Milchleistungsfutter im Test

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden auftragsgemäß im Rahmen der Energetischen Futterwertprüfung neun Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe von neun Mischfutterherstellern geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen.
Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und der Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Gehalte an Stärke und Zucker ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht "Ablauf und Methode der Energetischen Futterwertprüfung" (siehe unten).
In den vorliegenden Futterwertprüfungen wurden zwei eiweißreiche Ergänzungsfuttermittel und sieben Milchleistungsfutter geprüft. Die eiweißreichen Ergänzungsfutter sollen 31,8 bzw. 38,0 % Rohprotein besitzen. Bezüglich des Energiegehaltes werden 7,5 MJ NEL / kg bzw. die Energiestufe 3 deklariert. Gemäß der Angaben zu der komponentenmäßigen Zusammensetzung bestehen beide Futter überwiegend aus Soja- und Rapsextraktionsschrot. Das Futter Kerkmann Ausgleichsmischung HL Mehl der Raiffeisen Hohe Mark enthält einen Teil des Rapsextraktionsschrotes in geschützter Form. Die Agrarvis Münster gibt für das Lakto P-Mix an, dass 6 % des Rohproteins aus NPN-Verbindungen in Form von Harnstoff bestehen. Beide Futter sollen zu eiweißarmen Grundfuttersituationen verabreicht werden.
Bei den Milchleistungsfuttern sollen nach Herstellerangaben zwei Futter der Energiestufe 3 angehören. Ein Futter besitzt gemäß der Deklaration einen Energiegehalt von 6,8 MJ NEL / kg. Bei den übrigen vier Futtern ist jeweils ein Energiewert von 7,0 MJ NEL / kg angegeben. Neben den Unterschieden im Energiegehalt variieren auch die Angaben zum Rohproteingehalt zwischen 18 und 23 %. In drei Milchleistungsfuttern sind nach Herstellerangabe geschützte Eiweißträger eingemischt. Das Futter Milchfutter 18/III der Firma Aug. Brehop aus Stemwede soll nach Herstellerangabe Glycerin enthalten. Bezüglich der Gehalte an Rohasche bzw. Rohfett sollen die Werte bei den Milchleistungsfuttern zwischen 3,4 und 8,5 % bzw. zwischen 2,7 und 4,5 % liegen. Sehr geringe Unterschiede ergeben sich bei den Angaben zum Calcium- und Phosphorgehalt in den Milchleistungsfuttern. Die Mineralgehalte bei den eiweißreichen Ergänzungsfuttermitteln sind deutlich höher, da mit diesen Futtern der Mineralmangel aus der Grobfutterration ebenfalls ausgeglichen werden soll. Als Besonderheit muss noch erwähnt werden, dass die Milchleistungsfutter Kofu 19/7.0 LL von Kofu Tiernahrung, Neuss, und RWZ Promilk Protect der RWZ Rhein-Main, Köln, nach den Vorgaben des Landliebeprogramms der Molkereigenossenschaft Friesland-Campina hergestellt wurden.
Ergebnisse:
Aus der Tabelle 1 sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe für die Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoffgehalte zeigt bei allen Futtern eine gute Übereinstimmung mit den durch die Lufa NRW ermittelten Gehalten. Lediglich beim Futter Kerkmann Ausgleichsmischung HL der Raiffeisen Hohe Mark überschreitet der analysierte Rohaschegehalt den angegebenen Wert in einer Größe, die oberhalb der Toleranz nach Futtermittelverordnung liegt. Der Gehalt an organischer Masse bewegt sich zwischen 79,5 und 84,6 %. Bei dem eiweißreichen Ergänzungsfuttermittel liegen die Werte unter 80 %, was durch das Einmischen größerer Anteile an Mineralstoffen bedingt ist. Für die Verdaulichkeit der organischen Masse werden Werte zwischen 81,2 und 89,1 % ausgewiesen. Die aus den verdaubaren Rohnährstoffen errechneten Energiegehalte führen in drei Fällen zu einer Eingruppierung in Stufe 3 und bei sechs Futtern zu einer Einstufung in die Energiestufe > 3. Beim Futter Kerkmann Ausgleichsmischung HL liegt der in der Prüfung ermittelte Energiegehalt deutlich unter dem deklarierten Wert von 7,5 MJ NEL / kg, so dass diese Angabe nicht bestätigt werden kann. Auch die Energieschätzung mittels des Hohenheimer Futterwerttests führt bei diesem Futter zum gleichen Ergebnis.
Angaben zu den analysierten Gehalten an Stärke und Zucker können ebenfalls der Tabelle entnommen werden. Die Zuckergehalte liegen zwischen 59 und 95 g / kg. Die Stärkegehalte bewegen sich zwischen 80 und 336 g / kg. Insbesondere die beiden Milchleistungsfutter, die nach dem Landliebeprogramm hergestellt wurden, weisen hohe Stärkegehalte auf.
Kommentar:
Wichtigste Kenngröße für Milchleistungsfutter bzw. Ergänzungsfuttermittel ist der Energiegehalt, der sich aus dem Gehalt an verdaubaren, organischen Rohnährstoffen errechnen lässt. Hierbei kann die Verdaulichkeit der Nährstoffe bzw. der organischen Masse über die Wahl der Futterkomponenten sowie deren Qualität maßgeblich beeinflusst werden. Das eiweißreiche Ergänzungsfutter Kerkmann Ausgleichsmischung HL weist zwar mit 84,3 % eine gute Verdaulichkeit der organischen Masse auf, dennoch kann der deklarierte Energiegehalt nicht bestätigt werden, da die angegebenen 7,5 MJ NEL / kg einen außerordentlich hohen Energiewert darstellen. Zur Sicherung des hohen Wertes ist bei diesem Futter ein sehr hoher Fettgehalt angegeben, der mit 6,8 % die obere Grenze dessen erreicht, was in Ergänzungsfuttern aus Gründen einer optimierten Pansenfermentation als tolerierbar gelten kann.
Neben dem Energiewert eines Futters sind der Proteingehalt und die Proteinkennwerte maßgeblich für die Qualität und den Einsatzzweck des Futters. Die Angabe von Milcherzeugungswerten sollte auf der Basis von nXP und NEL für Milch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß erfolgen. Eine Angabe auf Basis Rohprotein, wie sie von einigen Herstellern gemacht wird, entspricht nicht dem aktuellen Stand des Wissens bei der Proteinbewertung.
Sechs der hier geprüften Futter erfüllen die Anforderungen für eine Eingruppierung in die Energiestufe > 3. In den meisten Fällen wird die hierfür notwendige hohe Verdaulichkeit durch den Einsatz entsprechender Getreideanteile erreicht. Hiermit verbunden sind in der Regel höhere Stärkegehalte. Wünschenswert ist die Angabe der Gehalte an Stärke und Zucker auf dem Sackanhänger, da dann die Auswahl und der Einsatz passend zum Grobfutter noch zielgerichteter erfolgen können.
Fazit:
Durch die Wahl der Komponenten lassen sich Milchleistungsfutter mit deutlichen Unterschieden in der Verdaulichkeit der organischen Masse und im Energiegehalt trotz vergleichbarer Rohnährstoffgehalte herstellen. Deshalb ist die Energieangabe seitens der Hersteller und deren Überprüfung im Rahmen neutraler Tests eine wichtige Aufgabe. Bis auf eine Ausnahme werden in den vorliegenden Prüfdurchgängen die Energiegehalte der Futter bestätigt.