Landessortenversuche Ackerbohnen 2005

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Ackerbohnen 2005 enttäuschten

Trotz ihrer hohen pflanzenbaulichen Fruchtfolgevorzüge nehmen Ackerbohnen mit rund 2 750 ha nur einen sehr geringen Anbauumfang ein. Eingeschränkte, oft schwierige Vermarktungsmöglichkeiten und witterungsabhängig stark schwankende Erträge führen häufig zu schwachen Deckungsbeiträgen. Auch im Erntejahr 2005 konnte der aus der besonderen Ernteermittlung statistisch ermittelte Praxisertrag von 41 dt je ha nicht befriedigen. Die Ergebnisse aus den Landessortenversuchen hat Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, zusammengefasst.

Einzelbetrieblich können Ackerbohnen sehr gut zur Auflockerung enger Getreide-Rapsfruchtfolgen beitragen, besonders in Ackerbaubetrieben. Die zusätzliche Förderung im Rahmen der Fruchtfolge mag in Einzelfällen zu einer weiteren Anbauzunahme beitragen. Der Anbau von Ackerbohnen in NRW verzeichnete 2005 gegenüber 2004 eine leichte Flächenzunahme um rund 55 ha. Im rheinischen Landesteil nahm sie deutlicher zu, während sie im westfälischen Landesteil leicht zurückging.

2005 wurden in NRW zwei Landessortenversuche mit sechs Ackerbohnensorten angelegt, siehe Tabelle 2. Wegen ihrer hohen Ansprüche an die Wasserversorgung wurden dafür entsprechend die Ackerbauregionen ausgewählt, die über die erforderlichen bindigen, tiefgründigen Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität verfügen. Die Aussaatstärke betrug 40 Körner/m 2. Zur besseren Absicherung der Sortenempfehlungen konnte aus dem benachbarten Kammergebiet Niedersachsen leider nur noch ein weiterer auswertbarer Landessortenversuch mit herangezogen werden. Die Tabellen 2 und 3 weisen die diesjährigen und mehrjährigen Ertragsleistungen an den verschiedenen Standorten aus. Wie auch in der Praxis, waren die diesjährigen Ertragsleistungen in den Versuchen enttäuschend. Langjährig geprüft, zeigten die kurze Sorte Scirocco und die etwas längere Sorte Espresso, beide aber standfest, insgesamt sehr gute, konstant überdurchschnittliche Ertragsleistungen auf. Daher sind diese Sorten für alle Standorte uneingeschränkt für die kommende Saat 2006 zu empfehlen. Die neue, erstjährig geprüfte Sorte Fuego zeigte ebenfalls gute Erträge, womit sie für Neuvermehrungen von Interesse ist. Allerdings weist sie eine sehr hohe Tausendkornmasse auf, was die Saatgutkosten vergleichsweise erhöht.

Die Landessortenversuche Ackerbohnen wurden in zwei Stufen angelegt. Da bei den Ackerbohnen vor allem der Pilz Botrytis fabae als Verursacher der Schokoladenfleckenkrankheit je nach Jahr und Witterungseinfluss eine stärkere ertragsbeeinflussende Rolle spielen kann, wurden die Sorten in der B2-Variante unter den Bedingungen einer zusätzlichen Fungizidmaßnahme in die Vollblüte geprüft. Es wurde 0,5 l Amistar plus 0,5 l Folicur je ha eingesetzt. Unter den Bedingungen des Jahres 2005 zeigten die Ergebnisse wie in Tabelle 4, dass diese Maßnahme über alle Sorten einheitlich nicht wirtschaftlich war. Hieraus bereits Schlussfolgerungen für das kommende Anbaujahr zu ziehen, ist allerdings verfrüht, da es sich erst um ein einjähriges Ergebnis handelt. Allerdings ist grundsätzlich zu hinterfragen, inwieweit unter Praxisbedingungen eine Durchfahrt während der Blüte mehr Ackerbohnenpflanzen zerstört, als einen nutzbringenden und wirtschaftlichen Schutz der Pflanzen zu erzielen.

Rohproteinertrag beachten

Ackerbohnen werden hauptsächlich im Viehfutter als Proteinträger eingesetzt. Allerdings setzt der Tanningehalt der Sorten (buntblühende) dem Umfang des Einsatzes in den Futterrationen durch die Behinderung der Futteraufnahme und Eiweißverdauung Grenzen. Lediglich die Sorte Gloria ist tanninfrei. Der Rohproteingehalt und damit der Eiweißertrag je ha ist daher ein weiteres wichtiges Bewertungskriterium für die Sortenwahl. Wie die Sorten diesbezüglich einzustufen sind, ist der Tabelle 5 zu entnehmen. Ähnlich wie beim Weizen, zeigt sich auch bei den Ackerbohnensorten tendenziell eine leicht negative Korrelation zwischen Ertragsleistung und Eiweißgehaltsleistung. Im Eiweißertrag schneidet die Sorte Scirocco aber auch hier deutlich überdurchschnittlich ab, während Espresso auf Grund ihres deutlich geringeren Eiweißgehaltes nur noch leicht über dem Durchschnitt liegt.

Hinweise zum Anbau

Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais. Ackerbohnen sollten nur alle vier bis fünf Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte mindestens 6,0 betragen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Ackerbohnen benötigen tiefgründige und wassernachliefernde Böden. Die großen Samen brauchen viel Keimwasser. Eine frühe Saat, eventuell auch schon bei leichtem Frost bis -5 °C, ist vorteilhaft, um die Vegetationszeit zu verlängern. Das Saatbett muss eine gute, stabile Bodenstruktur aufweisen. Bei Ackerbohnen empfiehlt sich, wenn möglich, die Einzelkornsaat mit einer Saatstärke von 35 bis 40 Körnern/m². Drillsaat ist allerdings auch möglich bei eventuell erhöhtem Schardruck. Die Ablagetiefe sollte mindestens 5 bis 6 cm bei schon sehr früher Aussaat betragen, damit die Samen ausreichend Keimwasser aufnehmen können und die Pflanzen standfester sind. Eine N- Startgabe ist nicht erforderlich. Ackerbohnen sind empfindlich gegenüber Trockenheit zur Zeit der Blüte und reagieren darauf mit Blütenabwurf. In der Abreife sind die Ackerbohnen relativ spät. Die Ernte liegt in der Regel zwischen dem 20. August und Mitte September und kann damit, je nach Jahr, mit der Weizenernte kollidieren.

Autor: Dr. Joachim Holz