Jahresauswertung 2008 der Energetischen Futterwertprüfung

Tagesportion Hammel
Die Tagesration für einen Testhammel
  1. Energetische Futterwertprüfung
  2. Futterbewertung

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 82 Futter im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, an Hammeln auf die Verdaulichkeit der Rohnährstoffe untersucht. Die verdaulichen Rohnährstoffe sind Grundlage für die Bestimmung der Gehalte an Umsetzbarer Energie (ME) und Nettoenergie Laktation (NEL). Das Vorgehen in der Energiebestimmung orientiert sich an den wissenschaftlichen Leitlinien der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie. Vom Institut für Tierwissenschaften, Abteilung Tierernährung, unter Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Südekum erfolgt bei Bedarf eine ergänzende wissenschaftliche Betreuung.

Die Prüfungen erfolgen zum einen im Rahmen der Energetischen Futterwertprüfung von Mischfuttern für Wiederkäuer und zum anderen zur Ermittlung der Energiegehalte in Einzelfuttern und in speziell konzipierten Mischfuttern.

Die Übersicht 1 informiert darüber, welche Futter in welchem Umfang geprüft wurden. Insgesamt wurden 82 Prüffutter, 8 Futter mehr als in 2007, geprüft. Die Steigerung beruht vor allem auf einen größeren Prüfumfang bei TMR-Versuchsfuttern sowie bei den Grobfuttern Grassilage, Maissilage und Frischgras. Die Anzahl der Prüfungen bei den industriell hergestellten Mischfuttern ist vergleichbar mit den Vorjahresaktivitäten.

I. Energetische Futterwertprüfung

Die zu prüfenden Futter werden für die Energetische Futterwertprüfung beim Landwirt oder im Handel gezogen. Im Differenzversuch erfolgt die Bestimmung der Verdaulichkeiten an Hammeln. In den Versuchsgruppen werden 400 g Heu und 600 g des zu prüfenden Mischfutters je Tier/Tag verfüttert. Je Prüffutter wird an fünf Hammeln nach einer zweiwöchigen Anfütterung über sieben Tage neben dem Futter auch der Kot mengenmäßig erfasst. Die Analysen von Futter und Kot erfolgen in der LUFA NRW. Aus den verdaulichen Nährstoffen wird der Energiegehalt für das Prüffutter nach den Vorgaben der GfE (2001) berechnet.

Zur Bewertung der so bestimmten Energiegehalte erfolgt eine Gegenüberstellung mit den Angaben des Herstellers. Hierbei wird in Anlehnung an das Futtermittelrecht bei der ME eine Toleranz von 0,40 MJ und bei der NEL von 0,25 MJ/kg Futter in Ansatz gebracht. Die Ergebnisse der Prüfung werden durch die Wochenblätter in NRW (LZ Rheinland, Wochenblatt Westfalen-Lippe) und im Internet publiziert.

In 2008 wurden 46 Mischfutter für Milchkühe, acht Ergänzungsfutter für die Rindermast, zwei Futter für die Kälberaufzucht und vier Mischfutter für Schafe geprüft und bewertet. Die Ergebnisse werden nachfolgend getrennt für die einzelnen Futtertypen dargestellt. Um die Aussage der Auswertung zu erhöhen, werden die Ergebnisse vorhergehender Jahre einbezogen.

1. Milchleistungsfutter

Insgesamt wurden 46 Milchleistungsfutter von 27 verschiedenen Herstellern geprüft, womit diese Futter, ähnlich wie in den Vorjahren, den Schwerpunkt der Prüfungen bilden. Bei diesem Prüfumfang ist davon auszugehen, dass die in Nordrhein-Westfalen am Marktgeschehen beteiligten Hersteller flächendeckend am Mischfuttertest beteiligt sind.

Die geprüften Futter verteilen sich bezüglich der deklarierten Energiegehalte in Übersicht 2 dargestellt.

Ein Futter wurde ohne Energieangabe in den Handel gebracht. Am häufigsten wurden Futter der Energiestufe > 3 geprüft. Bei einem weiteren Futter wurde auf eine Veröffentlichung verzichtet, da eine zu große Streuung in der Verdaulichkeit zwischen den Hammeln gegeben war.

Die Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse der Energetischen Futterwertprüfung für das Jahr 2008. Zur besseren Einordnung der Ergebnisse sind vier weitere Prüfjahre mit angegeben. Von den 45 geprüften Futtern mit einer Energieangabe wurde in 43 Fällen der deklarierte Energiewert durch die Energiebestimmung am Hammel bestätigt oder ein höherer Energiegehalt ermittelt.

Von den beiden Futtern mit einer nicht bestätigten Deklaration gehört je ein Futter der Energiestufe 3 und der Stufe > 3 an. Insgesamt konnte in 96 % der Prüfungen der deklarierte Energiegehalt bestätigt werden, womit das Vorjahresergebnis leicht überschritten wird.

Erfreulich ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass in der Energiestufe > 3 keine höhere Beanstandungsquote vorhanden ist wie in der Stufe 3. Damit werden auch die energiereichen Milchleistungsfutter bezüglich der Energiedeklaration zunehmend sicherer. Dieser Aspekt ist auch deshalb besonders erwähnenswert, da in 2008 überwiegend hohe Getreidepreise vorgelegen haben und die Hersteller deshalb unter Umständen geneigt waren, den Anteil von Getreide im Mischfutter zu Gunsten anderer Komponenten mit geringerem Energiegehalt zu reduzieren.

- Verdaulichkeit für die Energiestufen

Der Gehalt an verdaubarer organischer Masse im Futter ist entscheidend für den am Hammel ermittelten Energiegehalt. Der Tabelle 2 sind die mittleren Verdaulichkeiten der organischen Masse für die verschiedenen, nach Prüfung am Hammel bestimmten Energiestufen zu entnehmen. Zwischen den Stufen bestehen unter Berücksichtigung mehrere Prüfjahre deutliche Unterschiede. In der Energiestufe 2 beträgt die Verdaulichkeit der organischen Masse etwa 78 %, für die Stufe 3 liegt sie bei 84 % und schließlich bei über 86 % für Futter der Stufe > 3.

Am Markt besteht ein deutlicher Trend zu Futtern der Energiestufe > 3. Dem wurde durch einen entsprechend großen Prüfungsumfang in diesem Energiebereich Rechnung getragen. So waren 54 % der geprüften Futter dieser Energiestufe zugehörig. Hiermit wird der Prüfumfang in dieser Energiestufe gegenüber dem Vorjahr nochmals übertroffen.

- Stärke, Zucker und NFC

Für die Rationsgestaltung bei hochleistenden Kühen sind die Anforderungen bezüglich der Kohlenhydratversorgung verstärkt zu beachten. Häufig werden bei diesen Kühen Milchleistungsfutter mit höheren Energiegehalten (Energiestufe > 3) eingesetzt. Diese Futter sind vor allem durch den Einsatz stärkehaltiger Energieträger in Form von Getreide gekennzeichnet. Bei den Fütterungshinweisen sind deshalb die Angaben der Gehalte an Zucker, Rohstärke und beständiger Stärke von zunehmender Bedeutung. Tabelle 3 weist die Zucker-, Stärke- und NFC-Gehalte in Abhängigkeit der Energiestufen aus.

Zwischen den Energiestufen bestehen erwartungsgemäß große Unterschiede in den Kohlenhydratgehalten. Insbesondere der mittlere Gehalt an Stärke nimmt bei den höheren Energiestufen stark zu. Die Zuckergehalte sind hingegen zwischen den Energiestufen nicht verschieden.

Innerhalb der Energiestufen unterliegt der Stärkegehalt ebenfalls großen Schwankungen. Ähnlich stark wie die Stärkegehalte variieren auch die Gehalte an NFC in Abhängigkeit der Energiestufen, was aufgrund der chemischen Zusammenhänge zwischen Stärke und NFC auch zu erwarten ist.

Die Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Stärke- und Zuckergehalte seit 1999 bis 2008 für die Energiestufen 3 und > 3. Klar erkennbar ist der Trend zu einem Anstieg der Gehalte, der sich auch im Jahr 2008 trotz deutlicher Preisanstiege bei Getreide fortsetzt. Eine stärkere Typisierung der Futter in Abhängigkeit der Kohlenhydratgehalte mit entsprechenden Fütterungshinweisen, die die Grobfuttersituation und die abzudeckende Leistung berücksichtigen, ist zukünftig zu erwarten.

Aus Abbildung 2 ergibt sich ein klar erkennbarer Trend zu steigenden Gehalten an Wasser in den geprüften Milchleistungsfuttern. Höhere Wassergehalte führen wegen des Verdünnungseffektes zu tendenziell niedrigeren Energiewerten. Aus den Verdaulichkeitsmessungen wird der Energiegehalt in der Frischmasse berechnet und mit

den Energieangaben des Herstellers verglichen. Bisher haben die höheren Wassergehalte keine höheren Beanstandungsraten bewirkt. Demzufolge muss der Energiegehalt je kg TM in den letzten Jahren leicht angestiegen sein. Der steigende Wassergehalt ist jedoch auch unter dem Gesichtspunkt der Lagerfähigkeit zu diskutieren. Bei gut 12 % Wassergehalt ist im Mittel eine gute Lagerfähigkeit gegeben. Im Einzelfall werden allerdings Gehalte von über 14 % gemessen, womit unter ungünstigen Bedingungen eine uneingeschränkte Lagerfähigkeit wohl nicht mehr gegeben sein dürfte.

- Deklarationstreue im Überblick

Die in 2008 geprüften Milchleistungsfutter verteilen sich auf 27 Hersteller. Durch Firmenzusammenschlüsse und Umbenennungen ist ein stetiger Wandel gegeben. Soweit durch die Bezeichnung klar ersichtlich, wurden in der Tabelle 4 die Ergebnisse der früheren Firmen mit einbezogen. Gelistet sind die Ergebnisse der in 2008 geprüften Hersteller mit der jeweiligen Anzahl der geprüften und der Anzahl der im Energiegehalt bestätigten Futter sowie die Ergebnisse der Jahre 2006 und 2007.

Je nach Hersteller beläuft sich die Anzahl der in 2008 geprüften Futter auf 1 bis 4 und 1 – 10 im Zeitraum 2006 bis 2008. Maßgebend ist die Deklarationstreue im Laufe der Zeit. Im Dreijahreszeitraum haben von 27 Herstellern 21 in allen Prüfungen keine Abweichung zwischen Deklaration und Befund aufzuweisen. Bei 5 Herstellern ergab sich eine Beanstandung, wobei zwei Hersteller bei jeweils zwei Futtern den deklarierten Energiegehalt nicht eingehalten hatten.

2. Rindermastfutter

Insgesamt wurden zehn Futter für die Rindermast bzw. für die Kälberaufzucht von neun Herstellern in die Prüfung genommen. Zweimal wurde die Energiestufe 2, sechsmal die Stufe 3 und zweimal ein Energiegehalt von > 11,0 MJ ME/kg deklariert. In allen Fällen konnte die Energieangabe bestätigt werden. Bei zwei Futtern wurde aufgrund der höheren Verdaulichkeit der organischen Masse eine Energieüberschreitung festgestellt.

Über die Qualität der bisher insgesamt geprüften Rindermastfutter informiert die Tabelle 5. Von den 68 geprüften Futtern gehören nach Angaben der Hersteller 22 der Energiestufe 2 (10,2 MJ ME/kg), 39 der Stufe 3 (10,8 MJ ME/kg) und 7 der Energiestufe > 3 (mind. 11,2 MJ ME/kg) an. Aufgrund der Verdaulichkeitsmessungen wurden 12 Futter in die Stufe 2, 39 Futter in die Stufe 3 und schließlich 17 Futter in die Stufe > 3 eingruppiert. Damit wird sehr deutlich, dass der tatsächliche Energiegehalt der Rindermastfutter häufig merklich oberhalb der deklarierten Energieangabe liegt. Energieunterschreitungen gibt es dagegen nicht.

Der Gehalt an organischer Masse variiert in Abhängigkeit der Energiestufen zwischen knapp 79 % und gut 81 %. Im Vergleich zu den Milchleistungsfuttern ergeben sich etwas niedrigere Werte, was durch die höhere Mineralisierung der Rindermastfutter zu erklären ist. Die Verdaulichkeit der organischen Masse in der jeweiligen Energiestufe bewegt sich auf dem Niveau der Milchleistungsfutter. Innerhalb einer Energiestufe bestehen jedoch große Unterschiede in den Verdaulichkeitswerten, was speziell auf die Wahl der Komponenten zurückzuführen ist.

Die Tabelle 6 gibt Auskunft über die bisher geprüften Firmen mit den jeweiligen Prüfungsumfängen. Deutlich wird, dass im Bereich der Rindermastfutter ein sehr hoher Bestätigungsgrad erreicht wird.

3. Schaffutter

Im Jahr 2008 wurden vier Schaffutter von vier verschiedenen Herstellern geprüft und in einem Bericht veröffentlicht. Dies entspricht den Prüfungsumfängen der Vorjahre. Zwei Futter waren mit der Energiestufe 2 ausgeliefert. Ein weiteres Futter sollte einen Energiegehalt von 10,6 MJ ME aufweisen. Beim vierten Futter fehlte die Energieangabe. Die angegebenen Energiegehalte wurden in der Prüfung am Hammel in allen Fällen bestätigt.

Zur energetischen Aufwertung des Grobfutters sind Futter der Energiestufe 3 aufgrund der besseren Energieausstattung gegenüber den Futtern der Stufe 2 zu bevorzugen. Maßgeblich für die Wahl des Futters sind das Leistungsziel, die Qualität des Grobfutters und schließlich die Preisrelation.

Die Tabelle 7 zeigt die seit 1998 geprüften Hersteller. Bisher wurden insgesamt 45 Schaffutter von neun verschiedenen Anbietern getestet.

Davon wurden 37 Futter mit einer deklarierten Energieangabe in den Handel gebracht, wobei in allen Fällen der von den Herstellern angegebene Energiegehalt bestätigt werden konnte. In acht Fällen wurde das Futter ohne jegliche Angaben zum Energiegehalt den Landwirten zur Verfügung gestellt. In der Prüfung am Hammel konnten diese Futter zweimal der Energiestufe 2 und fünfmal der Energiestufe 3 zugeordnet werden. Ein weiteres Futter lag unterhalb der Energiestufe 2.

In der Tabelle 8 sind die Qualitäten der seit 1998 geprüften Schaffutter in Abhängigkeit der Energiestufe dargestellt. Mit zunehmender Energiestufe steigt der Gehalt an organischer Masse von 81 % über knapp 82 % bis hin zu gut 83 %. Im Vergleich zu den Rindermastfuttern sind hier die Gehalte durchweg höher, was vor allem in einer geringeren Mineralisierung begründet ist. Die Verdaulichkeit der organischen Masse liegt mit 80, 82 und 86 % in ähnlicher Größenordnung wie bei den Mastfuttern für die großen Wiederkäuer.

Auffällig ist der große Prüfumfang für die Futter der Energiestufe 2. Über 40 % aller geprüften Futter gehören zu diesem Energiesegment. Wenn die geprüften Futter die Marktverhältnisse bezüglich der Verteilung über die Energiestufen widerspiegeln, ist der hohe Anteil der 2er-Futter kritisch zu betrachten, denn zur energetischen Aufwertung des Grobfutters sollten vornehmlich Futter der Energiestufe 3 und > 3 eingesetzt werden. Hier ist ein gezielter Futtereinkauf wünschenswert.

Fazit

Die Ergebnisse der Energetischen Futterwertprüfung zeigten im Jahr 2008 bei den Mischfuttern für Milchkühe, Mastrinder und Schafe ein gutes Niveau. Von insgesamt 60 geprüften Futtern mussten nur zwei Futter wegen Energieuntergehalte beanstandet werden. Die beanstandeten Futter gehörten alle zum Segment der Milchleistungsfutter. Diese geringe Beanstandungsrate zeigt die hohe Qualität der angebotenen Mischfutter. Bei den Milchleistungsfuttern setzt sich der Trend zu höheren Stärkegehalten sowohl bei Futtern der Energiestufe 3, als auch der Stufe > 3 durch. Wünschenswert sind in diesem Zusammenhang Angaben zu den Kohlenhydratgehalten unter den Fütterungshinweisen. Kritisch muss der steigende Wassergehalt in den Milchleistungsfuttern angemerkt werden. Bei den Schaffuttern ist ein größerer Einsatz von Futtern der Stufe 3 wünschenswert. Verbesserungswürdig sind auch im Einzelfall die Art und Weise der Energieangaben. Bewährt hat sich die vereinbarte Deklaration nach Energiestufen, auf die nicht verzichtet werden sollte.

Ergänzende Auswertungen

- Angabe der nXP-Gehalte

Neben dem Energiegehalt ist für die Rationsplanung auch der Proteinwert der Rationskomponenten von Bedeutung. In der Regel werden deshalb von den Herstellern neben dem Rohproteingehalt auch die kalkulierten Gehalte an nutzbarem Rohprotein (nXP) und der ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) zur Verfügung gestellt. Diese Angaben erfolgen entweder auf dem Lieferschein oder in ergänzenden Informationen der Hersteller.

Bei den 19 Futtern der Energiestufe 3 werden überwiegend Werte von 160 – 170 g nXP/kg angegeben. In der Stufe > 3 liegen nur für 92 % der Futter überhaupt Herstellerangaben zu nXP vor. Die meisten Angaben bewegen sich im Bereich von 170 – 180 g/kg. Dies deckt sich weitgehend mit den Angaben vorhergehender Jahre.

Aufgrund der im Hammeltest ermittelten Energiewerte und der analysierten Rohproteingehalte wurde für den überwiegenden Teil der Milchleistungsfutter der notwendige Anteil des im Pansen nicht abbaubaren Proteins (UDP-Wert, %) bestimmt, damit der ausgewiesene nXP-Gehalt erreicht werden kann. Das Ergebnis dieser Berechnung befindet sich in der Tabelle 9.

Futter der Energiestufe > 3 haben einen um 8 g höheren Rohproteingehalt als Futter der Energiestufe 3. Hinsichtlich des nXP-Gehaltes bestehen ähnlich große Unterschiede zwischen den Energiestufen. Zum einen können diese höheren nXP-Werte durch den höheren Energie- und Proteingehalt erklärt werden. Zum anderen sind aber auch Eiweißkomponenten mit einer höheren Proteinbeständigkeit erforderlich, um die höheren nXP-Werte zu realisieren. Dabei steigt die notwendige Proteinbeständigkeit von 29 % in Stufe 3 auf 31 % in der Energiestufe > 3.

- Schätzung der Energiegehalte im Mischfutter für Rinder

Im Frühjahr 2009 wurden von der GfE (Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) zwei neue Schätzgleichungen für die Energieermittlung in Mischfuttern für Rinder, Schafe und Ziegen mitgeteilt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die bisherigen Schätzgleichungen vor allem die energiereichen Mischfutter systematisch unterbewerteten. Die neuen Gleichungen sind in Übersicht 3 dargestellt.

Diese Gleichungen wurden an 47 im Jahr 2008 geprüften Mischfuttern, davon 40 Milchleistungsfutter, vier Schaffutter und drei Kälberaufzuchtfutter, geprüft. Über die mittleren Rohnährstoffgehalte, Verdaulichkeiten und Energiegehalte sowie deren Streuungen informiert die Tabelle 10.

Die Tabelle 11 zeigt Schätzfehler und Biaswerte bei Anwendung der beiden Schätzgleichungen auf die in 2008 geprüften Futter. Es ergeben sich insgesamt geringe Schätzfehler, die für die Gasbildungsgleichungen niedriger als für die Elosgleichungen sind. Der Schätzfehler für die bisher in Anwendung befindliche GfE-Gleichung von 1996 ist dagegen deutlich höher. Die Biaswerte sind bei den neuen Gleichungen nahe bei Null, so dass es zu keiner systematischen Verschiebung der geschätzten Energiewerte kommt. In der Abbildung 3 wird der Sachverhalt graphisch verdeutlicht.

Der vollständige Bericht: Neue Gleichungen zur Schätzung der Umsetzbaren Energie von Mischfutter für Rinder ist unter http://www.futtermittel.net zu finden

Folgerungen für die Beratung

  • Für die qualifizierte Beratung zum Mischfuttereinsatz liefert die Energetische Futterwertprüfung wertvolle Informationen. Zu empfehlen sind solche Hersteller, die dauerhaft die Deklarationsangaben erfüllen.
  • Der Anteil der Milchleistungsfutter mit der Energiestufe > 3 steigt weiter an. Begründet ist dies in dem höheren Anteil von Getreide im Mischfutter. Unter solchen Bedingungen sind Angaben über den Gehalt an Kohlenhydraten von großer Wichtigkeit, um im Rahmen der Rationsgestaltung acidotische Futtersituationen zu vermeiden. Entsprechende Angaben in den ergänzenden Fütterungshinweisen sind zu fordern.
  • Auf die Angabe der Proteinkennwerte nXP und RNB sollte kein Landwirt verzichten. Die vereinbarten Abstufungen in 5 g Schritten für nXP haben sich bewährt.
  • Bei allen Futterarten ergeben sich häufig höhere Energiegehalte als angegeben. Im Hinblick auf eine leistungsgerechte Kraftfuttergabe sind hier realistische Energieangaben notwendig. Die neuen Energieschätzgleichungen der GfE ´09 führen zu genaueren Energiewerten vor allem für die energiereichen Mischfutter.

II. Futterbewertung

In weiteren Prüfungen wurde der Futterwert u. a. von fünf Versuchskraftfuttern, fünf Totalen Mischrationen aus Milchkuhfütterungsversuchen, fünf Grassilagen, zwei Maissilagen, zwei Frischgrasproben sowie einer Charge von Rapskuchen bestimmt. Über einzelne Versuchsergebnisse wird im Folgenden berichtet.

- Nährstoffadditivität in Totalen Mischrationen

In der Milchkuhfütterung werden zunehmend Totale Mischrationen (TMR) vorwiegend aus arbeitswirtschaftlichen Gründen eingesetzt. Daneben wird erwartet, dass aufgrund der gleichmäßigen Nährstoffaufnahme eine effiziente Nährstoffverwertung und eine hohe Futteraufnahme erreicht werden kann. Es stellt sich die Frage, ob durch die Mischung der Einzelkomponenten zu einer Totalen Mischration eine höhere Verdaulichkeit der Gesamtration im Vergleich zu anteiligen Verdaulichkeiten der Einzelkomponenten erreicht werden kann.

Zur Beantwortung dieser Fragestellung wurden im Rahmen eines Milchkuhfütterungsversuchs sowohl die Einzelkomponenten als auch die daraus erstellten Mischrationen einer Verdaulichkeitsbestimmung am Hammel und zum Teil an Milchkühen unterzogen. Das Ergebnis der Prüfung der Einzelkomponenten Grassilage, Maissilage sowie Milchleistungsfutter zeigt die Tabelle 12. Der Energiegehalt für die Gras- und Maissilage liegt in der Größenordnung von 6,5 MJ NEL/kg TM, wobei die organische Masse der Grassilage zu etwa 4 %-Punkte besser verdaut wird als die der Maissilage. Das eingesetzte Milchleistungsfutter hat mit 85,9 % eine hohe Verdaulichkeit der organischen Masse.

Aus den Einzelkomponenten wurden zwei Totale Mischrationen mit unterschiedlichen Anteilen von Grob- und Kraftfutter erstellt und am Hammel geprüft (Tabelle 13). Die TMR 1 unterscheidet sich von der TMR 3 durch den um 15 % höheren Anteil an Kraftfutter. Für beide Mischrationen ergibt sich eine sehr gute Übereinstimmung des aus den Anteilen der Einzelkomponenten kalkulierten Energiegehaltes mit dem in der Prüfung ermittelten Wert. Der höhere Kraftfutteranteil in der TMR 1 führt zu einer besseren Verdaulichkeit und in Folge dessen zu einem höheren Energiegehalt im Vergleich zur TMR 3. Insgesamt wird deutlich, dass sowohl bei hohem als auch bei mittlerem Kraftfutteranteil in der TMR von einer Additivität der Nährstoffe und deren Verdaulichkeit aus den Einzelkomponenten ausgegangen werden kann.

In einem weiteren Versuch wurden die TMR-Mischungen zusätzlich einer Verdaulichkeitsprüfung an hoch leistenden Milchkühen bei einem Ernährungsniveau des 3,5-fachen Erhaltungsbedarfes unterzogen (s. Tab. 14). Im Vergleich zur Verdaulichkeitsbestimmung am Hammel ergeben sich im Kuhversuch insbesondere für die kraftfutterreiche TMR niedrigere Verdaulichkeiten und Energiegehalte. Die gemessene Verdaulichkeitsdepression bei hohem Ernährungsniveau entspricht in etwa der in vorhergehenden Versuchen ermittelten Größenordnung (s. Riswicker Ergebnisse, 1/2007).

Fazit

Die Verdaulichkeit und der Energiegehalt einer Totalen Mischration lassen sich aufgrund des Futterwertes der eingesetzten Einzelkomponenten gut vorherbestimmen, da bei Fütterung auf Erhaltungsbedarf eine Additivität der Nährstoffverdauung gegeben ist. Für die Rationsberechnung ist dies von großer Bedeutung, da Interaktionen zwischen Nährstoffgehalten und verschiedenen Futtermitteln ohne Bedeutung sind. Bei höherem Ernährungsniveau tritt eine Verdaulichkeitsdepression ein, die aber die Additivität der Nährstoffverdaulichkeit nicht in Frage stellt. Die Futterbewertung soll das ernährungsphysiologische Potenzial eines Futtermittels beschreiben, was durch die Prüfung bei Versorgung nach Erhaltungsbedarf am besten gelingt. Wenn ausreichendes Datenmaterial zur Quantifizierung der Verdaulichkeitsdepression bei höherem Ernährungsniveau vorliegt, kann dieser Effekt in der Rationsberechnung berücksichtigt werden.

- Große Variabilität in Grassilagen

In 2008 wurden bei fünf Grassilagen Verdaulichkeitsmessungen mit anschließender Energieberechnung durchgeführt. Die Silagen wurden für Riswicker Silier- und Fütterungsversuche gewonnen. Die Tabelle 15 informiert über die Rohnährstoffgehalte, die Verdaulichkeit der organischen Masse sowie über den aus den verdaulichen Rohnährstoffen berechneten und den nach den beiden gültigen Schätzgleichungen ermittelten Energiegehalt. Bezüglich der Rohnährstoffe unterscheiden sich die Silagen sehr deutlich voneinander, was zum Beispiel in Rohfasergehalten von 236 bis 289 g/kg TM zum Ausdruck kommt. Die Verdaulichkeit der organischen Masse variiert zwischen 70,5 und 79,8 %, was zu einer Spanne im Energiegehalt von 9,59 bis 11,12 MJ ME/kg TM führt. Die Energieermittlung über die aktuell gültigen Schätzgleichungen führt in der Summe zu vergleichbaren Ergebnissen. Vor allem die Rangierung der Silagen im Hinblick auf den Futterwert ändert sich nicht durch die Wahl der Energiebestimmungsmethode.

Fazit

Die Rohnährstoffgehalte und damit einhergehend die Verdaulichkeit sowie der Energiegehalt von Grassilagen unterliegen großen Schwankungen. Maßgeblich für den Futterwert ist der Energiegehalt einer Grassilage, für dessen Ermittlung in der Routineuntersuchung zwei verschiedene Gleichungen Gültigkeit haben. Die Anwendung der beiden Gleichungen führt zur selben Reihenfolge wie eine Rangierung nach dem aus den verdaulichen Rohnährstoffen bestimmten Energiegehalt. Insofern sind beide Gleichungen in der Lage, unterschiedliche Futterqualitäten von Grassilagen mit hoher Genauigkeit zu bestimmen, so dass die ermittelten Werte eine gute Grundlage für Rationsberechnungen darstellen.

- Zulagenversuch mit Rapskuchen

Rapskuchen entsteht, wenn dem Rapssamen das Öl über Pressen entzogen wird. Je nach Auspressgrad vermindert sich der Rohfettgehalt von etwa 440 g/kg TM im Rapssamen auf 100 bis 220 g/kg TM im Rapskuchen. Im Einzelfall können sich sowohl niedrigere als auch höhere Werte ergeben. Die hier geprüfte Futtercharge stammt von der Pfälzer Natur Energie aus Zweibrücken mit einem Rohfettgehalt von 188 g/kg TM (s. Tabelle 16).

Bei der Prüfung von Rapskuchen, der durch hohe Rohfettgehalte gekennzeichnet ist, stellt sich außerdem die Frage, in welchem Anteil Rapskuchen gefüttert werden darf, um zu einem aussagefähigen Ergebnis zu kommen, da hohe Rohfettgehalte in der Ration zu Verdaulichkeitsdepression führen. Daher wurde in diesem Versuch der Rapskuchen in Anteilen von 15, 30, 45 und 60 % an der Tagesration geprüft. Die Tiergruppen waren mit jeweils vier Hammeln besetzt. In der Tabelle 17 sind die Rohnährstoffgehalte der einzelnen Rationen dargestellt.

Mit zunehmenden Rapskuchenanteilen sinken der Rohasche- und Rohfasergehalt bei ansteigenden Werten für Rohprotein und Rohfett. Der Tabelle 18 können die Verdaulichkeiten der organischen Masse sowie von Rohfett, Rohfaser und organischem Rest entnommen werden. Ebenfalls dargestellt ist der Gehalt an ME/kg TM. Bei Rapskuchenanteilen oberhalb von 30 % sinkt die Verdaulichkeit der organischen Masse stark ab, was deutlich niedrigere Energiewerte nach sich zieht. Bei Rapskuchenanteilen von 15 bzw. 30 % mit einem Rohfettgehalt der Gesamtration von 46 bzw. 71 g/kg TM ergibt sich jeweils ein Energiegehalt von 14,7 MJ ME/kg TM.

Eine regressionsanalytische Auswertung dieses Verdauungsversuches zeigt ebenfalls für Rapskuchenanteile von 45 bzw. 60 % eine deutliche Verdaulichkeitsdepression, so dass diese für die weitere Bewertung des Rapskuchens nicht berücksichtigt werden sollten (Steingaß, 2009). Die Verdaulichkeitswerte, die sich bei Anteilen von 15 bzw. 30 % Rapskuchen ergeben, entsprechen weitestgehend den Angaben der DLG-Futterwerttabelle (s. Tabelle 19).

Fazit

Der Futterwert von Rapskuchen wurde bei Rapskuchenanteilen von 15, 30, 45 und 60 % der Trockenmasseaufnahme geprüft. Bei Anteilen von über 30 % treten Verdaulichkeitsdepressionen auf. In der Gesamtration sollte der Rohfettgehalt 7 % nicht übersteigen, um zuverlässig über den Differenzversuch den Futterwert zu bestimmen. Bei Rapskuchenanteilen von 15 bzw. 30 % entsprechen die ermittelten Verdaulichkeiten der geprüften Charge den Angaben der DLG-Futterwerttabelle (1997).

Literatur

DLG (1997): Futterwerttabellen Wiederkäuer DLG Verlag, Frankfurt a. M.
GfE (1991): Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Leitlinien zur Bestimmung der Verdaulichkeit von Rohnährstoffen an Wiederkäuern
GfE (1996): Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Formeln zur Schätzung des Gehaltes an Umsetzbarer Energie und Nettoenergie-Laktation in Mischfuttern
Proc. Soc. Nutr. Physiol. (1996) 5, 153 – 155
GfE (2001): Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Milchkühe und Aufzuchtrinder, Heft 8 (2001)
GfE (2004) Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Schätzung des Gehaltes an Umsetzbarer Energie in Mischrationen (TMR) für Wiederkäuer
Proc. Soc. Nutr. Physiol. (2004) 13, 195 – 198
GfE (2008) Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Neue Gleichungen zur Schätzung der Umsetzbaren Energie für Wiederkäuer von Gras- und Maisprodukten
Proc. Soc. Nutr. Physiol. (2008) 17, 191 – 197
GfE (2009) Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Neue Gleichungen zur Schätzung der Umsetzbaren Energie von Mischfuttermittel für Rinder
Proc. Soc. Nutr. Physiol. (2009) 18, 143 – 146
Steingaß, H. (2009) Persönliche Mitteilungen
Riwicker Ergebnisse 1/2007

Autor: Dr. Martin Pries, Annette Menke