Milchleistungsfutter im Test

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden im Auftrag im Rahmen der Energetischen Futterwertprüfung sieben Mischfutter für Milchkühe geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen.
Die Futter werden in landwirtschaftlichen Betrieben mit Sitz in Nordrhein-Westfalen oder beim Handel gezogen. Zur Beurteilung des energetischen Wertes der Futter erfolgt eine NEL-Bestimmung auf Basis der verdaulichen Rohnährstoffe. Die Ermittlung der Verdaulichkeiten wird an Hammeln in Form des so genannten Hammeltests durchgeführt. Je Futter werden fünf Hammel aufgestallt und mit Heu und dem zu prüfenden Futter gefüttert. Nach einer zweiwöchigen Anfütterung wird über einen Zeitraum von sieben Tagen der Kot gesammelt, die Kotmenge ermittelt und anschließend in der LUFA NRW analysiert. Bei bekannter Heuverdaulichkeit, gemessen in der ausschließlich mit Heu versorgten Hammelgruppe, kann die Verdaulichkeit der Rohnährstoffe in dem zu prüfenden Futter per Differenzrechnung ermittelt werden. Über die verdaulichen Nährstoffe wird schließlich der NEL-Gehalt des Futters bestimmt und eine Einordnung in eine Energiestufe vorgenommen. Zur Bewertung erfolgt ein Vergleich des so ermittelten Energiegehaltes mit den Angaben des Herstellers. Hierbei wird in Anlehnung an das Futtermittelrecht eine Toleranz von 0,25 MJ NEL/kg in Ansatz gebracht.
Des Weiteren erfolgt eine Abschätzung des NEL-Gehaltes auf Basis der Rohnährstoffgehalte und der Gasbildung des Futters im Rahmen des Hohenheimer Futterwerttests (HFT). Die Gasbildung spiegelt dabei die Fermentationsfähigkeit des Futters im Pansen wieder und ist damit ein indirekter Maßstab für die Energielieferung aus dem Futter. Die Methode wurde an Verdauungsversuchen mit Hammeln geeicht und findet im Rahmen der amtlichen Futtermittelkontrolle Verwendung. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und der Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Gehalte an Stärke und Zucker ermittelt und dargestellt.
Im vorliegenden Test wurden sieben Milchleistungsfutter geprüft, die sich vor allem hinsichtlich des Protein- und Energiegehaltes unterscheiden. Haneberg & Leusing, Schöppingen, gibt für das Milchviehf. MK 20/2 einen Proteingehalt von 20 % und die Energiestufe 2 an. Im Futter Elite GC 100 von den Muskator-Werken, Düsseldorf, sind nach Herstellerangabe 17 % Rohprotein enthalten. Das Futter ist des Weiteren mit der Energiestufe 3 deklariert. Die Futter RWZ-Kraft Corn 204 der RWZ Rhein-Main eG, Köln, und Raiffeisen G der Raiffeisen Gescher eG, Gescher sind mit 20 % Rohprotein und 7,0 MJ NEL/kg angegeben. Ebenfalls 20 % Rohprotein besitzen nach Angaben der Hersteller die Futter Digena 420 von Raiffeisen-Markt Stemweder Berg, Stemshorn, und MLF 20/4 der Raiffeisen Westmünsterland, KW Dingden. Der Energiegehalt beider Futter soll 7,2 MJ NEL/kg betragen. Die Firma ForFarmers, Lochem, NL liefern das Futter Spezial Vruba brock ohne Energieangabe aus. Hinsichtlich Ca, nXP sowie des RNB-Wertes finden sich ebenfalls keine Angaben in den Begleitpapieren. Der Rohproteingehalt ist mit 16,4 % angegeben. Die Angaben zum Rohfasergehalt variieren zwischen den Futtern von 6,6 bis 14,7 %. Die Angaben zum Rohfettgehalt liegen zwischen 2,6 und 5,5 %.
Die Angaben zu den verwendeten Komponenten erfolgen bei allen Lieferanten in absteigender Reihenfolge mit Ausnahme von Raiffeisen Gescher, die die prozentualen Anteile der eingemischten Futter angibt. Die Fütterungshinweise auf den Sackanhängern sind sehr unterschiedlich gestaltet. Gänzlich ohne Hinweise liefert ForFarmers das Futter aus. Haneberg & Leusing empfiehlt den Einsatz des Futters als Ergänzung zu eiweißarmen Grundfutterrationen. Bei den übrigen Herstellern sollen die Futter zu ausgeglichenen Rationen eingesetzt werden. Die Firma Raiffeisen Gescher gibt für ihr Futter einen Milchproduktionswert auf Basis des Rohproteins und der Energie an. Das RWZ-Kraft Corn 204 soll als Ergänzung in der Laktationsspitze zu Rationen mit wenig Maissilage eingesetzt werden.
Ergebnisse
Aus der Tabelle 1 sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelte Verdaulichkeit und die daraus bestimmte Energiestufe für die geprüften Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der deklarierten Rohnährstoffe mit den analysierten Gehalten zeigt bei allen Futtern eine gute Übereinstimmung. Die futtermittelrechtlichen Toleranzen werden in allen Fällen eingehalten.
Der Gehalt an Organischer Substanz als wichtige Einflussgröße auf den Energiegehalt variiert zwischen 80,0 % beim Futter Milchviehf. MK 20/2 und 83,2 % für das Futter Raiffeisen G. Mit einer Schwankungsbreite von 3,2 %-Punkten ergibt sich eine etwas größere Spanne als in den vorherigen Prüfungen. Größere Unterschiede ergeben sich in der Verdaulichkeit der Organischen Substanz, die den Energiegehalt am nachhaltigsten beeinflusst. Die Werte bewegen sich bei den hier geprüften Futtern zwischen 76,0 % beim Milchviehf. MK 20/2 und 87,2 % bei den Futtern Digena 420 und MLF 20/4. Die größeren Unterschiede im Gehalt an organischer Substanz und deren Verdaulichkeit im Vergleich zu den vorherigen Prüfdurchgängen erklären sich auch durch das breite Spektrum des deklarierten Energiegehaltes der hier geprüften Futter. Der aus den verdaubaren Rohnährstoffen bestimmte Energiegehalt und die Eingruppierung in eine Energiestufe bestätigt bei allen Herstellern die deklarierte Energieangabe. Das Futter der Firma ForFarmers konnte der Energiestufe >3 zugeordnet werden. Wegen der fehlenden Energieangabe des Herstellers musste eine Bewertung unterbleiben.
Die mit dem HFT geschätzten Energiegehalte führen bei fünf der geprüften Futter zu einer gleichen Eingruppierung in die Energiestufen wie die über den Hammeltest bestimmte Energiestufe. Bei drei Futtern führt der HFT jedoch zu geringeren Energiewerten als im Hammeltest. Die energetische Unterschätzung erfolgt vor allem bei Futtern mit einem hohen Energiegehalt.
Die in den Prüffuttern analysierten Gehalte an Stärke und Zucker sind ebenfalls in der Tabelle 1 angegeben. Die Stärkegehalte variieren zwischen 106 g und 298 g je kg. Wesentlich geringer sind die Unterschiede im Zuckergehalt, der sich zwischen 43 g und 114 g je kg bewegt.
Kommentierung
Im vorliegenden Test konnte bei allen Futtern der deklarierte Energiegehalt durch eine Energiebestimmung über die Verdaulichkeitsmessung am Hammel bestätigt werden. Dies zeigt, dass die Hersteller ihre Lieferabsichten bezüglich des Energiegehaltes durch eine entsprechend sorgfältige Auswahl der Komponenten und durch eine sachgerechte Qualitätsbewertung der Rohwaren nachkommen können. Hierbei ist der Gehalt an Organsicher Substanz und deren Verdaulichkeit von entscheidender Bedeutung. Unterschiede im Gehalt an Organischer Substanz ergeben sich aus verschiedenen Wasser- und Aschegehalten, wobei in beiden Kriterien eine Spannbreite von über 2,0 %-Punkten besteht. Deutlich größere Differenzen zeigen sich jedoch in der Verdaulichkeit der Futter, wodurch sich die großen Qualitätsunterschiede zwischen den am Markt angebotenen Futtern ergeben. Ausschließlich über den Hohenheimer Futterwerttest lassen sich die Unterschiede in vielen Fällen nicht darstellen, so dass die aufwändigere Prüfung am Hammel nach wie vor ihre Berechtigung besitzt.
Die Firma ForFarmers verzichtet gänzlich auf Angaben zum Gehalt an Energie, Calcium, nXP und RNB, was zu beanstanden ist. Jeder Landwirt sollte auf eine Energieangabe bestehen, da ansonsten leistungsgerechte Kraftfuttergaben und Preisvergleiche auf Energiebasis nicht möglich sind. Auch durch telefonische Nachfrage konnten die entsprechenden Parameter nicht in Erfahrung gebracht werden. Für den Verkauf in Deutschland ist eine Energieangabe auf Basis NEL zu fordern.
Die Angabe von Milcherzeugungswerten für Milch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß ist wünschenswert. Diese Angaben sollten für den Energie- und nXP-Gehalt gemacht werden. Eine Angabe des Milcherzeugungswertes auf Basis Rohprotein entspricht nicht dem aktuell gültigen Proteinbewertungssystem in Deutschland.
In dem einen oder anderen Fall sind die Fütterungshinweise auf den Sackanhängern ergänzungsbedürftig. Wünschenswert sind zudem Angaben zu den Kohlenhydraten und deren Abbaugeschwindigkeiten, um so eine entsprechende Ergänzung zum betriebseigenen Grobfutter vorzunehmen.
Fazit:
Im vorliegenden Test zeigte sich eine gute Übereinstimmung zwischen den deklarierten und den am Hammel bestimmten Energiegehalten der geprüften Milchleistungsfutter. Dies kann als Beleg für eine hohe Qualität der in Nordrhein-Westfalen angebotenen Mischfutter gelten. Generell besteht die Forderung, die in Deutschland vereinbarten Proteinkennwerte in den Fütterungshinweisen seitens der Hersteller anzugeben. Wünschenswert ist zudem, die Kohlenhydrate genauer zu charakterisieren und entsprechend anzugeben, um so im Rahmen der Rationsplanung eine Optimierung der Fermentationsvorgänge im Pansen zu erreichen.