Landessortenversuche Silomais 2025

Mehr als 100 Sorten im Landessortenversuchen Silomais
Das Angebot an Maissorten wächst weiter – im Sortenspiegel des deutschen Maiskomitees sind aktuell über 1300 Sorten gelistet. Für die Sortenempfehlungen durch die Landwirtschaftskammer werden in Deutschland neu zugelassene Sorten und viele neue EU-Sorten in den Landessortenversuchen zusammen mit bewährten, für den Anbau empfohlenen Sorten geprüft. Norbert Erhardt und Andreas Schulze-Hillert, Landwirtschaftskammer NRW stellen die Ergebnisse der Landesortenversuche mit Silomais in Niederungslagen NRW vor und geben Hinweise zur Sortenwahl.
2025 standen über 100 Sorten in den Landessortenversuchen Silomais der Landwirtschaftskammer NRW. Das Qualitäts- und Ertragspotenzial einer Maissorte in der Silomaisnutzung kann nur genutzt werden, wenn der Mais ordentlich ausreifen kann. Anders als beim Körnermais werden die Silomaissorten in den Landessortenversuchen daher in drei Reifegruppen geprüft. Nach Vorgabe des Bundessortenamtes wird dabei zwischen den Reifegruppen früh (bis S 220), mittelfrüh (S 230 bis S 250) und mittelspät (ab S 260) unterschieden. Die Maissorten werden dann innerhalb dieser Reifegruppen hinsichtlich Abreife, Ertrag und Qualität eingestuft und bewertet. Es macht keinen Sinn, eine frühe Sorte aus dem Reifebereich bis S 220 mit Sorten aus dem späten Sortiment im Reifebereich ab S 260 zu vergleichen, da in den Versuchen nicht jede Sorte zum sortenspezifisch richtigen Zeitpunkt geerntet werden kann. Eine Bewertung über die Reifegruppen hinaus ist indirekt über sogenannte Vergleichssorten möglich. Das sind einzelne Sorten, die an den Standorten und in den Versuchen gleichzeitig in der jeweils früheren bzw. späteren Reifegruppe geprüft werden.
Anbausicherheit und Qualität
Während frühe Sorten in Form zeitiger Stärkeeinlagerung eine hohe Anbausicherheit im Maisanbau mit sich bringen, zeichnen sich spätere Sorten tendenziell durch ein höheres Ertragspotenzial aus. Dies gilt zumindest solange, wie der Mais auf durchweg gute Wachstums- und Abreifebedingungen trifft. Reichen die Wasserreserven wie 2025 regional nicht aus und die Einlagerungsprozesse kommen bei späten Sorten vorzeitig zum Erliegen, können ggf. frühe Sorten nicht nur qualitativ sondern auch ertraglich bessere Ergebnisse realisieren. Ähnliche Zusammenhänge sind auch in Übergangs- und Höhenlagen zu beobachten, wenn für die Reife späterer Sorten notwendige Temperatursummen nicht erreicht werden oder die Stärkeeinlagerung durch Frost vorzeitig beendet wird. Als Kompromiss zwischen Anbausicherheit und hohen Trockenmasse-, Energie und Stärkeerträgen werden in Niederungslagen Nordrhein-Westfalens für die Silomaisnutzung schwerpunktmäßig mittelfrühe Sorten angebaut. Sorten aus dieser Reifegruppe reifen bei uns erfahrungsgemäß rechtzeitig ab und können dann qualitativ und ertraglich überzeugen.
Die Sorte nach Reifezahl und Reifegruppe wählen
Die Zuordnung der Sorten zu den jeweiligen Sortimenten erfolgt über die sortenspezifische Silo-Reifezahl, die im Vergleich zu bewährten Sorten ermittelt wird. Grundsätzlich sind die Übergänge zwischen den Sortimenten aber als fließend zu betrachten. Gegebenenfalls kann eine mittelspäte Silomaissorte mit der Siloreifezahl S 260 bei früherer Körnerreifezahl (z.B. K 240 oder K 250) bessere Futterqualitäten liefern als eine mittelfrühe Sorte mit Siloreifezahl S 250 und einer späteren Körnerreifezahl (z.B. K 270). Die Kombination deutlich unterschiedlicher Reifezahlen in den Nutzungsrichtungen gibt auch Auskunft über das sortenspezifische Abreifeverhalten. Eine niedrige Körnerreifezahl in Kombination mit höherer Siloreifezahl spricht für reife Körner an einer grünen Restpflanze, was gute Stärkegehalte und eine hohe Ernteelastizität erwarten lässt. Andersherum ist bei der Kombination aus niedriger Siloreifezahl und späterer Körnerreife mit einer raschen Restpflanzenabreife bei u. U. noch nicht abgeschlossener Stärkeeinlagerung zu rechnen. Bei der Sortenwahl sollte daher immer die Reifezuordnung der Sorte beachtet werden. Dementsprechend ist vor der Sorte die Reifegruppe zu wählen.
Schwierige Versuchsbedingungen
Über die besonderen Abreifebedingungen 2025 wurde in den Wochenblättern ab Ende August im Rahmen der Abreifeuntersuchung Mais mehrfach berichtet. In Folge der regionalen Notreife der Bestände driften die Versuchsergebnisse an und besonders auch zwischen den Standorten 2025 zum Teil weit auseinander. Auch im Vorfeld kam es durch Vogelfraß und andere Faktoren zu Versuchsausfällen. Nach der statistischen Verrechnung stehen für NRW 2025 Versuchsergebnisse aus jeweils 4 Landessortenversuchen mit frühen und mittelfrühen Sorten und 3 Versuchen mit Sorten des mittelspäten Sortiments ab Reifezahl S 260 zur Verfügung, die zusammen mit den Ergebnissen der Vorjahre die Basis für die Sortenempfehlungen für 2026 bilden. Nennenswerter Krankheitsdruck war an den Versuchsstandorten 2025 nicht zu beobachten. Im ostwestfälischen Delbrück-Ostenland war deutlicher Befall mit Maiszünsler zu finden. Wie in der Praxis konnten viele Versuche erst mit deutlich überhöhten Trockenmassegehalten geerntet werden. Angaben zu den Versuchsstandorten sowie die in den Versuchen durchschnittlich erzielten Erträge können der Tabelle 1 entnommen werden.
Frühe Sorten mit guten Qualitäten
Erwartungsgemäß werden mit den Silomaissorten aus dem frühen Sortiment hohe Stärkegehalte und beste Energiekonzentrationen erzielt. Die höchsten Stärkegehalte werden dabei diesjährig von der Sorte Evidence und der neuen Sorte Amaneon realisiert. Beide Sorten und die bewährte Sorte Amanova überzeugen auch mit überdurchschnittlicher Energiekonzentration. Die besten Stärkeerträge liefern 2025 Wesley und die neue Sorte LG 31216. Wesley überzeugt auch mit diesjährig höchstem Energieertrag im frühen Sortiment und schneidet bezüglich der Stärkeerträge auch im dreijährigen Mittel am besten ab. Mehrjährig überdurchschnittliche Stärke- und Energieerträge zeigen im frühen Sortiment auch die Sorten KWS Curacao und Amarola. Bezüglich der Masseerträge schneidet 2025 im frühen Sortiment Jakleen am besten ab. Die Sorte zeichnet sich aber mehrjährig durch niedrige Stärkegehalte aus.
Die besten mittelfrühen Sorten
Im mittelfrühen Sortiment fallen dies- und mehrjährig die kornertragsbetonten Sorten LG 32257 und DKC 3323 mit höchsten Stärkegehalten wieder positiv auf. Vergleichbar hohe Stärkegehalte werden auch im dreijährigen Mittel noch von den Sorten Bots und Farmüller erzielt. Beide Sorten reifen aber deutlich später, im Übergangsbereich zu den mittelspäten Sorten, ab. Im ersten Versuchsjahr überzeugt die neue Sorte Javelo mit höchstem Stärkegehalt und hoher Energiekonzentration. Überdurchschnittlich hohe Energiedichten realisieren 2025 wieder Plutor und Bullinga gefolgt von Bots und Farmüller. Wie im Vorjahr fällt Bullinga erneut mit höchster sortenspezifischer Gasausbeute auf, welche maßgeblich durch niedrige Lignin- und Zuckergehalte der Sorte beeinflusst wird. Den höchsten Trockenmasse- und Energieertrag im Sortiment liefert 2025 die neue Sorte LG 31271. Gut zurecht kommen diesbezüglich auch wieder Agrolupo, SY Remco, LG 31265 und KWS Lupollino. Die höchsten Stärkeerträge errechnen sich dies- und mehrjährig für Farmüller und LG 31265. Bezüglich der Gaseträge schneiden erwartungsgemäß Sorten mit hohen Trockenmasseerträgen am besten ab. So setzt hier 2025 LG 31271, gefolgt von Agrolupo und SY Remco den Maßstab. SY Remco und Agrolupo knüpfen diesbezüglich auch an das sehr gute Vorjahresergebnis an.
Masse oder Klasse im mittelspäten Sortiment
Mit sehr hohen Stärkegehalten fallen 2025 die Sorten Bone und wieder SY Amfora, Farmoritz und Rooma in der mittelspäten Reifegruppe auf. Diese Sorten können dann auch mit höchster Energiekonzentration in 2025 überzeugen. Überdurchschnittliche Energiedichten realisieren in den Versuchen 2025 auch Farmpower, Justy, SU Crumber und Bismark. Für Farmpower, Farmoritz und Bismark wird die hohe Energiekonzentration auch im dreijährigen Mittel bestätigt. Mit höchsten Trockenmasseerträge, die regelmäßig auch mit hohen Energieerträgen einhergehen, fallen die späten Sorten Honoreen, Ladino, Clementeen, KWS Berro und die neue Sorte Eglanteen in 2025 auf. Ladino und Clementeen liegen diesbezüglich auch im dreijährigen Mittel, Honoreen und KWS Berro zweijährig vorne. Bezüglich der Stärkeerträge schneiden aber die kornertragsbetonten Sorten SY Amfora und Bone 2025 immer noch besser ab. Im dreijährigen Mittel sind diesbezüglich EC Gisella und SY Amfora am besten zu beurteilen. Deutliche Unterschiede sind in diesem Sortiment bei der sortenspezifischen Gasausbeute zu beobachten. Regelmäßig schneiden in diesem Merkmal immer wieder die Sorten gut ab, die auch im Hinblick auf die Fütterung beste Qualitäten liefern. Allen voran sind hier SY Amfora, Farmoritz, Bismark und auch Rooma zu nennen. Für massenertragsbetonte Sorten wie Honoreen oder LG 31304 ergibt sich mittels der über NIRS geschätzten Inhaltsstoffe und der Bewertung über die Biogasformel hingegen eine deutlich unterdurchschnittliche Gasausbeute. Eine Ausnahme bildet hier KWS Monumento, der, trotz deutlich unterdurchschnittlicher Stärkegehalte und schlechter Energiekonzentration, eine gute Gasausbeute zeigt und bezüglich des Gasertrages im zweijährigen Mittel alle anderen Sorten übertrifft.
Welche Sorten werden empfohlen?
Die Silomaissorten werden von der Landwirtschaftskammer getrennt für die Fütterung und die Biogasnutzung empfohlen, wobei sich viele Sorten für beide Nutzungsrichtungen anbieten. Zu beachten ist aber, dass einzelne Sorten „gut wiegen“, qualitativ aber nicht den Ansprüchen in der Fütterung von Hochleistungstieren gerecht werden. Für die Rindviehfütterung werden daher nur Sorten empfohlen, die bezüglich der Energiekonzentration mindestens durchschnittlich (relativ 100) abschneiden und gleichzeitig in einem oder mehreren Ertragsparametern (ab relativ 102) überzeugen können. Da gegebenenfalls in der Fütterung höchste Ansprüche an die Futterqualität gestellt werden, sind auch Sorten empfohlen, die sich durch hohe Stärkegehalte (ab relativ 102) und/oder Energiedichten (ab relativ 102) qualifizieren, gleichzeitig aber zumindest in einem Ertragsmerkmal durchschnittlich abschneiden. Für die Biogasnutzung empfehlen sich Sorten mit hohen Trockenmasse- und/oder Biogaserträgen (jeweils ab relativ 102). Sorten mit einer überdurchschnittlichen sortenspezifischen Gasausbeute werden bereits mit durchschnittlichen Gaserträgen in der Empfehlung für die Biogasnutzung aufgeführt.
Sortenempfehlung
In den Übersichten 3 und 4 sind die für den Silomaisanbau in den Niederungslagen Nordrhein-Westfalens empfohlenen Sorten mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen aufgeführt. In der Sortenempfehlung zu Fütterungszwecken (Übersicht 3) sind einzelne Sorten mit „Q“ als Qualitätssorte gekennzeichnet. Diese Sorten zeichnen sich sowohl mit überdurchschnittlicher Energiekonzentration, als auch über hohe Stärkegehalte aus. In der Sortenempfehlung für die Fütterung sind die empfohlenen Sorten bezüglich der Qualitätseigenschaften Abreife, Energiedichte und Stärkegehalt und im ertraglichen Abschneiden, also im Trockenmasse-, Energie- und Stärkeertrag, mit „+“(überdurchschnittlich), „o“ (durchschnittlich) und „-„ (unterdurchschnittlich) eingestuft. Analog dazu sind für die Biogasnutzung neben der Abreife und dem Trockenmasseertrag die sortenspezifische Gasausbeute und der Gasertrag der empfohlenen Sorten bewertet. Zu neuen Sorten liegen kaum Informationen zu Krankheitsanfälligkeiten und Standfestigkeit vor. Die Einstufung Lagerneigung sind daher, neben den eigenen Beobachtungen, maßgeblich aus der beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes abgeleitet. Bezüglich der Anfälligkeit für Maisbeulenbrand waren zuletzt 2021 deutliche Sortenunterschiede in den Versuchen auszumachen. Eine Beurteilung für neue Sorten über das Bundessortenamt gibt es nicht. Die Einstufungen in den Sortenempfehlungen basieren daher zumindest bei jüngeren Sorten auf zufälligen Beobachtungen und eigenen Einschätzungen. Wie einleitend ausgeführt, ist bei den Sortenempfehlungen Silomais zu beachten, dass der direkte Vergleich zwischen den Sortimenten nicht möglich ist, da die Ergebnisse auf unterschiedlichen Versuchen und reifebedingt unterschiedlichen Ernteterminen basieren. Die für die Rindviehfütterung empfohlenen Sorten werden im Folgenden kurz beschrieben (Reihenfolge nach der Prüfdauer und Sortiment).
Dreijährig geprüfte frühe Sorten:
Amarola, S 210, K 190: Frühe Zweinutzungssorte mit hohen Trockenmasse-, Energie-, Stärke- und Gaserträgen. Mit früher Abreife auch als Körnermais für kühlere Lagen empfohlen.
Amavit, S 210, K 210: Nach bislang sehr guten Ergebnissen fällt Amavit 2025 ertraglich deutlich ab, was auch im Landessortenversuch Körnermais zu erkennen war. Empfohlen wird die Sorte noch aufgrund des im dreijährigen Mittel hohen Stärkeertrages.
KWS Curacao, ca. S 210, - : Ertragsbetonte Silomaissorte mit der Reifezahl entsprechender Abreife. Nach sehr guten Erträgen in 2023 und 2024 schneidet Curacao diesjährig qualitativ und ertraglich durchschnittlich ab.
P 7948, S 220, K 210: Frühreife, stärkegehaltsbetonte Zweinutzungssorte. Gasausbeute und Gasertrag aber unterdurchschnittlich.
Wesley, S 210, K 240: Hoher Trockenmasse-, Energie und Gasertrag. Im dreijährigen Mittel höchster Stärkeertrag, was mit dem Leistungspotenzial als Körnermais korrespondiert.
Dreijährig geprüfte mittelfrühe Sorten
Bots, ca. S 250, - : Im mittelfrühen Sortiment späte Abreife, vergleichbar mit mittelspäten Sorten im Reifebereich S 260. Sehr hohe Stärkegehalte und -erträge in allen Versuchsjahren, Trockenmasse- und Gasertrag durchschnittlich.
DKC 3323, S 230, K 250: Stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte, die im dreijährigen Mittel auch höchste Kornerträge realisiert.
DKC 3327, S 230, - : Frühreife, ertragsbetonte Silomaissorte. Im dreijährigen Mittel hohe Trockenmasse- und Gaserträge.
DKC 3414, S 250, - : Nach zuletzt sehr guten Erträgen in 2023 schneidet DKC 3414 in 2025 auch bezüglich der Stärkegehalte schlechter ab. Im dreijährigen Mittel aber immer noch hoher Trockenmasse-, Stärke- und Gasertrag.
DKC 3418, S 250, - : DKC 3418 kann diesjährig nicht an die guten Trockenmasse- und sehr guten Stärkeerträgen aus 2023 und 2024 anknüpfen. Auch qualitativ kann die Sorte 2025 nicht überzeugen. Im dreijährigen Mittel aber immer noch hoher Trockenmasse-, Stärke- und sehr hoher Biogasertrag.
ES Traveler, S 250, K 250: Ertraglich fällt Traveler in allen Ertragsparametern gegenüber den Vorjahren deutlich ab. Empfehlung aufgrund hoher Erträge in 2023 und 2024.
Farmüller, S 250, ca. K 260: Später abreifende Sorte mit dreijährig sehr hohem Stärkegehalt und Stärkeertrag. Farmüller konnte auch in einzelnen Körnermaisversuchen überzeugen, ist hinsichtlich der Körnerreife aber mit K 260 als mittelspät eingestuft.
LG 31224, S 230: Der Reifezahl entsprechend abreifende Silomaissorte mit durchschnittlichen Qualitäten und durchschnittlichen Trockenmasse-, Energie- und Gaserträgen. Stärkeertrag hoch.
LG 32257, S 230, K 240: Frühreife, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte, was sich auch in der Druschleistung widerspiegelt. Sehr gute Jugendentwicklung auch unter schwierigen Wachstumsbedingungen.
P 8255, S 240, K 240: P 8255 profitiert diesjährig von sehr gutem Ertrag am Versuchsstandort Milte und kann damit diesjährig im Gegensatz zu vielen anderen zahnmaisbetonten Sorten im Standortmittel sehr hohe Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträge realisieren.
Plutor, S 240, K 240: Kompaktere, qualitätsbetonte Sorte mit späterer Abreife. Im dreijährigen Mittel hoher Stärkegehalt und hohe Energiekonzentration.
Privat, ca. S 240, K 240: Kompakte Zweinutzungssorte. Im dreijährigen Mittel hoher Stärkegehalt und hohe Biogasausbeute. Hoher Stärkeertrag, der sich auch in der Körnermaisleistung widerspiegelt.
Dreijährig geprüfte mittelspäte Sorten
Das mittelspäte Silomaissortiment wird von den kornertragsbetonten Sorten Bismark, Bone, EC Gisella, Justy, Farmoritz, Farmpower, Janeen, Smartboxx und SY Amfora im Reifebereich S 260 dominiert, die an dieser Stelle nicht jeweils einzeln beschrieben werden können. Für die Fütterung empfehlen sich diese Sorten mit hohen, überwiegend sogar sehr hohen Stärkegehalten. Bismark, Farmoritz und Farpower fallen gleichzeitig mit überdurchschnittlicher Energiedichte auf, was auf hohen Kolbenanteilen bei unterdurchschnittlichen Masseerträgen beruht (ähnlich Hochschnitteffekt). Auch Fight und SU Crumber überzeugen mit hohen oder sogar sehr hohen Stärkegehalten trotz späterer Abreife im Bereich S 270.
Zweijährig geprüfte frühe Sorten:
Evidence, S 220, K 240: Qualitätsbetonte Zweinutzungssorte mit im zweijährigen Mittel höchster Energie- und Stärkekonzentration. Sehr hoher Stärkeertrag, was auch zum sehr guten Abschneiden in den Körnermaisprüfungen passt.
Zweijährig geprüfte mittelfrühe Sorten:
Bullinga, ca. S 250, - : Kompakte Sorte mit besten Qualitätseigenschaften aber unterdurchschnittlichem Masseertrag. Bullinga fällt wie im Vorjahr mit höchster Gasausbeute auf, was maßgeblich auf niedrigen Lignin- und gleichzeitig vergleichsweise hohen Fettgehalten beruht.
Greystone, S 250, - : Extrem massenwüchsige Sorte, die wie LID 2404C in den Versuchen mit gelegentlich kolbenlosen Pflanzen auffiel. Deutlich unterdurchschnittlicher Trockenmasse- und Stärkegehalt. Dementsprechend niedriger Stärkeertrag, im zweijährigen Mittel aber hoher Trockenmasse- und Energieertrag.
KWS Editio, S 250, K 250: Editio kann diesjährig mit sehr hohem Stärke- und Energieertrag überzeugen, was sich auch in guten Erträgen in den Körnermaisprüfungen widerspiegelt. Zweinutzungssorte mit tendenziell späterer Abreife.
LG 31265, S 250, - : Stärkegehaltsbetonte Silomaissorte mit zweijährig sehr hohem Stärke- und Energieertrag.
P 83224, S 240, ca. K 240: Nach sehr guten Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträgen in 2024 kam P 83224 als zahnmaisbetonte Sorte mit den diesjährigen Abreifebedingungen schlechter zurecht. Im zweijährigen Mittel aber immer noch ertraglich überdurchschnittlich.
SY Remco, S 250, - : Trotz diesjährig etwas späterer Abreife, in bislang beiden Versuchsjahren sehr hohe Trockenmasse-, Energie-, Stärke und Biogaserträge.
Zweijährig geprüfte mittelspäte Sorten:
DKC 4042, S 260, K 270: Stärkegehaltsbetonte Silomaissorte mit späterer Abreife. Bei unterdurchschnittlichem Massenertrag im zweijährigen Mittel hoher Stärkeertrag.
Rooma, ca. S 260/ ca. K 250: Rooma ist nach guten Ergebnissen in den Bestandesdichtenversuchen in den Jahren 2022 und 2023 in die Landessortenversuche aufgestiegen. Die Sorte liefert gute Kornerträge und kann mit ausgeprägtem „Stay-green“ in der Silomaisnutzung qualitativ überzeugen. Trotz unterdurchschnittlichem Masseertrag sehr hoher Stärkeertrag!
Zusätzliche Sorten für die Biogasnutzung
Aufgrund hoher Trockenmasseerträge und/oder überdurchschnittlicher sortenspezifischer Gasausbeute bieten sich nach drei bzw. zwei Prüfjahren die frühen Sorten Jakleen, KWS Emporio, SY Liberty und DKC 3144 für die Nutzungsrichtung Biogas an. Im mittelfrühen Sortiment kommen nach drei Prüfjahren noch Agro Haiko, Clooney und LG 31238, sowie mit zwei Prüfjahren Agrolupo und KWS Lupollino mit hohen Trockenmasse- oder Gaserträgen für die Biogasnutzung in Betracht. Aus dem mittelspäten Sortiment sind diesbezüglich nach drei Prüfjahren noch Agrogant, Ladino und Clementeen, nach 2 Prüfjahren auch KWS Berro und LG 31304 zu empfehlen. In absoluten Gunstlagen kann die ertragsstarke, aber mit Reifezahl S 290 auch extrem späte Sorte Honoreen kleinräumig für die Biogasnutzung angebaut werden. Das gilt zumindest solange, wie über die Waage abgerechnet wird.
Sorten für den Probeanbau
Die „Maissortenflut“ geht weiter. In den Landessortenversuchen Silomais der Landwirtschaftskammer NRW standen 2025 32 Neuzulassungen bzw. neue EU-Sorten. Allein im Sortiment Silomais mittelfrüh wurden dabei 19 Sorten erstmalig geprüft! Die Landwirtschaftskammer empfiehlt neue Sorten mit guten einjährigen Ergebnissen 2026 allenfalls auf kleiner Fläche zu testen. Im frühen Bereich bieten sich dafür die Sorten Amaneon und LG 32216 sowie Amavido mit Reifezahl S 230 an. Im Reifebereich S 250 kommen mit hoher Energiekonzentration und einjährig sehr hohen Stärkegehalt die Qualitätssorten Beluga und Javelo für den Probeanbau in Betracht. Infernico und LG 31271 können dort getestet werden, wo es um höchste Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge geht.
Sortenwahl beim Silomais im Wandel
Mit der Etablierung und Ausdehnung des Maisanbaus in früheren Jahrzehnten stand bei Züchtung und Beratung lange die frühe, sichere Abreife der Silomaissorten im Fokus. Mittlerweile reifen in Niederungslagen NRWs aber mittelfrühe und selbst mittelspäte Sorten bereits im September regelmäßig sicher ab. Frühe Sorten kommen dann mehr oder weniger noch in für den Maisanbau ungünstigeren Höhenlagen und in Niederungslagen als Zweitfruchtmais zum Anbau. Auch für Fütterungszwecke werden heute in Niederungslagen NRWs schwerpunktmäßig Silomaissorten im Reifebereich zwischen S 240 und S 260 angebaut. So sind heute insbesondere im Reifebereich S 260 andere „Sortentypen“ zu finden. Mit dem Ziel großer Masseerträge für die Biogasproduktion standen hier in der Vergangenheit regelmäßig späte, zahnmaisbetonte Körnermaissorten, die durch eine schnelle Restpflanzenabreife „früh“ gemacht wurden. Aktuell werden in diesem Reifebereich eher Sorten geprüft, empfohlen und auch angebaut, die sich durch eine vorauslaufende Körnerreife und einen ausgeprägten stay-green-Charakter auszeichnen. Bei tendenziell kompakterem Wuchs resultieren daraus höchste Stärkegehalte und Energiekonzentrationen bei gleichzeitig sehr hoher Ernte- und Nutzungsflexibilität.
Reifegruppen neu definieren?
Da die mittelfrühen Sorten (bis S 250) und diese späteren Sorten ab S 260 aber nicht zusammen geprüft und verrechnet werden, ist ein direkter Vergleich der Sorten über die ermittelten Relativerträge und relativierten Qualitätsparameter wie Stärkegehalt und Energiekonzentration kaum möglich. Für eine transparente Sortenprüfung beim Silomais und eine gezielte, auf die Anbaubedingungen in Niederungslagen NRWs abgestimmte Sortenberatung, wäre die Etablierung eines Prüfsortimentes mit Sorten im Reifebereich S 240 bis S 260 von großem Vorteil, zumal die Leistungsfähigkeit früherer Sorten von der Landwirtschaftskammer NRW schon heute in gesonderten Anbaulagen (Silomaisprüfung in Höhen- und Übergangslagen NRW) im Reifebereich bis S 230 überprüft wird. Das Bundessortenamt und auch unsere benachbarten Länderdienststellen halten aber an den etablierten Reifegruppen fest. Ein Alleingang der Landwirtschaftskammer NRW ist kaum vorstellbar, da die überregionale Versuchsauswertung und Zusammenarbeit nur noch eingeschränkt möglich wäre.
- Tabellen: Landessortenversuche Silomais 2025
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Autor: Norbert Erhardt, Andreas Schulze-Hillert