Landessortenversuche Sommergerste 2012

Sommergerste

Sommergerste mit höchsten Erträgen

Nach den Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik in Düsseldorf (BEE) wurde bei der Sommergerste in Nordrhein-Westfalen im Erntejahr 2012 mit 59,7dt je ha im Vergleich zum 10 -jährigen Mittel rund 7 dt je ha mehr gedroschen. Im Vergleich zum Vorjahr betrachtet, wurde ein Mehrertrag von 21% erzielt. Dr. Joachim Holz und Dr. Kathrin Bürling, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, berichten, dass die Sommergerste die höchsten Erträge seit 34 Jahren erzielt hat.

Unter den Sommergetreidearten zeigte die Sommergerste diesjährig damit die höchste Ertragszunahme. Auf Grund der günstigen Aussaatbedingungen und der für die Sommerungen guten Folgewitterung konnten in diesem Jahr sehr gute Erträge erzielt werden. Sommergerstenerträge von 80 bis 90 dt/ha sind in den Landessortenversuchen in NRW ermittelt worden. Hier zeigt sich, dass unter optimalen Witterungsbedingungen innerhalb einer vergleichsweise kurzen Vegetationszeit auch die Sommerungen ein höheres Ertragspotential aufweisen.Die Anbauflächen der Sommergerste nahmen gegenüber dem Vorjahr nrw-weit um rund 40.089ha auf 51.478 ha zu, diese aber hauptsächlich im westfälisch-lippischen Landesteil. Ursachen für diese exorbitante Zunahme waren die hohen Auswinterungsverluste im Wintergetreide, besonders der Gersten- und Weizenbestände. Diese führten zu einem Umbruch von 60-70.000 ha Fläche, wobei vor allem die Höhenlagen Ostwestfalens sowie in geringerem Umfang die Übergangslagen und leichten Böden des Münsterlandes betroffen waren. Im Frühjahr 2012 wurden daraufhin 70% dieser Flächen mit der besonders spätsaatverträglichen Sommergerste bestellt.

Landessortenversuche Sommerfuttergerste

Im Jahr 2012 wurden die Landessortenversuche Sommerfuttergerste in NRW auf zwei Lehmstandorten 2-faktoriell mit insgesamt 11 Sorten angelegt. Die Versuchsdurchführung geht aus der Tabelle 1 hervor. Aus den Kammergebieten Niedersachsen und Schleswig-Holstein konnten noch weitere Landessortenversuchsergebnisse insbesondere von Sandstandorten in die Gesamtauswertung einbezogen werden, so dass in diesem Jahr insgesamt 7 Versuche als Basis für die Sortenempfehlungen zur Verfügung stehen (Tabelle 2). Aus den Ertragsergebnissen der Tabellen 2 und 3 sind, standortspezifisch zusammengefasst, die diesjährigen und mehrjährigen Ertragsleistungen der Sorten als Beurteilungsgrundlage für die Sortenempfehlung aufgeführt. Aus diesen Tabellen abgeleitet, sind der Tabelle 4 die Sortenempfehlungen zu entnehmen. Die sortenspezifischen Beschreibungen zur Ertragsbildungsstruktur sowie den Schwächen und Stärken befinden sich in der Tabelle 5. In der Tabelle 6 sind die detaillierten Einstufungen der Sorten bezüglich ihrer agronomischen Merkmale aufgeführt.

Höhere Intensität wirtschaftlich?

Die Prüfung der Sommerfuttergerstensorten erfolgte unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen B1 und B2 (Tabelle 1).Bei einem in diesem Jahr berücksichtigten Erzeugerpreis von 21,00 € je dt mussten in der höheren Intensitätsstufe B2 mindestens 5dt je ha mehr erzielt werden, um die Wirtschaftlichkeit des Mehraufwandes in dieser Variante abzusichern. Dieser erforderliche Mindestmehrertrag ist 2012 auf 5 der insgesamt 7 Landessortenversuchsstandorte im Mittel der Sorten erzielt worden. Dabei schwankten hier die Mehrerträge von 5,4 auf einem Sandstandort in Niedersachsen bis 12,2 auf einem Lehmstandort in NRW.

Sortenspezifische, grundsätzlich intensivere oder extensivere „Behandlungsansprüche“ lassen sich in diesem Jahr, wie auch schon in den Vorjahren, für die geprüften Sommergerstensorten nicht deutlich ableiten.

Hinweise zum Anbau

Wie bei allen Sommergetreidearten, muss auch bei der Sommergerste durch eine möglichst frühe Aussaat die „per se“ knappe Vegetationszeit möglichst umfänglich ausgenutzt werden. Insbesondere die noch verfügbare Zeit unter Kurztagsbedingungen (Zeitspanne von Saattermin bis etwa 20. April) sorgt für gute Bestockungs- und Bewurzelungsverhältnisse, als Voraussetzung für ausreichend hohe Bestandesdichten bei noch moderaten Aussaatstärken. Der Tabelle 7 sind die Saatmengen und Saatstärkenempfehlungen zu entnehmen. Im Unterschied zu Sommerweizen und Sommerhafer, verträgt die Sommergerste allerdings noch am ehesten auch kürzere Vegetationszeiten durch verspätete Aussaaten. Wie aus der Tabelle 5 zu ersehen, verfügt die Sommergerste im Vergleich zu den anderen Sommergetreidearten über das höchste Bestockungsvermögen. Die höchsten Beährungskoeffizienten (ährentragende Halme je Keimpflanze) sind hier zu ermitteln.

Das Erreichen ausreichend hoher Bestandesdichten als ein wesentliches Ertragsstrukturmerkmal zur Ertragssicherung ist bei dieser Kulturart damit noch am ehesten gewährleistet. Allerdings garantieren hohe Bestandesdichten und auch höhere TKM bei der Sommergerste allein noch keine hohen Erträge. Ein wesentlicher begrenzender Ertragsfaktor - stärker als die TKM - sind die Kornzahlen je Ähre. Die einblütigen Ährchen einer zweizeiligen Sommergerste besitzen kein Kompensationsvermögen. Die Kornzahl je Ähre bestimmt sich einzig und allein über die Ährenlänge. Daher sollte auch hier auf eine möglichst frühe Aussaat geachtet werden, damit das während der Bestockungsphase unter Kurztagsbedingungen stattfindende Doppelringstadium, in dem es zu einer Umwandlung der Blatt- in Ährchenprimordien kommt, möglichst lange dauert und sich entsprechend längere Ähren ausbilden können.

Da Sommergerste sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen reagiert, sollten bei der frühen Aussaat auf jeden Fall gute Saatbettbedingungen abgewartet werden. Die Grundsätze für die N-Düngung sind die gleichen, wie bei den anderen Sommergetreidearten. Besonderheiten der Sommergerste liegen in ihrer stärkeren Neigung zu Zwiewuchs sowie ihrem geringen Vorfruchtwert. Unproblematisch ist auf der anderen Seite ein mehrmaliger Anbau hintereinander, bei dem Ertragsminderungen nicht befürchten werden müssen.

Autor: Dr. Joachim Holz, Dr. Kathrin Bürling