der Winter zurück. Die Maisaussaat, wie auch die Anlage der Landessortenversuche mit Silomais konnte in der Regel erst im Mai erfolgen. Norbert Erhardt stellt die Ergebnisse der Landessortenversuche Silomais vor und gibt Sortenempfehlungen für 2018.

Die späteren Saattermine profitierten dann aber sofort von den ansteigenden Temperaturen und liefen zügig, oftmals zusammen mit vereinzelten Frühsaaten am zweiten Maiwochenende auf. Anhaltend hohe Temperaturen und insbesondere milde Nächte begünstigten auch in den Höhenlagen die Jugendentwicklung. Die Bestände schlossen spätestens in der letzten Junidekade die Reihen. Außerordentlich früh gingen die Maisbestände dann in die generative Phase über. Erste Sorten blühten sehr früh, ab Mitte Juli und am 24. Juli standen auch die spätesten Sorten 2017 in den Landessortenversuchen in der Blüte - ein Prozess, der sich sonst regelmäßig bis deutlich in den August hineinzieht.

Die günstigen Wachstumsbedingungen zusammen mit den noch langen Tagen bescherten dem Mais in den Höhenlagen ein enormes Massenwachstum, mit der Folge, dass 2017 in den Sortenversuchen rund um Meschede vielfach Trockenmasseerträge mit Silomais erzielt werden konnten, wie sie sonst auf Gunststandorten in Niederungslagen üblich sind. Das üppige Massenwachstum der Silomaissorten in 2017 ist dabei, neben den hohen Erträgen, auch schon an den enormen Wuchshöhen zu erkennen, die der Übersicht 2 entnommen werden können. Beim Vergleich der Anbaujahre für den Standort Calle-Wallen in Übersicht 1 ist allerdings zu beachten, dass die diesjährige Sortenprüfungen nicht auf einen flachgründigen Standort angelegt wurden, sondern in einer tiefgründigen, geschützten Tallage von vornherein beste Standortbedingungen gegeben waren.

Frühe Kolbenfüllung - aber langsame Reife

Die frühe Blüte und ausgeglichene Temperaturen im August begünstigten im weiteren Verlauf die Stärkeproduktion und Kolbenfüllung. Anfang September hatten erste Sorten bereits die frühe Teigreife erreicht und es zeichnete sich noch eine relativ frühe Silomaisernte auch für die Höhenlagen ab. Niedrige Temperaturen und zum Teil ergiebiger Regen verlangsamten dann aber die Abreife deutlich. So zeigten die Abreifeuntersuchungen der Landwirtschaftskammer am Standort Meschede-Enste insbesondere für die zweite und dritte Septemberdekade kaum noch Zunahmen der Trockenmassegehalte in Kolben und Körnern. Bezüglich der Gesamttrockenmassegehalte stellte sich zwischenzeitlich ein totales „Stand-Still“ ein, da die Pflanzen offensichtlich in Stängel und Blätter noch wieder Wasser aufnahmen, was die geringen Fortschritte der Kolbenreife kompensierte. Bei wieder deutlich besserem Wetter im Oktober konnte der Mais dann aber auch in den Höhenlagen noch ordentlich ausreifen, so dass mit hohen, in Calle-Wallen fast schon zu hohen Trockenmassegehalten gehäckselt werden konnte.

Weniger Sturmschäden

Anders als in den Niederungslagen waren die Maisbestände in den Höhen- und Übergangslagen 2017 weniger stark von Lager und Stängelbruch betroffen. Zum einen ist dies darauf zurückzuführen, dass überwiegend frühe Sorten angebaut werden, die sich auch in den Niederungslagen 2017 in der Regel deutlich standfester zeigten als viele spätere Sorten. Des Weiteren bleibt der Mais in windoffenen, rauen Kammlagen regelmäßig kleiner, während die massenwüchsigen Bestände eher in windgeschützten Tallagen zu finden sind. Die Kennzeichnung der Sorten bezüglich der Lageranfälligkeit der empfohlenen Sorten in Übersicht 3 basiert daher maßgeblich auf den Beobachtungen in den nordrhein-westfälischen Niederungslagen, korrespondiert aber auch in einigen Bereichen mit den Beobachtungen am Versuchsstandort Uslar der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die in der Übersicht 2 als prozentuales Lager zur Ernte angegeben sind..

Gute Ergebnisse

Vor dem Hintergrund der ordentlichen Ausreife der Maisbestände konnten 2017 in den Höhenlagen gute Stärkegehalte und Energiekonzentrationen erzielt werden. Die Bedeutung der Maisabreife bezüglich der Futterqualitäten wird dabei beim Vergleich der Standortergebnisse in Übersicht 1 deutlich. Hier ist anschaulich zu erkennen, dass mit zunehmenden Trockenmassegehalten an den Standorten Calle-Wallen und Uslar auch die Stärkegehalte  und Energiekonzentrationen ansteigen. Über den Trockenmasseertrag errechnen sich für alle Versuchsstandorte 2017 auch sehr hohe Stärke- und Energieerträge. Allerdings ist zu bedenken, dass die erzielten, überhöhten Trockenmassegehalte in den Versuchen Probleme bei der Verdichtbarkeit des Erntegutes erwarten lassen. Insbesondere bei kleindimensionierten Silostapeln mit ungenügendem Vorschub bei der Futterentnahme können Nacherwärmung und Futterverderb dann erhebliche Qualitätseinbußen nach sich ziehen. Wie bereits bei der Verrechnung der Silomaisversuche in den Niederungslagen, wurde auch die Versuchsauswertung für die Höhen- und Übergangslagen um die sortenspezifische Gasausbeute und den Gasertrag je Hektar erweitert. Allerdings ist in Bezug auf die sortenspezifische Gasausbeute in der Versuchsserie für die Höhenlagen sowohl für das aktuelle Erntejahr, als auch im zweijährigen Mittel nur eine geringe Schwankungsbreite zu erkennen. Die höchsten Gaserträge werden deshalb nach wie vor mit den Sorten realisiert, die höchste Trockenmasseerträge liefern.

Frühreife Sorten mit Qualitätsvorteilen

Grundsätzlich ist bei der Sortenwahl bzw. dem Maisanbau in den Höhen- und Übergangslagen zu beachten, dass ein Optimum an Futterqualität und Ertrag nur erzielt werden kann, wenn der Mais am jeweiligen Standort ordentlich ausreifen kann. Das ist dann zu erwarten, wenn im Korn bzw. Kolben Trockenmassegehalte von mindestens 58 bzw. 55 Prozent erzielt werden. In Abhängigkeit vom Kolbenanteil und der Restpflanzenabreife sind dann Gesamttrockenmassegehalte von 32 bis 36 % anzustreben. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sollten mit zunehmender Höhenlage frühreifere Sorten zum Anbau kommen. Höchste Trockenmassegehalte konnten mehrjährig für die Sorten Amagrano, SY Werena und zweijährig für KWS Stabil und Absalon gemessen werden. Amagrano fällt dabei durch mehrjährig höchste Stärkegehalte und eine überdurchschnittliche Energiekonzentration auf. Ähnlich wie die sehr frühe Sorte Absalon kann Amagrano aber ertraglich nicht mehr im Sortiment mithalten. KWS Stabil kann hingegen im zweijährigen Mittel durch Frühreife, Futterqualität und sehr hohe Erträge überzeugen. Die höchste Energiekonzentration bei durchschnittlicher Abreife wird im zweijährigen Mittel von der Sorte Farmezzo erzielt. Nach einjähriger Prüfung fällt in der Kombination aus hohem Stärkegehalt und hoher Energiekonzentration die neue Sorte Amanova positiv auf.

Ertragsstärkste Sorten

Bei allgemein knappen Ackerflächen, insbesondere in den Grünlandregionen der Höhenlagen, wird die Sortenwahl regelmäßig vor dem Hintergrund der höchsten Energie- und Stärkeerträgen erfolgen. Im Mittel der Versuchsstandorte konnten 2017 mit den Sorten Amanova und Cathy, gefolgt von SY Talisman und Keops die höchsten Stärkeerträge erzielt werden. Im zwei- bzw. dreijährigen Mittel schneiden diesbezüglich Keops und KWS Stabil gefolgt von SY Welas und SY Talisman am besten ab. Die höchsten Energieerträge sind im mehrjährigen Mittel für die Sorten LG 30248, Toninio, SY Welas und Cathy zu finden. Neben der neuen, früheren Sorte Amanova konnten im ersten Prüfjahr noch Severeen, Benedictio KWS und Amaroc mit hohen Energieerträgen überzeugen. Entsprechend der Reifezahl S 230 reifen diese Sorten aber später ab und bieten sich damit eher für den Anbau in günstigen Übergangslagen an.

Sortenempfehlung

Entsprechend der Verwertung und den Standortbedingungen muss bei der Maissortenwahl für die Höhen- und Übergangslagen das Abreifeverhalten der Sorten besonders beachtet werden. Dies gilt insbesondere dort, wo Silagen mit hohen Stärkegehalten erzeugt werden sollen. Qualitative und ertragliche Sortenvorteile können nur dann genutzt werden, wenn der Mais auch reif werden kann. Wo es im Fall der Biogasnutzung nicht auf den letzten Prozentpunkt bezüglich der Stärkegehalte ankommt, kann in gewissem Rahmen das höhere Ertragspotenzial etwas späterer Sorten genutzt werden. Die guten Bedingungen der Jahre 2016 und 2017 sollten aber nicht vergessen lassen, dass es in anderen Jahren bezüglich der Maisabreife mit spätreiferen Sorten durchaus eng werden kann. Zuletzt war dies noch 2015 der Fall, als Frost und Schnee die Maisabreife in den Höhenlagen Anfang Oktober abrupt beendeten. Um das Anbaurisiko zu begrenzen, sollten Sorten gewählt werden, die auch unter ungünstigeren Wachstumsbedingungen ein Mindestmaß an Abreife erwarten lassen. In der Sortenempfehlung (Übersicht 3) sind die Sorten wie gewohnt hinsichtlich der unterschiedlichen Prüfkriterien mit „ + „, „ - „ und „ o „ bewertet. Als Qualitätssorten sind in der Sortenempfehlung die Sorten mit „Q“ gekennzeichnet, sofern sowohl überdurchschnittliche Energiekonzentrationen als auch hohe Stärkegehalte erzielt wurden. Im Gegensatz dazu sind ertragsbetonte Sorten, die sowohl im Stärkegehalt als auch in der Energiekonzentration unterdurchschnittlich eingestuft sind, in der Sortenempfehlung mit einem (M) als Massentypen zu erkennen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sollten diese Sorten für die Nutzungsrichtung Biogas gewählt werden. Vielfach errechnen sich für diese Sorten auch die höchsten Gaserträge je Hektar, was jetzt auch in der Sortenempfehlung entsprechend bewertet wird. Dort, wo in günstigen Übergangslagen mit mittelfrühen Sorten gute Erträge für die Nutzungsrichtung Biogas erzielt werden konnten, sollten auch die Ergebnisse aus den Niederungslagen berücksichtigt werden.

So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte Sorten :

Amagrano, ca. S 210 : qualitätsbetonte Silomaissorte mit sicherer Abreife. Hohe Energie- und sehr hohe Stärkekonzentration. Amagrano kommt ertraglich nicht mehr an das hohe Niveau vieler neuer Sorten heran, gilt aber nach wie vor als Garant für gute Silagequalitäten auch unter ungünstigen Bedingungen.

Babexx, S 210 : trockenmasseertragsbetonte Silomaissorte mit knapp durchschnittlicher Abreife. Trotz unterdurchschnittlicher Energie- und Stärkekonzentration noch durchschnittliche  Energie- und Stärkeerträge.

Cathy, S 210 : Cathy kam 2017 in den Prüfungen sehr gut zurecht. Bei durchschnittlicher Abreife, hohe Energiekonzentration und 2017 auch hohe Stärkegehalte. Trockenmasse- und Stärkeertrag im dreijährigen Mittel hoch, Energieertrag sehr hoch.

Laurinio, ca. S 220 : trockenmassebetonte Sorte mit im dreijährigen Mittel deutlich unterdurchschnittlichen Qualitäten. Empfehlung in erster Linie für Biogas.

LG 30248, S 220 : ertragsbetonte Silomaissorte mit im zweijährigen Mittel höchsten Trockenmasse- und Energieerträgen. Wie in den Niederungslagen aber deutlich unterdurchschnittlicher Stärkegehalt bei durchschnittlicher Energiekonzentration. Späte Abreife.

Stacey, S 220 : stärke- und energieertragsbetonte Sorte mit in den Höhenlagen guter Energiekonzentration. Trotz guter Jugendentwicklung reifte die Sorte 2017 spät ab.

SY Talisman, S 220 : im dreijährigen Mittel hohe Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge bei durchschnittlichen Qualitäten und entsprechend der Reifezahl früher Abreife.

SY Welas, S 230 : massenwüchsige Sorte mit späterer Abreife in den Höhenlagen. Zwischen den Versuchsjahren stark schwankende, unterdurchschnittliche Qualitätsmerkmale. Sehr hohe Trockenmasse- und Energieerträge. Vornehmlich für die Biogasnutzung in günstigen Höhen- und Übergangslagen.

Tokala, S 210 : trotz guter Jugendentwicklung kann Tokala insbesondere hinsichtlich der Stärkeerträge nicht überzeugen. Im dreijährigen Mittel aber noch hoher Trockenmasse- und Energieertrag. Nach sehr später Abreife in 2017, jetzt deutlich unterdurchschnittlicher Stärkegehalt.

Toninio, S 240 : sehr ertragsstarke Sorte mit enormen Massenwachstum. Im Versuchs- und Standortmittel langjährig höchste Trockenmasse- und Energieerträge, bei allerdings unterdurchschnittlichen Qualitäten, was auf Verdünnungseffekten infolge des enormen Massenertrages beruht. Biogassorte für günstigere Standorte.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Absalon, S 190 : Absalon wird auf Grund der sehr frühen Abreife und der damit einhergehenden hohen Stärkegehalte für Grenzlagen des Silomaisanbaus empfohlen. Unter günstigen Anbaubedingungen kann mit der Sorte das Ertragspotenzial des Standortes aber nicht genutzt werden.

KWS Stabil, S 200 : Stabil überzeugt mit sehr früher Abreife, sehr guten Qualitäten, hohen Trockenmasse- und Energieerträgen sowie sehr hohen Stärkeerträgen.

Keops, S 200 : sehr ertragsstarke Silomaissorte mit hoher Energiekonzentration und durchschnittlicher Abreife

Farmezzo, S 220 : hohe Energiekonzentration und hoher Energieertrag. Trockenmasse- und Stärkeertrag sowie Abreife zweijährig im Sortimentsmittel.

Sorten für den Probeanbau

Maissorten ohne Ende - die Sortenflut im Maisanbau hält nach wie vor an. Nach intensiver Vorauswahl wurden 2017 13 neue Sorten in das Prüfsortiment für die Höhen- und Übergangslagen aufgenommen. Mit guten qualitativen Eigenschaften und sehr hohen Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträgen empfiehlt sich die Sorte Amanova für den Probeanbau im Fütterungsbereich, während sich der frohwüchsige KWS Laurencio mit früher Abreife und hohen Trockenmasseertrag zum Testen für die Nutzungsrichtung Biogas auf ungünstigen, aber windgeschützten Standorten (Lagergefahr) anbietet. Mit hohen Trockenmasseerträgen kommen für den Probeanbau in günstigen Übergangslagen die 230er Sorten Amaroc, Benedictio KWS, LG 30244 und Severeen in Betracht. Während Amaroc und LG 30244 bezüglich der Energiedichte im ersten Versuchsjahr nicht überzeugen, können Benedictio und Severeen auch in der Fütterung eingesetzt werden.

Autor: Norbert Erhardt