Sommergerste (Futternutzung): Ergebnisse der Landessortenversuche 2016

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Tipps zu Sommerfuttergerste

Sommergerste hatte im Erntejahr 2016 in NRW eine Anbaufläche von 12.000 Hektar. Von dieser Gesamtfläche stehen 8.500 Hektar in Westfalen und werden nahezu ausschließlich als Futtergerste angebaut. Im Rheinland stehen 3.500 Hektar Sommergerste, davon 3.000 Hektar als Braugerste. Über die Ergebnisse der Landessortenversuche Futtergerste und Anbautipps berichten Heinrich Brockerhoff und Heinz Koch.

Im Jahr 2016 wurden von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen auf zwei Standorten Sortenversuche mit sieben Sorten angelegt. Die NWR-Standorte befanden sich in Lage-Heiden und Altenmellrich. Die Sortenprüfung bei Sommergerste wird im Norddeutschen Bund gemeinsam zwischen den Kammern NRW, Niedersachsen und Schleswig-Holstein abgestimmt. Ergänzt mit einem Standort aus Niedersachsen und zwei Standorte aus Schleswig-Holstein stehen daher insgesamt fünf Versuche zur Sortenbeurteilung zu Verfügung.

Auch die Versuche bei Sommergerste werden in zwei Intensitätsstufen durchgeführt. Die extensive Variante mit reduziertem Einsatz von Wachstumsreglern und ohne Fungizid dient der Beobachtung der Sortengesundheit. Die höhere Intensität wird praxisüblich mit Wachstumsregler- und zweifachem Fungizideinsatz durchgeführt. In den Tabellen zur Sortenleistung ist die praxisübliche Intensität dargestellt. Die Stickstoffdüngung wurde in zwei Teilgaben zur Saat und Mitte der Bestockung in standortangepasster Menge platziert.

Ergebnisse und Empfehlungen

Die zusammengefassten mehrjährigen Versuchsergebnisse sind in Tabelle 1 dargestellt. Erstmals im Prüfsortiment der Futtergerstensorten war im Jahr 2016 die Sorte RGT Planet. Sie besitzt im Gegensatz zu den anderen Sorten auch eine Braugersteneignung. In diesem Sondersegment hat sie ihre hohe Ertragsfähigkeit schon mehrjährig bewiesen. Bei der Ertragsleistung der Sorten gibt es in der mehrjährigen Betrachtung nur relativ geringe Unterschiede. Bei der Sortenwahl sollte daher Augenmerk auf Zusatzeigenschaften der Sorten gelegt werden. Unterschiede gibt es vor allem in Bezug auf Standfestigkeit, Blattgesundheit und beim Thema Nematodenresistenz. Aus Gründen der Anbausicherheit sollten standfestere Sorten bevorzugt werden. KWS Dante, Sydney und RGT Planet sind hier zu nennen. Tabelle 2 zeigt die Sortenbeschreibung der Sorten nach der aktuellen Einstufung des Bundessortenamtes. Zur besseren Übersichtlichkeit sind in Tabelle 3 bei der Sortenempfehlung die genannten Sorteneigenschaften gekennzeichnet. In der Summe der aufgeführten Eigenschaften sticht RGT Planet als hoch leistungsfähige, relativ gut standfeste und gesunde Sorte leicht hervor.

Tipps zum Anbau

Sommergerste ist die Kultur mit der kürzesten Vegetationszeit aller Sommergetreide. Sie ist in einem begrenzten Maße selbstverträglich. Der Anbau ist auf leichten Böden, aber auch in Höhenlagen möglich.

Wie bei allen anderen Sommerungen gilt, dass eine möglichst frühe Saat höhere und sicherere Erträge verspricht. Aufgrund des schwachen Wurzelwerkes reagiert Sommergerste sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen und Staunässe. Saatbettzustand geht daher auf jeden Fall vor Saattermin. Bei frühen Aussaatterminen Ende Februar bis Anfang März werden 270 bis 300, bei normalen Terminen im März 330 bis 360 und bei späten Saaten 330 bis 360 keimfähige Körner/m2 empfohlen. Die Saattiefe sollte bei 2 bis 4 cm liegen.

Steht Sommergerste als abtragende Frucht auf schlechteren Standorten bei niedriger Grundnährstoffversorgung, ist eine angepasste Grunddüngung mit Kali und Phosphor anzuraten. Bei Stickstoff sind in aller Regel zwei Gaben erforderlich. Die erste Gabe erfolgt dabei mit rund 80 bis 100 N zur Saat. Die zweite Gabe sollte in der Schoßphase in Abhängigkeit von der Nachlieferung des Bodens folgen. Zu späte N-Gaben können Zwiewuchs fördern.

Beim Wachstumsreglereinsatz reicht in aller Regel eine einmalige Gabe in EC 31/32. Bei den Krankheiten gilt es früh auf Mehltau zu achten. Dies gilt aus dem Prüfsortiment besonders für die Sorte Milford. In EC 37/49 ist eine Abschlußbehandlung mit Fungiziden dringend anzuraten. Aufgrund der im Vergleich zur Wintergerste schnelleren Abreife sind 2/3 der Höchstaufwandmengen in jedem Falle ausreichend.

Autor: Heinrich Brockerhoff, Heinz Koch