Landessortenversuche Sommerweizen 2014

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Sommerweizen - ein zufriedenstellendes Ertragsjahr

Trotz des frühen Vegetationsbeginns und der damit verbundenen früh möglichen Aussaat liegen nach der Besonderen Ernteermittlung (BEE) die Erträge mit 66 dt je ha im Mittel von NRW unter dem Spitzenniveau der beiden vorangegangenen Jahre, aber immer noch knapp 1,5 dt über dem zehnjährigen Mittel. Dr. Kathrin Bürling, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, stellt die Ergebnisse der Landessortenversuche vor.

In den Landessortenversuchen wurden mit 78,3 dt/ha ebenfalls die beiden Vorjahre unterboten. Die Eiweißgehalte lagen mit 13,2 % im Mittel aller Sorten auf Vorjahresniveau. Generell liegen die Eiweißgehalte von Sommerweizen immer mindestens 1 % höher als beim Winterweizen (BEE NRW 2014: Winterweizen 11,7 %).

Anbauflächen- und Ertragsentwicklung

Nachdem durch das Auswinterungsjahr 2011/2012 im Folgejahr die Anbaufläche von Sommerweizen mehr als verdreifacht wurde, liegt sie dieses Jahr mit 3 209 ha wieder auf Normalniveau im mehrjährigen Vergleich. Vergleicht man die BEE-Erträge der verschiedenen Sommergetreidearten in NRW, zeigt sich, dass im zehnjährigen Mittel zwischen 2005 und 2014 die Erträge des Sommerweizens mit 64,6 dt je ha gegenüber dem Sommerhafer und der Sommerfuttergerste deutlich mit 13 oder 11 dt je ha höher liegen. Bei annähernd gleich teurer Produktionstechnik der drei genannten Kulturen, jedoch höherem Erzeugerpreis und höherer Qualität (A- und E-Sorten) des Sommerweizens, ergibt sich für diesen damit eine eindeutig höhere Vorzüglichkeit beziehungsweise die vergleichsweise höchste Rentabilitätserwartung. Sogar gegenüber dem zehnjährigen Ertragsmittel des Winterroggens (65 dt/ha) und des Wintertriticales (65 dt je ha) liegen die Sommerweizenerträge im gleichen Betrachtungszeitraum mit 64,6 dt je ha NRW-weit auf gleichem Niveau.

Möglichkeiten in der Fruchtfolge

Neben den rein rechnerisch betrachteten Vorzügen sprechen für die Integration eines Sommerweizens in die Fruchtfolgeplanung zusätzlich folgende pflanzenbauliche und arbeitswirtschaftliche Argumente:

  • Späte Zuckerrübenernte unter ungünstigen Witterungs- und Bodenbedingungen führt zu unerwünschter, bodenstrukturbeeinträchtigender oder -schädigender Saatbettbereitung und Einschmieren des Winterweizens im Spätherbst, mit entsprechend ungünstigen Folgewirkungen.
  • Sommerweizensorten mit einer ausreichenden Winterhärte - also Wechselweizen - und damit auch einer möglichen Aussaat bereits im späteren Herbst bieten eine flexiblere Saatzeitspanne von etwa Ende November (je nach Standorthöhenlage) bis in das Frühjahr hinein. Sie sind in der Entwicklung etwas zügiger und reifen etwas eher ab als spät gesäter Winterweizen. Bei qualitativ hochwertigen Sorten liegen ihre Erträge unter diesen Bedingungen etwa auf dem Niveau von E-Winterweizensorten. Der Anbau von Wechselweizen kommt daher am ehesten für die Produktion von Qualitätsweizen in Frage, wenn entsprechende Preisaufschläge erzielt werden können.
  • Auflockerung der Fruchtfolge.
  • Entzerrung von Arbeitsspitzen.

Allerdings sind auch folgende Risikofaktoren abzuwägen, die gegen einen Sommergetreide- oder Sommerweizenanbau sprechen können. Im Mittel steht dem Sommergetreide von der Saat bis zur Ernte unter optimalen Bedingungen eine Vegetationszeit von rund 150 Tagen zur Verfügung. Dadurch ergeben sich verschiedene Risikopotenziale:

  • Sind die Witterungsbedingungen, insbesondere die Wasser- und Temperaturverhältnisse, in diesem knappen Zeitraum nicht optimal, ist mit deutlicheren Ertrags- und Qualitätsminderungen zu rechnen.
  • Bei verspäteter Saat (Vegetationszeit dann schnell bei 130 Tagen und weniger) ist ebenfalls mit niedrigeren Erträgen zu rechnen als zum Beispiel beim Wintergetreide.
  • Vor allem trockene Standorte sind natürlicherweise mit dem höchsten Erzeugungsrisiko behaftet. Demgegenüber sind kühlere, höher gelegene oder wassersichere Standorte auf tiefgründigen Lehm- oder Lößböden eher geeignet.

Die Landessortenversuche

In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2014 an zwei Standorten Landessortenversuche mit insgesamt sieben Sommerweizensorten durchgeführt, die ausschließlich aus dem höher qualitativen A- und E- Bereich stammen, siehe Tabelle 2. Zur sicheren Leistungsbeurteilung der Sorten wurden aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein noch drei weitere Landessortenversuche für die Lehmstandorte herangezogen. Die produktionstechnische Durchführung der Landessortenversuche ist der Tabelle 1 zu entnehmen. Mit zwei N-Düngungsmaßnahmen sowie zwei Pflanzenschutzmaßnahmen ist diese sehr einfach, zeit- und überfahrtensparend und daher kostengünstig angelegt.

Bei den drei- und mehrjährig geprüften Sorten in Tabelle 2 zeigte 2014 erneut - außer am Standort Lage-Heiden - die Sorte Tybalt (A) ihr konstant überdurchschnittliches Ertragsleistungsvermögen. KWS Chamsin (A) und Alora (A) erbrachten eher wieder ihre durchschnittlichen Ertragsleistungen. Die höher qualitative E-Sorte Sonett zeigte im Vergleich zu den zuvor genannten Sorten ein vergleichbares Ertragsniveau und konnte damit nach dem schlechten Vorjahr wieder das hohe Ertragsniveau der ersten beiden LSV-Prüfjahre (rel. 101 und 102) untermauern. Die zweijährig geprüfte Sorte Granus, ebenfalls eine E-Sorte, fällt demgegenüber in Ertrag und Qualität ab. Die beiden neuen, erstjährig im LSV geprüften A-Sorten Cornetto und Quintus konnten - so schon in den Wertprüfungsjahren - mindestens das Niveau von Tybalt erreichen und zeigen damit zu den A-Sorten Alora und KWS Chamsin wieder einen Ertragsfortschritt. Lediglich am Standorte Kerpen-Buir zeigte Cornetto 2014 eine sehr schlechte Ertragsleistung.

Mehrjährig und überragend stabil bestätigt die etwas spätreifere Sorte Tybalt ihre sehr guten Erträge und vor allem ihre sehr hohe Ertragssicherheit. Auch KWS Chamsin und Alora, beide durch ihre Wechselweizeneignung in Jahren mit später Zuckerrübenernte interessant, sind mehrjährig noch recht ertragskonstant auf durchschnittlichem Niveau, siehe Tabelle 3. Alora zeigt sich tendenziell besonders für die Lehm- und KWS Chamsin eher für die Lößstandorte geeignet. Bei Tybalt und Sonett ist auf die hohe Fusariumanfälligkeit, dargestellt in Tabelle 7, mit entsprechenden acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen inklusive der gezielten Fungizidauswahl und -terminierung zu reagieren.

Bezüglich der Eiweißleistungen der Sorten in Tabelle 4 zeigt sich auch in diesem Jahr das gewohnte Bild. Unabhängig von dem über die Jahre immer deutlich höheren Eiweißleistungsniveau der Sommerweizensorten gegenüber den Winterweizensorten differenziert sich das Sortenspektrum mehrjährig sehr eindeutig nach E- und A- Qualität. Eine positive Ausnahme zeigt die A-Sorte KWS Chamsin, die mit ihren Eiweißleistungen auf dem Niveau der E-Sorten liegt.

Die Fallzahlen zeigten sich trotz der zum Teil schwierigen Erntebedingungen des aktuellen Jahres absolut unproblematisch und lagen zwischen 237 und 460 Sekunden. Unter Berücksichtigung der mehrjährigen Erträge an den einzelnen Standortgruppen sind in der Tabelle 5 die entsprechenden Sortenempfehlungen aufgeführt. In der Tabelle 6 sind die sortenspezifischen Ertragsbildungsverhältnisse sowie die jeweiligen Stärken und zu beachtenden Schwächen der empfohlenen Sorten, wenn vorhanden, beschrieben.

Wirtschaftlichkeit der Behandlungsstufen

Die Prüfung der Sommerweizensorten erfolgte in den Landessortenversuchen unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen, siehe Tabelle 1. Bei kostenmäßiger Bewertung des höheren Aufwandes in der B2 Variante und des ex Ernte 2014 bezahlten Erzeugerpreises mussten mindestens 10,2 dt je ha Mehrertrag gegenüber der B1-Variante erzielt werden. Wie aus der Tabelle 2 zu ersehen, wurden diese notwendigen Mindestmehrerträge in der behandelten Variante im Erntejahr 2014 auf den beiden Versuchsstandorten in NRW beim Vergleich der Erträge B1 und B2 im Mittel der Sorten nicht erzielt. Wie bereits in der Veröffentlichung der Ergebnisse LSV-Winterweizen angesprochen, musste in NRW bezüglich des Krankheitsaufkommens in Kontrast zu dem sehr gesunden Vorjahr diesjährig ein verstärkter Gelbrost-Infektionsdruck beobachtet werden. Speziell gegenüber diesem Merkmal differenzieren die geprüften Sorten sehr deutlich.

Die Leistungen der Sommerweizensorten bezüglich ihrer agronomischen Eigenschaften, auch als Hinweis auf eine entsprechend gezielte Planung des möglicherweise erforderlichen Pflanzenschutzmitteleinsatzes, ist der Tabelle 7 zu entnehmen.

Hinweise zur Aussaat

Aufgrund seines schwächeren Wurzelwerks stellt der Sommerweizen insgesamt höhere Ansprüche an den Boden und die Bodenstruktur. Eine ausreichende, möglichst gleich bleibende Wasserversorgung über die Vegetationszeit ist Voraussetzung für ein sicheres, höheres und ausgeglicheneres Ertrags- und Qualitätsniveau. Ziel für eine gelungene ausreichende Bestandesetablierung ist daher bereits zur Aussaat, einen gelockerten und tief durchwurzelbaren Krumenbereich sowie ein nach unten festes und oben locker liegendes Saatbett zu schaffen. Zu beachten ist, dass der Sommerweizen gegenüber Einschmieren empfindlicher reagiert als der Winterweizen.

Der Sommerweizen ist so früh wie möglich zu säen. Grundsätzlich gilt für alle Sommerungen: Spätere Saat wird nicht durch Reifeverzögerung ausgeglichen, sondern stellt eine Verkürzung der Vegetationszeit dar. In der Reihenfolge der verschiedenen Sommergetreidearten sollte er vor dem Sommerhafer zur Aussaat gelangen, da er als wasseranspruchsvollste Art bei geringer Wurzelleistung noch am ehesten die Winterfeuchtigkeit ausnutzen kann und am ehesten vor der trockneren Jahreszeit die Bestände geschlossen hat. Die Nutzung einer langen Wachstumszeit unter Kurztagsbedingungen mit Tageslichtlängen unter 14 Stunden fördert die Bestockung und (Seitentrieb-) Bewurzelung zur Wasser- und Nährstoffaufnahme. Bei noch sehr kaltem Boden muss möglichst flach gesät werden. Generell ist auf eine exakte Tiefenablage unbedingt zu achten. Neben einem verzögerten und schlechteren Feldaufgang kostet bei zu tiefer Saat die Anlage eines Halmhebers die Pflanzen unnötig Energie, die dann später bei der Weiterentwicklung und Bestockung fehlen kann.

Bei der Wahl der Saatzeit sollte die Durchschnittstemperatur allerdings den Gefrierpunkt überschritten haben. Eine Keimung ist bei 0 bis 1 Grad Celsius bereits möglich. In der Tabelle 8 sind die standortspezifischen Aussaatmengen- (kg je ha) und Saatstärkenempfehlungen (Körner je m²) aufgeführt. Diese beziehen sich auf optimale Saatbett- und Saatzeitbedingungen zwischen der dritten Februar- und ersten Märzdekade. Bei Saatzeitverzögerungen um jeweils 14 Tage sollten die Saatstärken um rund 30 Körner je m² erhöht werden. Ein dem Krankheitsauftreten und der jeweiligen Sortenanfälligkeit angepasster Pflanzenschutz zeigte sich mehrjährig bislang wirtschaftlich lohnend. Gleichermaßen gilt dieses für den Einsatz von Wachstumsregulatoren zur Standfestigkeitssicherung.

Autor: Dr. Kathrin Bürling