Landessortenversuche Sommergerste 2005

Claas-Mähdrescher bei der Gerstenernte

Niedrige Sommergerstenerträge

Nach den Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik in Düsseldorf wurden in Nordrhein-Westfalen im Erntejahr 2005 mit 51,8 dt je ha rund 11 % niedrigere Sommergerstenerträge gegenüber dem Vorjahr 2004 erzielt. Die Anbauflächen verzeichneten NRW-weit einen Rückgang um rund 2 000 ha. Dr. Joachim Holz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen erläutert die übrigen Ergebnisse der Ernte 2005.

In Nordrhein-Westfalen verteilt sich beim Sommergerstenanbau das Anbausegment Sommer-Braugersteanbau schwerpunktmäßig auf das Rheinland, daher hier auch die geringeren Anbauflächenschwankungen über die Jahre, siehe Tabelle 1, während das Anbausegment Sommer-Futtergersteanbau sich hauptsächlich im westfälisch-lippischen Bereich etabliert. Ähnlich wie bei den anderen Sommergetreidearten unterliegen die Anbauflächen entsprechend auch stärkeren Schwankungen. In Jahren mit ungünstigem Aussaatverlauf im Herbst oder nach auswinterungsbedingten Umbrüchen steigt die Anbaufläche für Sommerfuttergerste. Umgekehrt fällt bei optimalen Herbstwitterungsbedingungen und normalen Wintern die Anbauentscheidung immer eher zugunsten der Wintergerste aus.

Die Landessortenversuche

Die Landessortenversuche Sommerfuttergerste wurden in NRW   im Jahr 2005 an zwei Standorten 2-faktoriell mit insgesamt acht Sorten angelegt. Zur besseren Absicherung der Sortenergebnisse konnten aus dem benachbarten Kammergebiet Niedersachsen noch weitere fünf Landessortenversuche in die Auswertung einbezogen werden, so dass insgesamt sieben Versuche zur Verfügung stehen, wie aus Tabelle 3 ersichtlich. Die meisten Versuche wurden auf Sandstandorten angelegt, wo der Sommerfuttergerstenanbau auch überwiegend zu Hause ist.

Wie sich der Ertragsaufbau in diesem Erntejahr im Vergleich zu den vorigen Landessorten-Prüfjahren gestaltete, ist der Tabelle 2 zu entnehmen. Im Unterschied zu den Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung ( BEE) war in den Landessortenversuchen das Erntejahr 2005 noch ein recht gutes Ertragsjahr. Auf allen Standortgruppen zeigen sich, etwas überraschend, insgesamt noch sehr gute Tausendkornmassen, während im Vergleich zum Vorjahr die Bestandesdichten und die Kornzahlen je Ähre in Abhängigkeit von der Anbauregion stärkeren Schwankungen unterworfen war. In der Tabelle 3 sind die diesjährigen an den Einzelstandorten erzielten Erträge aufgezeigt, in der Tabelle 4 sind zusammengefasst standortspezifisch die diesjährigen und mehrjährigen Ertragsleistungen sowie die Einstufungen der Sorten bezüglich ihrer agronomischen Merkmale aufgeführt. Aus diesen Tabellen abgeleitet, ergeben sich die entsprechenden standortspezifischen Sortenempfehlungen, wie in Tabelle 5 dargestellt. Hervorzuheben ist mit der spätreiferen, aber gut standfesten Sorte Orthega die älteste Sorte im Prüfsortiment, die nach wie vor immer noch beständige, überdurchschnittliche Ertragsleistungen unter allen Standortbedingungen aufweist.

Höhere Intensität wirtschaftlich ?

Die Prüfung der Sommerfuttergerstensorten erfolgte unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen B1 und B2. Wie generell ab 2005 in allen Landessortenversuchen, wurde auch bei der Sommerfuttergerste in beiden Intensitätsvarianten die gleiche N-Düngung durchgeführt, um eine genauere betriebswirtschaftlich orientierte Wirtschaftlichkeitsberechnung bezüglich der notwendigen Intensität durchführen zu können. Der N-Sollwert (inklusive N min) betrug 150 kg N je ha, aufgeteilt in zwei Gaben, einmal zur Saat, die zweite N-Düngung in EC 37 im Fahnenblattstadium. Um eventuellen Lagerproblemen vorzubeugen, erhielten beide Varianten in EC 33 mit 0,3 l Moddus eine Wachstumsreglerbehandlung. In der B2-Variante wurde darüber hinaus, gleichzeitig mit dem WR-Einsatz, zusätzlich eine Fungizidmaßnahme mit 0,8 l Gladio durchgeführt.  

Bei kostenmäßiger Bewertung dieser Variante B2 wurde dadurch ein Mindestmehrertrag von 6,7 dt je ha gegenüber der unbehandelten B1-Variante erforderlich, um wirtschaftlich zu sein. Aus der Tabelle 3 und spezifiziert für die geprüften Sorten in der Tabelle 6 wird deutlich, dass für die NRW-Standorte Gröblingen und Altenmellrich diese Wirtschaftlichkeit in der Regel insbesondere nicht auf dem Höhenstandort gegeben war. Da es sich erst um einjährige Ergebnisse handelt, lassen sich sichere sortenspezifische Aussagen zum Intensitätsbedarf noch nicht ableiten.

Hinweise zum Anbau

Wie bei allen Sommergetreidearten, muss auch bei der Sommergerste durch eine möglichst frühe Aussaat die per se knappe Vegetationszeit   ausgenutzt werden. Insbesondere die noch verfügbare Zeit unter Kurztagsbedingungen, also der Zeitspanne von Saattermin bis etwa 20. April, bewirkt eine gute Bestockung, als Voraussetzung für höhere Bestandesdichten bei noch moderaten Aussaatstärken. Der Tabelle 7 sind die Saatmengen und Saatstärkenempfehlungen zu entnehmen.

Andererseits verträgt sie, im Unterschied zu Sommerweizen und Sommerhafer, auch kürzere Vegetationszeiten bei leicht verspäteter Aussaat noch am besten. Da Sommergerste sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen reagiert, sollten auf jeden Fall gute Saatbettbedingungen abgewartet werden. Die Grundsätze für die N-Düngung sind die gleichen wie bei den anderen Sommergetreidearten. Sommergerste neigt stärker zu Zwiewuchs. Sommergerste hat einen geringen Vorfruchtwert. Sie kann auch mehrmals hintereinander angebaut werden, ohne Ertragsminderungen befürchten zu müssen.

Autor: Dr. Joachim Holz