Wickelballensilage

Gras wickeln

In der Silageproduktion unterscheidet man zwischen Flach- oder Fahrsiloverfahren einerseits sowie Ballensilage und Schlauchverfahren andererseits. Die Lagerung in Hochsilos hat hierzulande inzwischen stark an Bedeutung verloren. Wickelballensilage hat sich in den letzten Jahren einen festen Platz bei der Verfahrensauswahl zur Silagebereitung erobert. Obwohl sie im Vergleich zu anderen Verfahren der Silagebereitung recht teuer erscheint, gibt es Bedingungen, unter denen die Bereitung von Wickelsilage durchaus angebracht ist. Große Feld-Hof-Entfernungen sind für das Verfahren günstig, da die hohe Transportdichte der gepressten Ballen den Transportkostenanteil senkt. Interessant ist das Ballensilage-Verfahren für kleine Flächen bzw. geringe Erntemengen (später Schnitt). Lohnunternehmerpreise liegen je nach Einsatzbedingungen häufig zwischen 10 und 13 €  je Ballen. Dafür lohnt es nicht, einen neuen Fahrsilohaufen anzulegen, oder einen vorhandenen Haufen wieder zu öffnen und die Kleinmengen "obendrauf" zu silieren. Der Aufwand dafür ist zu hoch und das Risiko, dass es zu Fehlgärungen und/oder Futterverlusten (vor allem im Randbereich) kommt, ist groß.

Arbeitsorganisation

Beim Verfahren „Fahrsilo“ benötigt man eine aufeinander abgestimmte Verfahrenskette für Schwaden, Häckseln, Transport und Walzen. Viele Verfahrensschritte müssen hier gleichzeitig mit vielen Personen, Schleppern und Geräten durchgeführt werden, die in ihrer Leistung aufeinander abgestimmt sein müssen.

Die Produktion von Silageballen erfordert eine andere Arbeitsorganisation und Durchführung als dies bei der Fahrsilosilage der Fall ist. Beim absetzigen Verfahren für Ballensilage sind Press- und Wickelvorgang voneinander getrennt, soll im Parallelverfahren gearbeitet werden, sind zwei Fahrer und Schlepper notwendig - ein Mann presst die Silageballen und zweiter Mann nimmt die auf der Grasnarbe liegenden Ballen mit dem Wickelgerät wieder auf, wickelt sie in Stretchfolie und legt sie wieder ab. Damit ist der Ballen luftdicht verschlossen und die Silierung kann einsetzen. Das Einsammeln und Abtransportieren der Ballen zum Lagerplatz kann zeitlich entkoppelt erfolgen. Diese Entzerrung mindert das Wetterrisiko.

Verzichtet man auf zeitgleiches Pressen und Einwickeln, was aus Sicht der Ablaufplanung ja durchaus nachvollziehbar ist, dann liegen die gepressten Ballen häufig sehr lange in der Sonne und es kommt dabei zu kräftigen Nachtrocknungen im Randbereich. Der optimale Trockenmassegehalt ist dann nicht mehr gegeben. Darüber hinaus treten im Balleninneren bereits nach kurzer Zeit Verluste durch Veratmung und Erwärmung auf. Außerdem werden die teuren Maschinen natürlich nicht mit ihrem vollen Leistungspotenzial genutzt, wenn sie nacheinander eingesetzt werden und ansonsten " rumstehen".

Folgerichtig hat es schon frühzeitig Versuche gegeben, die Arbeitsschritte zu koppeln, indem man die Geräte miteinander verbindet und zu einem Ein-Mann-Verfahren ausbaut. Zunächst wurden die vorhandenen eigenständigen Geräte einfach hintereinander gehängt. Konstruktiv ist das einfach zu lösen und hat den Vorteil, dass man die Geräte bei Bedarf auch weiterhin einzeln wie gewohnt nutzen kann. Vom Verfahrensablauf her gibt es aber einige Probleme. Der Ballen muss von der Presse auf den Wickeltisch übergeben werden. Das ist nur unproblematisch, wenn beide Geräte präzise in einer Linie hintereinander stehen. Aber angehängte Geräte stehen häufig nicht genau hintereinander, Kurvenfahrten oder Fahren am Hang haben sich als Probleme herausgestellt. Zudem behalten beide Geräte ihre eigenen Bedien- und Überwachungsterminals, die in der Schlepperkabine untergebracht werden müssen und vom Fahrer im Auge behalten werden müssen. Probleme kann es zudem geben, wenn Presse und Wickelgerät für die Ölversorgung auf die Hydraulikanlage des Schleppers zurückgreifen.

Diese auf den ersten Blick einfache Lösung konnte sich in der Praxis daher nicht durchsetzen.

Größere Verbreitung hat eine andere Lösung erlangt. Für den Wickler Göweil 5040 wurden Rahmen entwickelt, die den Anbau des Wickelgeräts an verschiedene Fremdpressen ermöglichen. Inzwischen gibt es für viele gängige Pressentypen geeignete Bausätze von mehreren Anbietern. Durch den gemeinsamen stabilen Rahmen wird die Kombination aber sehr wuchtig. Die Breite liegt bei 2,95 m. In hängigem Gelände hat diese größere Spurweite aber auch Vorteile für die Standsicherheit. Je nach Gewicht der eingebauten Presse wiegt die Kombination über 5,4 t. Durch das gemeinsame Fahrwerk ist die Ballenübergabe von der Presse an den Wickler funktionssicher. Die Vorteile dieser Kombinationsvariante liegen darin, dass gegebenenfalls bereits im Betrieb vorhandene Pressen genutzt werden können. Pressen unterliegen in der Regel einem höheren Verschleiß als Wickelgeräte, so dass zu gegebener Zeit eventuell auch eine neue zweite oder gar dritte Presse mit dem Wickelgerät kombiniert werden kann. Von Vorteil ist, dass man als neue Presse durchaus ein anderes Fabrikat wählen kann, wenn es geeignete Adapterstücke für den Rahmen gibt. Die Bedienung der beiden Geräte ist harmonisiert, da ein Teil der Pressenfunktionen über das Terminal des Wickelgeräts abgerufen werden können.

Inzwischen sehen auch viele Pressenhersteller einen zukunftsträchtigen Markt für die Presse-Wickler-Kombination und haben eigenständige Gesamtlösungen entwickelt mit dem Vorteil, dass die Verfahrenstechnik aufeinander abgestimmt ist und bewährte Komponenten verwendet werden

Gärqualität

Für die Qualität der Silage sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Einerseits ist die Qualität des Ernteguts zu berücksichtigen. In der Regel ist das Gras des ersten Schnitts besser als der dritte Schnitt, daran kann das weitere Ernteverfahren auch nichts mehr ändern. Da bislang Wickelballen häufig bei diesen Flächen eingesetzt wurden, ist ein direkter Vergleich der Silagequalitäten mit dem ersten Schnitt im Flachsilo nicht wirklich fair. Aber auch Schnitthöhe (Sand und Verschmutzung), Zetten und Schwaden (Erde, Bröckelverluste) haben im weiteren Ernteverlauf Einfluss auf die Silagequalität, egal ob Flachsilo oder Wickelballen. Für die eigentliche Silierung ist es wichtig, eine möglichst große Verdichtung zu erreichen durch Walzen oder Pressen. Damit soll möglichst viel Luft und Sauerstoff aus dem Erntegut entfernt werden, um den gewünschten Bakterien für die Milchsäuregärung möglichst gute Lebensbedingungen zu schaffen. Je trockener und sperriger das Ausgangsmaterial, desto größer muss die   Dichte sein. Gras mit 20 % TM sollte eine Dichte von mindestens 160 kg TM je m³ aufweisen, bei 40 % TM sollte es schon 240 kg TM je m³ sein. Eine luftdichte Abdeckung bzw. das Einwickeln in mehrere Folienlagen soll den weiteren Zutritt von Sauerstoff verhindern. Nach der Veratmung des Restsauerstoffs beginnt dann die Milchsäuregärung. Der pH-Wert sinkt ab. Je feuchter die Silage ist, desto tiefer muss der pH-Wert abfallen, um die Buttersäuregärung zu vermeiden. Gute Silagen haben pH 4,8 bei 40% TM und pH 4,5 bei 30 % TM. Der Gehalt an Buttersäure liegt unter 0,3 % in der TM und der Gehalt an Essig- und Propionsäure liegt zwischen 2,0 und 3,5 % in der TM.

Auch für Ballensilage sind daher eine hohe Ballenverdichtung und eine ausreichend dichte Folienauflage entscheidend für den Siliererfolg. Die Dicke der Folienumwicklung und die Qualität der Folie beeinflussen die Güte des Luftabschlusses.

Foliendicke, Reißfestigkeit, Durchdrückkraft, Klebkraft, Gasdurchlässigkeit und UV-Stabilität sind wichtige, auch messbare Kriterien der Folienqualität. Da die Herstellung der Folien laufend Änderungen erfährt, kann die Qualität auch bei bekannten, renommierten Herstellern von Jahr zu Jahr und zwischen den einzelnen Typen schwanken. In der Regel werden aber die gängigen Grenzwerte gut erfüllt. Die Farben der Folien werden hin und wieder diskutiert. Es dominieren weiße Folien, aber es gibt auch grüne Folien in verschiedenen Schattierungen und schwarze Folien. Eine schweizer Untersuchung hat gezeigt, dass die Erwärmung durch die Sonneneinstrahlung bei weißen und hellen Folien deutlich niedriger ist als bei dunklen Folien, dass dieser Effekt aber durch das Futter schon in 5 cm Tiefe stark abgeschwächt ist. Allerdings steigert eine hohe Folientemperatur auch die Gasdurchlässigkeit des Folienmaterials (aber nur vorübergehend für die Zeit der Sonneneinstrahlung). Für diese Zeitspanne hat die weiße Folie trotz tendenziell etwas schlechterer Eigenschaften Voreile gegenüber schwarzen Folien. Dennoch wird in der schweizer Untersuchung die schwarze Folie wegen ihrer besseren Umweltverträglichkeit (Schadstoffgehalte) und optischen Unauffälligkeit bevorzugt.

Von großer Bedeutung ist auch die Dicke des Folienmantels, also die Anzahl der Lagen und die Vorstreckung der Folie. Bei günstigen Siliervoraussetzungen reicht für eine einwandfreie Silage die vierfache Umwicklung der Ballen bei einer Vorstreckung von ca. 50 %. Wird die Folie stärker vorgestreckt, wird die Folie dünner und es müssen entsprechend mehr Lagen gewickelt werden, um die gleiche Sicherheit vor Verderben zu erreichen. Folie kann man also nicht einsparen, wenn ein bestimmtes Maß an Sicherheit durch einen gleichmäßigen und dichten Folienmantel hergestellt werden soll/muss. Sind die Siliervoraussetzungen nicht mehr günstig, weil das Gras schon älter geworden ist und mehr Rohfaser enthält, sich somit schlechter verdichten lässt, oder stärker angewelkt wird (bei 50 bis 60% TM erreichen Rundballenpressen die beste Verdichtung der Trockenmasse) und daher die Verdichtung nachlässt, dann sollten 6 oder sogar 8 Lagen Folie gewickelt werden. Dieser erhöhte Aufwand kann auch sinnvoll sein, wenn die Ballen sich stark verformt haben, bevor sie gewickelt werden (z.B. durch lange Liegezeit, ungünstige Pressbedingungen, feuchte Silage) oder wenn abzusehen ist, dass eine lange Lagerzeit ansteht, der Transport unter „rauen“ Bedingungen verläuft, die Lagerbedingungen durch häufige Temperaturwechsel und Kondenswasseranfall ungünstig sind. Die Wickelfolie sollte nicht schon beim Transport durch die Greifzange verletzt werden.  Ballen sollten auf der Stirnseite gelagert werden, hier sind die meisten Folienlagen. Der Lagerplatz sollte befestigt, eben und ohne spitze Steine sein, die die Folie verletzen könnten. Es kann durchaus sinnvoll sein, auch Wickelballen gegen Beschädigungen durch Vögel und vor Mäusefraß zu schützen.

Fütterung

Ein weiteres Problem kann beim Verfüttern entstehen. Insbesondere trockene Grassilagen ab 45 % TM sind gefährdet durch Nacherwärmung, wenn also durch die Entnahme wieder Sauerstoff eintreten kann und dann Schimmelpilze und Hefen ihr schnelles Wachstum beginnen können. Daraus resultieren einerseits zusätzliche Energie- und Nährstoffverluste, anderseits geht die Futteraufnahme zurück und die Pilzgifte können die Tiergesundheit gefährden. Insbesondere in der warmen Jahreszeit kann der Verderb sehr schnell fortschreiten, zumal wenn kein entsprechender Futterverbrauch ansteht. Im Winter sollte der Vorschub mindestens 1,5 m je Woche betragen, im Sommer sind 2,5 m erforderlich. Hier haben Wickelballen eindeutig Vorteile. Silage in Ballen hat den Vorteil, dass das Futter in kleinen Portionen vorliegt, die auch von kleinen Beständen in überschaubaren Zeiten aufgefressen werden. Das Futter ist immer frisch. Es wird immer nur ein Ballen geöffnet, die anderen Ballen bleiben geschlossen; die „gesamte Restmenge“ bleibt also unter Luftabschluss. Die Futtermenge in einem einzelnen Ballen kann zudem schon bei der Ernte an den Verbrauch angepasst werden, da es Pressen gibt, die unterschiedlich große Ballen produzieren können. Das kommt vor allem Kleinverbrauchern stark entgegen und erklärt auch die große Beliebtheit der kleinen Wickelballen bei den Pferdehaltern, die sie seit einigen Jahren zunehmend in der Pferdefütterung einsetzen. Auf Grund der Vorteile bei der Ernte im Vergleich zur Heuwerbung mit dem geringeren Ernteaufwand, dem niedrigerem Wetterrisiko werden sie in der Pensionspferdehaltung immer beliebter. Bei guter Ernte- und Futterqualität leistet Ballensilage zu dem einen Beitrag zur Verminderung der Atemwegserkrankungen bei den Pferden wegen der geringeren Staubbelastung.

Außerdem eignen sich Silageballen auch gut für den Silageverkauf. Ballen sind leichter handelbar als Silohaufen. Regional werden z. B. auch gezielt Ballensilagen nach den Wünschen der Kunden produziert (besonders kleine Durchmesser, spezielle Grassorten, höhere Trockenmassegehalte oder spätere Schnittzeitpunkte). Sie werden natürlich zu höheren Preisen gehandelt, die den erhöhten Aufwand aber durchaus als kompensieren.

Aber auch Rinderhalter können Vorteile nutzen. Bei Ballensilage kann man nachhalten, von welchen Flächen und mit welcher Qualität sie geerntet wurden, in dem die Ballen entsprechend beschriftet oder gekennzeichnet werden. Dann ist dieses Futter auch entsprechend bedarfsgerecht in den Rationen einzusetzen: das gute Gras aus dem ersten Schnitt Feldgras für die Hochleistungskühe, die nicht so geglückte Silage aus dem dritten Schnitt aus der Niederungsparzelle für das Jungvieh. Fahrsilohaufen werden so kleinteilig nicht angelegt und in den großen Haufen kann man die Teilmengen beim Verfüttern nicht mehr auseinander dividieren.

Fazit

Im Vergleich zu den anderen Verfahren der Grassilagebergung ist die Wickelballensilage mit einer einfachen Verfahrenskette herzustellen. Eine weitere Vereinfachung ergibt sich durch das Zusammenbauen von Presse und Wickelgerät zu einer Kombination, die dieses Verfahren zu einem Ein-Mann-Verfahren machen. Inzwischen werden verschiedene abgestufte technische Lösungen auf dem Markt angeboten Je nach den Bedingungen auf dem Feld sind mit diesem Verfahren durchschnittlich Leistungen von ±30 Ballen in der Stunde möglich.

Bislang wird das Verfahren häufig auf kleinen Flächen oder für Schnitte mit geringen Mengen eingesetzt. Das eröffnet die Chance, ganz gezielt Futterqualität zu ernten, zu kennzeichnen und entsprechend bedarfsgerecht in der Fütterung einzusetzen oder zu verkaufen, bzw. einzukaufen.

Die Silagequalität ist auch hier abhängig vom Ausgangsmaterial. Die eingesetzte Technik mit Presse, Wickler, Folie erlaubt es bei entsprechend sorgfältiger Handhabung, daraus Silage von hoher Qualität zu machen. Unter den aufgezeigten günstigen Randbedingungen ist das Verfahren auch ökonomisch konkurrenzfähig.

Autor: Dr. Horst Cielejewski