Futterreserven schaffen mit Zweit- und Zwischenfruchtanbau

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Auch wenn in die Erträge und Qualitäten des ersten und zweiten Aufwuchses auf dem Grünland und im Ackerfutterbau dieses Jahres (2019) sicherlich überzeugen konnten, herrscht vor dem Hintergrund der letztjährigen Trockenheit (2018) in vielen Futterbaubetrieben nach wie vor eine angespannte Situation vor. Futter ist nach wie vor knappes Gut und könnte es dieses Jahr auch weiterhin bleiben, denn Trockenheit der letzten Wochen führt zum Teil zu deutlichen Wachstumsrückgängen auf dem Grünland wie auch im Ackerfutterbau inklusive Silomais.

Es wird daher auch in diesem Jahr darauf ankommen, die verschiedenen pflanzenbaulichen Möglichkeiten zu nutzen, bestehende Futterdefizite zu kompensieren. Auch mit Blick auf die Zukunft, sind Futterbaubetriebe gut beraten, die produktive Vegetationszeit des Herbstes und des zeitigen Frühjahrs insbesondere im Ackerfutterbau zu nutzen, um ausreichende Futterreserven zu schaffen. Die Unabwägbarkeiten der Witterung mit zunehmenden Trockenphasen in den Frühjahrs- und Sommermonaten und den damit verbundenen Ertragsdepressionen vor allem im Dauergrünland, sollte, dort wo es betrieblich und regional möglich ist, über den ertragsstarken Zweit- und Zwischenfruchtanbau kompensiert werden. Daher kann es künftig verstärkt auch für Ackerbaubetriebe interessant werden, Futter für Futterbaubetriebe zu erzeugen.

Futterzwischenfrüchte gut für die Umwelt

Werden Winterzwischenfrüchte für den Futterbau früh gesät kann eine Bodenbedeckung von August bis April (210-240 Tage) realisiert werden. Auf diesem Wege werden gleichzeitig sehr wirkungsvoll und effizient wichtige umweltrelevante Effekte hinsichtlich Erosions- und Wasserschutz (N-Fixierung) erfüllt. Darüber hinaus tragen vor allem Gräser und Kleegrasmischungen im Zwischenfruchtanbau über Stoppelreste und Wurzeln (30-40 dt/ha TM) erheblich zum Humusaufbau des Bodens bei. Dies hat wiederum sehr positive Effekte auf die vielfältigen Bodenfunktionen. Ackerbaulich liegen die Vorteile insbesondere der schnellwüchsigen Futtergräser im Hinblick auf eine wirkungsvolle Unkrautunterdrückung, der biologischen Schädlingsbekämpfung sowie der Stickstoffsammlung, wenn Leguminosen angebaut werden. Für flächenknappe bzw. viehstarke Betriebe können zudem über den Zwischenfruchtanbau Gülle bzw. Gärreste sinnvoll verwerten werden sofern sich ein tatsächlicher Düngebedarf ergibt. Die Güllelagerkapazitäten können dadurch in vielen Betrieben entlastet werden. Insbesondere frohwüchsige Weidelgräser oder verschiedene Brassica-Arten (Futterraps, Stoppelrüben, Rübsen) sind sehr effektive Gülleverwerter im Herbst und Frühjahr.

Verfütterung von Zwischenfrüchten

Aufgrund der vergleichsweise kurzen Wachstumszeit, zeichnen sich geeignete Zweit- und Zwischenfrüchte zur Futternutzung meist durch einen hohen Futter- und Nährstoffwert aus. Sie weisen hohe Eiweiß- und Energiekonzentrationen auf, haben aber, ausgenommen Einjähriges Weidelgras, insbesondere bei der Herbstnutzung, ausgesprochen geringe Trockensubstanz- und Rohfasergehalte. Dies betrifft in erster Linie Futterraps, Stoppelrüben, Rübsen aber auch Welsches Weidelgras. Bei der Verfütterung oder auch Beweidung sollte dies unbedingt berücksichtigt werden und durch entsprechende Verfütterung Rohfaser reicher Futtermittel ausgeglichen werden. Zweit- und Zwischenfruchtarten, die nach früh räumenden Hauptfrüchten gesät und bereits im Herbst hohe Erträge liefern, sind in der Lage große Stickstoffmengen aufzunehmen. Je nach Witterungsverlauf (nasskalter Herbst nach trockenem Sommer), können in den Aufwüchsen aber erhöhte Nitratgehalte auftreten. Daher sollte solches Futter, insbesondere bei Herbstweide verhalten zugeteilt werden, da ansonsten Vergiftungsgefahr besteht.

Futter-Zwischenfrüchte im Greening

Greening und futterbaulich genutzter Zwischenfruchtanbau passt nicht wirklich gut zusammen. Zum einen ist eine Nutzung der Aufwüchse von Zwischenfrüchten auf ökologischen Vorrangflächen im Herbst in der Rinderfütterung nicht zulässig, zum anderen sind nur entsprechende Greening-konforme Zwischenfruchtmischungen mit mindestens zwei Arten möglich. Verschiedene Gräser zählen dabei als eine Art. Aus dem Portfolio der Qualitätsstandard-Mischungen für den Ackerfutterbau gibt es derzeit keine Mischung die sich im Rahmen des Greenings für den Winterzwischenfruchtanbau eignet bzw. empfehlenswert wäre, obwohl diese in gleicher Weise Ökosystemleistungen erbringen wie speziell für das Greening konzipierte Zwischenfruchtmischungen für die Futternutzung (z.B. Klee-Gras-Mischungen).

Greening-konforme Zwischenfruchtmischungen sind meist Mischungen von Welschem Weidelgras mit winterharten Kleearten wie Rotklee, Inkarnatklee und Weißklee. Weißklee ist aufgrund seiner langsamen Jugendentwicklung im Frühjahr allerdings als Zwischenfrucht für eine ertragsbetonte Einschnittnutzung im Frühjahr weniger geeignet. Auch das Deutsche Weidelgras ist als Winterzwischenfrucht eine weniger sinnvolle Art. Durch das Greening wieder interessant geworden ist dagegen das Landsberger Gemenge, eine seit langem bekannte Winter-Zwischenfruchtmischung bestehend aus Welschem Weidelgras, Zottel- bzw. Winterwicke und Inkarnatklee. Einige Saatgutunternehmen haben diese Mischung entsprechend der Greeningvorgaben angepasst.

Können, winterharte Zwischenfruchtmischungen im Rahmen des Greenings im Herbst nicht durch Schafe abgeweidet werden, sollte der Aussaattermin so spät wie möglich erfolgen. Werden Winterzwischenfrüchte wie Welsches Weidelgras, Rotklee, Inkarnatklee, Futterraps oder Winterrübsen bereits im Juli oder August ausgesät und nicht im Herbst genutzt, überwachsen sich die Bestände bis zum Winter und brechen meist in sich zusammen mit der Folge starker Auswinterungsschäden und Pilzbefall. Um dies zu vermeiden sollte ein stark wüchsiger Bestand im Herbst gegebenenfalls gemulcht werden. Arten wie Zottelwicke oder Inkarnatklee werden dadurch aber stark zurückgedrängt und sind im ersten Frühjahrsaufwuchs kaum noch im Bestand zu finden.

Unter der Prämisse später Aussaattermine der Winterzwischenfrüchte ist auf der anderen Seite das Aufnahmepotenzial von überschüssigem Stickstoff im Herbst gegenüber Frühsaaten deutlich vermindert. Ein später Aussaattermin für Kleegras-Mischungen kann, je nach Region, Mitte September erfolgen.

Entsprechend der Greening-Vorgaben gibt es hinsichtlich der Nutzung der Winterzwischenfrüchte im Frühjahr (nach dem 15.02.) keine Beschränkungen mehr. Die N-Düngung hat entsprechend der Düngebedarfsermittlung zu erfolgen

So gelingt der Anbau

In der Systematik des Zwischenfruchtanbaus werden Sommerzwischenfrüchte (Stoppelsaaten, mit Nutzung im Herbst) und Winterzwischenfrüchte (eine Nutzung im Frühjahr) unterschieden. Während beispielsweise das Einjährige Weidelgras eine klassische Sommerzwischenfrucht ist, ohne ausreichende Winterhärte, können Zwischenfruchtgräser wie Welsches Weidelgras oder Futterraps sowohl im Herbst, als auch im Frühjahr genutzt werden.

Einjähriges Weidelgras

Unter den Weidelgräsern ist das Einjährige Weidelgras die kurzlebigste Art. Sie unterscheidet sich von den langlebigeren Formen durch die fehlende Winterhärte und durch die Schoßbereitschaft ohne Kältebedürfnis. Dieses „Sommergras“ ist nur in sehr milden Wintern beständig, so dass es unter unseren Verhältnissen in der Regel ausschließlich im Ansaatjahr zu nutzen ist. Beim Einjährigen Weidelgras sind die verschiedenen Sortentypen zu unterscheiden. Während die einschnittigen Sortentypen, die hohe Erträge hauptsächlich zum ersten Aufwuchs bringen, für den Zwischenfruchtanbau geeignet sind, sind die mehrschnittigen, im Ertrag der Folgeaufwüchse stärker ausgeglichenen Sortentypen, mehr für den Hauptfruchtanbau mit Frühjahrsansaat zu nutzen.

Als sommerannuelle Art reagiert das Einjährige Weidelgras sehr stark auf unterschiedliche Tageslichtlängen. Daher sollte man die Zusammenhänge von Saatzeit und Sortenwahl unbedingt beachten. Im Grundsatz gilt: Je länger der Tag, desto schneller kommt das Einjährige Weidelgras nach der Keimung zum Schossen. Das Ertragspotenzial über die vegetative Blattmasse, kann daher unter Langtagbedingung nicht hinreichend ausgeschöpft werden. Soll beispielsweise nach einer Getreide-GPS Mitte, Juni Einjähriges Weidelgras als Zweitfrucht angesät werden, so sind bestenfalls sehr späte, mehrschnittige Sortentypen zu empfehlen. Grundsätzlich sollten von Ende Mai bis zum 15 Juli keine sehr frühen Sorten angebaut werden. Danach gibt es für die frühen, einschnittigen Sorten keine Einschränkung. Da die frühen Sortentypen schneller schossen, bieten sie bereits 6 Wochen nach der Ansaat einen gut silierbaren, strukturreichen Aufwuchs. Späte Sortentypen gehen dagegen nicht so schnell in die generative Phase und bilden weniger Halme ober relativ mehr Blattmasse. Sie sind daher strukturärmer und energiereicher. Die zu empfehlende Anbauzeit des Einjährigen Weidelgrases endet spätestens Mitte August; und hier bestenfalls noch sehr frühe, einschnittige Typen. Die Ertragsleistungen gehen ab diesem Zeitpunkt deutlich zurück. Frühe, einschnittige Sorten sind primär für den Sommerzwischenfruchtanbau gezüchtet und geprüft, während späte Sortentypen des Einjährigen Weidelgrases vor allem auch für den mehrschnittigen Hauptfruchtanbau (z.B. QSM A 6) geeignet sind (Tabelle 1).

Tabelle 1: Empfohlene Sorten des Einjährigen Weidelgrases (Zwischenfrucht), AG norddeutsche Landwirtschaftskammern 2019/20

Sorte Beginn des
Ährenschiebens
Ertrag 1. Schnitt Lagerneigung Rostresistenz
früh
  Angus 1, t   1 ++ 0 0
  Souvenir, t  2 ++ o +++
  Arminius   2 + - +
  Likoloss   2 + o +
  Alberto, t   3 +++ o ++
  Allisario   3 ++ - ++
  Libonus, t   3 ++ o +
  Lifloria   3 + + +
mittel und spät
  Arnoldo, t   4 o + ++
  Falladino, t   4 + + ++
  Volubyl   4 + + ++
  Ducado   4 + o +
  Primora, t   5 o + +
  Pollanum, t   5 o + +
  Bendix, t   6 + + ++
  Alisca, t   6 o + ++
  Meljump, t   6 + + ++
  Ramiro   8 o + +

-- = deutlich unterdurchschnittlich
- = unterdurchschnittlich
o = durchschnittlich
+ = überdurchschnittlich
++ = deutlich überdurchschnittlich
+++ = sehr deutlich überdurchschnittlich

Welsches Weidelgras

Das ausgesprochen ertragreiche Welsche Weidelgras hat im Winterzwischenfruchtanbau die mit Abstand größte Bedeutung. In Futterbaubetrieben wird dieses Gras überwiegend als Winterzwischenfrucht, mit einer Schnittnutzung einmal im Frühjahr genutzt. Anschließend erfolgt meist der Silomaisanbau. Eine Herbstnutzung als Silage, Weide oder Grünfutter ist ebenfalls möglich. Dann sollte aber die Aussaat möglichst früh im Juli bis Anfang August, nach einer frühräumenden Vorfrucht wie Wintergerste oder GPS-Getreide erfolgen. Bei einer Wachstumsdauer von 8 bis 10 Wochen und ausreichender Stickstoff- und Wasserversorgung können im Herbst Erträge 30-40 dt/ha TM erzielt werden. Das Anwelken im Herbst kann aber insbesondere bei hohen Biomasseerträgen witterungs- bzw. temperaturabhängig oft schwierig sein. Als vernalisationsbedürftige Art, kommt das Welsches Weidelgras im Ansaatjahr nicht zum Schossen und bildet nur relativ strukturarme Blattmasse. Bei einer Herbstnutzung ist daher zur Strukturverbesserung eine Beimischung von frühen Einjährigen Weidelgrassorten bzw. ggf. die QSM A2 zu empfehlen.

Bei der ausschließlichen Nutzung des Welschen Weidelgrases als Winterzwischenfrucht kann die Aussaat nach späträumenden Mähdruschkulturen (Winterweizen) oder nach früh geerntetem Mais von Mitte September bis Anfang Oktober erfolgen. Folgt vor allem bei früher Aussaat ein milder Hebst, kann ein Schröpfschnitt angezeigt sein. Geht Welsches Weidelgras überständig in den Winter, so ist es deutlich auswinterungsgefährdet. Auch bei einer Herbstvornutzung geht die Winterfestigkeit dieses Grases etwas zurück insbesondere, wenn die Bestände zu kurz in den Winter gehen.

Für die Praxis durchaus interessant – weil kostengünstig und arbeitswirtschaftlich vorteilhaft - sind auch Beimischungen von Welschem Weidelgras beispielsweise in Leguminosen-Roggen-Gemengen (z.B. Wick-Roggen-Gemenge) zur GPS-Nutzung. Hier wird Welsches Weidelgras von Saatgutfirmen bereits als Mischungspartner integriert und fungiert gewissermaßen als Untersaat. Das Gras startet nach der Ernte der Deckfrucht bei entsprechender Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit als Sommer- bzw. Winterzwischenfrucht durch. Diese Untersaatverfahren sind ausgesprochen kostensparend und dort, wo es sich anbietet und praktikabel ist, durchaus empfehlenswert. Zudem kann die Untersaat im Folgejahr der Wick-Roggenaussaat auch als Greeningmaßnahme mit dem Faktor 0,3 angerechnet werden. Eine Schnittnutzung im Herbst ist dann aber nicht zulässig.

Das Welsche Weidelgras hat eine ausgesprochen zeitige und schnelle Entwicklung im Frühjahr. Die optimale Schnittreife ist in günstigen Anbaulagen bereits ab der dritten Aprildekade erreicht, so dass Anfang Mai problemlos und meist in trockenen Boden Mais als Hauptfrucht angebaut werden kann. Eine Ertragsleistung von 45-60 dt/ha TM in günstigen Anbaulagen sind bei entsprechender Nährstoffversorgung zu realisieren. In diesem Anbausystem sollte die Verwendung von Erstschnitt betonten Sortentypen im Vordergrund stehen. Die von den Nordwestdeutschen Landwirtschaftskammern empfohlene Qualitätsstandardmischung (QSM) A1 WZ ist ausschließlich für den Winterzwischenfrucht-anbau (WZ steht für Winterzwischenfruchtanbau) konzipiert. Hier sind nur Sorten berücksichtigt, die die höchsten Erträge zum ersten Schnitt liefern. In den Folgeaufwüchsen dagegen lässt die Ertragsleistung der WZ-Sorten gegenüber den mehrschnitten Sortentypen meist stärker nach. In Tabelle 2 sind die für die Mischung A1 WZ empfohlenen Sorten aufgeführt. Soll das Ackergras ganzjährig Hauptfruchtanbau genutzt werden, dann ist die QSM A1 zu empfehlen. Die QSM A1 beinhaltet sowohl Erstschnitt betonte Ertragstypen, als auch Sorten mit gutem Nachwuchsvermögen. Im Hauptfruchtanbau kann Welsches Weidelgras 4 bis 6 Mal genutzt werden. Unter der Voraussetzung guter Wasser- und Nährstoffversorgung auf günstigen Standorten kann es mit Maiserträgen durchaus mithalten.

Sogenannte tetraploide Zuchtsorten des Welschen Wiedelgrases, können gegenüber diploiden Sorten ein 1,5 bis 2faches Tausendkorngewicht aufweisen. Dies ist bei der Aussaatstärke entsprechend zu berücksichtigen. Als orientierende Empfehlung gilt: 40 kg/ha bei diploiden Sorten, 50 kg/ha bei tetraploiden Sorten.

Im Hinblick auf die Wasserverfügbarkeit für die nachfolgenden Kulturen wie dem Mais, ist zu beachten, dass eine Winterzwischenfrucht wie das Welsche Weidelgras bei hohen Ertragsleistungen einen Wasserbedarf von 300 mm und mehr hat. Gerade für Trockenstandorte bzw. für Standorte die zu Frühjahrstrockenheit neigen oder auch Böden mit geringer Wasserhaltekraft, kann Wasser in der Anbaufolge Winterzwischenfrucht-Mais, ein limitierender Faktor sein. In Bezug auf die Wasserversorgung ist das Welsche Weidelgras aufgrund seines sehr hohen Ertragspotenzials daher auch eines der anspruchsvollsten Kulturgräser.

Landsberger Gemenge

Das altbewährte Landsberger Gemenge ist eine winterharte Zwischenfruchtmischung aus Zottel- bzw. Winterwicke, Inkarnatklee und Welschem Weidelgras. Während das Landsberger Gemenge im konventionellen Ackerfutterbau durch die züchterischen Fortschritte beim Welschen Weidelgras und den immer früheren Maisanbau in den letzten 30 Jahren stark an Bedeutung verloren hat, hat es im ökologischen Landbau noch eine größere Bedeutung. Für eine gute Vorwinterentwicklung des Klees und der Wicken, sollte das Landsberger Gemenge Ende August-Anfang bis September gesät werden. Bei guter Entwicklung ist noch eine Herbstweide möglich.

Landsberger Gemenge ist wie Reinsaaten von Welschem Weidelgras eher auf den besseren Standorten mit guter Wasserversorgung mit mildem Klimaverhältnissen zu empfehlen. Zu bedenken sind auch die Kosten für das Saatgut. Während für das Landsberger Gemenge Saatgutkosten 120-125 €/ha kalkuliert werden muss, liegen diese für Reinsaaten des Welschen Weidelgrases bzw. bei Qualitätsstandardmischungen (A1 WZ) lediglich bei 65-80 €/ha, je nach Aussaatstärke. Allerdings benötigt das Landsberger Gemenge wegen des hohen Leguminosenanteils keine oder bestenfalls nur eine verhaltene Stickstoffdüngung (60 kg/ha im Frühjahr).

Während Welsches Weidelgras bereits in der dritten Aprildekade bis Anfang Mai zum Zeitpunkt des Ährenschiebens seine optimale Schnittreife hat, wird das Landsberger Gemenge in der traditionellen Nutzung erst etwa ab dem 10. Mai, zu Beginn der Inkarnatkleeblüte geschnitten. Dies hängt mit der zunächst verhaltenen Entwicklung der Leguminosen im April zusammen. Das Welsche Weidelgras zeigt hier bereits ein intensives Wachstum. Steigen die Temperaturen im Mai, so gibt es auch bei den Wicken und dem Inkarnatklee einen deutlichen Wachstumsschub. Dadurch steigen zum einen die Erträge deutlich an, zum anderen vor allem auch die Rohproteingehalte und damit der Futterwert, wodurch das Landsberger Gemenge erst interessant wird. Soll das Landsberger Gemenge bereits Ende April geerntet werden, so können die futterbaulichen Vorzüge und Potenziale dieser Mischung nicht hinreichend erschlossen werden. Unter dieser Prämisse ist auch aus Kostengründen eine Reinsaat mit Welschem Weidelgras vorzuziehen. Wird der Mais erst Mitte bis Ende Mai ausgesät, sind wiederum bei dieser Kultur mit Ertragsdefiziten von 10-15 % gegenüber Normalsaaten zu rechnen. Nach der Nutzung des Landsberger Gemenges zeigen Zottelwicke und Inkarnatklee kaum noch einen Nachwuchs. Bei Bedarf kann das Welsche Weidelgras als Hauptfrucht weiter genutzt werden, was allerdings im Rahmen des Greenings nicht zulässig ist.

Grünroggen

Als ertragsstarke, ausgesprochen winterharte und damit zuverlässige Winterzwischenfrucht ist seit je her der Futterroggen bzw. Grünroggen eine interessante Kultur für Futterbau- und Biogasbetriebe. Vor allem auf leichten und zur Trockenheit neigenden Standorten ist die relativ anspruchslose Getreideart geschätzt. Der Grünroggen ist im Grunde die einzige Zwischenfrucht, die als Blanksaat nach Silomais mit Saatzeiten bis Mitte Oktober ansaatwürdig ist. Je nach Aussaatzeit und Saatbettbedingungen sind Saatstärken von 120-160 kg/ha vorzusehen. Grünroggen ist ein ausgesprochen guter Gülleverwerter. Allerdings ist zu beachten, dass entsprechend der Düngeverordnung eine Gülleapplikation zur Aussaat im Herbst nicht zulässig ist. Grünroggen hat ein hohes Ertragspotenzial in der Größenordnung von 50-80 dt/ha. Eine zeitige N-Frühjahrsdüngung mit 80 kg/ha bis 100 kg/ha zu empfehlen. Sobald im Frühjahr die Grannenspitzen erscheinen, ist der Grünroggen schnittreif. Dies ist, je nach Region, Mitte bis Ende April der Fall, bei TS-Gehalten von etwa 16-18 %. Die Energiekonzentration liegt bei optimalen Schnittterminen bei 6,2 MJ NEL, die Rohfaser bei 22-23 %. Zudem sind Rohproteingehalte von 15-17% zu erwarten. Ein weiteres Hinauszögern des Erntetermins führt zwar zu höheren Erträgen, jedoch steigen mit Beginn des Ährenschiebens die Rohfasergehalte, während damit die Qualitäten insgesamt stark absinkt. Das Einsilieren des Grünroggens erfolgt meist aus dem Stand; ein Anwelken ist aus arbeitswirtschaftlichen Gründen und meist suboptimaler Anwelkbedingungen unüblich. Kurze Häcksellängen und intensives Verdichten sind Grundvoraussetzung für optimale Silierprozesse.

Während auf sandigen Standorten der Futterrogen dem sehr wasserbedürftigen Welschen Weidelgras im Ertrag überlegen ist, hat auf Lößlehmstandorten das Welsche Weidelgras Ertragsvorteile. Auch im Hinblick auf die Futterqualität wird mit dem Grünroggen in der Regel nicht das Niveau des Welschen Weidelgrases erreicht.

Tabelle 2: Aktuelle Einstufung geeigneter Winterroggensorten für den Winterzwischenfruchtanbau durch das Bundessortenamt

Sorte Trockenmasseertrag Lager
Lunator 6 4
Powergreen 5 3
Sellino 5 3
Vitallo 5 3
Borfuro 5 4
Protector 6 5
Speedogreen 5 5
Turbogreen 5 5
Traktor 6 5
Highgreen (neu) 5 3
SU Vector (neu) 5 3

Kleegras als Sommerzwischenfrucht

Neben den Reinsaaten von Einjährigem Weidelgras im Sommerzwischenfruchtanbau liefern insbesondere Kleegrasmischungen (QSM A10/A10 spät) im Sommerzwischenfruchtanbau noch einen wertvollen protein- und ertragreichen Futteraufwuchs. Als Graspartner hat sich das bereits angesprochene Einjährige Weidelgras bewährt. Alexandrinerklee und/oder Perserklee verbessern die Schmackhaftigkeit und den Proteingehalt.

Wie auch bei Reinsaaten orientiert sich die Sortenwahl des Einjährigen Weidelgrases Sommerzwischenfruchtanbau mit den Sommerkleearten, in Abhängigkeit von der Nutzungspräferenz. Auch für die Mischungen gilt: früh schossende Sorten für mehr Struktur (QSM A10), spätschossenden Sorten für mehr Energie (QSM A10 spät).

Gründünger für Futter?

Grundsätzlich eignen sich für die Futternutzung im Herbst auch zahlreiche Sommerzwischenfrüchte, die im Allgemeinen für die Gründüngung verwendet werden. Gängige Gründüngungs-Sommerzwischenfrüchte wie Gelbsenf, Ölrettich, Leindotter, Rauhafer, Phacelia (mit Einschränkung), Ramtillkraut, Ackerbohnen, Felderbsen, Sommerwicke, Lupine, Alexandinerklee, Perserklee, Serradella, Sonnenblumen u.a. in Reinsaat oder Mischungen, sind grundsätzlich auch für die Verfütterung an Wiederkäuer geeignet. Aufgrund des hohen Wassergehaltes ist deren Silierbarkeit und Transportwürdigkeit allerdings eingeschränkt. Auch der Futterwert bzw. die Nährstoff- und Energiegehalte sind je nach Art und Nutzungstermin unterschiedlich zu bewerten. Blattreiche Sommerzwischenfrüchte können aber durchaus viel Eiweiß und hohe Energiekonzentrationen enthalten, weisen aber, insbesondere bei der Herbstnutzung, ausgesprochen geringe Trockensubstanz- und Rohfasergehalte auf. Dies muss bei der Verfütterung berücksichtigt und durch entsprechende Zugabe rohfaserreicher Ergänzungsfuttermittel ausgeglichen werden. Zwischenfruchtarten die im Herbst hohe Erträge liefern, sind in der Lage große Stickstoffmengen aufzunehmen. Je nach Witterungsverlauf (nasskalter Herbst nach trockenem Sommer) können in den Aufwüchsen aber erhöhte Nitratgehalte auftreten. Daher sollte solches Futter, insbesondere bei Herbstweide verhalten zugeteilt werden, da ansonsten Vergiftungsgefahr besteht. Die Nutzung von Gründünger-Zwischenfrüchten sollte nicht unbedingt gezielt für die Futternutzung angebaut werden. Hierfür sind die bewährten und beschriebenen Futter-Zwischenfrüchte besser geeignet. Herrscht allerdings Futterknappheit vor, können aber auch Gründünger-Zwischenfrüchten unter Berücksichtigung der stoffwechselphysiologischen Anforderungen der Wiederkäuer, auch frisch verfüttert oder beweidet werden.

Autor: Hubert Kivelitz