In NRW wird wieder mehr Winterraps vermehrt

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Blattlappung bei Raps - blau markierte Pflanze ohne Lappung


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Raps mit sterilen Blüten


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Sterile Blüte: Antheren unterdrückt bzw. reduziert. Fotos: Holger Dietzsch


Nachdem die Vermehrungsflächen seit 2009 kontinuierlich zurückgegangen waren, ist zur Ernte 2012 im Vergleich zum Vorjahr wieder ein Anstieg von + 12,3 % zu verzeichnen. Mit 1.176 Hektar wird in diesem Jahr wieder etwa so viel Raps wie in 2010 in Nordrhein-Westfalen vermehrt. Mit einer der Gründe für die Ausdehnung dürften auch die im Gegensatz zum Vorjahr wesentlich günstigeren Aussaatbedingungen in diesem Herbst gewesen sein. In Nordrhein-Westfalen hat die Vermehrung von Raps traditionell einen hohen Stellenwert. Immerhin standen hier im Mittel der letzten Jahre gut ein Viertel der bundesweiten Vermehrungsflächen von Winterraps. Betrachtet man die Vermehrungsflächen aus 2011 nochmals in der Rückschau, so war Nordrhein-Westfalen in 2011 das Bundesland mit der größten Vermehrungsfläche von Winterraps, was einem Anteil von 25 % der bundesweiten Vermehrungsfläche entsprach. Danach folgten Niedersachsen (20 %), Sachsen-Anhalt (16 %), Schleswig-Holstein (15 %), Baden-Württemberg (10 %) und Mecklenburg-Vorpommern (6 %). Die verbleibenden 8 % verteilten sich auf die übrigen Bundesländer.

Wo wird Raps in NRW vermehrt?

Die Entwicklung der Vermehrungsflächen auf Kreisebene ist in der Übersicht 2 dargestellt. Es ist deutlich erkennbar, dass die Rapsvermehrung in NRW ihren Schwerpunkt eindeutig im Kreis Kleve hat. An zweiter Stelle hat sich seit mehreren Jahren der Erftkreis etabliert, dahinter folgen dann noch mit Flächenanteilen von über 50 Hektar die Kreise Rhein Sieg, Neuss und Lippe. In den Kreisen Soest und Warendorf wurden die Vermehrungsflächen seit 2009 ziemlich deutlich eingeschränkt. In Warendorf betrug die Fläche in den letzten vier Jahren etwa 15 Hektar während im Kreis Soest seit vielen Jahren erstmals kein Winterraps mehr vermehrt wird. Deutliche Reduzierungen haben auch in Lippe stattgefunden, die Flächen sind aber nicht so stark eingebrochen wie beispielsweise in Soest und Warendorf. Die Flächenentwicklung in den jeweiligen Kreisen hängt sehr eng zusammen mit der Zunahme der Vermehrung von Rapshybriden. So wurden die Vermehrungsflächen im Rheinland und hier besonders am Niederrhein seit 2003/2004 kontinuierlich ausgedehnt. Im Vergleich zu den traditionellen Anbauregionen in Westfalen-Lippe sind die Rahmenbedingungen für die Hybridvermehrung im Rheinland wie z.B. weniger Rapsanbau in der Fruchtfolge (Einhaltung der großen Mindestabstände zu Nachbarflächen mit anderen Rapssorten) und frühere Erntetermine günstiger zu beurteilen.

Hybriden mit großen Flächenanteilen

Beim Winterraps hat die Sortenvielfalt in den letzten Jahren deutlich zugenommen. So stehen zur Ernte 2012 insgesamt 24 Sorten und 62 Stämme (noch nicht zugelassene Sorten) in NRW in der Vermehrung. Hier spiegelt sich der Einfluss der in unserer Region ansässigen Rapszüchter sehr deutlich wider. Das Sortiment umfasst sowohl Linien- und Hybridsorten, wobei sich in den letzten 10 Jahren ein Wechsel vollzogen hat. Seit 2003 dominieren die Hybriden in der Rapsvermehrung in NRW. Der Anteil von Hybridsorten an der Gesamtrapsvermehrung ist in dieser Zeit von knapp 50 % auf über 80 % angestiegen (Übersicht 3). Von 2003 bis 2008 lag der Anteil von Hybridsorten zwischen 55 und 70 %; in 2009 wurden erstmals 80 % überschritten. Zur Ernte 2012 liegt der Anteil der Hybriden an der Gesamtvermehrung bei 82 %. Zur Ernte 2012 hat die Sorte Avatar die in den letzten drei Jahren vermehrungsstärkste Sorte Visby an der Spitze abgelöst (Übersicht 4). Mit einem Anteil von 22 % steht Avatar an erster Stelle, gefolgt von Visby mit 17 % und Sherpa mit 14 %. Diese drei Hybridsorten nehmen zusammen mehr als die Hälfte der Vermehrungsflächen in NRW ein. Es folgen dann die Hybridsorten Genie (87 ha), Marquis (46 ha), Rhino (44 ha), Rohan (35 ha) und Compass (25 ha) sowie die Liniensorte Cult mit 23 ha. Danach ist noch die Hybride NK Technik mit einem Flächenumfang von über 20 Hektar zu nennen.

Wie wird Hybridraps erzeugt?

Die Saatgutproduktion von Hybridsorten ist unabhängig von dem jeweiligen Hybridsystem (z.B. MSL-System, Ogura-INRA-System, SAFECROSS-System) vergleichsweise aufwändig und erfolgt bei diesen Systemen in ähnlicher Weise. Bei der Erzeugung von Z-Saatgut wird die sterile Mutterlinie in Streifen neben der Bestäuberlinie (Restorer) angebaut. Die Blühtermine der Mutter- und Bestäuberlinie sollten zeitgleich gesteuert erfolgen, damit möglichst viel fertiler Pollen für die Befruchtung der sterilen Blüten der Mutterlinie zur Verfügung stehen. Bei ungünstigen Witterungsbedingungen während der Blüte oder einer schlechten Blühsynchronisation von Mutter- und Bestäuberlinie kann es auch zu einer schlechteren Befruchtung mit einem verminderten Schotenansatz kommen. Zur Bestäubungslenkung wird im Bedarfsfall bei den in Streifen angebauten Vater- und Mutterpflanzen die Vaterlinie gezielt zur Hälfte abgeschlegelt, um die Blühzeitpunkte besser aufeinander abzustimmen. Nach der Blüte wird der Bestäuber dann komplett entfernt, d.h. abgeschlegelt. Beerntet wird letztendlich nur die Mutterlinie. Die Samen der Mutterlinie sind dann wieder restauriert und die daraus aufwachsenden Pflanzen bilden fertilen Pollen aus.

Fazit für die Praxis

  • Die Vermehrung von Raps hat in NRW einen bedeutenden Stellenwert. Im Mittel der letzten Jahre standen hier rund ein Viertel der bundesweiten Vermehrungsflächen von Winterraps.
  • Die Sortenvielfalt hat deutlich zugenommen, was den Einfluss der hier ansässigen Rapszüchter widerspiegelt.
  • Sowohl Linien- wie auch Hybridsorten werden bei uns vermehrt, wobei der Anteil der Hybriden seit 2003 deutlich zugenommen hat.
  • Die Saatgutproduktion von Hybridsorten ist im Vergleich zur Erzeugung von Liniensorten ziemlich aufwändig.

Autor: Holger Dietzsch