Landessortenversuche Futtererbsen 2009

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Reife Futtererbsen

Futtererbsen mit noch zufrieden stellenden Erträgen

Mit 42,2 dt je ha wurden nach den Ergebnissen der Besonderen Ernteermittlung im Anbaujahr 2009 noch zufrieden stellende Erträge aus den Futtererbsen-Anbauversuchen erzielt. Diese liegen mit den Ackerbohnen fast gleichauf. Im Mittel wurde gegenüber dem Vorjahr gut 1 dt je ha mehr gedroschen. Wie die Erbsensorten im Einzelnen in den Landessortenversuchen abschnitten, zeigt der nachfolgende Bericht von Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Die Anbaufläche für Futtererbsen in NRW ist gegenüber dem Vorjahr um rund 150 ha auf 1 890 ha leicht gewachsen. Obwohl acker- und pflanzenbauliche Kriterien, wie guter Vorfruchtwert, Bodenstrukturverbesserung, Fruchtfolgeauflockerung und Stickstoffeinsparungspotenzial, durchaus generell für den Einsatz der Leguminosen sprechen, ist eine Wirtschaftlichkeit des Anbaues wegen der mangelnden wettbewerbsfähigen Marktpreise häufig nicht gegeben. Mit den Ackerbohnen liegt der Erbsenanbau flächenmäßig auf etwa gleichem bescheidenem Niveau. Deutlich unterschiedliche Anbauverhältnisse bei Futtererbsen und Ackerbohnen sind zwischen den Landesteilen Rheinland und Westfalen-Lippe zu verzeichnen. Während im Rheinland die Futtererbsen mit 1 200 ha den größten Flächenanteil einnehmen, sind dies mit dem gleichen Flächenanteil die Ackerbohnen in Westfalen-Lippe.

Die Erträge der Futtererbsen, mit gegenüber den Ackerbohnen vergleichsweise größeren Einzeljahresertragsschwankungen, liegen nach der Besonderen Ernteermittlung seit 1999 im Mittel um rund 3 dt je ha unter denen der Ackerbohnen. Auch bei den Futtererbsen sind die Züchtungsprogramme in Deutschland weitestgehend eingestellt worden, so dass über diese Schiene zukünftig keine wesentlichen Ertragsimpulse zu erwarten sind.

Landessortenversuche Futtererbsen

Landessortenversuche mit Futtererbsen sind stets besonders stark durch äußere Einflüsse, insbesondere durch Vogelfraß, gefährdet. Daher stand in Nordrhein-Westfalen im aktuellen Jahr wiederum leider nur ein Landessortenversuch auf Lehm zur Verfügung. Der auf dem Sandstandort Sassenberg-Gröblingen angelegte zweite Erbsenversuch konnte infolge nicht beherrschbaren Taubenfraßes und entsprechend sehr hoher Ertragsvariabilitäten nicht ausgewertet werden. Auch aus Niedersachsen steht in diesem Jahr nur ein auswertbarer Landessortenversuch zur Verfügung. In der Tabelle 1 sind die Erträge der diesjährig insgesamt zwei verfügbaren Landessortenversuche mit insgesamt neun Sorten aufgeführt. Die Aussaatstärke der Futtererbsen betrug 75 Körner je m². Die Tabelle 2 weist die diesjährigen und mehrjährig erzielten Erträge der Sorten an den verschiedenen Versuchsstandorten aus.

Auffällig sind diesjährig die großen Standort-Ertragsunterschiede im Mittel der Sorten, siehe Tabelle 1. Dieses zeigt aber auch, dass bei optimalen Wachstumsbedingungen bei den Futtererbsen ein durchaus hohes Ertragsniveau erzielt werden kann. Von den langjährig geprüften Sorten in Tabelle 2 zeigt die Sorte Santana unter allen Standortbedingungen nach wie vor die konstantesten überdurchschnittlichen Ertragsleistungen, gefolgt von den Sorten Mascara und Rocket. Rocket zeigt, vor allem auf Sand, jahresweise größere Ertragsstreuungen. Bei den zweijährig geprüften, neueren Sorten können die Sorten Casablanca sowie Alvesta überzeugen. Die aus den Ergebnissen resultierenden Sortenempfehlungen sind der Tabelle 3 zu entnehmen. Die in der Tabelle 4 aufgeführten agronomischen Eigenschaften der Sorten zeigen pflanzenbaulich relevante Unterschiede bezüglich der Standfestigkeit und der Reife. Die zweijährig geprüften Sorten Casablanca und Alvesta weisen verbesserte Rohproteinerträge auf.

Rohproteinertrag beachten

Futtererbsen werden zum überwiegenden Teil auf dem eigenen Betrieb verfüttert. Daher sind der Rohproteingehalt und damit der Eiweißertrag je Hektar ein zusätzliches Bewertungskriterium für die Sortenwahl. In der Vermarktung wird nicht nach Rohproteingehalt unterschieden. Im Vergleich zu Ackerbohnen enthalten Erbsen mehr Stärke und Zucker, damit insgesamt einen höheren Energiegehalt. Tannin behindert die Futteraufnahme und die Eiweißverdauung. Dies kann sich bei monogastrischen Tieren, wie Schweinen und Geflügel, mindernd auf die umsetzbare Energie auswirken. Im Unterschied zu den Ackerbohnen sind die gängigen Futtererbsensorten tanninarm. Wie die Sorten bezüglich der Eiweißleistung einzustufen sind, ist der Tabelle 5 zu entnehmen. Verglichen mit Ackerbohnen liegen bei den Futtererbsen die Eiweißgehalte um rund 8 bis 10 % niedriger. Insbesondere die empfohlenen Sorten Santana sowie Casablanca zeigen deutlich höhere Rohproteingehalte über die Jahre. Deutlich unterdurchschnittlich schneiden in diesem Merkmal die Sorten Rocket, aber auch tendenziell Mascara ab.

Hinweise zum Anbau

Futtererbsen vertragen den Anbau auch auf flachgründigen, leichteren, aber gut mit Humus und Kalk versorgten Böden. Der Wasseranspruch ist etwas geringer als bei Ackerbohnen. Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais und Hackfrüchte, da diese am ehesten einen garen Boden hinterlassen. Sie sollten nur alle fünf bis sechs Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte sich im neutralen Bereich zwischen 6,5 und 7,2 bewegen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Eine N-Düngung ist nicht erforderlich. Erbsen sind empfindlich gegenüber Bodenstrukturschäden und sollten deshalb erst in ausreichend abgetrocknete Böden gesät werden. Nur dann ist eine gute Knöllchenentwicklung und damit N-Versorgung der Pflanzen gewährleistet. Dabei können, wenn nicht anders möglich, auch verspätete Aussaaten im April eher in Kauf genommen werden.

Wegen der größeren Frostempfindlichkeit sind, im Unterschied zu den Ackerbohnen, zu frühe Saaten auch aus diesem Grund zu vermeiden. Die im Boden lebenden und sich von faulem Pflanzenmaterial ernährenden Knöllchenbakterien können auch erst bei höheren Bodentemperaturen das junge Wurzelgewebe in ausreichendem Maße infizieren. Allerdings sind grundsätzlich möglichst frühe Aussaaten anzustreben, da besonders unter Kurztagsbedingungen das Wurzelwachstum und die Wurzelentwicklung, als Voraussetzung für eine spätere ausreichende Wasserversorgung, gefördert werden.

Futtererbsen können mit 70 bis 80 Körnern/ m² in Drillsaat 4 bis 5 cm tief in ein nicht zu feines Saatbett gesät werden. Da die Saatgutkosten auch hier einen großen Teil der Produktionskosten ausmachen, ist die Saatmenge nach der gängigen Formel Saatmenge = Körner/m² x TKM/ Keimfähigkeit zu berechnen. Da ein größeres Anbaurisiko durch Vogelfraß besteht, ist flachere Saat auf jeden Fall zu vermeiden. Das Saatbett sollte sehr eben und frei von Steinen sein, da der Erbsenbestand bei der Ernte relativ niedrig abgemäht werden muss. Während der Vegetationszeit können Blattrandkäferbefall und die Erbsenblattlaus größeren Schaden anrichten. Die entsprechenden Warndiensthinweise und gegebenenfalls Pflanzenschutzhinweise sind zu beachten.

In der Abreife sind Futtererbsen deutlich früher als Bohnen. Häufig fällt die Ernte daher mit der des Weizens zusammen. Problematisch sind Jahre mit einer feuchten Abreife. Allerdings lassen sich die heutigen, etwas längeren und vor allem standfesteren Erbsensorten deutlich besser dreschen als die älteren Sorten. Die neueren Sorten weisen eine Bestandeshöhe zur Ernte von bis zu 70 cm auf. Der Dreschkorb ist weit zu stellen. Um Kornbeschädigungen zu vermeiden, muss die Dreschtrommel-Umdrehungsgeschwindigkeit deutlich verringert werden.

Autor: Dr. Joachim Holz