Winterrapsvermehrung in NRW weiter gesunken

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Hybridvermehrung von Winterraps im Streifenanbau. Zwischen der Vaterlinie und den sterilen Mutterlinien müssen mindestens 80 cm breite Trennstreifen bleiben. Foto: Holger Dietzsch

Für die Ernte in 2015 wurden in diesem Herbst 673 ha Vermehrungsfläche mit Winterraps bestellt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem weiteren Rückgang von rund 24 % oder 208 ha. Betrachtet man die Flächenentwicklung über mehrere Jahre, so ist festzustellen, dass die Rapsvermehrungsfläche in NRW auf den tiefsten Stand seit 2002 gefallen ist (Übersicht 1). Trotzdem hat die Vermehrung von Raps in NRW noch einen hohen Stellenwert. Hier standen im Mittel der letzten Jahre über 20 % der bundesweiten Vermehrungsflächen von Winterraps. Betrachtet man die bundesweiten Vermehrungsflächen aus 2014 nochmals in der Rückschau, so hatte NRW mit 881 ha sogar die meisten Vermehrungsflächen von Winterraps, was bundesweit 24 % entsprach. An zweiter Stelle lag Niedersachsen mit 19 %. Danach folgten Sachsen-Anhalt (17 %), Schleswig-Holstein (14 %), Baden-Württemberg (12 %) und Sachsen (3 %). Die verbleibenden 11 % verteilten sich auf die übrigen Bundesländer.

2014 ist die Vermehrungsfläche von Winterraps in fast allen Bundesländern gesunken.

Deutliche Flächenverluste im Rheinland

Von insgesamt 673 ha Rapsvermehrung in diesem Jahr, stehen 617 ha im Rheinland und in Westfalen-Lippe nur 56 ha. Die Vermehrungsfläche ist allerdings im Rheinland deutlich um 210 ha gesunken, während sie in Westfalen-Lippe um 2 ha gestiegen ist. Die Entwicklung der Vermehrungsflächen auf Kreisebene zeigt Übersicht 2. Auf den ersten Blick ist unschwer erkennbar, dass die Rapsvermehrung in NRW weiterhin ihren Schwerpunkt eindeutig im Kreis Kleve hat. Aber auch dort hat die Vermehrungsfläche um 36 ha abgenommen.

An zweiter Stelle hat sich seit mehreren Jahren der Erftkreis etabliert. Allerdings sind die Flächenverluste in diesem Jahr dort mit 87 ha am größten. Auch in den Kreisen Rhein-Sieg und Neuss sind die Vermehrungsflächen um 46 ha und 18 ha stark gesunken. Im Kreis Mettmann ist die Vermehrungsfläche mit 29 ha fast auf dem Niveau der Vorjahre geblieben. In den Kreisen Heinsberg/Viersen scheint sich die Rapsvermehrung wieder etabliert zu haben. Fand dort 2012 noch keine Vermehrung statt, so waren es 10 ha in 2013 und 38 ha in 2014. In diesem Jahr wurden 19 ha zur Vermehrung ausgesät.

Auch in den Kreisen Soest und Warendorf konnten die Vermehrungsflächen mit 22 ha und 13 ha konstant gehalten werden. Nach einer Anbaupause im letzten Jahr, steht aktuell im Kreis Minden-Lübbecke wieder auf 20 ha Raps in der Vermehrung. Dafür gibt es in diesem Jahr keine Winterrapsvermehrung mehr im Kreis Gütersloh. Sehr starke Flächenreduzierungen haben in den letzten Jahren auch im Kreis Lippe stattgefunden. Das hat dazu geführt, dass nur noch auf 1 ha Erbkomponenten und Stämme von den ansässigen Rapszüchtern angebaut werden.

Die Flächenentwicklung in den jeweiligen Kreisen hängt sehr eng zusammen mit der starken Zunahme der Vermehrung von Rapshybriden. So wurden die Vermehrungsflächen im Rheinland und hier besonders am Niederrhein seit 2003/2004 kontinuierlich ausgedehnt. Im Vergleich zu den traditionellen Anbauregionen in Westfalen-Lippe sind die Rahmenbedingungen für die Hybridvermehrung im Rheinland wie z.B. weniger Rapsanteil in der Fruchtfolge (Einhaltung der großen Mindestabstände zu Nachbarflächen mit anderen Rapssorten) und frühere Erntetermine günstiger zu beurteilen. Jedoch wird es mittlerweile auch im Rheinland immer schwieriger geeignete Flächen für die Winterrapsvermehrung zu finden, die auch die gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Zum einen muss die Vermehrungsfläche mindesten 0,5 ha groß sein und zum anderen dürfen bei Rapsvermehrungen in den letzten fünf Jahren vor der Vermehrung keine Pflanzen einer anderen Art, die zu Fremdbefruchtung führen kann, und keine Pflanzen anderer Rapssorten sowie anderer Saatgutkategorien derselben Sorte auf der Fläche angebaut worden sein!

Hybriden dominieren weiter

Beim Winterraps hat die Sortenvielfalt im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen. So stehen zur Ernte 2015 insgesamt 11 Sorten, 11 noch nicht zugelassene Sorten und 42 Erbkomponenten und Stämme in NRW in der Vermehrung. Die in unserer Region ansässigen Rapszüchter haben deutlichen Einfluss auf die Rapsvermehrung in NRW. Deshalb liegt NRW im bundesweiten Vergleich der Vermehrungsflächen auch seit langem im vordersten Bereich. Das Sortiment umfasst sowohl Linien- als auch Hybridsorten, wobei der Anteil der Liniensorten in den letzten Jahren zunehmend kleiner geworden ist. Seit 2003 dominieren die Hybriden in der Rapsvermehrung in NRW. Der Anteil von Hybridsorten an der Gesamtrapsvermehrung ist in dieser Zeit von knapp 50 % auf über 98 % angestiegen (Übersicht 3). Von 2003 bis 2008 lag der Anteil von Hybridsorten zwischen 55 und 70 %; in 2009 wurden erstmals 80 % und seit 2013 dauerhaft 90 % überschritten. Zur Ernte 2015 liegt der Anteil der Hybriden an der Gesamtvermehrung bei 91,7 %. Die Abnahme hat damit zu tun, dass in diesem Jahr einige noch nicht zugelassene Liniensorten mit einem Flächenanteil von 56 ha in der Vermehrung stehen.

Wenn man bei Raps die Flächenentwicklung der einzelnen Sorten betrachtet, muss darauf hingewiesen werden, dass man von der angelegten Vermehrungsfläche einer Sorte nicht unbedingt deren Saatgutverfügbarkeit ableiten kann. Gerade bei Winterraps wird, anders als bei Getreide, in viel größerem Maße auch mit Überlager gearbeitet. Zumal ja auch die Vermehrungsquote je Hektar um ein vielfaches höher ist als die von Getreide. Das bedeutet, dass auch noch Saatgut aus den Vorjahren verfügbar sein kann. Zudem erfolgt ein Teil der Saatgutvermehrung wegen der früheren Erntetermine auch in wärmeren Regionen Süddeutschlands und/oder Südeuropas.

Zur Ernte 2015 sind Avatar (132 ha), Marathon (115 ha) und Popular (111 ha) die Sorten mit der größten Vermehrungsfläche (Übersicht 4). Diese drei Hybridsorten nehmen zusammen etwas mehr als die Hälfte der Rapsvermehrung in diesem Jahr ein. Es folgen dann die Hybridsorten Raptor (62 ha), Incentive (42 ha), Comfort (39 ha), V 316 OL (29 ha), Minerva (20 ha), Mentor (16 ha), Mercedes (15 ha) und Abakus (13 ha).

Hybridrapsproduktion

Die Saatgutproduktion von Hybridsorten ist unabhängig von dem jeweiligen Hybridsystem (z.B. MSL-System, Ogura-INRA-System, SAFECROSS-System) vergleichsweise aufwändig und erfolgt bei diesen Systemen in ähnlicher Weise. Bei der Erzeugung von Z-Saatgut wird die sterile Mutterlinie in Streifen neben der Bestäuberlinie (Restorer) angebaut. Die Blühtermine der Mutter- und Bestäuberlinie sollten zeitgleich gesteuert erfolgen, damit möglichst viel fertiler Pollen für die Befruchtung der sterilen Blüten der Mutterlinie zur Verfügung stehen. Bei ungünstigen Witterungsbedingungen während der Blüte oder einer schlechten Blühsynchronisation von Mutter- und Bestäuberlinie kann es auch zu einer schlechteren Befruchtung mit einem verminderten Schotenansatz kommen. Zur Bestäubungslenkung wird im Bedarfsfall bei den in Streifen angebauten Vater- und Mutterpflanzen die Vaterlinie gezielt zur Hälfte abgeschlegelt, um die Pollenversorgung besser aufeinander abzustimmen. Nach der Blüte wird der Bestäuber dann komplett entfernt, d.h. abgeschlegelt. Beerntet wird letztendlich nur die Mutterlinie. Die Samen der Mutterlinie sind dann wieder restauriert und die aus dem Z-Saatgut der Hybriden aufwachsenden Pflanzen bilden fertilen Pollen aus.

Autor: Thorsten Söns