Landessortenversuche Ackerbohnen 2010

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Ackerbohnen mit unterdurchschnittlichen Erträgen

Auch die Ackerbohnen litten unter der ungünstigen Witterung 2010. In den Landessortenversuchen lagen die Ackerbohnenerträge im Mittel der Sorten und Standorte mit 35,6 dt je ha rund 30 % unter den Vorjahreserträgen. Die Ergebnisse der Sortenleistungen erläutern Dr. Joachim Holz und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Bei den Ackerbohnen sind zumindest in naher Zukunft keine züchtungsbedingten Ertragssteigerungen mehr zu erwarten, da es in Deutschland zurzeit keine Ackerbohnenzüchtung mehr gibt. Die Anbauflächen in NRW zeigen seit 2000 relativ konstant einen nur geringen Anteil dieser Kulturart. Er beträgt 0,2 %. Mit insgesamt rund 2 400 ha im Jahr 2010, davon im Rheinland rund 500 ha, erfuhr die Ackerbohnenanbaufläche gegenüber dem Vorjahr eine Ausdehnung um knapp 500 ha.

Landessortenversuche Ackerbohnen

In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2010zwei Landessortenversuche mit fünf Ackerbohnensorten angelegt. Wegen ihrer hohen Standortansprüche an die Wasserversorgung wurden dafür nur Lehmstandorte ausgewählt, die über die erforderlichen bindigen, tiefgründigen Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität verfügen. Die Aussaatstärke betrug 40 Körner je m². Zur besseren Absicherung der Empfehlungen konnten noch drei Landessortenversuche aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein in die Auswertung einbezogen werden.

Die Tabellen1 und 2 zeigen die Ertragsleistungen der Ackerbohnensorten. Auch dieses Jahr konnte wiederum die Sorte Fuegomit überdurchschnittlichen Ergebnissen auf allen Standorten sehr deutlich überzeugen (Tabelle 1).Im Unterschied zu den vergangenen Jahren waren diesjährig die Leistungen von Espresso recht einheitlich nicht überzeugend. Alle anderen geprüften Sorten zeigen mit deutlicherem Abstand keine überzeugenden Leistungen. Der Tabelle 3 sind die Sortenempfehlungen zu entnehmen, detaillierten Sortenbeschreibungen sind in Tabelle 4 aufgeführt. Gravierende Unterschiede zwischen den Empfehlungssorten sind nicht vorhanden.

Rohproteinertrag

Ackerbohnen werden hauptsächlich im Viehfutter als Proteinträger eingesetzt. Daher ist bei der Sortenwahl für den Selbstverwerter der Rohproteinertrag je Flächeneinheit die entscheidende Größe. Wird die Ernte vermarktet, ist eher der Kornertrag je Flächeneinheit das entscheidende Auswahlkriterium, da der Rohproteingehalt kein vermarktungsrelevantes Vergütungskriterium ist. Allerdings setzt der Tanningehalt der Sorten dem Umfang des Einsatzes in den Futterrationen Grenzen. Die Leistungsträger der geprüften Sorten weisen alle einen höheren Tanningehalt auf. Die tanninarmen Sorten Tattoo und Tangenta zeigen leider keine überzeugenden Ertragsleistungen.

Bezüglich ihrer Eiweißgehalte (Tabelle 5) weisen die zwei empfohlenen Sorten leicht unterdurchschnittliche Leistungen, allerdings mit größeren Einzeljahresschwankungen, auf. Unter Berücksichtigung ihrer deutlich besseren Ertragsleistungen jedoch bewegen sich die Rohproteinerträge damit aber auf einem leicht überdurchschnittlichen Niveau.

Hinweise zum Anbau

Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais. Ackerbohnen sollten nur alle vier bis fünf Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte mindestens 6,0 betragen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Ackerbohnen benötigen tiefgründige und wassernachliefernde Böden. Die großen Samen brauchen viel Keimwasser.

Eine frühe Saat, eventuell auch schon bei leichtem Frost bis -5 °C, ist vorteilhaft, um die Vegetationszeit zu verlängern. Das Saatbett muss eine gute, stabile Bodenstruktur aufweisen. Bei Ackerbohnen empfiehlt sich, wenn möglich, die Einzelkornsaat mit einer Saatstärke von 35 bis 40 Körnern/m². Drillsaat ist allerdings auch möglich, dabei eventuell den Schardruck erhöhen. Die Ablagetiefe sollte mindestens 5 bis 6 cm bei schon sehr früher Aussaat betragen, damit die Samen ausreichend Keimwasser aufnehmen können. Dadurch wird die Standfestigkeit erhöht. Die Saatmenge ist nach der gängigen Formel (Saatmenge (kg je ha) = Körner/m² x TKM/ Keimfähigkeit) exakt zu berechnen. Bei den Ackerbohnen stellen die Saatgutkosten einen wichtigen Produktionsfaktor dar. Die Höhe beläuft sich je Hektar auf etwa 20 % des Erlöses der geernteten Ware. Daher wirken sich niedrige TKM günstiger auf die Saatgutkosten aus. Eine N-Düngung ist nicht erforderlich.

Ackerbohnen sind empfindlich gegenüber Trockenheit zur Zeit der Blüte und reagieren darauf mit Blütenabwurf, was gerade in diesem Jahr angesichts der Trockenheit im Juni und Juli eine herausragende Ursache für die Mindererträge darstellte.

Ackerbohnen reifen relativ spät. Die Ernte liegt in der Regel zwischen dem 20. August und Mitte September und kann damit je nach Jahr schon mal mit der Weizenernte kollidieren.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch