Landessortenversuche Sommerweizen 2004

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Sommerweizen macht Laune

Nach den Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik in Düsseldorf wurden in Nordrhein-Westfalen im Erntejahr 2004 mit 70,3 dt je ha rund 9 % höhere Sommerweizenerträge gegenüber dem Vorjahr erzielt. Im Rheinland waren es + 12 %, im westfälisch-lippischen Landesteil rund 5 %. Damit zählt   das Jahr 2004 mit zu den bislang besten Ertragsjahren, wie Dr. Joachim Holz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in seinem Beitrag bestätigt.

Mit rund 4 375 ha Anbaufläche führt der Sommerweizenanbau in NRW nur ein sehr bescheidenes Dasein. Wie bei den anderen Sommergetreidearten auch, hängt die Aussaatfläche stark von den Herbstbestellbedingungen oder den Auswinterungsgegebenheiten beim Wintergetreide ab. Argumente für den Sommerweizenanbau können sein:

  • späte Zuckerrübenernte unter ungünstigen Witterungs- und Bodenbedingungen; dies kann zu unerwünschter, bodenstrukturbeeinträchtigender beziehungsweise -schädigender Saatbettbereitung und „Einschmieren“ des Winterweizens im Spätherbst führen, mit entsprechenden ungünstigen Folgewirkungen.
  • die Erzeugung sicherer, hochqualitativer Weizenpartien nur mit E- oder A-Sorten, wenn entsprechende Vermarktungsmöglichkeiten zu guten Erzeugerpreisen bestehen. Nur dann ist die geringere Ertragspotenz des Sommerweizens gegenüber dem Winterweizen noch wirtschaftlich vernünftig zu kompensieren, was letztlich zur Verbesserung der Rentabilität im Sommerweizenanbau beiträgt.

Die Landessortenversuche

In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2004 an drei Standorten Landessortenversuche mit zehn Sommerweizensorten, die ausschließlich nur aus dem höher qualitativen A- und E- Bereich stammen, durchgeführt, siehe Tabelle 3. Wie sich der Ertragsaufbau in diesem Erntejahr im Vergleich zu den vorigen Landessorten-Prüfjahren gestaltete, ist der Tabelle 2 zu entnehmen. Die Prüfung erfolgte unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen. Neben der unbehandelten B1-Variante, in der die Sorten lediglich eine zweimalige N-Düngung in Höhe von jeweils 70 kg je ha zur Saat und in EC 39/49 (Fahnenblattstadium/Beginn Ährenschieben) erhielten, wurden diese in der behandelten Variante B2 unter etwas intensiveren Bedingungen geprüft. Die zweimalige N-Düngung erhöhte sich um jeweils 10 kg je ha, beim Pflanzenschutz wurde in EC 31/32 mit 0,7 l je ha eine CCC-Maßnahme sowie in EC 49 mit 0,6 l je ha Juwel Top eine Fungizidmaßnahme zur Ertragssicherung durchgeführt. Bei kostenmäßiger Bewertung des höheren Aufwandes in der B2 Variante mussten mindestens rund 6,5 dt je ha Mehrertrag gegenüber der B1-Variante erzielt werden. Wie aus der Tabelle 3 zu ersehen, war dieses im Jahr 2004 im Mittel der Sorten auf allen Standorten gewährleistet. Die Tabellen 3 bis 5 zeigen standortspezifisch die diesjährigen und mehrjährigen Ertrags- und Eiweißleistungen sowie die Einstufungen der Sorten bezüglich ihrer agronomischen Merkmale. Aus diesen abgeleitet ergeben sich die Sortenempfehlungen in der Tabelle 6.

Sommerweizensorten mit einer ausreichenden Winterhärte, wie zum Beispiel Fasan und Thasos, werden auch als Wechselweizen bezeichnet. Sie können schon im Herbst ausgesät werden. Der Vorteil liegt in einer flexibleren Saatzeitspanne von November bis in das Frühjahr hinein. Sie sind in der Entwicklung etwas zügiger und reifen etwas eher ab als spät gesäter Winterweizen. Als qualitativ hochwertige Sorten liegen ihre Erträge unter diesen Bedingungen etwa auf dem Niveau von E- und A- Winterweizen, allerdings unter den Erträgen von spät gesäten B- und C- Sorten. Der Anbau von Wechselweizen kommt daher am ehesten für die Produktion von Qualitätsweizen in Frage, wenn entsprechende Preisaufschläge erzielt werden können.

Hinweise zur Aussaat

Der Sommerweizen stellt höhere Ansprüche an den Boden. Eine ausreichende Wasserversorgung auch im Sommer sollte gegeben sein. Frühjahrstrockene, leichtere Standorte sind weniger gut geeignet für einen wirtschaftlich befriedigenden Sommerweizenanbau. Unsichere Erträge sind die Folge. Wasserführende, schwerere Standorte garantieren ein sicheres, höheres und ausgeglichenes Ertrags- und Qualitätsniveau. Der Sommerweizen ist so früh wie möglich zu säen. Grundsätzlich gilt für alle Sommerungen: Spätere Saat wird nicht durch Reifeverzögerung, sondern durch Lebensverkürzung ausgeglichen. In der Reihenfolge der verschiedenen Sommergetreidearten sollte er vor dem Sommerhafer zur Aussaat gelangen, da er als wasseranspruchsvollste Art bei geringer Wurzelleistung noch am ehesten die Winterfeuchtigkeit ausnutzen kann und am ehesten vor der trockneren Jahreszeit die Bestände geschlossen hat. Die Nutzung einer langen Wachstumszeit unter Kurztagsbedingungen mit Tageslichtlängen unter 13 Stunden fördern die Bestockung und (Seitentrieb-) Bewurzelung   zur verbesserten Wasser- und Nährstoffaufnahme. Bei noch sehr kaltem Boden muss möglichst flach gesät werden. Bei der Wahl der Saatzeit sollte die Durchschnittstemperatur allerdings den Gefrierpunkt überschritten haben. Eine Keimung ist bei 0 bis 1 °C bereits möglich. Je nach Standort, Saatzeit und Saatbettbedingungen sind pauschal zwischen 270 und maximal 400   Körner je m 2 auszusäen. Ein dem Krankheitsauftreten und der jeweiligen Sortenanfälligkeit angepasster Pflanzenschutz zeigte sich mehrjährig wirtschaftlich lohnend, vergleiche Tabelle 5. Gleichermaßen gilt dieses für den Einsatz von Wachstumsregulatoren zur Standfestigkeitssicherung.

Autor: Dr. Joachim Holz