Mais, Sonnenblumen und Sorghum im Zweitfruchtanbau

Sonnenblume

Sortenversuch Mais, Sonnenblumen und Hirse im Zweitfruchtanbau nach Vornutzung Roggen-Ganzpflanzensilage

2008 konnten die Sortenversuche zum Zweitfruchtanbau in Dülmen-Merfeld zeitig am 11. Juni angelegt werden. Im Mais wurde zusätzlich zur organischen Düngung ein dt/ha DAP als Unterfußdüngung verabreicht. Die Hirse erhielt zusätzlich eine mineralische N-Gabe von 27 kg N/ha. In Füllparzellen wurde auch die Unterfußdüngung zu Hirse getestet. Optisch war keine Wirkung festzustellen. Da es anfangs an Keimwasser fehlte verlief der Aufgang etwas verzettelt. Erste nennenswerte Niederschläge ab dem 20. Juni brachten dann aber die Wende. Im weiteren Verlauf zeigte sich die Entwicklung recht einheitlich. Bei der Sonnenblumenprüfung mussten allerdings 5 Parzellen verworfen werden, da der Aufgang dort sehr lückig war. Während im Maisversuch die Unkrautbekämpfung keine Probleme bereitete, waren die Unkräuter in den Sonnenblumen und besonders in der Hirse auf Grund der anfänglichen Trockenheit nur schwerlich in Griff zu bekommen. In den Sonnenblumen wurden Hühnerhirse und Fingerfadenhirse in Nachauflauf mit Gräserherbiziden bekämpft. Im Sorghum wurde gegen die Schadhirsen mittels Unterblattspritzung zwischen den Reihen   nachbehandelt. Zusätzlich musste noch zweimal von Hand gehackt werden.

Das zügigste Massenwachstum war bei den Sonneblumen zu beobachten. Die Hirse tat sich insbesondere in kühlen Witterungsabschnitten sehr schwer und brauchte auch immer mehrere warme Tage um das Wachstum wieder aufzunehmen.

Wahrscheinlich auf Grund der schon wieder kürzer werdenden Tage zeigte der Mais ein eher reduziertes Massenwachstum, kam aber doch erstaunlich früh zur Blüte und zeigte einen hervorragenden Kolbenansatz. Daraus resultierten dann zur Ernte auch T-Gehalte und erstaunlich hohe Stärkegehalte. Sehr früh noch vor dem Fahnenschieben traten Turcicum-Blattflecken bei anfälligen Sorten auf. Das Befallsausmaß wurde nach der Blüte bonitiert. Die Reifezahlen der nicht zugelassenen Sorten in den Tabellen wurden anhand der bekannten Sorten rangiert.

Die Sonnenblumen wurden zur „ Zitronenreife“ geradezu explosionsartig von Botrytis befallen, ebenfalls war sortenspezifisch auch Sclerotinia zu beobachten. Erwartungsgemäß wurden mit den gesunderen Sorten auch die höchsten Rohfettgehalte erzielt. Die Sonnenblumen ließen sich problemlos mit der vorhandenen Erntetechnik für Mais ernten.

Probleme bereitete diesbezüglich die Hirse. Schon bei der Beerntung der Querreihen vor dem Versuch musste festgestellt werden, dass das nasse Erntegut vom Versuchshäcksler nicht bis in die Wiegeeinrichtung geblasen werden kann. Der Versuch wurde daher mit einem reihenlosen Praxishäcksler beerntet. Parzellenweise wurde das Häckselgut in einen Wiegeanhänger gehäckselt, wo dann die Probennahme von Hand erfolgte. Die Wiegetechnik wurde freundlicherweise von der Firma Pioneer zur Verfügung gestellt.

Die Erfahrungen aus den Versuchen 2007 und 2008 werden im „Ratgeber Pflanzenbau und Pflanzenschutz“ der Landwirtschaftskammer NRW für 2009 wie folgt beschrieben.

Mais, Sonnenblumen und Hirse (Sorghum) im Zweitfruchtanbau

Neben dem Anbau von Grünroggen oder Welschem Weidelgras als Winterzwischenfrucht vor Mais werden mittlerweile auch Zweitfruchtsysteme erprobt. Nachdem sich 2007 und 2008 zum Teil sehr frühe Druschtermine für die Wintergerste ergaben, kamen in der Praxis vereinzelt noch bis Mitte Juli Mais, Sonnenblumen und Hirse ( Sorghum) zur Aussaat. Die Landwirtschaftskammer führte 2007 einen entsprechenden Sortenversuch nach der Wintergerstenernte am Standort Dülmen-Merfeld durch. Vor dem Hintergrund des Wettergeschehens im Spätsommer und Herbst 2007 ließen die einjährigen Ergebnisse erkennen, dass die Vegetationszeit nach dem Getreidedrusch für akzeptable Trockenmasseerträge bei diesen Kulturen nur sehr eingeschränkt ausreicht. 2008 wurde dann ein ähnlicher Versuch nach der Ernte von Roggen als Ganzpflanzensilage Mitte Juni angelegt. Weitere Erfahrungen liegen auch aus Projektbeteiligungen am Landwirtschaftszentrum Haus Düsse vor. Die bisherigen Erfahrungen in Nordrhein-Westfalen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Bei der Aussaat in der ersten Julidekade nach dem Gerstendrusch kommen frühe Mais- und Sonnenblumensorten zwar noch Mitte bis Ende September zur Blüte – die verbleibende Zeit reicht aber nicht aus um gewisse Mindestqualitäten hinsichtlich der Trockenmassegehalte und bei den Sonnenblumen auch hinsichtlich der Rohfettgehalte zu realisieren. Die Sonnenblumen kommen aber offensichtlich zumindest für die Trockenmasseertragsbildung mit der kürzesten Vegetationszeit bzw. mit den geringsten Ansprüchen an die Wärmesumme aus.

Bei der Aussaat bis Mitte Juni nach der frühen Getreide-GPS-Nutzung kann die Vegetationszeit für die Ertragsbildung ausreichen. Insbesondere auf Sandböden muss aber genügend Feuchtigkeit für den Feldaufgang zur Verfügung stehen. Mais und Sonnenblumen kommen dann bis Mitte August zur Blüte. Die verbleibende Zeit nutzt der Mais für die Stärkeproduktion – die Sonnenblumen können noch Rohfettgehalte von bis zu 15 % in der Gesamttrockenmasse bilden. Unter feuchten Bedingungen sind die Sonnenblumen in der Abreife aber sehr anfällig für Sclerotinia und Botrytis. Der Befall scheint sich dabei stark negativ auf die Rohfettgehalte auszuwirken. Bei der Hirse kommen früheste Sorten nicht vor Anfang September zum Rispenschieben. Die geprüften Sorten variieren diesbezüglich aber erheblich – einzelne Sorten kommen gar nicht zum Rispenschieben. Mais   reagiert auf die kürzer werdenden Tage offensichtlich mit reduziertem Massenwachstum. Da die generative Phase aber vergleichsweise früh einsetzt, können in Abhängigkeit von der Reifezahl noch gute Qualitäten bei allerdings deutlich geringeren Erträgen als im Hauptfruchtanbau erzielt werden. Ausgesprochen frühreife Sorten erhöhen dabei die Anbausicherheit erheblich. Unter starken Krankheitsdruck wird Zweitfruchtmais sehr früh von Turcicum-Blattflecken befallen, was bei der Sortenwahl unbedingt berücksichtigt werden muss.

Autor: Norbert Erhardt