Milchleistungsfutter im Test

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden innerhalb der Energetischen Futterwertprüfung im Auftrag dreizehn Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe von zehn Mischfutterherstellern geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen.
Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und der Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Gehalte an Stärke und Zucker ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht (siehe unten).
In den vorliegenden Prüfdurchgängen wurden sieben Milchleistungsfutter und sechs eiweißreiche Ergänzungsfutter mit einem Rohproteingehalt von 25 % oder mehr geprüft. Bei den Milchleistungsfuttern wird seitens der Hersteller zweimal die Zugehörigkeit zur Energiestufe 3 angegeben, womit Energiegehalte von 6,7 MJ NEL/kg +/- 0,25 MJ NEL/kg enthalten sein sollen. Fünf Milchleistungsfutter sollen einen Energiegehalt von 7,0 MJ NEL/kg besitzen. Die Angaben zum Rohproteingehalt variieren zwischen 19,0 und 22,0 %. Die Gehalte an nutzbarem Rohprotein am Dünndarm (nXP) sollen zwischen 170 und 195 g/kg liegen. Bei allen Milchleistungsfuttern wird eine positive ruminale Stickstoffbilanz (RNB) zwischen 2 und 4,8 g/kg angegeben. Bezüglich der Gehalte an Rohfaser deklarieren die Hersteller Werte zwischen 7,1 und 10,5 %. In den Fütterungshinweisen empfehlen die Hersteller den Einsatz der Milchleistungsfutter zu ausgeglichen bzw. proteinschwachen Grundfutterrationen. Einige Futter sollen erst nach Rationsberechnung zum Einsatz kommen.
Bei den eiweißreichen Ergänzungsfuttern reichen die Energieangaben von 6,5 MJ NEL pro kg bis nach 7,0 MJ NEL/kg. Zwei Futter sollen der Energiestufe 3 angehören. Die Firma ForFarmers aus Lochem, Niederlande gibt ihr Futter Supp. Populair ohne Energieangabe an die Landwirte ab. Ebenso werden keine Informationen zum Calciumgehalt gegeben. Die Angaben zum Gehalt an Rohprotein variieren zwischen 25,0 und 37,8 %. Die Futter sollen nXP-Gehalte zwischen 165 und 265 g/kg aufweisen. In allen Fällen werden positive RNB-Werte angegeben, die zwischen 2 und 21 g/kg liegen sollen. Bei den Gehalten an Rohfaser ergeben sich Größenordnungen zwischen 8,5 und 11,7 %, die im Mittel etwas oberhalb der Angaben bei den Milchleistungsfuttern liegen. Die Gehalte an Calcium bzw. Phosphor sollen bei den eiweißreichen Ergänzungsfuttern zwischen 0,50 und 1,20 % bzw. zwischen 0,75 und 1,10 % variieren.
Die Hersteller empfehlen den Einsatz der Ergänzungsfuttermittel zu eiweißarmen bzw. maissilagereichen Rationen. Ebenso wird empfohlen, mit Getreide im Verhältnis 1 : 1 zu verschneiden, um so ein nach Energie und Protein ausgewogenes Milchleistungsfutter zu erstellen.
Ergebnisse
Aus der Übersicht 2 sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe für die Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoffgehalte zeigt bei allen Futtern eine gute Übereinstimmung mit den durch die LUFA NRW ermittelten Gehalten. Dies gilt ebenfalls für die Mineralstoffgehalte. Die futtermittelrechtlichen Toleranzen werden in allen Fällen eingehalten.
Der Gehalt an organischer Masse liegt bei den Prüffuttern zwischen 79,5 und 83,2 %, wobei die Milchleistungsfutter in aller Regel etwas höhere Werte aufweisen als die eiweißreichen Ergänzungsfutter, die meistens stärker mineralisiert sind. Bezüglich der Verdaulichkeit der organischen Masse variieren die Werte zwischen 76,7 und 88,5 %, worin eine wesentlich größere Variation im Vergleich zum absoluten Gehalt zum Ausdruck kommt. Diese unterschiedlichen Verdaulichkeiten führen zu größeren Differenzen im Energiegehalt. Zwei Futter können in die Energiestufe 2, vier Futter in die Stufe 3 und sieben Futter in die Stufe > 3 eingestuft werden. Beim Futter Art. Nr. 2786405 MLF 25/3 der Raiffeisen Hamaland, Gescher reicht die Verdaulichkeit der organischen Masse nicht aus, um den vom Hersteller angegebenen Energiegehalt in Höhe von 6,75 MJ NEL/kg zu erreichen. Bei allen anderen Futtern können die Energieangaben der Hersteller bestätigt werden. Die Energieschätzung mittels Hohenheimer Futterwerttest führt bei allen Futtern zu einer Bestätigung der Energieangaben.
Angaben zu den analysierten Gehalten an Stärke und Zucker befinden sich ebenfalls in der Übersicht 2. Die Zuckergehalte variieren zwischen 62 und 109 g/kg. Bei der Stärke ergeben sich wesentlich höhere Werte und auch eine größere Schwankungsbreite. Die Analysedaten reichen hier von 43 bis 334 g/kg. Die eiweißreichen Ergänzungsfutter besitzen in der Regel niedrige Gehalte an Stärke. Die Werte für Zucker sind hingegen meistens höher als in den Milchleistungsfuttern.
Kommentar
Gemäß Vereinbarungen der beteiligten Wirtschaft sollen Energieangaben zum Milchleistungsfutter mit Hilfe des Energiestufensystems erfolgen. Eine zehntel- bzw. eine hundertstelgenaue Energieangabe, wie zum Beispiel beim Futter KOFU Eiweißmix 33 LL oder beim Futter Art. Nr. 2786405 MLF 25/3 der Raiffeisen Hamaland, ist für die Nachvollziehbarkeit in Verdauungsversuchen und für die Umsetzung in die Fütterungspraxis nicht aussagefähiger als eine Energieangabe über das Energiestufensystem. Des Weiteren sollte jeder Landwirt darauf achten, dass Rindermischfutter mit einer Energieangabe in den Begleitpapieren bezogen werden. Auch wenn die Futter im europäischen Ausland produziert werden, sollten die Futterwertkriterien entsprechend der in Deutschland gültigen Vereinbarungen angegeben werden. Verbesserungsbedürftig ist an dieser Stelle das Vorgehen der Firma ForFarmers, die weder den Calcium- noch den Energiewert deklariert, so dass die Lieferabsicht nicht erkennbar und eine Überprüfung nicht möglich ist.
Der Proteinwert eines Futters ergibt sich aus den Größen Rohprotein, nutzbares Rohprotein am Dünndarm und ruminale Stickstoffbilanz. Die Angaben hierzu erfolgen im Rahmen der Deklaration oder als ergänzende Information unter den Fütterungshinweisen. Der RNB-Wert eines Futters lässt sich relativ leicht aus der Differenz zwischen dem Rohproteingehalt und dem kalkulierten nXP-Wert errechnen, wobei mit dem Faktor 6,25 ein mittlerer Stickstoffgehalt im Rohprotein von 16 % berücksichtigt wird. Beim Futter Balance 25-III von Hendrix UTD, Boxmeer, Niederlande errechnet sich ein RNB-Wert von 13,6 g/kg, was im Vergleich zur Herstellerangabe einen wesentlich höheren Wert darstellt. Seitens der Hersteller ist an dieser Stelle mehr Sorgfalt gefordert, damit die Angaben in sich schlüssig sind.
Maßgeblich für den Energiegehalt eines Milchleistungsfutters ist der Gehalt an verdaubarer organischer Masse, der vom Gehalt an organischer Masse sowie deren Verdaulichkeit abhängig ist. Beim Futter Art. Nr. 2786405 MLF 25/3 der Raiffeisen Hamaland, Gescher ergibt sich eine Verdaulichkeit von 78,7 %, was für einen angegebenen Energiegehalt von 6,75 MJ NEL/kg nicht ausreichend ist. Erfahrungsgemäß weisen Rindermischfutter der Energiestufe 3 eine Verdaulichkeit der organischen Masse von 82 bis 83 % auf. Die Verdaulichkeit eines Mischfutters ist abhängig von den verwendeten Komponenten und deren Qualität. Für Mischfutterhersteller ist deshalb die Kenntnis der Qualitäten der eingesetzten Rohwaren von zentraler Bedeutung. Nicht zuletzt deshalb ist die Rohwareneingangskontrolle in den betriebsinternen Qualitätssicherungssystemen von größter Wichtigkeit.
Fazit
Die Prüfung von 13 Milchleistungsfuttern bzw. eiweißreichen Ergänzungsfuttern im Rahmen der energetischen Futterwertprüfung zeigte im Wesentlichen eine gute Übereinstimmung zwischen den deklarierten und den in der Prüfung gemessenen Nährstoff- und Energiegehalten. Bei einem Futter konnte der angegebene Energiegehalt auf Grund einer zu geringen Verdaulichkeit der organischen Masse nicht bestätigt werden. Verbesserungsbedürftig sind im Einzelfall die Angaben zum Energiewert sowie bezüglich der Proteinkennwerte. Auch wenn ein Futter im europäischen Ausland hergestellt wird, sollten die Landwirte auf dem deutschen Futterwertsystem entsprechende Angaben in den Begleitpapieren bestehen. Insbesondere sind Angaben zur Energiestufenzugehörigkeit zu fordern.