Landessortenversuche Sommergerste 2013

Sommergerste

Sommergerste 2013 - erneutes Spitzenniveau

Sommergerstenerträge von 81,4 bis 93 dt/ha wurden in den Landessortenversuchen in NRW geerntet. Im Mittel über alle Prüfstandorte in NRW; Niedersachsen und Schleswig-Holstein konnten 86,1 dt/ha geerntet werden. Nach den Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung (BEE) wurde bei der Sommergerste in Nordrhein-Westfalen 2013 mit 60,7 dt je ha im Vergleich zum schon sehr guten Vorjahr 1 dt und zum zehnjährigen Mittel rund 8 dt je ha mehr gedroschen. Auf die letzten fünf Jahre bezogen stellt dies das beste Ergebnis dar. Die Anbaufläche der Sommergerste in NRW lag mit 10 625 ha rund 43 % unter dem langjährigen Mittel von 18 769 ha.

Landessortenversuche Sommerfuttergerste

Im Jahr 2013 wurden die Landessortenversuche (LSV) Sommerfuttergerste in NRW auf zwei Lehmstandorten mit zwölf Sorten angelegt. Die Versuchsdurchführung geht aus der Tabelle 1 hervor. Aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein konnten noch weitere Landessortenversuchsergebnisse insbesondere von Sandstandorten in die Auswertung einbezogen werden, sodass in diesem Jahr acht Versuche für die Sortenempfehlungen zur Verfügung stehen (Tabelle 2).

In den Tabelle 2 und 3 sind die Erträge der Sorten als Beurteilungsgrundlage für die Sortenempfehlung aufgeführt. Dabei dienen als praxisnahe Grundlage für gesicherte Sortenempfehlungen die mehrjährig erzielten Leistungen der Sorten. Hier zeigen die drei- und mehrjährig geprüften Sorten keine überdurchschnittlichen Leistungen. Die Erträge schwanken um den Durchschnitt, mit, besonders auf den Lehmstandorten, sogar tendenziell unterdurchschnittlichen Leistungen. Bei diesen Sorten wurde daher keine „volle“ Empfehlung ausgesprochen, sondern für JB Flavour und Streif regionsspezifisch differenziert auf mögliche gute Anbauerfahrungen verwiesen. Bei den zweijährig Geprüften zeigen die sehr strohstabile, etwas spätreifere Sorte Milford sowie die Sorte Salome in der Mehrzahl der Jahre überdurchschnittliche Erträge auf beiden Standortgruppen. Bei noch guten Anbauerfahrungen sind, ebenfalls in beiden Anbauregionen, die etwas spätreifere, hl-Gewichts-schwache Sorte Teslar sowie die Sorte Natasia nach wie vor eine Anbauoption, wobei sich Natasia mit ihrer etwas schlechteren Strohstabilität nicht für Güllestandorte eignet.

Die neuen, erstjährig im LSV geprüften Sorten zeichnen sich als ertragsstärker gegenüber den „Älteren“ ab. Besonders die Sorten Vespa und Melius konnten mit konstant überdurchschnittlichen Leistungen in Wertprüfungen und LSV sowohl auf Sand als auch auf Lehm auf sich aufmerksam machen. Darüber hinaus zeigen die Sorten Britney und Montoya auf Lehmstandorten überdurchschnittliche und damit ebenfalls deutlich bessere Leistungen als die mehrjährig Geprüften. Hier lässt sich ein gewisser Züchtungsfortschritt in der Sommergerstenzüchtung erhoffen. Allgemein unterliegt die Ertragsleistung aller Prüfkandidaten auf den Sandstandorten erhöhten Schwankungen. Die diesjährigen Sortenempfehlungen sind der Tabelle 4 zu entnehmen. Die sortenspezifischen Beschreibungen zur Ertragsbildung sowie den Schwächen und Stärken befinden sich in Tabelle 5. In der Tabelle 6 sind die detaillierten Einstufungen der Sorten aufgeführt.

Höhere Intensität wirtschaftlich?

Die Prüfung der Sommerfuttergerstensorten erfolgte unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen B1 und B2 (Tabelle 1). Bei einem in diesem Jahr berücksichtigten Erzeugerpreis von 16,50 € je dt mussten in der höheren Intensitätsstufe B2 mindestens 6,7 dt je ha mehr erzielt werden, um die Wirtschaftlichkeit des Mehraufwandes in dieser Variante abzusichern. Dieser erforderliche Mehrertrag ist 2013 auf den beiden Standorten in NRW nicht erreicht worden, jedoch an vier der sechs Standorte in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Dabei schwankten hier die Mehrerträge von 6,8 bis 16,7. Sortenspezifische intensivere oder extensivere „Behandlungsansprüche“ lassen sich in diesem Jahr, wie auch schon in den Vorjahren, für die geprüften Sommergerstensorten nicht deutlich ableiten.

Hinweise zum Anbau

Wie bei allen Sommergetreidearten muss auch bei der Sommergerste durch eine möglichst frühe Aussaat die ohnehin knappe Vegetationszeit möglichst ausgenutzt werden. Insbesondere die noch verfügbare Zeit unter Kurztagsbedingungen, also die Zeitspanne von Saattermin bis etwa 20. April, sorgt für gute Bestockungs- und Bewurzelungsverhältnisse, als Voraussetzung für ausreichend hohe Bestandesdichten bei noch moderaten Aussaatstärken. Der Tabelle 7 sind die Saatmengen und Saatstärkenempfehlungen zu entnehmen. Im Unterschied zu Sommerweizen und Sommerhafer verträgt die Sommergerste allerdings noch am ehesten auch kürzere Vegetationszeiten durch verspätete Aussaaten. Wie aus Tabelle 5 zu ersehen, verfügt die Sommergerste im Vergleich zu den anderen Sommergetreidearten über das höchste Bestockungsvermögen. Die höchsten Beährungskoeffizienten (ährentragende Halme je Keimpflanze) sind hier zu ermitteln. Das Erreichen ausreichend hoher Bestandesdichten zur Ertragssicherung ist damit noch am ehesten gewährleistet. Allerdings garantieren hohe Bestandesdichten und auch höhere TKM bei der Sommergerste allein noch keine hohen Erträge. Ein wesentlicher begrenzender Ertragsfaktor – stärker als die TKM - sind die Kornzahlen je Ähre. Die einblütigen Ährchen einer zweizeiligen Sommergerste besitzen kein Kompensationsvermögen. Die Kornzahl je Ähre bestimmt sich einzig und allein über die Ährenlänge. Daher sollte auch hier auf eine möglichst frühe Aussaat geachtet werden, damit das während der Bestockungsphase unter Kurztagsbedingungen stattfindende Doppelringstadium, in dem es zu einer Umwandlung der Blatt- in Ährchenprimordien kommt, möglichst lange dauert und sich entsprechend längere Ähren ausbilden können.

Da Sommergerste sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen reagiert, sollten bei der frühen Aussaat auf jeden Fall gute Saatbettbedingungen abgewartet werden. Die Grundsätze für die N-Düngung sind die gleichen wie bei den anderen Sommergetreidearten. Besonderheiten der Sommergerste liegen in ihrer stärkeren Neigung zu Zwiewuchs sowie ihrem geringen Vorfruchtwert. Unproblematisch ist auf der anderen Seite ein mehrmaliger Anbau hintereinander, bei dem Ertragsminderungen nicht befürchten werden müssen.

Autor: Dr. Kathrin Bürling