Landessortenversuche Silomais 2019, Höhenlagen

Mais in Meschede-WallenBild vergrößern
In den Höhenlagen, hier am Standort Meschede, konnte der Silomais von den hohen Temperaturen profitieren

Silomaissorten für die Höhenlagen

Die hohen Temperaturen ab Ende Juli und im August begünstigten 2019 erneut die Stärkeeinlagerung für Silomais in den Höhenlagen Nordrhein-Westfalens. Auf kalten und flachgründigen Standorten reichten die Frühsommertemperaturen und zum Teil auch die Wasserreserven aber nicht immer für Spitzenerträge. Auch in den Landessortenversuchen mit Silomais kam es standortspezifisch zu großen Ertragsunterschieden.

Kühles und trockenes Wetter im April bot auch in den Höhen- und Übergangslagen Nordrhein-Westfalens beste Bedingungen für die Gülleausbringung und Bodenbearbeitung zu Mais. Mit ansteigenden Temperaturen lief die Maisbestellung auch hier zeitig in der letzten Aprildekade. Der Feldaufgang zog sich, im deutlich unterkühlten Mai, aber bis zu 4 Wochen in die Länge. Da die Keimlinge in der Regel noch im Boden steckten, wurden die, zum Teil strengen, Frostnächte um Mitte Mai, von den auflaufenden Saaten noch gut überstanden. In Abhängigkeit vom Standort verlief die Jugendentwicklung in den Übergangs- und Höhenlagen 2019 aber sehr schleppend. War das Wachstum in den kurzen wärmeren Phasen gerade angesprungen, brachten extrem kalte Nächte die Entwicklung regelmäßig wieder, bis in den Juli hinein, zum Erliegen. An der Wetterstation in Eslohe wurde sogar am 10. Juli noch einmal Bodenfrost von -0,7°C gemessen. Unabhängig von der zögerlichen vegetativen Entwicklung schoben die Maispflanzen dann aber mit der Hitzewelle, in Kombination mit den schon kürzeren Tagen in der letzten Julidekade, schnell die Fahnen. An beiden nordrhein-westfälischen Versuchsstandorten um Meschede blühten die Sorten unabhängig von der Reifezahl zwischen dem 24. und 29. Juli vergleichsweise früh und besonders zügig ab. In Meschede-Wallen war dabei deutlich zu erkennen, dass den Pflanzen Zeit bzw. Temperatursumme für den Ertragsaufbau fehlte, was sich schon in der Pflanzenlänge widerspiegelte. Während für die Sorten in Meschede-Wallen nur Wuchslängen zwischen 200 und 260 cm gemessen wurden, erreichten die Sorten am Gunststandort Meschede-Enste Längen zwischen 300 und 380 cm. Unabhängig vom Wuchs begünstigten die Temperaturen im August auch in den Höhenlagen die Stärkeproduktion und –einlagerung in den Maisbeständen. Die weitere Abreife kam dann, im wiederum unterkühlten September, aber nur langsam voran und stagnierte um die Monatsmitte fast vollständig. In ungünstigen Muldenlagen wurde die Maisabreife mit Nachtfrost um den 20. September sogar vorzeitig beendet. Allgemein erreichten die Maisbestände in Abhängigkeit von der Höhenlage ab Ende September die Silomaisreife. Mehrere Regentage beanspruchten dann aber die Befahrbarkeit der Flächen, so dass die Silomaisernte in den Höhenlagen regelmäßig erst zum Ende der ersten Oktoberdekade starten konnte.

Unterschiedlicher Ertragsaufbau

Entsprechend dem schon optischen Eindruck, fallen die Erträge an den nordrhein-westfälischen Versuchsstandorten um Meschede 2019 sehr unterschiedlich aus. Nachdem der Bestand in Meschede Wallen auf Grund der niedrigen Temperaturen im Mai und Juni deutlich im Massenwachstum beeinträchtigt wurde, führten die günstigen Bedingungen nach der Blüte hier zu hohen Kolbenanteilen, was sich in hohen Stärkegehalten widerspiegelt. Auffallend hoch fällt in Wallen der Gesamttrockenmassegehalt aus. Neben den hohen Anteilen trockener Kolben, ist dies auf eine vorangeschrittene Abreife von Blättern und Stängeln zurück zu führen. Der „Alterungsprozess“ der Restpflanze hat dann für das Häckselgut in Wallen auch zur Folge, dass trotz höherer Stärkegehalte im Mittel der Sorten eine niedrigere Energiekonzentration zu finden ist. Absolut wurde im üppigen Bestand in Meschede-Enste deutlich mehr Kolbenmasse und dementsprechend mehr Stärkeertrag gebildet. Der enorme Massenwuchs hat hier aber Verdünnungseffekte bezüglich der Stärkekonzentration zur Folge. Ertraglich wird in Meschede-Enste nach 2018 erneut ein sehr hohes Niveau, vergleichbar mit guten Standorten in Niederungslagen, erreicht. Demgegenüber fallen die Erträge in Meschede-Wallen fast 30 Prozent niedriger aus und erreichen im langjährigen Vergleich ein durchschnittliches Niveau für den Höhenstandort.

Die besten Sorten

Insbesondere in den Grünlandregionen der Höhen- und Übergangslagen wird Silomais in der Rindviehfütterung zur energetischen Aufwertung der grassilagebetonten Futterrationen eingesetzt. Bei allgemein geringeren Maisanteilen bieten sich hierfür in erster Linie Sorten an, die über hohe Stärkegehalte höchste Energiekonzentrationen gewährleisten. Hohe Stärkegehalte, die mit hohen Kolbenanteile einhergehen, können erst erzielt werden, wenn die Sorte am jeweiligen Standort auch reif werden kann. Diesjährig und auch im mehrjährigen Mittel zeichnen sich die Sorten KWS Stabil und Amanova durch früheste Abreife und höchste Stärkegehalte aus. Hohe Stärkegehalte werden ein- und mehrjährig auch mit den Sorten LG 31211 und SY Talisman erzielt. Die Sorten Amanova und LG 31211 erzielten 2019 im Mittel der Versuchsstandorte auch die höchsten Energiekonzentrationen und schneiden diesbezüglich auch im mehrjährigen Mittel positiv ab. Bezüglich der Kombination aus früher Abreife, höchstem Stärkegehalt und hoher Energiekonzentration kann 2019 auch die erstmals geprüfte Sorte Gatsby überzeugen, wobei die Sorte im Massenertrag nicht das Niveau der etwas späteren Sorten erreichen kann. Die höchsten Trockenmasse- und Energieerträge können, vor dem Hintergrund der guten Bedingungen für die Kolbenfüllung im August, wieder mittelfrühe Sorten realisieren. Ein- und mehrjährig können diesbezüglich besonders Amaroc, Severeen und Benedictio überzeugen. Sehr hohe Trockenmasse- und Energieerträge zeigt auch die neue Sorte LG 31238 im ersten Versuchsjahr. Die spätere Abreife bringt für diese Sorte aber eine unterdurchschnittliche Stärkekonzentration mit sich. Die, im mehrjährigen Mittel, höchsten Biogasausbeuten können mit Amanova, Keops, LG 31211 und nach zweijähriger Prüfung mit Kaprilias erzielt werden. Bezüglich des Gasertrages schneiden Benedictio KWS, Amanova und wiederum Keops im Mittel der Jahre am besten ab. Mit höchsten Gaserträge im aktuellen Prüfjahr konnten die neuen Sorten LG 31238, Agromilas, Friendli CS und Leguan überzeugen.

Sortenempfehlung

Die Sortenwahl in den Höhen- und Übergangslagen sollte immer vor dem Hintergrund der Standortbedingungen erfolgen. Oberste Priorität muss dabei das sichere Abreifeverhalten der Sorten haben, da hohe Futterqualitäten nur realisiert werden können, wenn der Mais am entsprechenden Standort auch optimale Reifegrade in Korn bzw. Kolben erzielen kann. Die günstigen Reifebedingungen der letzten Jahre sollten nicht dazu verleiten auf zu späte Sorten zu setzten. Qualitative und ertragliche Sortenvorteile können nur genutzt werden, wenn der Mais auch reif werden kann. Wo es im Fall der Biogasnutzung nicht auf den letzten Prozentpunkt bezüglich der Stärkegehalte ankommt, kann in gewissem Rahmen das höhere Ertragspotenzial etwas späterer Sorten genutzt werden. In der Sortenempfehlung (Übersicht 3) sind die Sorten wie gewohnt hinsichtlich der unterschiedlichen Kriterien mit „ + „, „ – „ und „ o „ bewertet. Als Qualitätssorten sind in der Sortenempfehlung die Sorten mit „Q“ gekennzeichnet, sofern sowohl überdurchschnittliche Energiekonzentrationen als auch hohe Stärkegehalte erzielt wurden. Im Gegensatz dazu sind ertragsbetonte Sorten, die sowohl im Stärkegehalt als auch in der Energiekonzentration unterdurchschnittlich eingestuft sind, in der Sortenempfehlung mit einem (M) als Massentypen zu erkennen. Diese Sorten bieten sich, wenn überhaupt, für die Nutzungsrichtung Biogas an. Vielfach errechnen sich für diese Sorten auch die höchsten Gaserträge je Hektar, was auch in der Sortenempfehlung entsprechend bewertet wird. Dort, wo in günstigen Übergangslagen mit mittelfrühen Sorten gute Erträge für die Nutzungsrichtung Biogas erzielt werden konnten, sollten auch die Ergebnisse aus den Niederungslagen berücksichtigt werden.

So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte Sorten

Amanova, S 210 : frühreife Sorte mit sehr hohen Stärkegehalten und hoher Energiekonzentration und Gasausbeute. Hohe Erträge, im mehrjährigen Mittel höchster Stärkeertrag.

Amaroc, S 230 : massenwüchsige Silomaissorte, mit ungewöhnlich früher Abreife in 2019, was dann auch diesjährig hohe Stärkegehalte und sogar sehr hohe Stärkeerträge mit sich bringt. Im mehrjährigen Mittel unterdurchschnittliche Qualitäten, aber höchster Trockenmasseertrag. Amaroc bietet sich für den massenertragsbetonten Silomaisanbau, vornehmlich für die Nutzungsrichtung Biogas in Übergangs- und günstigen Höhenlagen an. Der Massenwuchs bringt eine gewisse Anfälligkeit für Lager und Stängelbruch mit. Daher Vorsicht in windoffenen Lagen, Bestandesdichte anpassen.

Benedictio KWS, S 230 : trockenmasse-, besonders aber stärke- und energieertragsbetonte Sorte. Energiekonzentration im mehrjährigen Mittel hoch. Mehrjährig hohe Energiekonzentration und hohe Gasausbeute. Empfehlung für maisbetonte Rationen und die Biogasnutzung in Übergangs- und günstigen Höhenlagen.

Farmezzo, S 220 : qualitätsbetonte, tendenziell etwas später abreifende Silomaissorte. Trockenmasse- und Gasertrag im mehrjährigen Mittel unterdurchschnittlich. Farmezzo passt sehr gut in Rationen mit sehr hohen Maisanateilen, die in den Höhenlagen aber weniger zu finden sind.

KWS Stabil, S 200 : 2019, wie auch mehrjährig früheste Abreife und sehr hoher Stärkegehalt. Auf Grund der Frühreife empfiehlt sich Stabil als Garant für stärkereiche Silagen insbesondere in Grenzlagen des Maisanbaus.

Keops, S 210 : robuste Silomaissorte mit überdurchschnittlichen Erträgen und guten Futterqualitäten. Stärke- und Gasertrag im mehrjährigen Mittel sehr hoch.

LG 30244, S 230: in den Höhenlagen später abreifende, trockenmasse- und stärkeertragsbetonte Sorte mit allerdings schwankenden Qualitäten.

LG 31211, S 220 : stärke- und energiekonzentrationsbetonte Sorte. LG 31211 kam in 2018 und 2019 an den NRW Prüfstandorten besser zu Recht. Trockenmasseertrag im Mittel unterdurchschnittlich. Dank guter Qualitäten aber mehrjährig mittlerer Stärke-, Energie- und Gasertrag.

Severeen, S 230 : in Höhenlagen später abreifende, ertragsbetonte Sorte. Wie viele spätere Sorten kann Severeen die Wachstumsbedingungen 2018 und 2019 für hohe Stärkegehalte nutzen, wovon die Sorte auch im mehrjährigen Mittel profitiert. Bezüglich Gasausbeute und –ertrag schneidet die Sorte aber unterdurchschnittlich ab.

SY Talisman, S 220 : stärkegehalts- und stärkeertragsbetont, bietet sich Talisman zum Einsatz in Rationen mit hohen Grassilageanteilen an. Biogasausbeute und –ertrag dies- und mehrjährig unterdurchschnittlich.

Zweijährig geprüfte Sorten

Amavit, S 210: frühreife, stärkeertragsbetonte Sorte.

Likeit, ca. S 190: bezüglich der Abreife wird Likeit nicht den Erwartungen der Reifezahl gerecht. Die nur in NRW und am Standort Uslar in Niedersachsen geprüfte Sorte kann 2019 nicht an die hohen Stärkegehalte und –erträge aus 2018 anknüpfen. Im zweijährigen Mittel aber immer noch hoher Stärkegehalt.

KWS Stefano, S 210: Stefano überzeugt mit, im zweijährigen Mittel, hohem Stärkegehalt und überdurchschnittlicher Energiekonzentration. Stärkeertrag im Mittel hoch, sonst durchschnittliche Erträge.

Rancador, S 210: qualitätsbetonte Sorte mit hohen Stärke- und Energieerträgen nach zweijähriger Prüfung.

Sorten für den Probeanbau

Auch im Sortiment für die Höhenlagen macht sich die Sortenflut und ein zunehmender Sortenwechsel im Maisanbau bemerkbar. Von 36 Sorten standen dabei diesjährig bei uns 16 Sorten neu in den Prüfungen. Einige dieser Sorten konnten im ersten Versuchsjahr mit deutlich überdurchschnittlichen Qualitäten oder Erträgen überzeugen und bieten sich für einen Probeanbau an. An den beiden Standorten in Nordrhein-Westfalen und im niedersächsischen Uslar konnte, wie in den Niederungslagen, LG 31238 mit höchsten Trockenmasse-, Energie- und Gaserträgen überzeugen. Hier fiel auch Leguan mit sehr hohen Gaserträgen auf. Im Mittel aller Standorte im Anbaugebiert 6 überzeugten diesbezüglich auch Agromilas und Friendli CS. Die sehr frühe Sorte Gatsby konnte in Niedersachsen und NRW im ersten Prüfjahr mit sehr hohen Stärkegehalten und daraus resultierender hohen Energiedichte überzeugen. Gatsby bietet sich damit für den Probeanbau in Grenzlagen für den Maisanbau an.

Autor: Norbert Erhardt