Landessortenversuche Ackerbohnen 2006

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Ackerbohnen mit bescheidenen Erträgen

Nach dem schon vorjährig schwachen Ertragsniveau der Ackerbohnen enttäuschten auch in diesem Jahr witterungsbedingt die Ackerbohnen wieder sehr. Wie die Sorten im Einzelnen abschnitten zeigt der nachfolgende Bericht von Dr. Joachim Holz und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Der Anbau von Ackerbohnen in NRW verzeichnete in beiden Landesteilen 2006 gegenüber 2005 wiederum eine Flächenzunahme um insgesamt rund 340 ha, siehe Tabelle 1. Im rheinischen Landesteil nahm sie deutlicher zu als im westfälischen Landesteil. Trotz ihrer pflanzenbaulichen Fruchtfolgevorzüge nehmen die Ackerbohnen mit rund 3 100 ha insgesamt nur einen sehr geringen Anbauumfang ein. Eingeschränkte, manchmal sogar schwierige Vermarktungsmöglichkeiten sowie jahresweise stärker schwankende Erträge führen insgesamt häufig zu schwachen Deckungsbeiträgen. Auch im abgelaufenen Erntejahr konnte der aus der besonderen Ernteermittlung/ BEE des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik, Düsseldorf, statistisch ermittelte Praxisertrag von 40 dt je ha nicht befriedigen. Einzelbetrieblich können die Ackerbohnen sehr gut zur Auflockerung enger, winterungsbetonter Getreide-Rapsfruchtfolgen beitragen, besonders in Ackerbaubetrieben mit Mulchsaatverfahren.

Die Landessortenversuche

In Nordrhein-Westfalen wurden 2006 zwei Landessortenversuche mit sieben Ackerbohnensorten angelegt, siehe Tabelle 2. Wegen ihrer hohen Ansprüche an die Wasserversorgung wurden dafür entsprechend die Ackerbauregionen ausgewählt, die über die erforderlichen bindigen, tiefgründigen Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität verfügen. Die Aussaatstärke betrug 40 Körner je m 2. Zur besseren Absicherung der Sortenempfehlungen konnte aus dem benachbarten Kammergebiet Niedersachsen leider nur noch ein weiterer auswertbarer Landessortenversuch von einem Lehm-Niederungslagen-Standort mit herangezogen werden. Die Tabellen 2 und 3 weisen die diesjährigen und mehrjährigen Ertragsleistungen der Ackerbohnensorten an den verschiedenen Standorten aus. Wie auch in der Praxis, waren die diesjährigen Ertragsleistungen vor allem in den Versuchen auf den Lehm-Niederungslagenstandorten sehr enttäuschend. Auf dem Lößstandort in der Köln-Aachener Bucht waren die diesjährigen Erträge dagegen sehr gut. Langjährig geprüft, zeigten auch dieses Jahr wieder die kurze und mittlerweile sehr alte Sorte Scirocco und die etwas längere neuere Sorte Espresso, beide aber standfest, insgesamt sehr gute, und weiterhin sehr konstante überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Daher sind diese Sorten für alle Standorte weiterhin uneingeschränkt für die kommende Saat 2007 zu empfehlen. Die neue, mittlerweile zweijährig geprüfte und ebenfalls sehr standfeste Sorte Fuego zeigte ebenfalls unter allen Standortbedingungen sehr gute konstante überdurchschnittliche Erträge, womit sie zum Probieren für den Anbau zu empfehlen ist.

Rohproteinertrag beachten

Ackerbohnen werden hauptsächlich im Viehfutter als Proteinträger eingesetzt. Allerdings setzt der Tanningehalt der buntblühenden Sorten dem Umfang des Einsatzes in den Futterrationen Grenzen wegen der Behinderung der Futteraufnahme und Eiweißverdauung. Bezüglich ihrer Eiweißgehalte, in Tabelle 4 zusammengefasst, weisen die drei oben empfohlenen Sorten überwiegend gut durchschnittliche Leistungen auf. Unter Berücksichtigung der Ertragsleistungen bewegen sich die Rohproteinerträge damit aber auf überdurchschnittlichem Niveau.

Sortenbeschreibung Ackerbohnen:

Scirocco: Ertrag: Weist mehrjährig konstante, überdurchschnittlich hohe Ertragsleistungen auf. Qualität: Im Durchschnitt der Jahre und Standorte mittlere Proteingehalte. In diesem Jahr am Standort Buir geringe Proteingehaltsleistungen. Agronomische Merkmale: Relativ kurze Sorte mit hoher Standfestigkeit. Anfälligkeit: Mittlere Anfälligkeit gegen Ascochyta und Botrytis sowie erhöhte Anfälligkeit gegenüber Rost. Marktleistung: Sorte mit der höchsten bereinigten Marktleistung in den Versuchen 2006. Empfehlung: Auf allen Standorten gut geeignet.

Espresso: Ertrag:   Mehrjährig konstante überdurchschnittlich hohe Ertragsleistungen. Qualität: Im Durchschnitt der Jahre und Standorte leicht unterdurchschnittliche Proteingehalte. Agronomische Merkmale: Mittellange Sorte mit sehr guter Standfestigkeit. Anfälligkeit: Mittlere Anfälligkeit gegen Ascochyta und Botrytis sowie leicht überdurchschnittliche Anfälligkeit gegenüber Rost. Marktleistung: Sorte mit konstant guten bereinigten Marktleistungen. Empfehlung: Auf allen Standorten gut geeignet.

Fuego: Ertrag: Neuere, zweijährig geprüfte Sorte. Sorte mit konstant überdurchschnittlich hoher Ertragsleistung an den geprüften Standorten. Qualität: Im Durchschnitt der Jahre und Standorte durchschnittliche Proteingehaltsleistungen. Agronomische Merkmale: Mittellange Sorte mit sehr guter Standfestigkeit. Anfälligkeit: Mittlere Anfälligkeit gegenüber Rost. Marktleistung: Sorte mit sehr hoher bereinigter Marktleistung. Empfehlung: Auf allen Standorten zum Ausprobieren geeignet.

Hinweise zum Anbau

Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais. Ackerbohnen sollten nur alle vier bis fünf Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte mindestens 6,0 betragen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Ackerbohnen benötigen tiefgründige und wassernachliefernde Böden. Die großen Samen brauchen viel Keimwasser. Eine frühe Saat, eventuell auch schon bei leichtem Frost bis -5 °C, ist vorteilhaft, um die Vegetationszeit zu verlängern. Das Saatbett muss eine gute, stabile Bodenstruktur aufweisen. Bei Ackerbohnen empfiehlt sich, wenn möglich, die Einzelkornsaat mit einer Saatstärke von 35 bis 40 Körnern/m². Drillsaat ist allerdings auch möglich. Die Ablagetiefe sollte mindestens 5 bis 6 cm bei schon sehr früher Aussaat betragen, damit die Samen ausreichend Keimwasser aufnehmen können und die Pflanzen standfester sind.

Da die Saatgutkosten einen großen Teil der Produktionskosten ausmachen, ist die Saatmenge nach der gängigen Formel Saatmenge (kg je ha) = Körner/m² x TKM/ Keimfähigkeit exakt zu berechnen. Bei den Ackerbohnen stellen die Saatgutkosten einen wichtigen Produktionsfaktor dar. Das Saatgut ist relativ teuer und kostet je ha etwa soviel wie 20 % des Erlöses der geernteten Ware. Daher wirken sich niedrige TKM besonders günstig auf die Saatgutkosten aus. Die konkret erforderliche Saatgutmenge sollte daher unbedingt exakt berechnet werden, um unnötige Kosten zu vermeiden. Eine N- Startgabe ist nicht erforderlich. Ackerbohnen sind empfindlich gegenüber Trockenheit zur Zeit der Blüte und reagieren darauf mit Blütenabwurf. In der Abreife sind die Ackerbohnen relativ spät. Die Ernte liegt in der Regel zwischen dem 20. August und Mitte September, kann damit je nach Jahr schon mal mit der Weizenernte kollidieren.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch