Maschinenvorführung: Winterharte Zwischenfrüchte einarbeiten

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Mit dem Oberthema „Winterharte Zwischenfrüchte einarbeiten“ hat die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen am 8., 9. und 10. März an 3 Standorten im Rhein- und Münsterland gemeinsam mit in- und ausländischen Landtechnikherstellern Maschinenvorführungen durchgeführt.

Mit Einführung der neuen Pflanzenschutzanwendungsverordnung und den damit einhergehenden Anwendungseinschränkungen für Glyphosat hat die Diskussion rund um winterharte Zwischenfrüchte seit Herbst 2021 an Bedeutung gewonnen. Mit der Einführung der Verordnung wurde festgelegt, dass glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel ab Herbst 2021 nicht mehr auf Flächen, die sich im Wasserschutzgebiet befinden, eingesetzt werden dürfen. Hierdurch werden die betroffenen Landwirtinnen und Landwirte vor Herausforderungen gestellt. Die effiziente und bodenschonende Möglichkeit Altverunkrautung und nicht abgefrorene Zwischenfrüchte zu beseitigen ist damit nicht mehr möglich und es geht darum, mechanische Alternativen zu finden. Dass dieses Thema bei den Landwirten und Landwirtinnen von enormen Interesse ist, konnte durch insgesamt ca. 350 Besucher, davon allein 110 in Köln, eindrucksvoll gezeigt werden. Auch das Interesse der Landtechnik-Branche passende Lösungsansätze vorzustellen war groß. Manche Herstelle reisten extra aus Österreich oder den Niederlanden an.

Die Maschinenauswahl wurde im Vorfeld Anfang dieses Jahres durch die Landwirtschaftskammer getroffen. Das Ziel bei der Zusammenstellung der Maschinen war es, möglichst unterschiedliche Maschinenkonzepte und Unternehmensphilosophien mit einzubeziehen. Neben bekannten Maschinentypen sollten auch unbekannte Konzepte Berücksichtigung finden. So groß die Unterschiede der einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe ist, so groß sollte auch möglichst das Spektrum an unterschiedlichen Bodenbearbeitungsgeräten zur mechanischen Einarbeitung der Zwischenfrüchte sein. Nachdem intern eine Auswahl geeigneter und interessanter Maschinen getroffen wurde, sind die mögliche Landmaschinenhersteller aktiv angeschrieben worden. Neben zwei aktiv über die Zapfwelle angetriebenen Geräte, waren in Köln noch sechs weitere, passiv arbeitende Maschinen mit Scheiben bzw. Zinken als Werkzeuge vertreten.

Grundvoraussetzung war auf allen Standorten eine vorhandene nicht abgefrorene Zwischenfrucht vor Zuckerrübe oder Mais. Für die Maschinenvorführung wurde im Vorfeld ein Teil der Fläche gemulcht, wie es bei vielen Betrieben gängige Praxis ist. Auch eine Überfahrt im Winter mit einer Messerwalze wäre eine geeignete Option, um den Bestand im Vorfeld zu zerkleinern. Die ausgewählten Hersteller wurden allesamt im Vorfeld angeschrieben, ob auch ein sicherer Einsatz im stehenden Bestand möglich ist. Den Rückmeldungen entsprechend wurde ein Teil Fläche für die Maschinenvorführungen unbehandelt stehengelassen. Die Bodenbedingungen und Zwischenfruchtbestände unterschieden auf allen drei Standorten, um die Geräte bei ortsüblichen Gegebenheiten im Einsatz sehen zu können. Die Bedingungen waren nicht für alle Verfahren ideal, teilweise hätte es noch etwas trockener sein dürfen, um Schmierschichten zu vermeiden.

Hier eine kurze Übersicht über die vorgestellten Maschinen:

Imants Spatenmaschine: Die Spatenmaschine Eco-Mix der niederländischen Firma Imants durchmischt den Boden ab einer Tiefe von 7 cm. Gegenüber anderen Spatenmaschinen ist das gezeigte Gerät nur bis Arbeitstiefen 20 cm ausgelegt. Nach der Spateneinheit, welche sich mit 92 Umdrehungen pro Minuten durch den Boden arbeitet, folgt eine aktiv über Ketten angetriebene Walze, die sogenannte Eggenwalze. Diese Eigenerfindung von Imants aus den 19060er Jahren rückverfestigt den Boden, krümelt die Oberfläche und hinterlässt ein fertiges Saatbeet. Der vorlaufende Culter lockert den Boden in bis zu 60 cm Tiefe und kann Verdichtungen lösen. Die Kombination aus Culter und Spatenmaschine kann zudem durch eine Säschiene ergänzt werden, wodurch Hauptbodenbearbeitung und Saat in einem Schritt erfolgt, was bei den aktuellen Dieselpreisen durchaus interessant sein mag für den ein oder anderen Betrieb.

Celli Bio-Bodenfräse: Ein entscheidender Unterschied der Celli Bio-Bodenfräse gegenüber Fräsen die man aus längst vergessen Jahren kennt, sind die großen Reifen, die das Gerät dem Bodenprofil exakt folgen lassen. Hierdurch kann gewährleistet werden, dass die flache Arbeitstiefe von maximal 5 cm konstant eingehalten werden kann. Das hydraulisch verstellbare Prallblech ist im Einsatz absichtlich geöffnet. Schweres Material wie Bodenbestandteile fallen zuerst auf den Boden, leichteres Material wie die abgetrennte Zwischenfrucht werden oben abgelegt und vertrocknen an der Oberfläche. Nach dem Einsetzen der Flächenrotte im Anschluss an die Überfahrt, kann der Boden gelockert und für die Saat vorbereitet werden.

Einböck Schälpflug: Der Schälpflug von Einböck kann bereits ab 12 cm Tiefe arbeiten und oben verankertes Material wenden. Die ausschließliche Ausführung des Einböck OVLAC-MINI als Onland-Pflug mag zudem interessant sein, da keinerlei Pflugsohlenverdichtungen entstehen. Nach einem Bearbeitungsgang ist ein saatfertiger Boden für die Folgekultur vorbereitet.

Köckerling Bio-Allrounder: Noch ganz neu ist der Köckerling Bio-Allrounder der ursprünglich auf der Agritechnica 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollte. Der Flachgrubber mit seinen Federzinken erreicht bei 15 cm Strichabstand und 22 cm breiten Gänsefußscharen ab etwa 3 cm einen flächigen Schnitt. Bei 15 cm Arbeitstiefe ist das Gerät am Limit. Flach abgeschnittene Organik wird durch den nachfolgenden 2-reihigen Striegel an der Oberfläche verschleppt und von Erdanhang befreit. Bei einmaliger Überfahrt werden die allermeisten Pflanzen flächig abgeschnitten, übrig gebliebene können bei einer nachfolgenden, minimal tieferen, Bearbeitung abgeschnitten werden.

Einböck Taifun: Im Unterschied zum Köckerling Flachgrubber wird der dargestellte Einböck Taifun über eine Walze im Heck in der Höhe geführt und nicht über in der Maschine verbaute Reifen. Der Taifun arbeitet mit 15 cm Strichabstand und 20 cm breiten Gänsefußscharen flächig und mit ausreichend Überlappung. Die Walze rückverfestigt den Boden noch leicht, während der nachlaufende Striegel organisches Material herauskämmt.

Treffler Präzisions-Grubber: Der Präszisions-Grubber von Treffler hat im Gegensatz zu den anderen flach schneidenden Grubbern, starre, patentierte Zinken die bewusst ein Vibrieren ermöglichen. Die 4-reihige Anordnung des Zinkenfeldes mit 17,7 cm Strichabstand und einer Scharbeite von 26 cm bietet ordentlichen Durchgang. Die aufgesattelte Maschine ist auf die Höhenführung der Walze angewiesen. Die Tiefenführung vorne ist durch insgesamt 4 pendelnde Stützradpaare gewährleistet. Treffler nennt diese Achsen auch Boogieachsen. Ab 2 cm kann der Grubber ein flächiges Schneiden des Bodens erreichen. Nicht erfasste Pflanzen werden der Trefflerphilosophie zufolge in einem weiteren Bearbeitungsgang nach einigen Tagen abgeschnitten. Der an der Walze verbaute Striegel legt auch hier die Organik oberflächig ab, damit diese von der Sonne austrocknen und verrotten kann.

Amazone CatrosXL: Die in Köln einzige vertretene Scheibenegge der Firma Amazone zeichnet sich durch die integrierte, vorlaufende Messerwalze aus. Diese zerkleinert den stehenden Bestand, bevor die 61 cm großen Scheiben den Boden schneiden. Ab 7 cm konnte ein flächiger Schnitt des Scheibeneggenfeldes erzielt werden. Die Messerwalze trennt die Pflanzen bei ausreichend Bodengegendruck effektiv in kleine Teile und ist auch mit höheren Beständen zurechtgekommen. Die Messerwalze lässt sich hydraulisch ein- und ausschwenken und ist zudem mit Druck beaufschlagt, um nicht nur über den Boden zu rollen, ohne Einwirkung auf die Pflanzen.

Kerner Messerwalze (nur in Köln): X-Cut heißt die Messerwalze von Kerner, die in der Front des Schleppers gefahren wurde und den stehenden Pflanzenbestand zerkleinert hat. Das Gerät besteht aus zwei Schneideinheiten. Neben dem Querschnitt durch die Messerwalze mit 40 cm Durchmesser und 8 verbauten Messern, wird der Bestand durch Wellscheiben auch in Längsrichtung geschnitten. Diese sind in einem Abstand von 15 cm voneinander montiert. Die Arbeitstiefe liegt bei 0 bis 3 cm, je nach Bedingungen im Feld. Entscheidend für einen guten Arbeitserfolg ist die Geschwindigkeit. Während der Vorführung ist mit über 20 km/h gefahren worden, wodurch auch bei 3 m Arbeitsbreite enorme Flächenleistungen möglich sind.

Lemken Rubin 10 (in Moers und Gescher): Die Kompaktscheibenegge Rubin 10 von Lemken zeichnet sich durch die im Durchmesser 645 mm großen Scheiben aus. Die 24 Scheiben bei der angebauten 3 Meter breiten Maschinen können in einem Tiefenbereich von 5 bis 14 cm arbeiten. Ein weiteres markantes Merkmal der Rubin 10 ist die X-förmige Anordnung der Scheiben. Während bei anderen Scheibeneggen üblicherweise die gesamte vordere und hintere Scheibenreihe in eine Richtung angestellt ist – V-förmige Scheibenanordnung –, ist die vordere und hintere Scheibenreihe bei der Rubin 10 in der Mitte geteilt. Konkret bedeutet das, dass die vordere Scheibenreihe den Boden nach links und rechts außen, die Hintere von außen nach innen wirft. Hierdurch wird Seitenzug, der bei üblichen Scheibeneggen mehr oder minder stark auftritt, verhindert.

Lemken Koralin 9 KUA (nur in Moers): Hybrid-Grubber bezeichnet Lemken seinen 2019 auf der Agritechnica vorgestellten, neu entwickelten Grubber. Hybrid aus dem Grund, da vor dem Zinkenfeld des Koralin ein 2-reihiges Scheibeneggenfeld in V-Anordnung verbaut ist. Die Scheibenegge ist mit 510 mm großen Scheiben und der Blattfederanbindung von der Hauseigenen Kompaktscheibenegge Heliodor bekannt. Auf die Scheibenegge, die den Boden möglichst flach bearbeiten soll, folgt das Zinkenfeld. Die Zinken sind einzeln über Federn mit einer Auslösekraft von circa 225 kg vor Überlast durch Steine etc. geschützt. Standardmäßig sind die Zinken mit 38 cm breiten Scharen bestückt, wodurch bei 30 cm Strichabstand ausreichend Überstand für einen flächigen Schnitt gegeben ist. Sowohl das Scheibeneggen- als auch das Zinkenfeld sind unabhängig voneinander hydraulisch während der Arbeit in der Tiefe verstellbar. Der Arbeitstiefenbereich liegt zwischen 3 und 10 cm. Über insgesamt 7 in der Maschine verbaute Stützräder wird das Gerät in der Höhe geführt.

Kerner Stratos SA 500 (nur in Gescher): Der Kerner Stratos auf dem Feldtag in Gescher war mit dem optionalem Vorwerkzeug X-Cut ausgestattet. Das Schneidwerkzeug besteht aus einer Kombination aus Messerwalze und Wellscheiben. Die Messerwalze schneidet organisches Material in Quer-, die Wellscheiben in Längsrichtung. Hierdurch soll gewährleitstet werden, dass kein Material unbearbeitet in das Zinkenfeld des Stratos gelangt. Das Zinkenfeld ist 4-balkig mit einem Strichabstand von 15 cm aufgebaut. Die verbauten Federzinken können vollständig hydraulisch ausgehoben werden, wodurch der angegebene Arbeitstiefenbereich des Stratos bei 0 – 15 cm liegt.

Fazit:

Die gezeigten Geräte stehen stellvertretend für unterschiedliche Philosophien und kamen mit den Bedingungen vor Ort entsprechend unterschiedlich zurecht. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass die gezeigten Verfahren nur ein Zwischenschritt vor der Aussaat sein können – so wie es eben ein möglicher Glyphosat-Einsatz in der Vergangenheit war. Ob das Ziel der mechanischen Bekämpfung der nicht abgestorbenen Zwischenfrucht erreicht wird, kann sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Die verschiedenen Varianten werden hierzu weiterhin beobachtet. Bei den meisten vorgestellten Verfahren wird zumindest am Kölner Standort ein weiterer Bearbeitungsschritt mit einem Grubber durchgeführt, da nach dem jeweiligen Maschineneinsatz zwar eine gewisse (optische) Bekämpfung der Zwischenfrucht zu sehen war, aber noch kein saatfertiger Acker hinterlassen wurde. Lediglich nach Einsatz der Spatenmaschine lag der Boden einigermaßen fein und locker, sodass hier nach einem Bearbeitungsgang mit der Kreiselegge wahrscheinlich gesät werden kann. Fest steht auch, dass mit Wegfall von Glyphosat die Umsetzung der pflanzenbaulichen Anforderungen vielfach schwieriger sowie zeit- und kostenintensiver wird. Dies kann in schwierigen Jahren auch zu einem späteren Aussaattermin und damit wohlmöglich zu geringeren Erträgen führen.

Autor: Alexander Czech und Sebastian Lammerich