Futter für die Kälberaufzucht und Rindermast im Test

Hammeltest

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden auftragsgemäß im Rahmen der Energetischen Futterwertprüfung zwei Ergänzungsfutter für Kälber und acht Ergänzungsfutter für die Rindermast geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen.

Die geprüften Ergänzungsfutter lassen sich folgendermaßen beschreiben: Das Kälberfutter der Raiffeisen Hohe Mark eG, Dorsten weist einen deklarierten Energiegehalt von 11,0 MJ ME/kg und mit 19,5 % Rohprotein auf. Bezüglich der zu verfütternden Mengen werden keine Angaben auf dem Sackanhänger gemacht. Für das Futter Kälberkorn der Raiffeisen Gescher aus Gescher wird ein Energiegehalt von 11,3 MJ ME/kg sowie ein Proteingehalt von 19 % angegeben. Kälber sollen hiervon nach der Anfütterung bis maximal 2,5 kg pro Tier und Tag höchstens bis zum sechsten Lebensmonat erhalten. Die Gehalte an Rohfaser, Calcium und Phosphor sind in den Ergänzungsfuttern für die Kälber durchweg niedriger als in den Futtern für die Rindermast.

Bei den Ergänzungsfuttern für die Rindermast werden zwei Futter mit der Energiestufe 2 und die übrigen sechs Futter mit der Stufe 3 deklariert. Die beiden Futter mit der Energiestufe 2 sollen nach Herstellerangabe jeweils 25 % Rohprotein aufweisen. Die Futter der Energiestufe 3 variieren bezüglich der Angaben zum Proteingehalt zwischen 20 und 30 %, woraus sich unterschiedliche Einsatzzwecke ergeben. Die Angaben zum Rohfettgehalt bewegen sich zwischen 3,4 und 5,2 %, die Werte für die Rohfaser reichen von 8 bis 11 %. Unterschiede bestehen zwischen den Futtern auch bei den Rohaschegehalten (7,5 bis 11,0 %) sowie bei den Werten für Calcium und Phosphor. Die Calciumangaben bewegen sich zwischen 0,8 und 2,0 %.

Im Hinblick auf die zu verfütternden Mengen in Abhängigkeit der Grundfutterart und  – qualität werden auf den Sackanhängern zum überwiegenden Teil sehr detaillierte Informationen gegeben. Das Futter Bullenmast HS 725 von Hermann Schräder, Ochtrup soll zu sehr guter Maissilage bzw. eiweißarmem, energiereichem Grundfutter in Mengen von 1,5 bis 3 kg gefüttert werden. Die Raiffeisen Hohe Mark eG, Dorsten empfiehlt, das Futter Bullenmast 25 II zu mittlerer Maissilage in Mengen von 1,5 bis 5 kg je Tier und Tag bis maximal 65 % der Tagesration einzusetzen. Die Firma Wübken, Billerbeck möchte ihr Futter Wübken RM 20/3 zu Maissilage mittlerer Qualität mit im Mittel 3 kg je Tier und Tag verfüttern, wobei ein Hinweis auf einen vorzunehmenden Mineralausgleich erfolgt. Das Futter Rindermast BM 23/3 von Haneberg & Leusing aus Schöppingen soll in der Intensivmast mit Maissilage oder guter Grassilage in Mengen von 1,5 bis 3 kg je Tier und Tag steigend verfüttert werden. Die RWZ Rhein-Main, Köln gibt an, das Futter RWZ-Buma 243 Mais zu Grundfutter mit Proteinmangel nach Rationsberechnung bis zu 62 % der Tagesration zu verabreichen. AGRAVIS, Münster empfiehlt das Futter BM FR in Mengen von 2 – 4 kg je Tier und Tag je nach Energiekonzentration des Grundfutters und Lebendgewichts der Tiere zu Maissilage mittlerer Qualität. Ähnliche Aussagen werden von der Firma KOFU Tiernahrung aus Neuss zum Futter KOFU bullmast VII getroffen. Zu Maissilagerationen sollen 2 bis 3 kg je Tier und Tag gefüttert werden. Das Futter BM 303 von Bela Thesing, Rees soll nur nach individueller Beratung zum Einsatz kommen.

Ergebnisse

Der Übersicht 1 können die deklarierten Gehalte der Hersteller, die durch die LUFA NRW ermittelten Analysenwerte, sowie die im Hammeltest ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe entnommen werden.

Der Vergleich der analysierten Nährstoffgehalte mit den Angaben der Hersteller zeigt eine sehr gute Übereinstimmung. Vor allem die angestrebten Gehalte an Rohprotein und Rohfett werden sehr genau eingehalten. Lediglich beim Bullenmastfutter HS 725 übertrifft der Analysenwert für Rohfett den deklarierten Wert um 1,6 %-Punkte, was gerade noch innerhalb der gesetzlich zulässigen Toleranz liegt.

Der Gehalt an Organischer Substanz liegt bei den Prüffuttern zwischen 78,1 und 82,8 %, wobei die meisten Werte unter 80 % liegen. Die Werte für die Organische Substanz in den Mastfuttern sind insgesamt deutlich niedriger als in Milchleistungsfuttern, was durch die höheren Mineralgehalte zu erklären ist. Die Verdaulichkeit der Organischen Substanz unterliegt mit Werten zwischen 76,6 und 90,1 % sehr großen Schwankungen. Sehr hohe Verdaulichkeitswerte erreichen die beiden Ergänzungsfutter für Kälber. Beide Futter werden in die Energiestufe > 3 eingruppiert, wobei beim Futter der Raiffeisen Gescher der angegebene Energiegehalt um mehr als die gesetzlich vorgeschriebene Toleranz überschritten wird. Die Energiestufe >3 erreicht auch das Futter RWZ-Buma 243 Mais, da es einen hohen Gehalt an Organischer Substanz mit einer sehr guten Verdaulichkeit in Höhe von über 86 % aufweist. Die angegebene Energiestufe wird damit überschritten. Auch das Futter Bullenmast 25 II besitzt auf den Grund der Prüfung am Hammel einen Energiewert, der eine Eingruppierung in Stufe 3 erlaubt, womit die deklarierte Stufe überschritten wird. Bei den übrigen Futtern können die angegebenen Energiestufen bestätigt werden.

Die Schätzung des Energiegehaltes mittels Cellulase-Test ergab bei allen Futtern eine Bestätigung der von den Herstellern angegebenen Energiestufe bzw. Energiegehalte.

Kommentar

Ergänzungsfutter für die Rindermast werden auf der Basis der Umsetzbaren Energie (ME) bewertet. Um die praktischen Belange zu berücksichtigen, ist die Energieangabe mit Hilfe eines Energiestufensystems nach folgendem Schema vereinbart:

  • Energiestufe 2  ⇒  10,2 MJ ME/kg
  • Energiestufe 3  ⇒  10,8 MJ ME/kg
  • Energiestufe >3  ⇒  11,2 MJ ME/kg

Es ist wünschenswert, auch die Ergänzungsfutter für Kälber mit Hilfe dieses Energiestufensystems zu charakterisieren, da diese Angaben für die Umsetzung in die Praxis geeigneter sind als zehntelgenaue Angaben.

Ergänzungsfutter für die Rindermast sollen so konzipiert sein, dass sie den Nährstoff-, Mineral- und Vitaminbedarf der wachsenden Tiere zu einer gegebenen Grundfuttersituation in der Summe ergänzen und in der Regel keine weiteren Futtermittel eingesetzt werden müssen. Diese Forderung bedingt immer eine höhere Mineralisierung wie beispielsweise bei den Milchleistungsfuttern. Für eine ausreichende Skelettentwicklung gerade bei jungen Tieren sind Calciumgehalte von etwa 1,5 % erforderlich. Diese Vorgaben werden von den Futtern Wübken RM 20/3, RWZ-Buma 243 Mais sowie BM FR nicht eingehalten, so dass eine zusätzliche Ca-Gabe zumindest in der Anfangsmast erforderlich ist. Die Firma Wübken weist folgerichtig in ihren Fütterungshinweisen auf den durchzuführenden Mineralausgleich hin. Für das Futter der RWZ Rhein-Main, Köln ist ein ähnlicher Hinweis in den Fütterungsempfehlungen wünschenswert, um so eine bedarfsgerechte Versorgung der Tiere zu gewährleisten.

In dem einen oder anderen Fall sind die Angaben zu den Fütterungsempfehlungen verbesserungswürdig. Angaben wie zum Beispiel „nur bis zu 62 % der Tagesration verfüttern“ sind für die konkrete Futterzuteilung nur sehr bedingt geeignet. Kraftfutterzuteilungstabellen in Abhängigkeit der Lebendmasse der Mastrinder sind hier wesentlich geeigneter.

Fazit

Von den zehn geprüften Ergänzungsfuttern für Kälber bzw. Mastrinder wurden die deklarierten Nährstoffgehalte durch die Analysenbefunde bestätigt. Die Angaben zum Energiegehalt stimmten in sieben Fällen mit den Ergebnissen der Verdaulichkeitsmessung überein. In drei Fällen wurde ein Überschreiten des deklarierten Energiewertes bzw. der Energiestufe festgestellt. Insgesamt ergibt sich eine gute Qualität für die geprüften Futter. Verbesserungsbedürftig sind in dem einen oder anderen Fall die Mineralgehalte in den Futtern sowie die Angaben zu den Fütterungsempfehlungen