Landessortenversuche Silomais 2019

Silomaisernte nach der Dürrre im Sommer 2018Bild vergrößern
Durch die vorangeschrittene Restpflanzenabreife bei der Ernte mit hohen Anteilen trockener Blätter, Lieschen und Stängelteile wird die Verdichtbarkeit des Häckselgutes erschwert.

Silomais 2019: Standort entscheidend für Ertrag und Qualität

Nach 2018 war in diesem Jahr erneut die Wasserversorgung maßgeblicher Faktor für das Wachstum und den Ertragsaufbau der Maisbestände in NRW. Die regional zum Teil sehr unterschiedlichen Bedingungen spiegeln sich auch in den Landessortenversuchen mit Silomais wider.

Trockene Bestellbedingungen, eine schleppende Jugendentwicklung im kühlen Mai mit zum Teil frostigen Nächten und der trockene Sommer bestimmten die Wachstumsbedingungen für den Mais in NRW 2019. Besonders in den nördlichen und westlichen Landesteilen war die Wasserversorgung von Beginn an sehr angespannt. Bis zum Fahnenschieben kam zumindest Hauptfruchtmais mit den begrenzten Reserven an Bodenwasser noch einigermaßen über die Runden. Spätestens zur Blüte waren aber insbesondere auf den leichten Böden im Münsterland sämtliche Wasserreserven aufgebraucht. Im Extrem konnten Kornanlagen erst gar nicht befruchtet werden oder angelegte Kornanlagen wurden im weiteren Verlauf von der Kolbenspitze ausgehend reduziert. In betroffenen Beständen war gleichzeitig, sortenabhängig zum Teil massiver Maisbeulenbrandbefall zu beobachten, wobei nicht befruchtete Narbenfäden offensichtlich als Eintrittsstellen für die Brandsporen genutzt wurden. In Abhängigkeit von der Bodengüte und einzelnen Niederschlagsereignissen kam es damit in den nordwestlichen Landesteilen erneut zu mehr oder weniger kolbenlosen Maisbeständen, die hinsichtlich Ertrag und Futterqualität zwangsläufig enttäuschen mussten. Viele Bestände zeigten sich dabei ausgesprochen heterogen, wenn das Bodenwasser in Abhängigkeit von Standort und Durchwurzelbarkeit des Bodens unterschiedlich genutzt werden konnte. Besonders getroffen wurde wieder Zweitfruchtmais - nicht selten fehlte es hier bereits an Keimwasser für einen geregelten Feldaufgang.

Große Unterschiede im Abreifeverlauf

Auf Standorten mit besseren Böden und noch ausreichenden Wasserreserven konnte der Mais das strahlungsintensive Wetter im August und erste Schauer ab der Monatsmitte für die Stärkeproduktion und Kolbenfüllung nutzen. Hier reiften die Bestände mit vollen Kolben an noch weitgehend grünen Pflanzen harmonisch ab und erreichten ab dem Ende der ersten Septemberdekade für die Silomaisnutzung optimale T-Gehalte in Körnern und Gesamtpflanze. Trockengeschädigte Bestände mussten in Abhängigkeit von Kolbenanteil und der Abreife von Blättern und Stängeln bereits schon ab Ende August gehäckselt werden. Um den „optimalen“ Häckseltermin für solche Bestände nicht zu verpassen, wurde deshalb in den Abreifeuntersuchungen der Landwirtschaftskammer nicht nur der Abreifeverlauf von Körnern bzw. Kolben und der Gesamtpflanze dokumentiert, sondern explizit auch der zum Teil rasant zunehmende Trockenmassegehalte (T-Gehalte) von Blättern und Stängeln (Restpflanze) bei gleichzeitig u. U. stagnierender Kolbenfüllung kommuniziert. Denn unabhängig von der Kolbenreife begrenzen überhöhte T-Gehalte in der Restpflanze ab ca. 25 % die Verdichtbarkeit und damit die Silierfähigkeit des Häckselgutes. In Abhängigkeit vom Kolbenanteil muss trockengeschädigter Mais dann im Extrem schon mit Gesamt-T-Gehalten von unter 30 % geerntet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass kolbenlose Maispflanzen mit noch grünen Blättern, produzierte Assimilate nicht als Stärke in den Körnern speichern können. Entsprechende Silagen können dann nach der Silierung noch hohe Gehalte an Restzucker aufweisen, was zusammen mit der unzureichenden Verdichtung nach dem Öffnen der Mieten die Nacherwärmung begünstigen kann.

Wenig Stärke bei Trockenstress

Die Standorte der Landessortenversuche Silomais in Niederungslagen NRW mit Angaben zu den Standorten sind in der Übersicht 1 aufgeführt. In den Silomaisversuchen standen diesjährig 100 Sorten, davon 34 Sorten im frühen (bis S 220), 36 Sorten im mittelfrühen Sortiment (S 230 bis S 250) und 30 mittelspäte Sorten (S 260 bis S 280). Zu beachten ist, dass nicht alle Sortimente an jedem Standort geprüft werden können und die Sortimente an den Standorten zu unterschiedlichen Terminen geerntet oder im Einzelfall auch nicht gewertet wurden. So fällt das Ertragsniveau im Sortimentsmittel für die mittelspäten Sorten überproportional hoch aus, da hier die niedrigen Erträge vom Trockenstandort Dülmen-Merfeld nicht einbezogen sind. Ein direkter Vergleich der Sortimentsmittel in den einzelnen Versuchsjahren ist daher nur eingeschränkt möglich. 2019 hatte der Mais maßgeblich an den Versuchsstandorten Dülmen-Merfeld (Krs. COE) und Milte (Krs. WAF), in abgeschwächter Form auch am rheinischen Standort Nörvenich (Krs. Düren), unter Trockenstress zu leiden, was hier auffallend niedrige Stärkeerträge zur Folge hat. In allen Versuchen am Standort Milte und im Versuch mit mittelspäten Sorten in Dülmen-Merfeld streuten die Ergebnisse einzelner Sorten zwischen den Wiederholungen so weit, dass die Ergebnisse in der Serienverrechnung nicht berücksichtigt werden konnten und entsprechend nicht in das Standortmittel 2019 einfließen. Das Ertragsniveau der Sorten an diesen beiden Trockenstandorten lässt aber die Auswirkungen des Wassermangels auf den Silomaisanbau erkennen. Während der Mais in Milte bereits im Streckungswachstum ab Mitte Juni deutlich unter Trockenstress zu leiden hatte, konnte der Bestand in Dülmen-Merfeld bis zur Blüte noch mehr oder weniger uneingeschränkt wachsen. Im Ergebnis hat dies für den Mais in Dülmen-Merfeld schlechtere Stärkegehalte und eine niedrigere Energiekonzentration zur Folge, da es zu Verdünnungseffekten auf Grund des höheren Anteils von Blättern und Stängeln (niedrigerer Kolbenanteil) kommt. Beste Erträge und Qualitäten, auf dem Niveau sehr guter Maisjahre, lieferte der Mais an den Standorten Haus Düsse und Neulouisendorf.

Sichere Reife ist wichtig

Auch auf Grund der Ernte mit tendenziell höheren Trockenmassegehalten, können in den Landessortenversuchen mit frühen Sorten regelmäßig die besseren Futterqualitäten, insbesondere höhere Stärkegehalte, erzielt werden. 2019 profitierten diese Sorten regelmäßig von früheren Blühterminen ab Mitte Juli, während mittelfrühe und mittelspäte Sorten oftmals erst in der extrem heißen letzten Juliwoche zur Blüte kamen. Grundsätzlich bringen mittelfrühe und mittelspäte Sorten hingegen ein höheres Trockenmasseertragspotenzial mit sich, was unter günstigen Wachstumsbedingungen höchste Energieerträge erwarten lässt. Mittlerweile sind aber auch in den beiden späteren Sortimenten deutlich mehr Sorten zu finden, die sehr gute Stärke- und Energiekonzentrationen realisieren können. Wichtig ist, dass sowohl das Qualitäts- als auch das Ertragspotenzial einer Sorte erst abgerufen werden, wenn die Sorte am jeweiligen Standort und auch in kühlen, späteren Jahren ordentlich ausreifen kann. Frühreife Sorten bringen demnach immer ein größeres Maß an Anbausicherheit mit sich.

Frühe und mittelfrühe Sorten

Im frühen Sortiment konnten diesjährig und auch im dreijährigen Mittel mit Farmezzo und LG 31211 die höchsten Energiekonzentrationen erzielt werden. Während bei LG 31211 der hohe Energiegehalt maßgeblich über viel Stärke zustande kommt und die Sorte damit sehr gut in grasbetonte Rationen passt, kann Farmezzo die hohe Energiedichte mit moderaten Stärkegehalten realisieren. Das lässt auf eine sehr gute Verdaulichkeit der Restpflanze schließen und prädestiniert die Sorte für den Einsatz in Rationen mit sehr hohen Maisanteilen. Sehr hohe Stärkegehalte und –erträge sind darüber hinaus ein- und mehrjährig bei SY Talisman, Amanova und Mantilla zu finden, was auch das Kornertragspotenzial dieser Sorten widerspiegelt. Mit dreijährig höchsten Energieerträgen können immer noch LG 30248 und SY Amboss überzeugen. Im zweijährigen Mittel liegen diesbezüglich LG 31227 und, auf Grund des diesjährig sehr guten Ergebnisses, KWS Stefano vorn. Auffallend gut kam im ersten Versuchsjahr die Sorte SY Skandik zu Recht. Die Sorte fällt mit guten Qualitäten und sehr hohen Energie- und Stärkeerträgen positiv auf, blieb lange grün und konnte optisch besonders auf den Trockenstandorten voll überzeugen. In der Biogasnutzung bieten sich frühe Sorten für den Zweitfruchtanbau nach Zwischenfrüchten an. Die höchsten Gaserträge konnten im frühen Sortiment 2019 und im drei- bzw. zweijährigen Mittel mit SY Amboss und KWS Stefano erzielt werden.

Im mittelfrühen Sortiment fallen wie im Vorjahr Farmerino und LG 31256 durch höchste Energiekonzentration bei gleichzeitig sehr hohen Stärkegehalten positiv auf. Bei LG 31256 resultieren daraus, bei durchschnittlichem Trockenmasseertrag, auch zweijährig sehr hohe Stärke- und Energieerträge. Bezüglich des Massenwuchses schneidet im mittelfrühen Sortiment wieder Neutrino am besten ab. Qualitativ kann die Sorte aber nicht überzeugen. Als weitere massenbetonte Sorten zeigen sich, dreijährig geprüft, nach wie vor Simpatico KWS und Charleen, wobei Charleen 2019 auch sehr hohe Stärkegehalte erzielt, was in den Vorjahren nicht immer der Fall war. Demgegenüber zeichnen sich nach zwei- bzw. dreijähriger Prüfung LG 30258 und Korynt durch die Kombination aus guter Energiedichte und hohem Energieertrag aus. Bei den neuen Sorten im mittelfrühen Sortiment stellt LG 31238 alle Mitbewerber in den Schatten. Im ersten Versuchsjahr kann diese Sorte bei frühester Abreife mit höchstem Stärkegehalt, bester Gasausbeute und höchstem Stärke-, Energie- und Gasertrag voll überzeugen.

Abreiferisiko bei späten Sorten

In günstigen Niederungslagen hat sich vielfach der Anbau mittelspäter Silomaissorten im Reifebereich S 260 auch für die Fütterung etabliert. Regelmäßig sind in diesem Reifebereich auch „Grenzgänger“ zwischen dem mittelfrühen und mittelspäten Sortiment zu finden. Die oftmals niedrigere Körnerreifezahl zum Beispiel in der Kombination S 260/ K 250 lässt dann eine frühere Stärkeeinlagerung bei länger grün bleibender Restpflanze erwarten. In den diesjährigen Versuchen können Farmidabel, gefolgt von Matthew und ES Wellington mit deutlich überdurchschnittlichen Stärkegehalten überzeugen, was sich bei ES Wellington und Farmidabel auch in der hohen Energiedichte widerspiegelt. Die höchste Energiekonzentration ist im dreijährigen Mittel bei den Sorten Erasmus und SY Gordius zu finden. Auffallend hohe Stärkegehalte im zweijährigen Mittel zeigen Farmirage, LG 31276 und P 8171.

Über die Jahre kommt im mittelspäten Sortiment P 8888 ertraglich gut zu Recht. Die Sorte reift tendenziell früher ab, als es die Reifezahl erwarten lässt und überzeugt im dreijährigen Mittel mit hohen Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gaserträgen. Mit höchsten Stärke-, Energie- und Gaserträgen nach zweijähriger Prüfung macht Farmirage auf sich aufmerksam. Unter den neuen Sorten fällt im mittelspäten Sortiment DS 1891B mit höchsten Trockenmasse- und Gaserträgen in den diesjährigen Prüfungen auf.

Krankheiten und Lager

Wie in den Vorjahren waren in den Sortenversuchen keine speziellen Anfälligkeiten gegenüber Blattflecken zu beobachten. Auch aus den Zulassungsprüfungen des Bundessortenamtes und den EU-Prüfungen Mais liegen diesbezüglich keine Informationen vor, so dass die aktuellen Sorten bezüglich der Blattgesundheit nicht eingestuft werden können. Demgegenüber war 2019, auch in Folge der Trockenheit, teilweise massiver Befall mit Maisbeulenbrand offensichtlich. Stärken Befall zeigten im frühen Sortiment die Sorten SY Amboss, SY Leopoldo, DKC 2684, LG 31227, Ago Espirito, Friendli CS und Kovivio. Im mittelfrühen Sortiment fielen die Sorten ES Metronom, Amaveritas, ES Joker, ES Tourmaline, Leguan und ES Bon mit deutlichem Befall auf. Bei den mittelspäten Sorten waren P 8666, Sucorn/DS1710C, Agrogant, DS 1891B, DS 1901C und P 8742 stärker betroffen. Nicht selten war der Befall in nicht befruchteten Kornanlagen zu finden.

Sortenempfehlung

In den Übersichten 3 und 4 sind die ein- und mehrjährigen Versuchsergebnisse mit den Vor- und Nachteilen für die Sorten, die sich für den Silomaisanbau in den Niederungslagen Nordrhein-Westfalens anbieten, als Sortenempfehlungen zusammengefasst. Seit 2017 wird dabei zwischen Sorten für die Fütterung im Rindviehbereich und Sorten für die Nutzungsrichtung Biogas unterschieden. Für die Fütterung werden nur Sorten empfohlen, die mindestens durchschnittliche Energiekonzentrationen oder Stärkegehalte realisieren konnten und zumindest in einem Ertragsmerkmal überdurchschnittlich (ab relativ 102) abschneiden konnten. Da in der Rindviehfütterung aber auch Qualitätsaspekte wichtig für die Sortenwahl sind, werden auch Sorten berücksichtigt, die sich durch hohe Stärkegehalte (ab relativ 102) und/oder Energiedichten (ab relativ 101) auszeichnen, gleichzeitig aber zumindest in einem Ertragsmerkmal durchschnittlich abschneiden. Sofern eine Sorte sowohl überdurchschnittliche Energiekonzentrationen als auch hohe Stärkegehalte erzielt, sind diese in der Sortenempfehlung für die Fütterung als Qualitätssorten mit „Q“ hervorgehoben. In der Sortenempfehlung für die Fütterung sind die empfohlenen Sorten bezüglich der Qualitätseigenschaften Abreife, Energiedichte und Stärkegehalt und im ertraglichen Abschneiden, also im Trockenmasse-, Energie- und Stärkeertrag, mit „+“(überdurchschnittlich), „o“ (durchschnittlich) und „-„ (unterdurchschnittlich) eingestuft. In der Sortenempfehlung für die Biogasnutzung sind analog dazu der Trockenmasseertrag, die sortenspezifische Gasausbeute und der Gasertrag für die in dieser Nutzungsrichtung empfohlenen Sorten entsprechend gekennzeichnet.

Ergänzend zu den Angaben bezüglich Ertrag und Qualität sind die Sorten in Hinsicht auf die Lagerneigung beurteilt. Neben den Beobachtungen in den Versuchen, fließen hierbei auch die Einstufungen aus der beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes ein.

Bei den Sortenempfehlungen ist zu beachten, dass ein direkter Vergleich zwischen den Sortimenten nicht möglich ist, da die Ergebnisse auf unterschiedlichen Versuchen und Ernteterminen basieren. Grundsätzlich sollte vor dem Hintergrund der betriebsspezifischen Anbaubedingungen zuerst die Reifegruppe und dann innerhalb der Reifegruppe die Sortenwahl erfolgen. Die Einschätzung des standortspezifischen Abreifepotenzials darf dabei nicht allein auf Grundlage der letzten warmen Jahre erfolgen. Diesbezüglich ist immer ein gewisser Sicherheitsspielraum zu berücksichtigen, da sowohl die ertragliche als auch die qualitative Leistungspotenz einer Sorte erst genutzt werden kann, wenn die angebaute Sorte am jeweiligen Standort ordentlich ausreifen kann. Im Folgenden werden die, für die Rindviehfütterung empfohlenen, Sorten in ihren Eigenschaften kurz beschrieben (Reihenfolge nach der Prüfdauer und Sortiment).

Dreijährig geprüfte frühe Sorten

Amanova, S 210, K 230: frühreife, qualitätsbetonte Zweinutzungssorte mit hoher Energie- und Stärkekonzentration. Energie- und Gasertrag hoch, Stärkeertrag sehr hoch.

Cathy, S 210, - : frohwüchsige, frühe Silomaissorte mit hoher Energiekonzentration.

Farmezzo, S 220, K 240: qualitätsbetonte Silomaissorte mit dreijährig konstant überdurchschnittlicher Energiedichte. Trockenmasse- und Stärkeertrag durchschnittlich. Energieertrag im dreijährigen Mittel hoch. Die hohe Energiedichte, bei moderaten Stärkegehalten, lässt bei Farmezzo auf eine sehr gute Verdaulichkeit der Restpflanze schließen.

Keops, S 210, - : frühreife Silomaissorte mit hohen Stärkegehalten und über die Jahre hoher Energiekonzentration. Nach sehr hohen Erträgen in den Vorjahren, in den beiden Trockenjahren abfallende Erträge. Im dreijährigen Mittel aber immer noch hoher Energieertrag. Standfest und blattgesund.

LG 30248, S 220, - : mehrjährig hohe Trockenmasse- und Energieerträge im frühen Sortiment bei späterer Abreife. Trotz deutlich unterdurchschnittlicher Stärkekonzentration im dreijährigen Mittel noch durchschnittliche Stärkeerträge.

LG 31211, S 210, K 210: frühe, qualitäts- und besonders stärkegehaltsbetonte Zweinutzungssorte. Stärkeertrag sehr hoch, Energie- und Gasertrag durchschnittlich. Standfest, aber gewisse Anfälligkeit für Blattflecken.

Mantilla, S 210, K 230: im dreijährigen Mittel hoher Trockenmasse- und Energieertrag. Mantilla konnte in den beiden Trockenjahren mit sehr hohen Stärkegehalten und –erträgen überzeugen. Standfest und blattgesund.

SY Amboss, S 220, - : trockenmasse- und energieertragsbetonte Silomaissorte. Stärkegehalt eher unterdurchschnittlich, aber hohe Gasausbeute. Vorzugsweise für extrem maisbetonte Rationen und die Nutzungsrichtung Biogas im frühen Sortiment.

SY Talisman: S 220, K 230 : Zweinutzungssorte mit, im dreijährigen Mittel, höchsten Stärkeerträgen. Gasausbeute unterdurchschnittlich. Empfehlung für die Rindviehfütterung mit Schwerpunkt Stärke.

Dreijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

Benedictio KWS, S 230, K 230: frühreife Zweinutzungssorte mit hoher Energiekonzentration und hoher Gasausbeute. Dreijährig durchschnittliche Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträge, hoher Gasertrag. Standfest und blattgesund.

Charleen, S 240, - : ertragsbetonte Silomaissorte. Auffallend massenwüchsig, was gewisse Verdünnungseffekte bezüglich der Energiekonzentration zur Folge haben kann. In beiden Trockenjahren hohe Stärkegehalte. Gasertrag in jedem Prüfjahr überdurchschnittlich. Empfehlung zum Füttern und für Biogas.

Farmfire S 230, ca. K 240: nach schlechteren Ergebnissen und Lager im Prüfjahr 2017, kommt Farmfire diesjährig qualitativ und ertraglich wieder gut zu Recht. Im dreijährigen Mittel hoher Trockenmasse-, Energie- und Gasertrag.

Feuerstein, S 250, - : energie- und stärkegehaltsbetonte Silomaissorte. Im dreijährigen Mittel, hoher Stärkeertrag. Trockenmasse-, Energie- und Gasertrag durchschnittlich. Empfehlung für die qualitätsbetonte Fütterung.

LG 30258, S 240, K 240: LG 30258 kann wie im Vorjahr auch 2019 qualitativ und ertraglich voll überzeugen. Im dreijährigen Mittel hohe Trockenmasse- und Energieerträge, Stärkeertrag sehr hoch.

Quentin, S 240, K 250: Zweinutzungssorte mit durchschnittlichen Erträgen. Nach unterdurchschnittlichen Qualitäten im ersten Versuchsjahr 2017, kann Quentin sowohl 2018 als auch in diesem Jahr mit hohen Stärkegehalten, hoher Energiekonzentration und hoher Gasausbeute auch qualitativ voll überzeugen.

Severeen, S 230, K 230: nach später Abreife und unterdurchschnittlichen Qualitäten im ersten Versuchsjahr 2017, kann Severeen in den beiden Trockenjahren mit hohen Stärkegehalten und überdurchschnittlicher Energiekonzentration voll überzeugen. Über die Jahre schwankende Erträge.

Dreijährig geprüfte mittelspäte Sorten

Erasmus, S 280, - : später abreifende Silomaissorte mit mehrjährig höchster Energiekonzentration im mittelspäten Silomaissortiment. Im dreijährigen Mittel sehr hoher Energieertrag. Trockenmasse- und Biogasertrag dreijährig durchschnittlich. Stärkegehalt und –ertrag zwischen den Jahren schwankend.

ES Skywalker, S 260, - : dreijährig hohe Energiekonzentration bei durchschnittlichen Erträgen. Nach deutlich späterer Abreife in 2017 und entsprechend niedrigen Stärkegehalten, diesjährig hoher, im dreijährigen Mittel durchschnittlicher Stärkegehalt und –ertrag.

ES Watson, S 260, - : energieertragsbetonte Silomaissorte mit, im dreijährigen Mittel, hoher Energiekonzentration im mittelspäten Sortiment. Bei gleichzeitig niedrigen Stärkegehalten ist daraus eine hohe Verdaulichkeit der Restpflanze abzuleiten. Empfehlung besonders für die maisbetonte Fütterung.

Matthew, S 270, - : ertragsbetonte Silomaissorte mit unterdurchschnittlicher Energiedichte. Matthew zeigte sich diesjährig frühreifer und konnte hohe Stärkegehalte realisieren. Im dreijährigen Mittel sehr hoher Trockenmasse-, Stärke- und Gasertrag.

P 8888, S 280, - : im dreijährigen Mittel höchste Trockenmasse- , Energie- und Biogaserträge im mittelspäten Sortiment, gleichzeitig sehr hohes Stärkeertragspotenzial, das aber nur bei ausreichender Abreife abgerufen werden kann.

SY Gordius, S 260, - : sehr hohe Energiekonzentration im mittelspäten Sortiment, bei schwankenden Stärkegehalten. Im dreijährigen Mittel durchschnittlicher Stärke- und Energieertrag.

Zweijährig geprüfte frühe Sorten

KWS Stefano, S 210, K 210: frühreife Zweinutzungssorte mit durchschnittlichen Qualitäten und hohen Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträgen. Biogasertrag sehr hoch.

LG 31218, S 210, - : frühreife, qualitäts- und stärkeertragsbetonte Silomaissorte, die im frühen Sortiment auch bezüglich Gasausbeute und Gasertrag überzeugen kann.

LG 31227, S 210, K 210: ertragsbetonte Silomaissorte mit schneller Restpflanzenabreife. Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gasertrag im zweijährigen Mittel knapp überdurchschnittlich. LG 31227 fiel im frühen Sortiment 2019 mit stärkerem Beulenbrandbefall auf.

Rancador, S 210, K 220: qualitätsbetonte Zweinutzungssorte mit, im zweijährigen Mittel, hohen Stärke- und Energieerträgen.

Zweijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

Bernadinio, S 240, - : zweijährig sehr frühe Abreife im mittelfrühen Silomaissortiment. Sehr hohe Stärkegehalte und –erträge. Überdurchschnittliche Energiedichte und Gasausbeute. Empfehlung für Fütterung und Biogasnutzung.

DKC 2788, S 230, K 210: frühreife, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Silomaissorte.

Farmerino, S 230, K 240: qualitätsbetonte Silomaissorte. Farmerino musste 2017 wegen Saatgutproblemen aus der Prüfung genommen werden. Diesjährig wieder, wie 2016 und 2018, höchste Energie- und Stärkegehalte. Trockenmasseertrag zweijährig unterdurchschnittlich, aber dennoch deutlich überdurchschnittlicher Stärkeertrag. Empfehlung für die Fütterung.

ES Joker, S 250, K 240: ertragsbetonte, spätere Silomaissorte mit allerdings deutlich unterdurchschnittlichen Stärkegehalten und entsprechend schlechteren Stärkeerträgen. Wie auch andere Sorten aus dem Haus Euralis, fiel ES Joker 2019 mit sehr viel Beulenbrand auf.

ES Tourmaline, S 240, - : später reif, sehr viel Beulenbrand, wenig Stärke. Dennoch im zweijährigen Mittel gute Energiekonzentration und durchschnittlicher Energieertrag.

Korynt, S 230, K 250: qualitätsbetonte Silomaissorte mit, im zweijährigen Mittel, hohem Trockenmasseertrag und sehr hohen Stärke-, Energie- und Biogaserträgen.

LG 31256, S 250, K 240: trotz tendenziell späterer Abreife, hohe Energiekonzentration und sehr hohe Stärkegehalte, was mit sehr hohen Kornerträgen in den Körnermaisprüfungen korrespondiert. Relativ lang grünbleibend, oft mit sortentypischen, nicht krankheitsbedingten Blattflecken.

Paratico, S 250, - : die gute Energiekonzentration bei gleichzeitig niedrigeren Stärkegehalten lässt auf eine hohe Restpflanzenverdaulichkeit schließen. Trockenmasse-, Energie- und Gasertrag im zweijährigen Mittel durchschnittlich. Stärkeertrag schlechter.

Zweijährig geprüfte mittelspäte Sorten

Farmirage, S 260, K 260: beste Futterqualitäten und hohe Gasausbeute bei, im zweijährigen Mittel, hoher Trockenmasseertrag und sehr hohe Stärke-, Energie- und Gaserträge.

LG 31276, S 260, K 250: stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte. LG 31276 konnte zweijährig auch mit sehr hohen Kornerträgen im LSV Körnermais überzeugen.

P 8171, S 260, - : sehr frühe, stärkegehaltsbetonte Sorte mit hohem Stärkeertrag.

Sucorn/ DS 1710C, S 270, K 270: massenwüchsige Silomaissorte mit, im zweijährigen Mittel, hohem Trockenmasseertrag. Energie- und Biogasertrag deutlich überdurchschnittlich. In 2019 deutliche Anfälligkeit für Maisbeulenbrand.

Zusätzliche Sorten für die Biogasnutzung

Für die Biogasnutzung werden darüber hinaus mit drei bzw. zwei Prüfjahren auch die frühen Sorten Smoothi CS, ES Amazing, Milkstar, Amavit, Kaprilias und aus dem mittelfrühen Sortiment die Sorten Amaveritas, ES Metronom, Figaro, Simpatico KWS, Neutrinio, P 8333 und DKC 3568 empfohlen. Aus dem mittelspäten Sortiment sind diesbezüglich noch im Reifebereich bis S 270 die Sorten Farmgigant, Kilomeris, P 8666, Agrometha, Agrogant und Stromboli CS zu nennen. Sorten, die für die Biogasnutzung empfohlen werden, zeichnen sich durch ein hohes Trockenmasse- bzw. Gasertragspotenzial aus oder können, wie zum Beispiel Farmgigant, Vorteile in der Gasausbeute realisieren. Auch das Ertragspotenzial einer Sorte in der Biogasnutzung kann aber nur genutzt werden, wenn ein Mindestmaß an Abreife gegeben ist. Sehr späte Sorten sollten daher in NRW allenfalls auf kleinen Flächen in Gunstlagen zum Anbau kommen.

Sorten für den Probeanbau

Nach dem erneut schwierigen Maisjahr empfiehlt es sich, die Sortenentscheidung vornehmlich vor dem Hintergrund mehrjähriger Versuchsergebnisse und Erfahrungen zu treffen. Neue Sorten mit einjährigen Versuchsergebnissen aus den Landessortenversuchen sollten allenfalls auf kleiner Fläche getestet werden. Mit guten Ergebnissen macht nach diesem ersten Versuchsjahr die frühe Sorte SY Skandik mit sehr hohen Erträgen und sehr guten Qualitäten auf sich aufmerksam. Skandik fiel besonders an Standorten mit deutlichem Trockenstress positiv auf. Sowohl im Silomais als auch in den Körnermaisprüfungen konnte die neue Sorte LG 31238 im ersten Versuchsjahr ertraglich und qualitativ absolut überzeugen. Aus dem mittelspäten Sortiment kommen die Sorten DS 1891B, Farmidabel, Janeen und SY Glorius sowohl in der Fütterung als auch in der Biogasnutzung für einen Probeanbau in Betracht. Bezüglich der Fütterung konnte noch ES Wellington als 260er Sorte mit guten Qualitäten überzeugen, während sich LG 31285 mit hohen Trockenmasseerträgen für den Probeanbau in der Biogasnutzung im späten Reifesegment anbietet.

Autor: Norbert Erhardt