Landessortenversuche Silomais 2009, Höhenlagen

Silomais legen
Auch in den Höhenlagen konnte der Mais im April 2009 unter optimalen Bedingungen bestellt werden.

Blattaufhellungen bei Silomais
Einzelne Sorten kamen mit den unterdurchschnittlichen Temperaturen in der ersten Junihälfte schlechter zu Recht und fielen lange durch eine hellgrüne bis gelbliche Färbung auf.

Kältewirkung bei Silomais
Die unterschiedliche Kältetoleranz der Sorten hatte in den Höhenlagen 2009 große Ertragsunterschiede zur Folge. Fotos: Norbert Erhardt

Silomaissorten für Höhen- und Übergangslagen

In den Höhenlagen Nordrhein-Westfalens wird mittlerweile Silomais auch in Lagen von über 400 m NN angebaut. Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer NRW berichtet über den Maisanbau in Höhen- und Übergangslagen und gibt Sortenempfehlungen für den Silomaisanbau in ungünstigeren Anbaulagen.

Die Wetterbedingungen der vergangenen Jahre kamen dem Silomaisanbau in den Höhenlagen sehr entgegen. Insbesondere in den Hitze- und Trockenjahren 2003 und 2006 stellten sich in den Höhenlagen Wachstumsbedingungen für den Mais ein, die durchaus „normalen“ Jahren in den Niederungslagen entsprechen. So fielen die Monatsmittel der Temperaturen für die Wetterstation Lüdenscheid in den Jahren 1999 bis 2008 um ca. 1° höher aus als in den Jahren1961 bis 1990. Während auf den leichten Standorten in Niederungslagen die Wasserversorgung oftmals den ertragsbegrenzenden Faktor für den Mais darstellt, steht der Kultur in den höheren Lagen abgesehen von Regenschattengebieten und flachgründigen Böden in der Regel immer ausreichend Wasser zur Verfügung, so dass hier gute Erträge regelmäßig in den heißen und eher trockenen Jahren erzielt werden.

Noch nicht gänzlich vergessen werden sollten aber die Jahre 1996 und 1998 in denen sich der Mais in den Höhenalgen ausgesprochen schwer tat und sowohl ertraglich wie auch qualitativ absolut enttäuschte. Auch hinsichtlich der absoluten Anbaufläche darf der Mais in den Höhenlagen nicht überbewertet werden. So wurden zum Beispiel im Hochsauerlandkreis im Jahr 2008 2350 ha Mais angebaut, was in Relation zu 260.000 ha Gesamtmaisanbaufläche in NRW kaum ins Gewicht fällt und der Maisanbaufläche einzelner Gemeinden im Münsterland entspricht.

Die Vorzüglichkeit von Silomais in den Futterrationen und die zunehmende Nutzung von Silomais in der Biogasproduktion lassen durchaus auch für ungünstigere Lagen eine weitere Ausdehnung des Silomaisanbaus erwarten. Andererseits wird der Maisanbau in den Höhenlagen aber auch schnell an seine Grenzen stoßen, da seitens der EU ein Grünlanderhaltungsgebot besteht. Sicher ist jetzt schon, dass Bewirtschaftungsauflagen (Cross-complience) in erosionsgefährdeten Lagen den Maisanbau zukünftig einschränken werden. So ist ab Juni 2010 auf Ackerflächen, die bezüglich der Bodenerosion durch Wasser in die Gefährdungsklasse 2 eingestuft werden (CC Wasser2) zur Aussaat von Reihenkulturen mit einem Reihenabstand von 45 cm und mehr das Pflügen verboten. Welche Feldblöcke von diesen Maßnahmen betroffen sind, steht abschließend noch nicht fest, wird aber mit den Antragsunterlagen 2010 bekannt gegeben.

Unterschiedliche Wachstumsbedingungen auf engsten Raum

Die besonders in kühlen Jahren ungünstigeren Wachstumsbedingungen für den Mais in den Höhen- und Übergangslagen lassen sich nicht allein aus der absoluten Höhenlage des Standortes ableiten. So kommt der Mais im bergischen Land auf 250 bis 300 Höhenmetern in der Regel immer besser zu Recht als in vergleichbaren Höhenlagen des Sauerlandes. Das Klima gestaltet sich hier oft wesentlich rauer und zeichnet sich durch deutlich höhere Niederschläge aus. Oftmals sind aber auch lokal sehr große Unterschiede zwischen einzelnen Schlägen offensichtlich, da die Exposition der Flächen unterschiedlich ausfällt, was sich durchaus auf die Wachstumsbedingungen für den Mais auswirkt. In geschützten Tallagen und an warmen Südhängen wächst der Mais dabei wesentlich zügiger als an schattigen Nordhängen oder in windoffenen Kammlagen. Ebenso kann die Vorzüglichkeit einer Maissorte für die ungünstigeren Standorte nicht allein an der Reifezahl festgemacht werden. Zwar stoßen die Sorten hinsichtlich der Abreife mit zunehmender Höhenlage sicherlich schnell an ihre Grenzen, entscheidend für den Anbauerfolg ist aber die Robustheit der Sorten. Diese zeigt sich in einer guten Jugendentwicklung und insbesondere darin, dass die Pflanzen nach Wuchsdepressionen in Folge von Kälteeinbrüchen das Wachstum zügig wieder aufnehmen, um die begrenzte Vegetationsperiode nutzen zu können. Denn verschiebt sich das vegetative, also das Längenwachstum zu weit in den Juli hinein, kommt der Mais auf Grund der abnehmenden Tageslänge relativ schnell und einheitlich zur Blüte, so dass für das Massenwachstum unter Umständen zu wenig Zeit bleibt.

Wachstumsverlauf 2009

Das Prüfsortiment für die Höhen- und Übergangslagen umfasste 2009 35 Maissorten. Die Sorten präsentierten sich in diesem Jahr insbesondere hinsichtlich des Längenwachstums sehr unterschiedlich, was der Tabelle 1 entnommen werden kann. Auch im Sauerland waren ab Mitte September Turcicum-Blattflecken in den Beständen zu finden. In den Versuchen waren einzelne Sorten betroffen, was die Beobachtungen aus den Versuchen in den Niederungslagen durchaus bestätigte. Die Beurteilung der Sorten bezüglich der Anfälligkeit gegenüber Turcicum in der Übersicht 1 basiert auf diesen Beobachtungen in den Niederungslagen und sollte in den Höhen- und Übergangslagen dort berücksichtigt werden, wo entsprechende Symptome in der Vergangenheit beobachtet werden konnten. Klassisch ist dies am ehesten in Tallagen zu erwarten, wo der Mais nach Taunächten lange feucht bleibt.

Wie viele Praxisbestände konnten auch die Sortenversuche in den Höhenlagen 2009 zeitig in der letzten Aprildekade unter günstigen Bedingungen gesät werden. Während der Feldaufgang bei den Aprilsaaten in der Regel unproblematisch verlief, litten die Bestände von Ende Mai bis Mitte Juni deutlich unter den zum Teil weit unterdurchschnittlichen Temperaturen und insbesondere den sehr kalten Nächten. Einige Sorten, allen voran Amadeo, Salgado, Marcelinio und NK Cooler kamen mit diesen Bedingungen augenscheinlich noch relativ recht gut zu Recht. Die Kälteempfindlichkeit anderer Sorten, besonders bei Xxira, Koenixx, Sensation und LG3211 Lars war hingegen deutlich zu erkennen. Xxira und Koenixx fielen dabei auch noch nach dem Temperaturanstieg um den Monatswechsel Juni/Juli durch eine hellgrüne bis gelbliche Färbung und deutliche Entwicklungsrückstände auf. Da der Mais in dieser Entwicklungsphase extrem von Läusen besiedelt war, bestand zwischenzeitlich sogar der Verdacht auf Viruserkrankungen, der aber nicht bestätigt werden konnte.

Sehr einheitlich kamen die Sorten an den Versuchsstandorten im Hochsauerlandkreis ab dem 29. Juli zur Blüte, die bei allen Sorten rasch und problemlos verlief. Auf Grund der langsamen Entwicklung im Juni, zeigten alle Sorten ein vermindertes Massenwachstum, so dass die Trockenmasseerträge im Mittel der Versuchsstandorte niedriger ausfielen als in den beiden Vorjahren. Optimale Bedingungen für die Kolbenfüllung im August und September hatten an den kleineren Pflanzen aber außerordentlich hohe Kolbenanteile zur Folge, woraus im Vergleich zu den Versuchsstandorten in den Niederungslagen beste Futterqualitäten mit sehr hohen Stärke- und Energiegehalten resultierten. Der Vergleich der diesjährig erzielten Erträge und Qualitäten im Mittel der einzelnen Standorte kann der Übersicht 2 entnommen werden. Während die Energieerträge aber dennoch analog dem Trockenmasseertrag das hohe Niveau der Vorjahre nicht erreichen konnten, fielen die Stärkeerträge ungewöhnlich hoch aus und übertrafen sogar die Vorjahresergebnisse. Wie in den Niederungslagen wurden auch die Sortenversuche im Sauerland mit überhöhten T-Gehalten geerntet, was hier aber darauf zurückzuführen ist, dass die Versuchsflächen nach den starken Regenfällen Anfang Oktober zeitweise nicht befahrbar waren und die T-Gehalte in Blättern und Stängel durch Frosteinwirkung anschließend ungewöhnlich hoch ausfielen.

Sortenunterschiede in Ertrag und Qualität

Von den mehrjährig geprüften Sorten konnten 2009 die Sorten Amadeo und Salgado mit hohen Trockenmasse, Stärke- und Energieerträgen überzeugen. Sehr gute Futterqualitäten konnten neben Salgado auch mit den mehrjährig geprüften Sorten Saludo, NK Bull und Adenzo erzielt werden, wobei Adenzo aber ertraglich nicht befriedigen konnte. Von den zweijährig geprüften Sorten konnte Ricardinio die höchsten Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge erzielen. Ebenso wie die massenwüchsige Sorte Marcelinio reift diese Sorte entsprechend der Reifezahl aber etwas später ab und bietet sich daher auch auf Grund der unterdurchschnittlichen Stärkegehalte in den ungünstigeren Lagen eher für die Nutzungsrichtung Biogas an. Von den erstmalig geprüften Sorten machen Aaposito und NK Cooler mit hohen bzw. sehr hohen Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträgen auf sich aufmerksam. NK Cooler entspricht dabei für die Höhenlagen eher dem massenwüchsigen Sortentyp mit tendenziell späterer Abreife, während Aaposito auch durch die sehr frühe Abreife und hohe Stärke- und Energiekonzentrationen positiv auffällt. Da insbesondere hinsichtlich der erzielten Stärkegehalte in den Höhenlagen immer wieder große Unterschiede zwischen den Versuchsjahren festzustellen sind, werden in der Ergebnisübersicht (Tabelle 3) auch die qualitativen Vorjahresergebnisse jetzt mehrjährig dargestellt.

Sortenempfehlung

Die Basis der Sortenempfehlung für die Höhen- und Übergangslagen in NRW bilden die Landessortenversuche der Landwirtschaftskammer. Da die Kapazitäten bei den Sortenprüfungen begrenzt sind, kann in den Höhen- und Übergangslagen nur ein Sortiment bis zur Reifezahl S 230 geprüft werden. Seit 2008 führt die Landwirtschaftskammer NRW diese Sortenprüfungen an 2 Standorten in der Region Meschede im Hochsauerlandkreis durch. Um einen relativen Sortenvergleich mit den Versuchen in den Niederungslagen zu ermöglichen, wird jeweils eine spätere Sorte mit geprüft (2009: Filippo, 2008 und 2007: Agro Max, beide S 240). Seit 2006 werden zusätzlich die Ergebnisse des Sortenversuches der Landwirtschaftskammer Niedersachsen vom Standort Uslar in der Verrechnung für die Höhen- und Übergangslagen berücksichtigt. Die Standortbedingungen dieses Versuches im Weserbergland auf 220 m Höhenlage können besonders auf die Übergangslagen in Ostwestfalen, sowie auf günstige Anbaulagen im Bergischen Land übertragen werden.

Anders als in den Höhenlagen werden in diesen Regionen zumindest für die Biogasnutzung mittlerweile aber auch spätere Sorten mit Reifezahlen im Bereich S 240 und S 250, vereinzelt sogar mittelspäte Energiemaissorten angebaut. Wo das mit Erfolg möglich ist, sollten für die Sortenwahl auch die Ergebnisse und Empfehlungen aus den Silomaisprüfungen in Niederungslagen herangezogen werden. Entsprechend des Prüfsortimentes werden in der Sortenempfehlung für die Höhen- und Übergangslagen aber nur frühe Sorten und Sorten mit der Reifezahl S 230 aufgenommen.

Um die Übersicht zu erleichtern sind die empfohlenen Sorten in der Tabelle 4 hinsichtlich der unterschiedlichen Prüfkriterien mit „ + „, „ – „ und „ o „ bewertet. Je schlechter sich die Umweltbedingungen für den Maisanbau in der Region gestalten, desto größer sollte das Augenmerk auf das Abreifeverhalten der empfohlenen Sorten gerichtet werden. Vor diesem Hintergrund wird in der Empfehlung auch die Sorte Patrick aufgeführt, da Patrick in allen drei Prüfjahren mit höchsten Trockensubstanzgehalten geerntet werden konnte, wenngleich die Sorte zumindest 2009 ertraglich enttäuschte.

Auffallend ist, dass von den 11 empfohlenen Sorten die Sorten Salgado, Saludo, Amadeo, Clemente, Marcelinio, Ricardinio und Fabregas aus den Zuchtprogrammen der Kleinwanzlebener Saatzucht ( KWS) stammen, was auf Grund der unterschiedlichen Vertriebswege nicht zu erkennen ist. Daraus ist zu schließen und auch im Feld zu erkennen, das die Sorten aus diesen Zuchtprogrammen mit den ungünstigeren Wachstumsbedingungen in den Höhenlagen besonders gut zu Recht kommen. Andererseits sind einigen dieser Sorten aber nicht nur die guten Ertragseigenschaften gemeinsam. So konnte bei den Sorten Amadeo und Saludo in den vergangenen Jahren unter ungünstigen Bedingungen Stängelbruch beobachtet werden. Bei diesem auch als „green-snapping“ bezeichneten Stängelbruch kann es durch Abbrechen der Stängel vornehmlich während des Steckungswachstums zu spürbaren Verlusten kommen.

So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte Sorten :

Amadeo, S 220 : mittellange Sorte mit durchschnittlicher Abreife und Energiekonzentration. Stärkegehalt überdurchschnittlich, hoher Trockenmasse- und Energieertrag. Sehr hoher Stärkeertrag. Amadeo kam mit den Wachstumsbedingungen 2009 sehr gut zu Recht und konnte auch in der Praxis voll überzeugen.

Clemente, S 230 : Mittellange Silomaissorte mit hohen Trockenmasse- und Energieerträgen. In den Höhenlagen aber dreijährig weit unterdurchschnittliche Stärkegehalte und niedriger Stärkeertrag.

NK Bull, S 200 : Kompakte, qualitätsbetonte Silomaissorte mit höchster Energiekonzentration. Abreife und Stärkegehalt durchschnittlich, Trockenmasseertrag 2009 unterdurchschnittlich. NK Bull sollte dort zum Anbau kommen, wo die Erzeugung von Qualitätssilage im Vordergrund steht.

Patrick, S 200 : Kompakte Zweinutzungssorte mit im dreijährigen Mittel frühester Abreife, mittlerer Stärkegehalt, Energiekonzentration in Höhenlagen unterdurchschnittlich. Patrick kam mit den kühlen Temperaturen im Juni 2009 schlechter zu Recht und konnte ertraglich in diesem Jahr nicht befriedigen. Relativ anfällig für Turcicum-Blattflecken.

Salgado, S 200 : frühreife, mittellange und robuste Silomaissorte mit durchschnittlichen Qualitäten und Erträgen.

Saludo, S 210 : in den Höhenlagen verbreitet angebaute Sorte mit über die Jahre konstanten Erträgen und stabilen Qualitäten auf mittlerem bis hohem Leistungsniveau.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Marcelinio, S 230 : Massenwüchsige Sorte mit höchsten Trockenmasse- und Energieerträgen. Energiekonzentration und Stärkegehalt unterdurchschnittlich, daher eher für die Nutzungsrichtung Biogas geeignet. Im Vergleich zur ähnlichen Sorte Ricardinio aber stärkere Anfälligkeit für Lager, was in windoffenen Lagen berücksichtigt werden sollte.

Ricardinio, S 230 : Massenwüchsige, leistungsstarke Sorte mit sehr hohen Trockenmasse- und Energieerträgen. Energiedichte mittel, Stärkegehalt in den Höhenlagen unterdurchschnittlich. Wie Marcelinio zeigt sich Ricardinio als relativ anfällig für Turcicum-Blattflecken.

Sorten für den Probeanbau

Für den Probeanbau in den Höhen- und Übergangslagen bieten sich 2010 mit hohen oder sogar sehr hohen Erträgen nach einem Versuchsjahr die Sorten Aaposito, Fabregas und mit etwas späterer Abreife NK Cooler an. Aaposito und Fabregas fielen dabei auch durch hohe Stärkegehalte auf.

Autor: Norbert Erhardt