Milchleistungsfutter im Test

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden auftragsgemäß im Rahmen der Energetischen Futterwertprüfung zwölf Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen.
Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und der Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Gehalte an Stärke und Zucker ermittelt und dargestellt.
In den vorliegenden Prüfdurchgängen wurden zwölf Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe geprüft. Bezüglich der Energiegehalte ergibt sich aufgrund der Herstellerangaben eine breite Spanne: Ein Futter soll 6,5 MJ NEL/kg aufweisen, vier Futter sind mit der Energiestufe 3 deklariert, viermal wird ein Energiegehalt von 7,0 MJ NEL/kg, zweimal 7,1 MJ NEL/kg und schließlich einmal 7,2 MJ NEL/kg angegeben. Das Futter, welches einen Energiegehalt von 6,5 MJ NEL/kg haben soll, ist mit einem Rohproteingehalt von 35 % gekennzeichnet, womit es als eiweißreiches Ergänzungsfutter für einen Eiweißausgleich des Grundfutters sorgen soll. Bei den übrigen Futtern variiert der Proteingehalt zwischen 18 und 22,5 %. Die Hersteller empfehlen den Einsatz der Milchleistungsfutter zu ausgeglichenen Grobfuttersituationen. In drei Milchleistungsfutter befinden sich nach Herstellerangaben Proteinkomponenten, in denen das Eiweiß vor dem mikrobiellen Abbau im Vormagen geschützt ist.
Die Angaben zu Rohaschegehalten variieren zwischen 5,5 und 12,5 %. Der hohe Wert von 12,5 % wird für das Proteinergänzungsfutter angegeben, wodurch dieses Futter auch einen Mineralstoffmangel des Grobfutters ausgleichen soll. Die Angaben zum Rohfasergehalt schwanken zwischen 5,7 und 12,2 %. Die niedrigeren Rohfasergehalte ergeben sich vorwiegend in den Futtern, die mit einem Energiegehalt von 7,0 bis 7,2 MJ NEL/kg angegeben sind.
In zehn Fällen geben die Hersteller die eingemischten Komponenten mit ihren prozentualen Anteilen auf dem Sackanhänger an. Bei den übrigen beiden Futtern werden lediglich die Komponenten mitgeteilt. Im Hinblick auf die zu verfütternden Einsatzmengen findet man sehr unterschiedliche Angaben. Fünf Hersteller empfehlen, die Einsatzmengen nur nach individueller Beratung festzulegen. Bei zwei Futterdeklarationen wird die maximale Einsatzmenge auf 8 kg pro Kuh und Tag begrenzt. Bei zwei Herstellern findet man den Hinweis, das Futter zu ausgeglichenen Grundfutterrationen einzusetzen und ein anderer empfiehlt den Einsatz zu eiweißarmen Grundfutterrationen. Ein Hersteller gibt Milcherzeugungswerte für Milch aus Energie und Milch aus Eiweiß an, während ein weiterer gänzlich auf Einsatzempfehlungen verzichtet.
Ergebnis
Aus der Übersicht sind die Angaben der Hersteller, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe für die Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der deklarierten Rohnährstoffgehalte zeigt im Wesentlichen eine gute Übereinstimmung mit den durch die LUFA NRW analysierten Werten. Die nach dem Futtermittelrecht erlaubten Toleranzen werden weitgehend eingehalten. Lediglich der analysierte Rohproteingehalt in Höhe von 24,4 % beim Futter Milchviehfutter MK 20/3 von Haneberg & Leusing aus Schöppingen liegt deutlich oberhalb des vom Hersteller angegebenen Wertes. Die Differenz liegt außerhalb des Toleranzbereiches.
Der Gehalt an organischer Substanz beträgt im Futter Tafu ML 36 der Firma H. Thamann & Leiber aus Neuenkirchen 76,9 %. Dieser niedrige Wert ergibt sich vor allem aus dem hohen Aschegehalt des Futters. Bei den übrigen elf Futtern variiert der Wert zwischen 80,4 und 82,5 %. Die Verdaulichkeit der organischen Masse schwankt in den vorliegenden Durchgängen zwischen 79,1 und 89,8 %, womit eine sehr große Spannweite gegeben ist. Aufgrund der Verdaulichkeitsmessung am Hammel wird das Futter Euro G 18-3 der Muskator-Werke, Düsseldorf in der Energiestufe 2 eingruppiert. Die vom Hersteller angegebene Energiestufe kann nicht bestätigt werden. Ebenfalls nicht bestätigt werden kann der angegebene Energiewert von 7,0 MJ NEL/kg beim Futter HS Energie-Melk von H. Schräder, Ochtrup. Die Verdaulichkeit der organischen Substanz führt zu einer Eingruppierung in die Energiestufe 3.
Die Futter MLF 20/3 von Raiffeisen Westmünsterland, KW Burlo und Milchviehfutter MK 20/3 von Haneberg & Leusing aus Schöppingen besitzen mit 87,3 % bzw. 86,4 % eine so hohe Verdaulichkeit der organischen Substanz, dass sie in der Energiestufe >3 eingruppiert werden können, womit die deklarierte Energiestufe überschritten wird. Bei den anderen Futtern wird der angegebene Energiewert nach Prüfung am Hammel bestätigt.
Die Energiebewertung mit Hilfe des Hohenheimer Futterwerttests (HFT) führt in neun Fällen zur gleichen Energieeinstufung wie die Verdaulichkeitsmessung. Bei den übrigen Futtern liefert der HFT niedrigere Energiewerte als die Verdaulichkeitsmessung.
Die Gehalte an Stärke und Zucker können ebenfalls der Übersicht entnommen werden. Die Zuckergehalte schwanken zwischen 49 und 104 g/kg. Mit Werten von 46 bis 343 g/kg umfassen die Gehalte an Stärke eine wesentlich größere Spannbreite als die Zuckgehalte. Die Unterschiede im Stärkegehalt erklären sich in erster Linie durch die unterschiedlichen Getreideanteile in den Milchleistungsfuttern.
Kommentar
Der Energiegehalt eines Milchleistungsfutters ist in erster Linie abhängig vom Gehalt an verdaubarer organischer Masse. Bei den Futtern HS Energie-Melk und Euro G 18-3 ist die Verdaulichkeit der organischen Masse nicht hoch genug, um den angegebenen Energiewert zu erreichen. Dies kann zum einen mit der Wahl der Komponenten selbst und zum anderen mit der Beurteilung bzw. der innerbetrieblichen Qualitätskontrolle der eingesetzten Futterchargen zu tun haben. Derzeit ist auffallend, dass der Getreideanteil in etlichen Rezepturen aufgrund der gestiegenen Kosten für diese Futter nach unten tendiert. Im Gegenzug wird der Anteil von Nebenprodukten aus dem verarbeitenden Gewerbe erhöht. Sollen die Qualitätsvorgaben für die Mischfutter nach wie vor auf dem bisherigen Niveau gehalten werden, setzt dies eine sichere und exakte Qualitätseinstufung der eingesetzten Komponenten voraus. Grundsätzlich spricht nichts gegen den Einsatz der Nebenprodukte, solange die Qualität der Milchleistungsfutter beibehalten wird.