Getreidevermehrung 2008 in etwa auf Vorjahresniveau

Saatgutvermehrung von Triticale
Saatgutvermehrung von Triticale

Die zur Anerkennung angemeldeten Vermehrungsflächen in Nordrhein-Westfalen liegen nach vorläufigen Zahlen bei 14.960 ha. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um knapp 4,3 % (Übersicht 1). Dieser insgesamt leichte Rückgang resultiert im Wesentlichen aus den deutlichen Abnahmen bei Gräsern (- 30 %) und Leguminosen (- 36 %). Die Getreidefläche hat sich nach den Reduzierungen in den Vorjahren wieder stabilisiert. Bei den Öl- und Faserpflanzen ist nach der deutlichen Ausdehnung in 2007 erneut ein Plus von 14 % zu verzeichnen. Dies ist vornehmlich auf die Ausdehnung von Winterraps zurückzuführen.

Bei Winterweizen als bedeutendster Getreideart liegen die Vermehrungsflächen in 2008 in etwa in der Größenordnung wie im Vorjahr. Dabei sind in den beiden Landesteilen von NRW gegenläufige Entwicklungen festzustellen. Während die Flächen im Rheinland um knapp 2 % ausgedehnt worden sind, ist in Westfalen-Lippe ein Minus von etwa 4 % zu verzeichnen.

Die Wintergerstenvermehrung bewegt sich in 2008 auf fast demselben Niveau wie im Vorjahr. Auch bei Gerste sind unterschiedliche Entwicklungen in den beiden Landesteilen zu erkennen. Der Ausdehnung der Gerstenvermehrung im Rheinland von fast 9 % steht ein Rückgang der Fläche in Westfalen-Lippe von fast 6 % gegenüber. Nach der Stabilisierung der Vermehrungsflächen im vergangenen Jahr sind die Triticaleflächen landesweit diesmal wieder um knapp 8 % zurückgenommen worden. Die Roggenflächen sind gegenüber 2007 leicht gesunken (- 2,4 %). Winterhafer ist nach wie vor eine Besonderheit im Rheinland, die Vermehrung erfolgt auf einer kleineren Fläche von insgesamt 50 Hektar.

Die Vermehrungsflächen von Sommergetreide wurden in NRW um rund 5 % ausgedehnt. Dies ist sicherlich auch auf die knappe Versorgungslage mit Sommergetreide in diesem Frühjahr zurückzuführen. Sommergerste verzeichnet in beiden Landesteilen Zuwächse. Bei Hafer sind die Flächen in Westfalen-Lippe um 40 % angestiegen während sie im Rheinland um 35 % zurückgenommen wurden. Sommerweizen spielt in der Saatgutvermehrung in NRW eine eher untergeordnete Rolle, die Fläche ist im Vergleich zu 2007 erneut etwas gesunken. Nach den deutlichen Zuwächsen in 2007 (+ 35 %) wurden die Vermehrungsfläche von Öl und Faserpflanzen erneut ausgedehnt. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt die Zunahme 14 % und resultiert ausschließlich aus der Ausdehnung der Rapsvermehrung. Dabei wurde die Rapsfläche im Rheinland um gut 26 % ausgeweitet, in Westfalen-Lippe dagegen um fast 8 % verringert. In 2008 beträgt der Anteil der Hybridsorten an der Gesamtrapsvermehrung 69 % (Vorjahr 61 %). In 2005 lag der Hybridanteil bei 54 %.

Anzahl Vermehrer geht weiter zurück

Die Anzahl der Vermehrer hat auch in diesem Jahr weiter abgenommen (Übersicht 2). Waren es im vergangenen Jahr noch 449 Betriebe in Westfalen-Lippe, so vermehren in 2007 noch 408 Vermehrer Saatgut. Im Rheinland hat sich die Zahl der Saatgutvermehrer von 348 auf 322 verringert. Damit hat sich die Struktur in der Saatgutvermehrung in den vergangenen Jahren entsprechend verbessert. Im Mittel vermehrt jeder Betrieb im Rheinland jetzt auf 23,3 ha und in Westfalen-Lippe auf 18,3 ha Saatgut. 1997 waren das im Rheinland 14,7 ha und in Westfalen-Lippe 15,2 ha. Die durchschnittliche Schlaggröße bei Getreide liegt bei 5,1 ha (Westfalen-Lippe) bzw. 6,5 ha (Rheinland) und bei Feldsaaten in beiden Regionen um die 4,0 - 4,5 Hektar.

Bei Winterweizen ist Winnetou größte Sorte

Beim Winterweizen sind in den Diagrammen die Sorten namentlich genannt, die auf mehr als 100 Hektar vermehrt werden. Winnetou, Hermann, Manager und Skalmeje sind die vier größten Sorten in NRW. An fünfter Stelle steht Mulan, gefolgt von Inspiration und Hattrick. Danach kommen Limes, Tuareg, Dekan und Orvantis. Diese 11 Sorten nehmen zusammen rund 70 % der Vermehrungsflächen bei Weizen ein. Betrachtet man die Sortenstatistik in den beiden Landesteilen, so ergibt sich ein etwas unterschiedliches Bild. Hier spiegeln sich die Unterschiede in der Struktur der Saatgutvermehrung in den beiden Landesteilen wider. Im Rheinland setzt sich das Weizensortiment in 2008 aus 48 Sorten (im Vorjahr ebenfalls 48) zusammen. Größte Sorten sind hier Manager, Winnetou, Hermann und Hattrick. Dahinter folgen Limes und Orvantis und dann Dekan, Nirvana, Skalmeje, Boomer und Mulan. Die sieben größten Sorten nehmen hier 51% der Fläche ein (Übersicht 3). Als regionale Besonderheit der klimatischen und betrieblichen Verhältnisse im Rheinland sind die Vermehrungen der frühreifen, z.T. begrannten Weizensorten anzusehen. In Westfalen-Lippe werden diesmal 50 Weizensorten vermehrt (im Vorjahr ebenfalls 50). Die sieben stärksten Sorten nehmen hier gut 71 % der Weizenvermehrungsfläche ein. Die größten Sorten sind Winnetou und Hermann, gefolgt von Manager und Inspiration. Dann folgen noch Skalmeje, Skater und Mulan.

Betrachtet man die Entwicklung landesweit von 2002 bis heute, so ist festzustellen, dass der Anteil im Qualitätsbereich A von knapp 8 % auf gut 22 % angestiegen ist (Übersicht 4). Gleichzeitig ist die Vermehrung von B-Weizen von 60 % auf 35 % zurückgegangen. C-Weizensorten werden nunmehr 39 % vermehrt. In 2002 lag die Summe von B und C-Weizen bei 90 %, heute liegt sie bei 74 %. E-Weizen wird auf kleinem Niveau vermehrt. Gruppiert man die Weizensorten nach der Anfälligkeit für Ährenfusarium, so ergibt sich folgendes Bild. Auf 75 % der Weizenvermehrungsflächen in NRW stehen Sorten mit einer mindestens durchschnittlichen Resistenz gegen den Befall mit Ährenfusarium (Übersicht 5). Dabei ist der Anteil von Sorten mit einer geringen Anfälligkeit gegenüber den Vorjahren deutlich gewachsen und liegt jetzt bei rund 20 %. Gegenüber 2006 ist aber auch der Anteil von Sorten mit einer höheren Anfälligkeit in 2007 und 2008 spürbar angestiegen. Dieser Anteil liegt jetzt bei fast 25 %, im vergangenen Jahr lag er bei 18 und in den Jahren davor zwischen 10 und 16 %.  

Naomie deutlich vorn

Bei Wintergerste dominiert der Anteil der mehrzeiligen gegenüber den zweizeiligen Sorten an der Vermehrungsfläche. Der Anteil der mehrzeiligen Sorten liegt in 2008 bei 94 %. Die zweizeiligen Sorten spielen weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. Naomie ist wie schon im Jahr zuvor die bedeutendste Sorte. Dahinter rangiert Fridericus gefolgt von Lomerit und Highlight. Die vier vermehrungsstärksten Sorten haben einen Anteil von rund 62 % der Wintergerstenvermehrungsfläche. Virusresistente Wintergerstensorten nehmen seit Jahren den überwiegenden Teil (über 90 bis 95%) der Vermehrungsfläche in NRW ein. Die Verteilung der Sorten in Westfalen-Lippe und im Rheinland zeigt Übersicht 6. Marktführend in Westfalen-Lippe ist eindeutig Naomie mit einem Anteil von 33 %. Dahinter folgen Fridericus mit 18 % und Highlight mit 14 % Flächenanteil. Diese drei Sorten nehmen einen Anteil von 65 % der Wintergerstenvermehrungsfläche ein. Mit Abstand folgen dann Lomerit, Laverda und Franziska. Insgesamt werden in Westfalen-Lippe 28 Wintergerstensorten vermehrt, im Rheinland sind es 23. Die größten Sorten im Rheinland sind Fridericus, Lomerit und Naomie gefolgt von Ketos, Laverda und Highlight. Diese sechs Sorten nehmen zusammen 70 % der Gerstenvermehrung im Rheinland ein.

SW Talentro ist nunmehr vier Jahre hintereinander die größte Triticale-Sorte in NRW (Übersicht 7), wobei der Flächenumfang gegenüber 2007 um rund 100 Hektar zurückgegangen ist. Danach folgen Grenado und Magnat. Das gesamte Sortenspektrum umfasst bei Triticale diesmal 16 Sorten. Regionale Unterschiede im Sortenranking sind auch bei Triticale zu finden. Im Rheinland steht SW Talentro mit einem Anteil von 68% mit sehr großem Abstand an erster Stelle in der Vermehrung. Dahinter folgen Trigold und Grenado. In Westfalen-Lippe liegt SW Talentro ebenfalls deutlich an der Spitze. Dahinter liegen fast gleichauf Grenado und Dinaro und mit Abstand folgt dann noch Magnat. Der Schwerpunkt der Winterroggenvermehrung liegt eindeutig im Rheinland, wo in stärkerem Maße Hybridroggen vermehrt wird. Im Bereich der Hybriden (H) liegt Visello wie in 2007 an der Spitze. Auf Platz Zwei folgt dann die Populationssorte (P) Matador. Dahinter reihen sich Placido (H), Vitallo (P) und Conduct (P) ein. Populations- und Hybridsorten halten sich in 2008 in etwa die Waage. Im letzten Jahr lagen die Populationssorten vor den Hybriden.

Fazit für die Praxis  

  • Die Vermehrungsflächen von Getreide haben sich stabilisiert. Den Ausdehnungen bei Winterraps stehen krasse Rückgänge bei den Gräsern gegenüber. Trotz der insgesamt leicht rückläufigen Vermehrungsfläche hat die Saatguterzeugung in Nordrhein-Westfalen mit einer Fläche von fast 15.000 Hektar nach wie vor eine wichtige Bedeutung.  
  • Die Anzahl der Vermehrungsbetriebe sinkt weiterhin. Entsprechend verändern sich die Strukturen in den Betrieben. Die Gesamtfläche je Vermehrungsbetrieb und die durchschnittlichen Flächengrößen haben sich vergrößert.
  • Bei Weizen überwiegen die C- und B-Sorten in der Vermehrung. Der Anteil der A-Sorten ist aber in den letzten Jahren deutlich gewachsen.
  • Bei Wintergerste dominieren die mehrzeiligen Sorten, zweizeilige Sorten spielen in der Vermehrung nur eine untergeordnete Rolle. Bei Roggen halten sich Populations- und Hybridsorten in etwa die Waage.

Autor: Holger Dietzsch