Landessortenversuche Ackerbohnen für den Ökolandbau 2004

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Ackerbohnen auf Ökologisch

Ackerbohnen sind für den Ökologischen Landbau nicht nur wichtige Eiweißträger in der Fütterung, sondern als Leguminosen auch ein bedeutender Bestandteil der Fruchtfolge. Auf dem Versuchsgut Köln-Auweiler werden seit zwei Jahren auch Ackerbohnensorten unter ökologischen Anbaubedingungen geprüft. Andreas Paffrath von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen stellt die Ergebnisse vor.

Während im Jahr 2003 die trockene und heiße Witterung Probleme bereitete, gestaltete sich das Jahr 2004 klimatisch deutlich günstiger.   Die Auswirkungen der Trockenheit 2003 waren aber im Frühjahr 2004 noch deutlich zu spüren. Die Ertragssicherung konnte 2003 nur über eine Beregnung erfolgen. Die Erträge lagen daher in diesem Extremjahr sogar etwas höher als im letzten Jahr. In verschiedenen Versuchen konnten, gegenüber einer Getreidevorfrucht, Mehrerträge nach Ackerbohnen bei der Folgefrucht Getreide bis 28 dt/ha und bei der Folgefrucht Kartoffeln bis 42 dt/ha nachgewiesen werden.

Ertrag und Qualität

Ertraglich weichen die meisten Sorten im Mittel der zwei Prüfjahre nicht stark voneinander ab. Bei der Gesamtbeurteilung sollte aber immer der Proteinertrag mit berücksichtigt werden. Den höchsten Ertrag (41,3 dt/ha) brachte 2004 die neue, erstmals geprüfte, tanninhaltige Sorte Bilbo, bei gutem Proteingehalt (30,1) und sehr gutem Rohproteinertrag (1 243 kg/ha TM), siehe Tabelle 1. Von Aurelia und der erstmals geprüften Sorte Valeria wurden die niedrigsten Erträge ermittelt (29,2 und 27,5 dt/ha). Trotz guten Proteingehaltes blieben sie im Proteinertrag hinter den anderen Sorten zurück. Gloria, eine tanninarme Sorte, die sonst auch auf anderen Standorten ertraglich oftmals unterdurchschnittlich war, brachte 2004 in Auweiler   einen guten Kornertrag (37,8 dt/ha). In den zweijährigen Versuchen hatte sie immer den höchsten Proteingehalt und im Gesamtergebnis den besten Proteinertrag. Die Sorten Scirocco und Music hatten in beiden Prüfjahren überdurchschnittliche Erträge und brachten bei mittleren Eiweißgehalten einen guten Proteinertrag. Auf ähnlichem Niveau lag dieser bei den Sorten Divine und Condor. Letztere zeigte allerdings schwankende Ertragsleistungen.

Die Sortenwahl ist auch abhängig von der Tierart, an die die Ackerbohnen verfüttert werden sollen. Hier ist unterschiedlichen Sorten der Vorrang zu geben, da sich sekundäre Inhaltsstoffe wie Tannin, Vicin und Convicin negativ auswirken können. Tannin vermindert die Proteinverdaulichkeit bei Schweinen und Geflügel. Vicin beeinträchtigt zum Beispiel die Legeleistung von Hennen negativ, wie aus Tabelle 2 zu sehen. Bei der Rindviehfütterung gibt es keine Probleme mit diesen sekundären Inhaltsstoffen. Sie sorgen hier sogar für eine Verbesserung der Abbaubarkeit von Nährstoffen im Pansen.

Weiterhin kann bei der Sortenwahl auch die Tausendkornmasse (TKM) eine Rolle spielen. Da sie sortenabhängig sehr stark schwankt, hat sie durchaus Einfluss auf die Höhe der Saatgutmenge und damit der Saatgutkosten. In den Versuchen hatten im Mittel Samba die höchsten (505 g) und Gloria die niedrigsten (421) Tausendkorngewichte.

Sortenbeschreibung im Einzelnen

Aurelia (EU, IG Pflanzenzucht): Sie ist tanninarm, hatte meist durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Erträge bei gutem Proteingehalt.

Condor (NPZ/Saatenunion): Diese Sorte braucht aufgrund der späten kurzen Blüte während der Hülsenbildung eine gute Wasserversorgung, sommertrockene Standorte sind daher problematisch. Standfest trotz längerer Wuchshöhe. Mittlere bis gute Erträge bei gutem Proteinertrag.

Gloria (IG Pflanzzucht): Mittellange, weniger standfeste, tanninarme Sorte. Mittlere bis unterdurchschnittliche Erträge, hatte in Auweiler die höchsten Proteingehalte und Erträge.

Scirocco (NPZ/Saatenunion): Sie ist eine kurze, standfeste Sorte mit stabilen, überdurchschnittlichen Erträgen auch auf leichteren Standorten. Neigt zu Bohnenrost.

Limbo (Lochow): Limbo ist eine längere, standfeste, etwas spätere Sorte. Mittlere bis gute Erträge und Proteingehalte. Die hohe Tausendkornmasse kann sich auf die Saatgutkosten verteuernd und negativ auf die Trocknung auswirken. Geringe Anfälligkeit für Botrytis.

Samba (NPZ/Saatenunion): Sie ist eine mittellange Sorte mit mittlerer Standfestigkeit und mittlere Ertragsleistung. Hatte in Auweiler den niedrigsten Proteingehalt. Hohe Tausendkornmasse.

Music (EU, Saatzucht Petersen): Music ist vom Wachstum her vergleichbar mit Samba. Zeigte bisher eine mittlere Ertrags- und Proteinleistung.

Divine (EU): Einzige vicinarme Sorte. Vom Wuchs her vergleichbar mit Music, bei etwas späterer Blüte. Mittlere Ertragsleistung bei geringen bis mittleren Proteingehalten. Sie hat eine starke Anfälligkeit für Botrytis und eine hohe Tausendkornmasse.

Bilbo (Lochow): Etwas längere Sorte. Von der Blüte und Reife vergleichbar mit Gloria. Im ersten Prüfjahr höchster Korn- und Proteinertrag.

Valeria: Sie ist eine tanninarme Sorte. Im ersten Prüfjahr hatte sie den geringsten Ertag bei gutem Proteingehalt.

Bis auf die Sorte Samba sind alle Sorten prinzipiell auch als ökologisches Saatgut verfügbar; diese Angabe ist ohne Gewähr gemäß Organic seeds, die Verfügbarkeit ist bei verschiedenen Anbietern gegeben.

Autor: Andreas Paffrath