Landessortenversuche Ackerbohnen und Futtererbsen 2020

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Ackerbohnen und Futtererbsen im Vergleich

Die Anbauflächen von Ackerbohnen und Futtererbsen in NRW haben sich von 2014 bis 2020 von insgesamt etwa 3.100 ha auf über 12.400 ha an Ackerbohnen und fast 5.700 ha an Körnererbsen erhöht. Dieser deutliche Anstieg ist insbesondere auf die geförderte Agrarumweltmaßnahme „Anbau vielfältiger Kulturen im Ackerbau“ zurückzuführen, aber auch auf eine zunehmende Nachfrage nach heimischen Eiweißfuttermitteln. Auch wenn sich inzwischen einige funktionierende Wertschöpfungsketten entwickelt haben bleibt Abzuwarten, ob es nach dem Auslaufen der aktuellen Förderprogramme gelingen wird, diese hohen Anbauflächen zu erhalten.

Rückblick auf 2020

Die durchschnittlichen Erträge von Ackerbohnen und Futtererbsen in NRW lagen 2020 immerhin wieder auf dem Niveau des langjährigen Mittels, nachdem 2018 und 2019 besonders die Ernte der Ackerbohnen meist enttäuschte. Dass diese mit durchschnittlich 41,2 dt/ha auch in 2020 etwas geringere Erträge erzielten als die Futtererbsen mit 42,6 dt/ha lässt sich überwiegend auf die erneut zu trockene Witterung in NRW zurückführen. Ackerbohnen haben besonders in der Zeit der Blüte und des Hülsenansatzes einen deutlich höheren Wasserbedarf als Futtererbsen, sodass die anhaltende Frühlingstrockenheit in vielen Beständen zu Ertragsverlusten führte. Der enge Zusammenhang zwischen Wasserversorgung und Ertrag, erklärt teilweise auch die Unterschiede in der Ertragsleistung an verschiedenen Standorten in NRW. Die verbreitet geringe Keimfähigkeit des Saatguts für die Aussaat 2020 resultiere darüber hinaus oft in dünnen Beständen, wenn keine entsprechende Anpassung der Aussaatstärke vorgenommen wurde. Besonders bei eigenem Nachbau empfiehlt es sich stets, die Keimfähigkeit des Saatguts vor der Aussaat zu überprüfen. Bei den Futtererbsen begünstigte die trockene Witterung die Ernte, da auch die weniger standfesten Sorten nur selten ins Lager gingen und es daher kaum Druschverluste gab.

Chancen für Leguminosen

Landwirte, die erst 2021 in den Anbau von Ackerbohnen oder Futtererbsen einsteigen, können von der Agrarumweltmaßnahme „Anbau vielfältiger Kulturen im Ackerbau“ nicht mehr profitieren. Leguminosen können aber weiterhin dazu beitragen, pflanzenbauliche Probleme insbesondere in getreidebetonten Fruchtfolgen zu reduzieren. Dies gilt teilweise zwar auch für andere Sommerungen, anders als Mais erhöhen Leguminosen aber nicht das Risiko eines Befalls mit Ährenfusariosen. Der hohe Vorfruchtwert von Ackerbohnen und Futtererbsen resultiert auch daraus, dass diese nicht nur einen garen Boden hinterlassen, sondern darüber hinaus eine signifikante Menge an Reststickstoff, der von einem nachfolgenden Winterweizen sehr gut genutzt werden kann. Auch andere Winterungen können von einer Leguminosenvorfrucht profitieren. Bei einem geplanten Anbau von Winterraps nach Ackerbohnen ist allerdings darauf zu achten, dass die Ernte der Ackerbohnen nicht zu spät erfolgen darf. Wenn eine Sommerung folgen soll, können Zwischenfrüchte dazu beitragen, den im Boden befindlichen Stickstoff bis zum Anbau der nächsten Hauptfrucht zu konservieren. Die besondere Stickstoffleistung der Leguminosen lässt sich auch in nitrataustragsgefährdeten („roten“) Gebieten nutzen: Da Ackerbohnen und Futtererbsen ohne Stickstoffdüngung ihr volles Ertragspotential erreichen können, lassen sich diese - anders als Sommergetreide, Zuckerrüben oder Mais - ohne vorhergehende Zwischenfrucht als Sommerung anbauen. Darüber hinaus zeigen viele Versuche und Betriebe, dass sich bei günstigen Umweltbedingungen und guter Kulturführung mit Körnerleguminosen hohe Erträge und ausreichende Deckungsbeiträge erzielen lassen. Die tatsächliche Wertschöpfung lässt sich auch durch eine erfolgreiche Vermarktung beeinflussen.

Landessortenversuche 2020 Ackerbohnen

Die Ergebnisse aus insgesamt 7 Sortenversuchen im Bodenklimaraum „Lehmstandorte Nordwest“ ergänzen die aktuelle Bewertung von 10 geprüften Ackerbohnensorten. Bei den 2020 durchgeführten Versuchen wurde ein durchschnittlicher Ertrag von 55,8 dt/ha erzielt. Am niederschlagsreicheren Standort Haus Düsse lag der durchschnittliche Ertrag sogar bei 65,8 dt/ha. Der mittlere Ertrag am Standort Kerpen-Buir lag bei 52,8 dt/ha. Die durchschnittlichen Proteingehalte reichten von 26,9% bis 31,3%. Die geprüften Sorten unterscheiden sich hinsichtlich der Reife und der Anfälligkeit gegenüber Blattkrankheiten nur geringfügig. Die Sortenwahl kann daher vorrangig anhand der Ertragsleistung und der geplanten Verwertung beziehungsweise Vermarktung erfolgen. Besonders bei der innerbetrieblichen Nutzung ist der Proteinertrag gegebenenfalls wichtiger als der Kornertrag. Die meisten Sorten sind tanninhaltig und eignen sich damit besonders für die Fütterung von Wiederkäuern. Bei nicht zu hohen Anteilen in der Ration können sie aber auch in der Schweine- und Geflügelfütterung eingesetzt werden. Besonders bei der Fütterung von Legehennen werden vicin- und convicinarme Sorten bevorzugt. Diese lassen sich entsprechend auch besser vermarkten. Die tanninfreie und zugleich vicin- und covicinarme Spezialsorte Bianca wird 2021 nicht mehr angeboten. Die Aussaat von besonders großkörnigen Sorten ist mit etwas höheren Saatgutkosten verbunden.

  • Fanfare ist tanninhaltung und die älteste der geprüften Sorten, erreichte aber im mehrjährigen Mittel zumindest durchschnittliche Kornerträge und Proteingehalte. 2020 war die Ertragsleistung an vielen Standorten etwas geringer als bei den neu geprüften Sorten.
  • Fuego ist von den Sorteneigenschaften ähnlich zu bewerten wie Fanfare, erreicht aber nicht ganz das gleiche Ertragsniveau. Auch Fuego schnitt 2020 insgesamt schlechter ab als in den Jahren zuvor.
  • Trumpet ist eine tanninhaltige Sorte mit sehr hohem Kornertrag aber vergleichsweise geringem Proteingehalt. Die Sorte ist vergleichsweise kleinkörnig, sodass Saatgutkosten eingespart werden können. Aufgrund des hohen Kornertrags eignet sich Trumpet auch besonders für die Vermarktung.
  • Macho ist ebenfalls vergleichsweise arm an Protein, erreicht nach 2-jähriger Prüfung nicht ganz das Ertragsniveau von Trumpet. Die Sorte ist etwas weniger anfällig für Rost aber sehr großkörnig, sodass deutlich höhere Saatgutkosten anfallen.
  • Stella erzielte bei den Neuzulassungen die höchsten Kornerträge bei zugleich überdurchschnittlichen Proteingehalten. Die Blattgesundheit und die Tausendkornmasse sind als durchschnittlich zu bewerten. Die Sorte wird zwar nicht als vicin-/convicinarm eingestuft, weist nach Angaben des Züchters aber einen vergleichsweise geringen Gehalt an beiden Inhaltsstoffen auf.
  • Tiffany ist eine tanninhaltige und vicin-/convicinarme Sorte mit überdurchschnittlichen Kornerträgen und Proteingehalten. Tiffany ist standfest und zeigt keine erhöhten Anfälligkeiten für Blattkrankheiten. Aufgrund der hohen Ertragsleistung und der vielseitigen Möglichkeiten in der Fütterung ist sie sowohl für die innerbetriebliche Verwertung als auch für die Vermarktung sehr gut geeignet.
  • Taifun kann als tanninfreie Sorte ertraglich nicht mit den tanninhaltigen Sorten mithalten. Daher wird der Anbau nur dann empfohlen, wenn Ackerbohnen einen besonders hohen Anteil an der Mastration haben. Die Sorte ist etwas anfälliger für Rost und vergleichsweise kleinkörnig.

Landessortenversuche 2020 Futtererbsen

Die Landwirtschaftskammer NRW hat 2020 insgesamt 9 Futtererbsensorten geprüft. Mit den Standorten Kerpen-Buir und Haus Düsse sowie zwei weiteren Standorten aus Niedersachsen und Hessen liegen für die „Lehmstandorte Nordwest“ insgesamt Ergebnisse aus 4 Versuchen vor. Bei diesen wurde ein durchschnittlicher Kornertrag von 53,9 dt/ha erzielt. Der Ertragsunterschied zwischen den beiden Standorten in NRW fiel mit 63,8 dt/ha auf Haus Düsse zu 43,2 dt/ha in Kerpen-Buir noch etwas stärker aus als bei den Ackerbohnen. Die Proteingehalte lagen zwischen 23,2% und 25,7%. Unter den geprüften Sorten befanden sich 3 Neuzulassungen.

  • Astronaute bleibt auch nach den Versuchen 2020 die Hauptempfehlung der Landwirtschaftskammer NRW. Die Sorte erzielte in fast allen bisherigen Prüfjahren deutlich überdurchschnittliche Kornerträge bei zumindest durchschnittlichen Proteingehalten. Astronaute ist meist ausreichend standfest, es gibt aber Sorten mit geringerer Lagerneigung.
  • Respect ist zwar ausgesprochen standfest, erzielte aber nur unterdurchschnittliche Erträge. Die relativ langwüchsige Sorte empfiehlt sich vorrangig für den Anbau an Standorten mit hohem Lagerrisiko.
  • Salamanca ist unter den langjährig geprüften Sorten ein Kompromiss zwischen Ertragsleistung und Standfestigkeit und ist hinsichtlich dieser Merkmale zwischen Astronaute und Respect einzuordnen. Der Proteingehalt ist leicht überdurchschnittlich.
  • LG Ajax ist ähnlich standfest wie Salamanca, erzielte in den Landessortenversuchen aber geringere Kornerträge, die auch durch einen vergleichsweise hohen Proteingehalt nicht ausgeglichen werden.
  • LG Amigo ist hinsichtlich Ertrag und Sorteneigenschaften ähnlich einzuordnen wie LG Ajax, allerdings etwas schlechter in der Standfestigkeit.
  • Orchestra erzielte im ersten Jahr der Prüfung in den Landessortenversuchen sehr hohe Erträge bei zugleich leicht überdurchschnittlichen Proteingehalten. Obwohl die Standfestigkeit nur ausreichend ist, kann ein Anbau zur Probe bereits empfohlen werden.

Anbauhinweise

Die bodenklimatischen Bedingungen bestimmen, ob ein Standort eher für den Anbau von Ackerbohnen oder von Futtererbsen geeignet ist. Ackerbohnen haben vergleichsweise hohe Ansprüche an die Wasserversorgung und sollten daher bevorzugt auf tiefgründigen, mittleren bis schweren Böden angebaut werden. Besonders in der Zeit von der Blüte bis zum Hülsenansatz kann anhaltende Trockenheit zu deutlichen Ertragsverlusten führen. Sofern vorhanden, kann sich in dieser Phase sogar eine gezielte Beregnung lohnen. Futtererbsen können auch auf leichteren Böden gute Erträge erzielen, sofern der Bestand nicht durch Niederschläge ins Lager fällt. Der Anbau wird daher eher für trockenere Standorte empfohlen. Die Ertragssicherheit kann durch die Auswahl von standfesten und langwüchsigen Sorten, die eine bessere Beerntbarkeit aufweisen, deutlich erhöht werden.

Ackerbohnen sollten möglichst früh, bei geeigneten Bodenverhältnissen bereits ab Ende Februar und spätestens bis Mitte April gesät werden. Ackerbohnen vertragen Spätfröste vergleichsweise gut, sind aber besonders in trockenen Jahren auf die Nutzung der Winterfeuchte angewiesen. Die Aussaat von Futtererbsen hingegen sollte zwischen Anfang März und Mitte April erfolgen. Beide Kulturen profitieren von einer mindestens 10-15 cm tiefen Grundbodenbearbeitung im Vorjahr. Die Aussaat sollte in ein ausreichend feinkrümliges, gut rückverfestigtes und nicht zu nasses Saatbett erfolgen. Dieses sollte beim Anbau von Futtererbsen möglichst eben und frei von Steinen sein, um eine optimale Ernte zu ermöglichen. Die empfohlene Saattiefe beträgt für Ackerbohnen mindestens 6-8 cm und für Futtererbsen 4-6 cm. Deutlich flachere Saaten können bei Futtererbsen leicht durch Vogelfraß geschädigt werden. Als Saatstärke können für Ackerbohnen 40-45 Körner/m² und für Futtererbsen 60-90 Körner/m² empfohlen werden. Einzelkornsaaten begünstigen den Feldaufgang, sodass die Saatstärke gegebenenfalls um 10-20% reduziert werden kann.

Ackerbohnen und Futtererbsen benötigen keine Stickstoffdüngung. Auf eine Schwefeldüngung mit 20-30 kg/ha S reagieren beide Leguminosen aber mit Ertragszuwächsen. Auch die Grunddüngung kann bevorzugt im Vorjahr platziert werden. Aufgrund der langsamen Jugendentwicklung ist eine Unkrautbekämpfung in beiden Kulturen zwingend erforderlich. Diese erfolgt im konventionellen Anbau meist durch den Einsatz von Vorauflaufherbiziden, teilweise auch durch Striegeln und/oder Hacken. Die chemischen Maßnahmen erfordern eine ausreichende Bodenfeuchte während für eine mechanische Bekämpfung trockene Witterung von Vorteil ist. Anbaupausen von mindestens 4 Jahren bei Ackerbohnen und 5 Jahren bei Futtererbsen sollten eingehalten werden. Bei starkem Befall von Ackerbohnen mit Brennflecken (Ascochyta), Schokoladenflecken (Botrytis) oder Rost kann eine Bekämpfung mit Fungiziden erfolgen. Bei Futtererbsen hingegen lohnt sich der Fungizideinsatz meist nicht. Beide Kulturen sollten regelmäßig auf Blattläuse kontrolliert werden, da diese nicht nur Saugschäden verursachen, sondern teilweise auch Nanoviren (PNYDV) übertragen können. Bei der Entscheidung über einen möglichen Einsatz von Insektiziden sind die Hinweise des Pflanzenschutzdienstes zu beachten.

Die Ernte von Ackerbohnen erfolgt meist ab Anfang August, wenn die Hüllen schwarz sind und die Bohnen eine Kornfeuchte von möglichst etwa 15-18% haben. Auf höher gelegenen Standorten oder bei anhaltend feuchter Witterung kann es erforderlich sein, bei höheren Restfeuchten zu dreschen und die Körner anschließend zu trocknen. Bei trockeneren Beständen sollte bevorzugt in den Morgen- oder Abendstunden gedroschen werden, um Verluste durch Bruchkorn zu vermeiden. Bei Futtererbsen erfolgt die Ernte oft bereits ab Mitte Juli, es gelten aber die gleichen Regeln wie bei der Ernte von Ackerbohnen. Besonders bei kurzwüchsigen und/oder lagernden Futtererbsenbeständen können allerdings hohe Schneidwerksverluste auftreten, die sich nur durch eine optimale Ausstattung und Einstellung des Mähdreschers weitestgehend vermeiden lassen.

Autor: Johannes Roeb, Heinz Koch, LWK NRW