Landessortenversuche Sommergerste 2014

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Sommergerste erreicht Spitzenniveau

Nach den Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung (BEE) wurden bei der Sommergerste in Nordrhein-Westfalen im Erntejahr 2014 mit 62,1 dt je ha im Vergleich zum schon sehr guten Vorjahr rund 1,4 dt und zum zehnjährigen Mittel knapp 9 dt je ha mehr gedroschen. Dr. Kathrin Bürling, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, stellt die Ernteergebnisse vor.

Sommergerstenerträge von 82 bis 83 dt/ha sind in den Landessortenversuchen in NRW ermittelt worden. Im Mittel über alle in die Bewertung einbezogenen Prüfstandorte, also auch der Standorte in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, konnte mit 86,2 dt/ha erneut auf Spitzenniveau und damit auch auf die letzten fünf Jahre bezogen wieder das beste Ergebnis erzielt werden. Trotzdem ist die Anbaufläche in NRW erneut zurückgegangen und lag mit 8 687 ha rund 36 % unter dem Mittel von 2005 bis 2013 - ohne das Jahr 2012 nach Auswinterung Wintergetreide - von 13 548 ha.

Landessortenversuche Sommerfuttergerste

Im Jahr 2014 wurden die Landessortenversuche Sommerfuttergerste in NRW auf zwei Lehmstandorten mit insgesamt zehn Sorten angelegt. Die Versuchsdurchführung geht aus der Tabelle 1 hervor. Aus den Gebieten der Landwirtschaftskammern Niedersachsen und Schleswig-Holstein konnten noch weitere Landessortenversuchsergebnisse, insbesondere von Sandstandorten, in die Gesamtauswertung einbezogen werden, so dass in diesem Jahr insgesamt acht Versuche als Basis für die Sortenempfehlungen zur Verfügung stehen, siehe Tabelle 2. Aus den Ertragsergebnissen der Tabellen 2 und 3 sind, standortspezifisch zusammengefasst, die diesjährigen und mehrjährigen Erträge der Sorten als Beurteilungsgrundlage für die Sortenempfehlung aufgeführt. Dabei dienen als praxisnahe Grundlage für gut gesicherte, anbauregionsspezifische Sortenempfehlungen die mehrjährig erzielten Leistungen der Sorten. Hier zeigen die drei- und mehrjährig geprüften Sorten auf den Lehmstandorten keine überdurchschnittlichen Ertragsleistungen. Die beiden mit besonderem Blick auf die Ergebnisse der beiden NRW-Standorte empfohlenen Sorten Milford und Salome bewegen sich dabei schwankend um das Mittel, während Streif und insbesondere JB Flavour deutlich unterdurchschnittliche Leistungen zeigen.

Auf den Sandstandorten zeigt sich Salome hingegen als recht ertragsstarke Sorte, aber auch Streif und Milford stellen bei guten Anbauerfahrungen hier durchaus noch eine Option dar. Insbesondere die etwas spätreifere Sorte Milford, 2014 etwas ertragsschwächer, zeichnet sich durch eine sehr gute Strohstabilität aus. Bei den zweijährig Geprüften überzeugt in beiden Anbauregionen die Sorte Vespa mit stabil überdurchschnittlicher Leistung. Insbesondere auf den Lehmstandorten ist Vespa gegenüber den mehrjährig Geprüften daher bei der Sortenwahl eher der Vorzug zu geben. Die Sorte Britney, ebenfalls mit überdurchschnittlicher und diesjährig auf den Lehmstandorten sogar noch besserer Ertragsleistung gegenüber Vespa, unterliegt jedoch mehrjährig betrachtet etwas stärkeren Schwankungen.

Die beiden weiteren, zweijährig geprüften Sorten zeigen weder ertraglich noch agronomisch einen Mehrwert gegenüber den älteren Prüfkandidaten. Die neuen, erstjährig im LSV geprüften Sorten bewegen sich ertraglich auf dem Niveau der zweijährig Geprüften, wobei KWS Dante tendenziell eher für lehmige Standorte und Sydney eher für sandige Standorte geeignet scheint. Bei der Vermarktung werden hl-Gewichte von mindestens 62 kg/hl gefordert, die, wie in den vorangegangenen Jahren, so auch zur Ernte 2014, von allen Sorten sicher erreicht wurden.

Die diesjährigen Sortenempfehlungen sind der Tabelle 4 zu entnehmen. Die sortenspezifischen Beschreibungen zur Ertragsbildungsstruktur sowie den Schwächen und Stärken befinden sich in der Tabelle 5. In der Tabelle 6 sind die detaillierten Einstufungen der Sorten bezüglich ihrer agronomischen Merkmale aufgeführt.

Höhere Intensität wirtschaftlich?

Die Prüfung der Sommerfuttergerstensorten erfolgte unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen B1 und B2, wie in Tabelle 1 dargestellt. Bei einem in diesem Jahr berücksichtigten Erzeugerpreis von 15 € je dt mussten in der höheren Intensitätsstufe B2 mindestens 8,8 dt je ha mehr erzielt werden, um die Wirtschaftlichkeit des Mehraufwandes in dieser Variante abzusichern. Dieser erforderliche Mindestmehrertrag ist 2014 nur auf einem der beiden Standorte in NRW erreicht worden.

Hinweise zum Anbau

Wie bei allen Sommergetreidearten, muss auch bei der Sommergerste durch eine möglichst frühe Aussaat die ohnehin knappe Vegetationszeit möglichst umfänglich ausgenutzt werden. Insbesondere die noch verfügbare Zeit unter Kurztagsbedingungen bei einer Zeitspanne vom Saattermin bis etwa 20. April sorgt für gute Bestockungs- und Bewurzelungsverhältnisse als Voraussetzung für ausreichend hohe Bestandesdichten bei noch moderaten Aussaatstärken. Der Tabelle 7 sind die Saatmengen und Saatstärkenempfehlungen zu entnehmen.

Im Unterschied zu Sommerweizen und Sommerhafer verträgt die Sommergerste allerdings noch am ehesten auch kürzere Vegetationszeiten durch verspätete Aussaaten. Wie aus der Tabelle 5 zu ersehen, verfügt die Sommergerste im Vergleich zu den anderen Sommergetreidearten über das höchste Bestockungsvermögen. Die höchste Anzahl ährentragender Halme je Keimpflanze sind hier zu ermitteln. Das Erreichen ausreichend hoher Bestandesdichten als ein wesentliches Ertragsstrukturmerkmal zur Ertragssicherung ist bei dieser Kulturart damit noch am ehesten gewährleistet. Allerdings garantieren hohe Bestandesdichten und auch höhere TKM bei der Sommergerste allein noch keine hohen Erträge. Ein wesentlicher begrenzender Ertragsfaktor - stärker als die TKM - sind die Kornzahlen je Ähre. Die einblütigen Ährchen einer zweizeiligen Sommergerste besitzen kein Kompensationsvermögen. Die Kornzahl je Ähre bestimmt sich einzig und allein über die Ährenlänge. Daher sollte auch hier auf eine möglichst frühe Aussaat geachtet werden, damit das während der Bestockungsphase unter Kurztagsbedingungen stattfindende Doppelringstadium, in dem es zu einer Umwandlung der Blatt- in Ährchenprimordien kommt, möglichst lange dauert und sich entsprechend längere Ähren ausbilden können.

Da Sommergerste sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen reagiert, sollten bei der frühen Aussaat auf jeden Fall gute Saatbettbedingungen abgewartet werden. Die Grundsätze für die N-Düngung sind die gleichen wie bei den anderen Sommergetreidearten. Besonderheiten der Sommergerste liegen in ihrer stärkeren Neigung zu Zwiewuchs sowie ihrem geringen Vorfruchtwert. Unproblematisch ist auf der anderen Seite ein mehrmaliger Anbau hintereinander, bei dem Ertragsminderungen nicht befürchten werden müssen.

Autor: Dr. Kathrin Bürling