Milchleistungsfutter im Test

Schwarzbunte vor dem Ökostall

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden im Auftrag im Rahmen der Energetischen Futterwertprüfung 15 Mischfutter für Milchkühe geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen.

Die Futter werden in landwirtschaftlichen Betrieben mit Sitz in Nordrhein-Westfalen oder beim Handel gezogen. Zur Beurteilung des energetischen Wertes der Futter erfolgt eine NEL-Bestimmung auf Basis der verdaulichen Rohnährstoffe. Die Ermittlung der Verdaulichkeiten wird an Hammeln in Form des sogenannten Hammeltests durchgeführt. Je Futter werden fünf Hammel aufgestallt und mit Heu und dem zu prüfenden Futter gefüttert. Nach einer zweiwöchigen Anfütterung wird über einen Zeitraum von sieben Tagen der Kot gesammelt, die Kotmenge ermittelt und anschließend in der LUFA NRW analysiert. Bei bekannter Heuverdaulichkeit, gemessen in der ausschließlich mit Heu versorgten Hammelgruppe, kann die Verdaulichkeit der Rohnährstoffe in dem zu prüfenden Futter per Differenzrechnung ermittelt werden. Über die verdaulichen Nährstoffe wird schließlich der NEL-Gehalt des Futters bestimmt und eine Einordnung in eine Energiestufe vorgenommen. Zur Bewertung erfolgt ein Vergleich des so ermittelten Energiegehaltes mit den Angaben des Herstellers. Hierbei wird in Anlehnung an das Futtermittelrecht eine Toleranz von 0,25 MJ NEL/kg in Ansatz gebracht.

Des weiteren erfolgt eine Abschätzung des NEL-Gehaltes auf Basis der Rohnährstoffgehalte und der Gasbildung des Futters im Rahmen des Hohenheimer Futterwerttests (HFT). Die Gasbildung spiegelt dabei die Fermentationsfähigkeit des Futters im Pansen wieder und ist damit ein indirekter Maßstab für die Energielieferung aus dem Futter. Die Methode wurde an Verdauungsversuchen mit Hammeln geeicht und findet im Rahmen der amtlichen Futtermittelkontrolle Verwendung. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und der Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Gehalte an Stärke und Zucker ermittelt und dargestellt.

Im vorliegenden Test wurden sieben ausgeglichene Milchleistungsfutter (s. Tabelle 1), fünf Mischfutter mit einem höheren Proteingehalt und weitere drei Mischfutter geprüft, die als eiweißreiche Ergänzungsfutter einzustufen sind (s. Tabelle 2).

Bei den nach Energie und Protein ausgeglichenen Milchleistungsfuttern wird bei fünf Futtern die Energiestufe 3 angegeben. Der Proteingehalt der Futter beträgt nach Herstellerangabe 18 % bzw. bei einem Futter 20 %. Bei zwei Futtern ist der Energiegehalt mit 7,0 MJ NEL angegeben. Hinsichtlich des Proteins geben die Hersteller bei diesen Futtern ein Gehalt von 20 % an. Die Angaben zum Rohfettgehalt bewegen sich zwischen 2,6 und 4,0 %. Die Rohfaserangaben umfassen Werte von 8 bis 12 %. Die nXP-Angaben variieren von 160 bis 170 g je kg Futter.

Bei den Mischfuttern mit höherem Eiweißgehalt werden bezüglich des Proteins Angaben von 23 bis 27 % gemacht. Die Herstellerinformationen zum Energiegehalt unterliegen einer relativ großen Spanne von Energiestufe 2 (6,2 MJ NEL/kg) bis hin zu 7,4 MJ NEL/kg Futter. Die Angaben zum Rohfasergehalt liegen zwischen 6,6 und 13,5 %. Im Vergleich zu den ausgeglichenen Milchleistungsfuttern sind die Angaben zu den Calciumgehalten, bis auf eine Ausnahme, durchweg höher (0,90 bis 1,50 %).

Bezüglich der nXP-Gehalte werden Angaben zwischen 160 und 200 g je kg Futter gemacht. Die RNB-Angaben schwanken zwischen 8,8 und 14,5 g je kg, womit deutlich höhere Werte als bei den ausgeglichenen Milchleistungsfuttern deklariert werden.

In dem Segment der eiweißreichen Ergänzungsfutter beträgt der Proteingehalt nach Angaben der Hersteller 35 bis 38 %. Der Energiegehalt wird mit Stufe 3 bzw. 980 VEM je kg Futter angegeben. Die nXP-Gehalte liegen zwischen 210 und 246 g/kg. Aufgrund der hohen RNB-Werte von 20,2 bis 23,5 g je kg Futter sollen diese Futter zum Ausgleich von stark eiweißarmen Grobfutterrationen eingesetzt werden.

Ergebnisse

Aus der Tabelle 1 sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe für die ausgeglichenen Milchleistungsfutter zu entnehmen. Ein Vergleich der deklarierten Rohnährstoffe zeigt bei allen Futtern eine gute Übereinstimmung mit den durch die LUFA NRW ermittelten Nährstoffgehalten. Dies gilt auch für die Mineralstoffgehalte. Die futtermittelrechtlichen Toleranzen werden in allen Fällen eingehalten.

Der Gehalt an Organischer Substanz liegt zwischen 81,4 und 83,4 %. Die Spanne von 2,0 %-Punkten ist als gering zu betrachten. Die Verdaulichkeit der Organischen Substanz schwankt zwischen 81,0 und 87,3 %, worin eine wesentlich größere Variation im Vergleich zum absoluten Gehalt zum Ausdruck kommt. Für alle Futter kann die deklarierte Energiestufe bzw. der angegebene Energiegehalt bestätigt werden. Die mit dem Hohenheimer Futterwerttest (HFT) geschätzten Energiegehalte stimmen sehr gut mit den am Hammel bestimmten Energiewerten überein. Auch der HFT bestätigt die Angaben zum Energiegehalt.

Die Tabelle 2 zeigt die entsprechenden Werte für die Milchleistungsfutter mit höherem Eiweißgehalt sowie für die eiweißreichen Ergänzungsfutter. Auch hier zeigt sich im Wesentlichen eine gute Übereinstimmung zwischen den Herstellerangaben und den analysierten Gehalten. Für das Futter Milchviehfutter MK Protop von Haneberg & Leusing, Schöppingen werden 35 % Rohprotein deklariert. Die Analyse liefert einen Wert von 32,9 %. Damit ist die futtermittelrechtlich erlaubte Toleranz überschritten. Bei allen anderen Futtern werden die Toleranzen eingehalten.

Der Gehalt an Organischer Substanz der untersuchten Futter variiert zwischen 80,0 und 82,8 %. Eine wesentlich größere Bandbreite ergibt sich für die Verdaulichkeit der Organischen Substanz. Die Werte bewegen sich zwischen 78,3 und 87,8 %. Für die
Futter 280 press von Juchem, Eppeldorn und Milchviehfutter MK Protop von Haneberg & Leusing, Schöppingen beträgt die Verdaulichkeit der Organischen Substanz 80,4 bzw. 78,4 %, woraus sich jeweils die Energiestufe 2 bestimmt. Die deklarierte Energiestufe 3 kann somit nicht bestätigt werden.

Eine Energieschätzung über den HFT führt auch bei diesem Futtersegment zu vergleichbaren Energiewerten wie aus den Verdaulichkeitsmessungen am Hammel. Lediglich beim Futter 280 press liefert der HFT einen höheren Energiewert als über die Verdaulichkeitsmessung, der die deklarierte Energiestufe bestätigt.

Die Tabellen 1 a und 2 a informieren über die analysierten Gehalte an Zucker und Stärke sowie an Detergentienfasern. Über alle Futter betrachtet liegen die Zuckerwerte zwischen 49 und 107 g je kg. Größere Unterschiede ergeben sich im Stärkegehalt. Hier ergibt sich eine Spanne von 71 bis 283 g je kg.

Kommentar

Der Gehalt an verdaubarer Organischen Substanz ist maßgeblich für den Gehalt an Energie in einem Futter. Aufgrund langjähriger Auswertung von Hammeltestergebnissen lassen sich für die jeweiligen Energiestufen folgende Eckgrößen postulieren:

Energiestufe 2:     78 % Verdaulichkeit der Organischen Substanz
Energiestufe 3:     82 % Verdaulichkeit der Organischen Substanz
Energiestufe > 3:  85 % Verdaulichkeit der Organischen Substanz

Bei den im vorliegenden Test beanstandeten Futter ergab sich mit 80,4 bzw. 78,4 % Verdaulichkeit jeweils ein für die deklarierte Energiestufe zu niedriger Wert. Ursächlich hierfür sind zum einen eine falsche Bewertung der Ausgangskomponenten oder eine zu hohe Verwendung von Komponenten mit schlechter Verdaulichkeit. Auch der Gehalt an Organischer Substanz ist in beiden beanstandeten Futtern im unteren Bereich angesiedelt.

Mit der beteiligten Wirtschaft wurde die Energieangabe in Form des Energiestufensystems vereinbart. Wenig sinnvoll ist hingegen die zehntel genaue Energieangabe bei den Futtern RCG HF-Basis 23 E von AGRAVIS, Münster und SM/7856 Ausgleich Schr der Raiffeisen Westmünsterland, Burlo. Solche vermeintlich genauen Energieangaben lassen sich im Verdauungsversuch nicht nachhalten und in der Fütterungspraxis auch nicht umsetzen.

Energieangaben sollen nach deutschem Futtermittelrecht für Milchleistungsfutter auf Basis Nettoenergie-Laktation erfolgen. Angaben auf Basis VEM sind hier wenig hilfreich, da die Vergleichbarkeit erschwert wird. Näherungsweise ergeben 140 VEM ein MJ NEL.

Verbesserungsbedürftig sind im Einzelfall auch die Fütterungshinweise in den Begleitpapieren bzw. Sackanhängern. Gänzlich ohne Fütterungshinweise wurde das Futter MLF 18/3 Spezial der Raiffeisen Westmünsterland, Burlo ausgeliefert. Die Angabe von Milcherzeugungswerten sollte auf Basis von nXP und NEL für Milch mit
4 % Fett und 3,4 % Eiweiß erfolgen. Eine Angabe auf Basis Rohprotein, wie sie von drei Herstellern gemacht wird, entspricht nicht dem aktuellen Kenntnisstand der Proteinbewertung.

Für die Beurteilung der Futter und für eine gewissenhafte Rationsberechnung ist die Kenntnis der Zucker- und Stärkegehalte von großer Bedeutung. Die Angabe dieser zusätzlichen Kennwerte wäre wünschenswert für eine fachkundige Beratung.

Fazit

Die Energetische Futterwertprüfung im klassischen Verdauungsversuch mit Hammeln bestätigte im vorliegenden Test bei den ausgeglichenen Milchleistungsfuttern in allen Fällen den von den Herstellern angegebenen Energiegehalt. Bei den eiweißreichen Milchleistungsfuttern bzw. den Eiweißergänzern wurde in zwei Fällen keine Übereinstimmung zwischen Deklaration und Verdaulichkeitsmessung gefunden. Im Einzelfall sind die Angaben in den Fütterungshinweisen verbesserungsbedürftig.