Kälberaufzucht- und Rindermastfutter im Test

Kühe am Fressgitter

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden auftragsgemäß neun Ergänzungsfutter für die Rindermast im Rahmen der Energetischen Futterwertprüfung getestet. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen.

Die Futter werden in landwirtschaftlichen Betrieben mit Sitz in Nordrhein-Westfalen oder beim Handel gezogen. Zur Beurteilung des energetischen Wertes der Futter erfolgt eine Bestimmung der Umsetzbaren Energie (ME) auf Basis der verdaulichen Rohnährstoffe. Die Ermittlung der Verdaulichkeiten wird an Hammeln in Form des sogenannten Hammeltestes durchgeführt. Je Futter werden fünf Hammel aufgestallt und mit Heu und dem zu prüfenden Futter gefüttert. Nach einer zweiwöchigen Anfütterung wird über einen Zeitraum von sieben Tagen der Kot gesammelt, die Kotmenge ermittelt und an­schließend in der LUFA NRW analysiert. Bei bekannter Heuverdaulichkeit, gemes­sen in der ausschließlich mit Heu versorgten Hammelgruppe, kann die Verdaulichkeit der Rohnährstoffe durch Differenzrechnung ermittelt wer­den. Über die verdaulichen Nährstoffe wird schließlich der Gehalt an Umsetzbarer Energie im Futter be­stimmt. Zur Bewertung der Prüffutter wird dieser Wert dann dem vom Hersteller angegebenen Energiegehalt gegenübergestellt. Hierbei wird in Anlehnung an das Futtermittelrecht eine Toleranz von 0,4 MJ ME/kg in Ansatz gebracht.

In die Untersuchung eingeschlossen ist auch eine Abschätzung der Energiegehalte auf Basis der im Futter analysierten Rohnährstoffe und der Cellulase-Löslichkeit. Die Cellulase-Löslichkeit ist eine im Labor ermittelte Schätzgröße, die in enger Beziehung zur Verdaulichkeit steht. Geeicht ist der Test an der Verdaulichkeitsbestimmung mit Hammeln, wobei er zur Überprüfung der Energiegehalte in der amtlichen Futtermittelkontrolle vorgeschrieben ist.

Von den geprüften Futtern waren zwei Futter als Ergänzungsfutter für Kälber und sieben als Ergänzungsfutter für die Rindermast ausgezeichnet. Bezüglich des Energiegehaltes bei den Kälberfuttern geben Wübken, Billerbeck für das Futter Sondermischung 3063 die Energiestufe 3 und KOFU Tiernahrung, Neuss, für KOFU HS Kälberpellets 11,2 MJ ME/kg an. Die Rohproteingehalte sollen 20 % bzw. 24 % betragen. Die Rohfasergehalte sind mit 7,0 und 5,7 % angegeben.

Bei den Ergänzungsfuttern für die Rindermast ist einmal die Energiestufe 2 und sechsmal die Energiestufe 3 angegeben. Das Futter der Stufe 2 kommt von H. Schräder, Ochtrup und soll 25 % Rohprotein aufweisen. Die Agravis, Münster gibt die Futter RCG Bullen Mastf. 2 und RCG Bullen Mastf. FR mit 20 % bzw. 24 % Rohprotein an. Haneberg & Leusing, Schöppingen deklariert Rindermast BM 22/3 mit 22 % Rohprotein. RWZ Rhein-Main, Köln gibt für das Futter RWZ Buma 26 S 26 % Rohprotein an. Mit jeweils 30 % Rohprotein sind die Futter KOFU buma 30/3 HS von KOFU Tiernahrung, Neuss, und BM 303 von Bela Thesing, Rees angegeben. Die Rohfasergehalte der Rindermastfutter variieren zwischen 7,5 und 11 %, womit in aller Regel deutlich höhere Werte als bei den Kälberfuttern angegeben sind. Bei den Ca- bzw. P-Gehalten werden Werte zwischen 1,1 und 2,0 % bzw. 0,55 und 0,80 % genannt. Auf den Sackanhängern oder Begleitpapieren werden unterschiedliche Einsatzempfehlungen für die jeweiligen Futter gegeben. Die Angaben variieren je nach Grobfuttersituation und Lebendmasse der Tiere zwischen 2 und 4 kg je Tier und Tag. Bela Thesing empfiehlt den Einsatz nach individueller Beratung.

Ergebnisse

Der Übersicht 1 können die deklarierten Gehalte der Hersteller, die durch die LUFA NRW ermittelten Analysenwerte sowie die im Hammeltest ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe entnommen werden.

Bei allen Futtern konnte der deklarierte Energiegehalt bestätigt werden. Bei den Futtern Sondermischung 3063, Sondermischung Bullenmastf. HS 725 und KOFU buma 30/3 HS wurde die angegebene Energiestufe im Test deutlich überschritten.

Die Verdaulichkeit der Organischen Substanz bei den Kälberfuttern beträgt 87,6 bzw. 88,2 %. Die entsprechenden Werte bei den Rindermastfuttern schwanken zwischen 79,2 und 85,0 %, womit sich deutliche Differenzen zu den Kälberfuttern ergeben.

Die Schätzung des Energiegehaltes mittels Cellulase-Test ergab bei allen Futtern eine Bestätigung der von den Herstellern angegebenen Energiestufe bzw. Energiegehalte. Bei drei Futtern führte der Test zu höheren Energiewerten als vom Hersteller angegeben.

Ein Vergleich der analysierten Gehalte mit den Angaben der Hersteller zeigt insbesondere beim Rohprotein- und beim Calciumgehalt eine sehr gute Übereinstimmung. Beim Fettgehalt ergeben sich beim Vergleich der analysierten und deklarierten Werte ebenfalls nur geringe Unterschiede. Nur beim Futter Sondermischung Bullenmastf. HS 725 wurde der deklarierte Fettgehalt um 2,1 %-Punkte überschritten, was eine relative Abweichung um mehr als 50 % bedeutet. Damit werden die futtermittelrechtlichen Vorgaben überschritten.

Kommentierung

Im vorliegenden Test konnten die deklarierten Energiegehalte in allen Fällen bestätigt werden, womit die gute Qualität der in NRW angebotenen Rindermastfutter zum Ausdruck kommt. Auch die Angaben zu den Protein-, Calcium- und Phosphorgehalten halten einer Überprüfung stand. Die Überschreitung der deklarierten Energiestufe bei den Futtern Sondermischung 3063, Sondermischung Bullenmastf. HS 725 und KOFU buma 30/3 HS erklärt sich durch eine hohe Verdaulichkeit der Organischen Substanz bzw. durch einen hohen Fettgehalt.

Die Ergänzungsfutter für die Rindermast sind in der Regel so konzipiert, dass sie auch eine notwendige Ergänzung der Grundration mit Mineralien und Vitaminen leisten, woraus eine höhere Mineralisierung resultiert. Damit einhergehend ist eine Absenkung der Organischen Substanz der Futter vorhanden, so dass sich deutliche Unterschiede zu den Milchleistungsfuttern ergeben. Im Hinblick auf eine ausreichende Skelettentwicklung sind Ca-Gehalte von etwa 1,5 % gerade bei jungen Bullen als unterste Grenze zu sehen, die auf keinen Fall unterschritten werden sollte. Bei niedrigeren Gehalten ist eine zusätzliche Gabe von Mineralfutter oder Futterkalk erforderlich.

Die geprüften Kälberfutter besitzen eine sehr hohe Verdaulichkeit der Organischen Substanz, womit sie sich deutlich von den Rindermastfuttern abheben. Damit wird den Anforderungen der Aufzuchtkälber Rechnung getragen. Aus Versuchen ist bekannt, dass Futter für die Kälberaufzucht im Vergleich zu Milchleistungsfutter- oder Rindermastfutter zu höheren Tageszunahmen in der Kälberaufzucht führen.

Fazit

Die durchgeführte Prüfung zeigt eine gute Übereinstimmung zwischen den deklarierten und den über die Verdaulichkeitsbestimmung ermittelten Energiewerten. Ferner werden die angegebenen Proteingehalte in der analytischen Überprüfung wieder gefunden.

Die unterschiedlichen Konzepte der Hersteller zur Protein-, Mineral- und Vitaminausstattung sind in der Rationsgestaltung und auch bei einer Preiswürdigkeitsbetrachtung zu beachten. Konkrete Fütterungshinweise und eine kompetente Beratung bekommen hierbei eine große Bedeutung, auf die nicht verzichtet werden kann .