Aktuelles Tierseuchengeschehen: Maul- und Klauenseuche in Brandenburg
In Hönow (Gemeinde Hoppegarten, Kreis Märkisch-Oderland, Brandenburg, vor den östlichen Toren Berlins) wurde am Freitag, dem 10.01.2025 in einem Wasserbüffelbestand MKS festgestellt. Dies ist eine Tierseuche der EU-Kategorie A. Empfänglich sind alle Klauentiere, also Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Neuweltkameliden, aber auch Wildwiederkäuer. Deutschland hat damit international den Status „Frei von MKS“ verloren, einige Drittländer wie Südkorea, Mexiko oder Großbritannien haben bereits die Einfuhr von Fleisch und/oder anderen tierischen Erzeugnissen aus Deutschland ausgesetzt. Der letzte MKS-Fall in Deutschland war im Jahr 1988. Die Pflichtimpfung gegen MKS wurde im März 1991 bei uns eingestellt. 2001 gab es den letzten großen, länderübergreifenden Seuchenzug in der EU (Vor allem UK, mit Verschleppungen nach F, IRL und NL), dem über 4 Millionen Tiere zum Opfer fielen.
Der aktuelle Fall ist in einer Wasserbüffelhaltung aufgetreten, in der 3 der 14 Tiere verendet sind. Die Behörden gehen inzwischen davon aus, dass die Infektion schon einige Wochen im Bestand vorlag, da einige der typischen Aphten (Blasen auf den Schleimhäuten, in denen sich das Virus vermehrt) der betroffenen Tiere schon in Abheilung gewesen sein sollen. Die eingerichteten Restriktionszonen (Schutzzone 3km und Beobachtungszone 10 km) reichen bis kurz vor Berlin Mitte. Berlin hatte deshalb einen kompletten Stand still für betroffene Spezies (alle Paarzeher wie Rind, Schwein, kleine Wiederkäuer, auch diverse Zootiere) verhängt bis zum 18.0.2025, Brandenburg zunächst bis zum 15.01.2025.Inzwischen gilt das Stand still nur noch in den Restriktionszonen. Besondere Einrichtungen wie der Zoo und der Tierpark in Berlin wurden vorerst geschlossen, der Zoo, welcher außerhalb der Restriktionszonen liegt, hat inzwischen aber mit Einschränkungen wieder geöffnet. Die Grüne Woche wurde ebenfalls ohne Klauentiere durchgeführt. Es gab bislang (Stand 31.01.2025) einen Kontaktbetrieb in Brandenburg (Kontakt über Futtermittel), der bereits negativ getestet worden ist. Ein Verdachtsfall etwas nördlich der Restriktionszonen in Brandenburg wurde inzwischen ebenfalls vom FLI als negativ gemeldet. Somit besteht weiterhin die Hoffnung, dass es sich bei der betroffenen Wasserbüffelhaltung um den primären Ausbruchsbetrieb handelt und es keine weitere Ausbreitung gibt. Auch das mittlerweile laufende Wildtiermonitoring in der Umgebung hat bislang keine weiteren Infektionen aufgezeigt.
Bilder zur Klinik bei Rind, Schwein und Schaf finden sich auf der Homepage von EuFMD, einer Arbeitsgruppe der FAO: eufmdlearning.works/mod/data/view.php?id=472
Wichtige Differentialdiagnosen zur MKS sind beispielsweise BTV oder BHV1 beim Rind. Der aktuelle Fall hat gezeigt, wie wichtig dabei eine gründliche Abklärung ist!
Da seit dem 01.12.2024 über 3000 Kälber aus Brandenburg in die Niederlande verbracht worden sind, hatte die dortige Regierung zunächst einen Stand still für Kälber verhängt, bis alle Kontaktbetriebe kontrolliert worden sind. Dies verlief ohne Auffälligkeiten, so dass der Kälberhandel nicht mehr beeinträchtigt wird. Es handelte sich also um einen kurzfristigen indirekten Einfuhrstopp speziell für Kälber aus Deutschland, während andere Tiere nicht betroffen waren.
Das MKS-Virus ist bei feucht-kalter Witterung in der Umwelt recht stabil und kann unter solchen Bedingungen auch direkt durch die Luft verweht werden. Da es ein unbehülltes Virus ist, hat es auch höhere Ansprüche an Desinfektionsmittel als beispielsweise der Erreger der BHV1. Geprüfte Desinfektionsmittel findet man auf der Webseite der DVG in der Wirkbereichsklasse 7a (www.desinfektion-dvg.de/index.php?id=2150) Es hält sich in unbehandelten Lebensmitteln tierischer Herkunft tagelang infektiös, beispielsweise in Milch. Lebensmittel gelten als wichtige Virusquelle für Neueinschleppungen, so z.B. 2001 im UK, wo man Lebensmittel aus Asien als Eintragsquelle annimmt.
Das Virus wurde inzwischen vom FLI als Serotyp O identifiziert, für den die deutsche MKS-Impfstoffbank für eventuelle Repressionsimpfungen in den Restriktionsgebieten zeitnah Impfstoff zur Verfügung stellen kann (zwischen den 7 Serotypen A, O, C, SAT 1 – 3 und Asia1 gibt es keine belastbare Kreuzimmunität). Repressionsimpfungen dienen lediglich der Eindämmung der Virusverbreitung in Restriktionszonen, um die geimpften Tieren dann kontrolliert räumen zu können. Der Serotyp O kommt nahezu weltweit vor und ist für die meisten Ausbrüche der letzten Jahre verantwortlich. Die laufende weitere Typisierung durch das FLI lässt mittlerweile auf eine Herkunft aus dem Großraum Türkei/Irak/Iran (Region des Pool 3) schließen.
Dieser Ausbruch einer weiteren hochansteckenden Tierseuche in Deutschland zeigt, wie bedeutend Biosicherheit für unsere Betriebe ist, nicht nur aufgrund der bereits in Bekämpfung befindlichen Seuchen wie ASP oder BHV1.