Landesinitiative Anbau und Prüfung klimaresilienter Futterbaupflanzen

Landesinitiative: Vermeidung von Nährstoffüberhängen durch gezielte Fütterungsstrategien; Aktivität: Anbau und Prüfung klimaresilienter Futterbaupflanzen in der Wiederkäuerfütterung

Rohrschwingelgras (Festuca arundinacea)
Rohrschwingel (Festuca arundinacea). Foto: Hubert Kivelitz

Projektziel

In den letzten Jahren führten Phasen ausgeprägter Trockenheit zu einer deutlichen Ertragsminderung und damit zu einer Grobfutterknappheit auf landwirtschaftlichen Betrieben. Ziel dieser Landesinitiative war es, alternative Futterpflanzen mit hoher ökologischer Standortbreite, Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber Witterungsextremen auf Anbau, Konservierung und Futtereignung zu prüfen.

Projektinformationen und Ergebnisse

Ein Schwerpunkt war die Prüfung des Futterwerts von Rohrschwingel (Festuca arundinacea), der aufgrund seiner vergleichsweise hohen Verträglichkeit von Trockenheit, Kälte und zeitweiser Vernässung als klimaresilient gilt. Im Rahmen der Landesinitiative wurde Rohrschwingel auf Flächen des Versuchs- und Bildungszentrums Landwirtschaft (VBZL) Haus Riswick angebaut. In standardisierten Verdaulichkeitsmessungen mit Hammeln wurde der Futterwert verschiedener Aufwüchse der Rohrschwingelsilage geprüft. Die Messung der Verdaulichkeit erlaubt eine sehr gute Einschätzung des Futter- und insbesondere des Energiewertes für den Wiederkäuer. Die Rohrschwingelsilage wies in Abhängigkeit vom Schnittzeitpunkt, mäßige bis gute Verdaulichkeiten auf. Der erste Aufwuchs des Rohrschwingels im Jahr 2022 wurde physiologisch relativ jung geerntet und konnte mit einem Gehalt an Nettoenergie-Laktation (NEL) von 6,7 MJ/kg Trockenmasse einen hohen Futterwert erzielen (Tabelle 1).

Um den Futter- und Energiewert der Rohrschwingel-Silagen in der Milchproduktion zu prüfen, wurde im VBZL Haus Riswick ein weiterführender Fütterungsversuch mit Milchkühen durchgeführt. Hierzu erhielten je 24 laktierende Tiere eine Ration, die auf Rohrschwingelsilage oder einer Silage eines von Deutschem Weidelgras dominierten Grünlandbestandes, basierte. Der Anteil der beiden Silagen betrug dabei jeweils rund 28 % in der Trockenmasse der Rationen, die abgesehen von der Grasart identisch zusammengesetzt waren. Es wurden Futteraufnahme, Milchleistungsparameter und Wiederkauverhalten erfasst. Auch die Deutsche Weidelgras-Silage sowie beide Mischrationen wurden auf ihre Verdaulichkeit am Hammel geprüft (Tabelle 1).

Tabelle 1: Verdaulichkeit der organischen Masse und Energiegehalt der im Fütterungsversuch mit Milchkühen eingesetzten Silagen und Mischrationen

  Rohrschwingel Dt. Weidelgras
1. Schnitt 2022 1. Schnitt 2022
Silagen
Verdaulichkeit OM, % 80,5 82,3
NEL, MJ/kg TM 6,7 7,0
Mischrationen
Verdaulichkeit OM, % 79,8 79,4
NEL, MJ/kg TM 7,0 7,0

OM = Organische Masse; NEL = Nettoenergie-Laktation

Die Trockenmasseaufnahme war in der Rohrschwingel-Fütterungsvariante höher als in der Deutschen Weidelgras-Fütterungsvariante (Tabelle 2). Durch die höheren Fasergehalte wurden bei Fütterung der Rohrschwingel-Mischration höhere Milchfettgehalte erzielt. In der Deutschen Weidelgras-Fütterungsvariante waren der Milcheiweißgehalt sowie die natürliche tägliche Milchmenge aufgrund der höheren Energie- und nXP-Aufnahmen höher. Die ECM-Leistung lag in beiden Varianten auf einem vergleichbaren Niveau von rund 34,5 kg. Trotz höherer Faseraufnahmen in der Rohrschwingel-Variante, wurde die Wiederkauaktivität nicht von der Grasart beeinflusst. Es zeigte sich, dass mit dem Einsatz von physiologisch jung geerntetem Rohrschwingelmaterial in Mischrationen hohe Futteraufnahmen und gute Milchleistungen erzielt werden können. Für die Praxis des Futterbaus stellt das unterschiedliche Abreifeverhalten und somit der optimale Erntezeitpunkt der untersuchten Grasarten eine Herausforderung dar.

Tabelle 2: Trockenmasseaufnahme, Wiederkauaktivität und Milchleistung der Fütterungsvarianten

  Mischration
Rohrschwingel
Mischration
Dt. Weidelgras
TM-Aufnahme, kg  23,7ᵃ 23,4ᵇ
Wiederkaudauer, min 568 569
Fettgehalt, %   3,98ᵃ 3,86ᵇ
Eiweißgehalt, % 3,43ᵃ 3,47ᵇ
ECM, kg 34,4 34,5

TM = Trockenmasse; ECM = energiekorrigierte Milchmenge; ᵃᵇ unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede

Durchführungszeitraum

2021 bis 2023

Förderung

Die Arbeiten wurden finanziert durch das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. 

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