Trockenheit und Grünlandnachsaaten 2019

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Grünlandnachsaat

Auch im Jahr 2019 bewegte erneut das Thema Trockenheit die Landwirtschaft wie kein anderes. Wie die Niederschlagsmessungen an insgesamt 19 Wetterstationen in NRW zeigen, hat es im Zeitraum vom 1. April bis zum 15. August im Mittel kaum mehr geregnet als im letzten Jahr; mancherorts sogar noch weniger. Die Niederschlagsverteilung war aber landesweit sehr heterogen verteilt und rechte von ca. 130 mm in Emsdetten (Kreis Steinfurt) und 290 mm in Bad Lippspringe (Kreis Paderborn). Generell war es seit April auch in diesem Jahr im nördlichen Münsterland und am nördlichen Niederrhein deutlich trockener als in den südlich gelegenen Mittelgebirgslagen NRWs. Aber auch in den Mittelgebirgsregionen waren vor allem die Regenschattengebiete stärker von der Trockenheit betroffen. Insgesamt kann landesweit daher wieder von einer schweren bis extremen Dürre gesprochen werden.

Dabei fing das Grünlandjahr zunächst sehr verheißungsvoll an. Die Monate von Dezember 2018 bis März 2019 waren vor allem im Sauerland wieder gewohnt niederschlagsreich. Im Mittel von 22 ausgewerteten Wetterstationen im Sauer- und Siegerland regnete es in diesem Jahr von Januar bis März bereits rund 100 Liter pro Quadratmeter mehr als im gleichen Zeitraum 2018. Von diesen ergiebigen Winterniederschlägen, konnte sowohl der erste als auch der zweite Aufwuchs auf dem Grünland und im Ackerfutterbau konnte bezogen auf Ertrag und Futterqualität profitieren. Vielerorts wurde aber auch deutlich zu früh geschnitten, so dass zwar weit überdurchschnittliche Energiegehalte in der Silage realisiert werden konnten, jedoch dabei auf Massenertrag verzichtet wurde. Seit April war es dann wieder genauso trocken wie 2018. Daher blieben Folgeaufwüchse weitgehend aus oder auf sehr niedrigem Niveau.

Spätestens Anfang bis Mitte Juli kam das Wachstum auf dem Grünland nahezu landesweit ganz zum Erliegen. Bedingt durch Trockenheit und Hitze wurden Blätter reduziert, so dass der substanzielle Ertrag zurückging. Vor allem das Deutsche Weidelgras, aber auch das Welsche und Einjährige Weidelgras im Ackerfutterbau hatten im Nachwuchs verstärkt Blütenstände geschoben und Blattmasse zurückgebildet, so dass neben den geringen Erträgen auch geringe Futterqualitäten (extrem hohe Rohfasergehalte, geringe Energiekonzentrationen) festzustellen waren. Insbesondere auf Standorten mit bis dahin extremen Niederschlagsdefiziten sowie auf sandigen und flachgründigen Standorten, ebenso an Südhängen, konnten auf dem Grünland auch zunehmend Trockenschäden beobachtet werden. Das heißt, dass die Grünlandpflanzen (Gräser, Leguminosen, Kräuter) aufgrund von dauerhaftem Wasserdefizit und unter dem Einfluss der Hitze zumindest oberirdisch abgestorben waren. Die Gräser wurden erst mattgrün und rollten die Blätter. In den darauffolgenden Wochen wurde das Grünland zunehmend braun.

Bedingt durch den sehr frühen Vegetationsbeginn und die frühen Nutzungstermine auf dem Grünland und im Ackerfutterbau in den Niederungslagen, wirkte die Trockenheit in diesen Regionen (v.a. Niederrhein, Münsterland) noch länger als in den Mittelgebirgslagen. Durch den weitgehenden Wachstumsausfall im Zeitraum Anfang/Mitte Juni bis zur ersten August-Dekade, besteht ein geschätztes Ertragsdefizit von 20-25 dt/ha auf dem intensiv genutzten Grünland und 25-30 dt/ha TM im Ackerfutterbau in den Niederungslagen. In den Mittelgebirgslagen kann das Ertragsdefizit auf 15-20 dt/ha im Grünland und 20-25 dt/ha im Ackerfutterbau geschätzt werden. Was auch klar ist: die Hauptvegetationszeit ist inzwischen vorbei. In den noch verbleibenden 8 bis 10 Wochen Vegetation kann selbst bei einer guten Wasserversorgung nicht mehr mit Massenerträgen gerechnet werden. Dies gilt sowohl für das Grünland, als auch für den Sommerzwischenfruchtanbau. Mehr als einen letzten Herbstschnitt mit 15-20 dt/ha TM ist nicht drin. Wo es eben möglich ist, sollten gerade die ertragsschwachen Herbstaufwüchse mit Kühen oder Rindern beweidet werden. Dies kann die Flächeneffizienz deutlich erhöhen. Zudem stellt die Beweidung eine sinnvolle und effiziente Grünlandpflegemaßnahme vor dem Winter dar.

Gutes Regenerationsvermögen

Die bisherigen Niederschläge, die Mitte August landesweit niedergingen, haben auf dem Grünland aber erst einmal für etwas Entspannung gesorgt. Grünlandnarben die zunächst vertrocknet schienen, konnten nach den Regenfällen innerhalb weniger Tage meist wieder regenerieren und ergrünen. Das war auch eine interessante und wichtige Erkenntnis nach der extremen Trockenheit des letzten Jahres, dass scheinbar vertrocknetes und abgestorbenes Grünland größtenteils doch noch in der Lage ist, nach Niederschlägen aus den vegetativen Organen der Stoppeln und Wurzeln wieder zu regenerieren. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Resilienz des Grünlandes bzw. der Gräser. Dennoch scheinen unter extremen trockenen Bedingungen über Wochen und Monate Gräser wie Wiesenschwingel oder Wiesenlieschgras stärker zu leiden. Dagegen zeigen selbst nach extremer Dürre die Wiesenrispe, vor allem aber das Deutsche Weidelgras, ein erstaunlich hohes Regenerationsvermögen. Der Rohrschwingel und in besonderem Maße auch das Knaulgras stellten auch in diesem Jahr ebenso ihre enorme Trockenheitsverträglichkeit unter Beweis. Der Weißklee kommt unter starker Trockenheit deutlich schneller an seine Grenzen als beispielsweise Rotklee. Weißklee ist aber durch seine vegetative Ausbreitung über oberirdische Ausläufer in der Lage, sich wieder relativ schnell im Bestand zu etablieren.

Aber auch in diesem Jahr konnten insbesondere tiefwurzelnde Arten wie Ampfer, Disteln und Löwenzahn, Vogelknöterich, aber auch die Gemeine Quecke die langanhaltende trockene Phase gut und überstehen. Vielfach können diese Arten danach oftmals deutlich stärker im Bestand auftreten als vorher.

Man sollte auch in diesem Jahr zunächst die Regeneration und die Entwicklung der Grünlandnarben beobachten. Überlässt man aber eine geschädigte Grünlandnarbe sich selbst und hofft auf die Regenerationsfähigkeit der Gräser allein, werden solche Flächen erfahrungsgemäß stärker verungrasen bzw. verunkrauten. Derzeit bereiten zudem vielerorts auch wieder die Mäuse größere Probleme, die durch Fraß und vor allem ihre Wühltätigkeit die Grünlandnarbe erheblich schädigen können.

Wo war Gemeine Rispe?

Von dem Problemgras Gemeine Rispe war auch in diesem Jahr spätestens im Hochsommer auf dem Grünland so gut wie nichts mehr zu sehen. Diese ausgesprochen flachwurzelnde Grasart ist auf eine gute Wasserversorgung in der oberen Bodenkrume angewiesen. Die langanhaltende Trockenheit und die extreme Hitze haben die oberirdischen Aufwüchse verbrennen und vertrocknen lassen. Man kann aber davon ausgehen, dass die sich stark vegetativ verbreitende Gemeine Rispe aber unter feuchten Bodenverhältnissen spätestens im Frühjahr nächsten Jahres wieder im Grünlandbestand zu finden sein wird, da sie sich relativ schnell aus Ausläufern und der Samenbank im Boden reproduziert. Daher gilt es, bereits in diesem Spätsommer und Herbst schon die Weichen für eine leistungsorientierte, dichte und konkurrenzstarke Grünlandnarbe für das nächste Frühjahr zu entwickeln.

Nachsaaten wie und wann?

Wie man mit Trockenschäden auf dem Grünland umgehen sollte, wann und mit welcher Technik welche Mengen nachgesät werden sollten, oder ob vielleicht eine Neuansaat angezeigt ist und wenn ja, mit welchem Verfahren, oder ob, und wenn ja, wann welche Herbizidmaßnahme durchgeführt werden sollte – darauf kann es grundsätzlich keine pauschale und einfache Beratungsempfehlung geben gegeben. Im Grunde bedarf es meist situations- und einzelflächenbezogener Empfehlungen. Die trockenheitsbedingte Schadenssituation auf dem Grünland wird sich regional, aber auch innerhalb eines Betriebes sehr unterschiedlich darstellen.

Das Herausstriegeln der Gemeinen Rispe, dort wo sie normalerweise nennenswerte Anteile entwickelt hat, ist dieses Jahr von weniger großer Bedeutung, da sie häufig von alleine vertrocknet war. Nachsaaten werden auch dieses Jahr tendenziell wahrscheinlich später durchgeführt werden als in sonstigen Jahren. Es sollte grundsätzlich zunächst abgewartet werden, wie gut sich das Grünland seit den letzten Regenfällen wieder regeneriert. Auf dichten Grasnarben sind Pflegenachsaaten nicht erforderlich. Trockenheitsbedingt machten Nachsaaten bisher auch wenig Sinn. Zum Teil müssen auch zunächst die bisher noch nicht geernteten Aufwüchse gemäht werden. Grundsätzlich können Nachsaaten in Mittelgebirgslagen problemlos noch bis Mitte/Ende September hinein erfolgen. In den Niederungslagen sind Nachsaaten bis Mitte Oktober vertretbar. Die nachgesäten Gräser sollten vor Winter wenigstens noch das Dreiblatt-Stadium erreichen. Spätere Nachsaaten können durchaus funktionieren, dennoch steigt insbesondere in Höhenlagen das Risiko von Auswinterungsschäden.

Welche Nachsaat-Technik?

80 bis 90 Prozent des Nachsaaterfolgs hängt grundsätzlich von nachfolgenden Niederschlägen ab. Sind die Böden stark ausgetrocknet bewirkt selbst ein scharfes Striegeln nicht mehr als ein Staubaufwirbeln. Optimale Saatbettbedingungen und ein Bodenschluss kann unter diesen Bedingungen mit Nachsaatstriegeln kaum hergestellt werden. Insbesondere bei größeren Lückenanteilen über 20-25 Prozent hat ohnehin eine spezielle Durchsaattechnik mit Scheibenscharen (z.B. Vredo) deutliche Vorteile im Hinblick auf Saatgutplatzierung und Bodenschluss. Diese Technik bietet insbesondere unter trockenen Bedingungen gegenüber der Striegeltechnik meist eine höhere Nachsaatsicherheit und hat damit einen größeren Nachsaaterfolg. Durch das flache Einschlitzen (1-2 cm) hat das Saatgut im Vergleich zur Übersaat mit dem Striegel einen wesentlich intensiveren Bodenschluss, wodurch der Auflauf des Saatgutes und damit der Nachsaaterfolg insgesamt verbessert werden kann. Als nachfolgende Walzen hinter den Scheibenscharen haben Cambridge- oder Güttlerwalzen gegenüber Glattwalzen den Vorteil, dass sie für einen besseren Bodenschluss sorgen und durch die zurückbleibende raue Bodenoberfläche die Erosions- und Verschlämmungsneigung der Böden reduziert ist. Zudem haben solche Walzen auf die Altnarbe einen stärkeren bestockungsfördernden Effekt.

Der Durchsaaterfolg mit der Scheibenschlitztechnik in dichte, verfilzte Grasnarben wird sich dagegen kaum einstellen, da die Lichtkonkurrenz der Altnarbe zu groß ist, so dass die jungen Keimpflanzen ersticken. Verfilzte Grasnarben sollten daher zunächst mit einem scharf eingestellten Striegel oder mit einer Egge vorbehandelt werden. Bei einem hohen und bekämpfungswürdigen Unkrautbesatz sollte zuvor eine Herbizidbehandlung erfolgen. Wichtig ist, dass der Bestand einen Lückenanteil von mindestens 20 Prozent aufweisen sollte, damit die Effizienz der Scheibenschlitztechnik zum Tragen kommt.

Die spezielle Durchsaattechnik ist in den letzten Jahren immer mehr im Kommen. Vor dem Hintergrund zunehmender Trockenheit, zunehmender Grünlandschäden durch Mäuse und dem Druck des Grünlanderhalts und des Umbruchverbotes, sind Grünlandwirte stärker gefordert, ihre Grünlandnarben das ganze Jahr über in Schuss zu halten oder bei entstandenen Schäden, die Konkurrenzkraft und Leistungsstärke des Grünlandes möglichst schnell wiederherzustellen. 

Bei der Durchführung reiner Pflegenachsaaten und Lückenanteilen unter 20 Prozent, ist der Nachsaatstriegel nach wie vor DAS Pflegegerät für das Grünland. Aber auch, oder gerade bei Obenaufsaaten mit dem Grünlandstriegel gilt es vor allem unter trockenen Bedingungen, mit der Walze für einen guten Bodenschluss zu sorgen. Auch hier haben Prismen- bzw. Güttlerwalzen entsprechende Vorteile; sie wirken ähnlich wie ein Schafstritt.

Nachsaaten mit Gülleausbringung?

Um einen Arbeitsgang und damit Zeit und Kosten zu sparen, werden in der Praxis Nachsaaten oftmals zusammen mit der Gülle mit Schleppschuh- oder Injektortechnik ausgebracht. Dies kann grundsätzlich funktionieren. Eine Schädigung bzw. Keimhemmung des Grassamens durch den intensiven Kontakt mit Gülle oder Gärresten ist nicht gegeben. Ein Vorquellen des Saatgutes zum Beschleunigung der Keimung ist durchaus sinnvoll. Dennoch sprechen zwei Punkte gegen die Nachsaat zusammen mit der Gülleausbringung. Erstens, kann vor allem unter trockenen Bedingungen kein guter Bodenkontakt des Saatgutes hergestellt werden. Ist der Boden zudem oberflächlich hart und verkrustet, können die Keimwurzeln kaum in den Boden eindringen. Der Keimling quillt und vertrocknet wieder. Zum Zweiten haben bodennahe Gülle-Ausbringungstechniken einen Reihenabstand von 20-25 cm. Für effektive und flächendenkende Nachsaaten sind diese Reihenanstände zu weit, um insbesondere bei lückigen Grünlandbeständen schnell eine dichte, konkurrenzstarke Narbe zu entwickeln. Nicht ohne Grund haben spezielle Grünland-Durchsaattechniken wie z.B. von der Firma Vredo einen Reihenabstand von nur 7,5 cm.

Nachbehandlung wichtig

Wichtig für den Erfolg von Nachsaatverfahren ist neben der Wasserverfügbarkeit auch die nachsaatfordernde Nachbehandlung. Hier sollte folgendes beachtet werden:

  • Frühzeitige Nutzung der Aufwüchse. Beweidung fördert die Bestockung der nachgesäten Gräser in besonderer Weise
  • Start-Düngung möglichst mit Stickstoff (max. 30 kg/ha, Nährstoffbedarfswerte nach DüV beachten)
  • Möglichst keine Gülledüngung im Nachsaatjahr (Verätzungsgefahr!)
  • Ggf. 1-2 Schröpfschnitte um auflaufende Unkräuter zu dezimieren und die Bestockung der Gräser anzuregen.
  • Nur in Ausnahmefällen bei extremer Verunkrautung Einsatz von Herbiziden

Welche Nachsaatmischung?

Wo Lücken mit abgestorbenen Pflanzen entstanden sind, sollte zeitig nachgesät werden. Auf den meisten Standorten ist sowohl auf Weide- als auch auf Schnittflächen die von der Landwirtschaftskammer empfohlene Qualitätsstandardmischung GV zu empfehlen. Sie besteht aus Deutschem Weidelgras. Die GV ist bei Bedarf auch mit Weißklee erhältlich. Dem konkurrenzstarken Deutschen Weidelgras kommt gerade auch bei Nachsaaten eine zentrale Bedeutung zu, da es im Hinblick auf seine pflanzen- und futterbaulichen Eigenschaften deutlich über den anderen Kulturgräsern steht. Alle anderen, im Grünland bedeutungsvollen Kulturgräser eignen sich bestenfalls bedingt (Knaulgras, Wiesenlieschgras, Wiesenschwingel) oder aufgrund ihrer sehr langsamen Keimphase und Jugendentwicklung (Wiesenrispe, Rohrschwingel) gar nicht für Nachsaaten.

Nur bei sehr lückigen Grünlandbeständen oder nach sehr intensivem Striegeleinsatz können im Rahmen der Durchsaat neben dem Deutschen Weidelgras auch andere Grasarten in einer Mischung (z.B. QSM G II) ausgesät werden.

Wer zur Verbesserung des Eiweißgehaltes auf Schnittflächen Rotklee in das Dauergrünland säen will, sollte dies möglichst mit einer Durchsaattechnik tun. Dabei sollten 8 bis 10 kg/ha Rotkleesaatgut eingesät werden, um nennenswerte Rotkleeanteile zu erhalten. Unter eher feuchten Standortbedingungen eignet sich auch der Schwedenklee. Für eine ausreichende Vorwinterentwicklung sollte die Durchsaat mit Rotklee oder Schwedenklee bereits im August erfolgen. Für einen guten Durchsaaterfolg, sollten zum einen durch scharfes Striegeln zunächst Lücken für die Entwicklung des Klees geschaffen werden. Zudem verzögert ein sehr tiefes Mähen oder Mulchen den Wiederaustrieb und schwächt damit gewollt die Konkurrenzkraft der Altnarbe.

Sind nennenswerte Anteile an Weißklee im Dauergrünland erwünscht, trockenheitsbedingt aber zurückgegangen ist, sollte dieser nur dann nachgesät werden, wenn er nur noch sporadisch vorkommt. Meist erholt sich der Weißklee auch nach Trockenphasen ganz gut und kann sich insbesondere unter Weidenutzung über die oberirdischen Kriechtriebe schnell wieder im Bestand etablieren.

Ackerfuttergräser ins Grünland?

Um der betrieblichen Futterknappheit zu begegnen, haben nicht wenige Grünlandbetriebe letzten Herbst und vor allem im Frühjahr bei Nach- und vor allem bei Neuansaaten schnell wachsende und ertragsstarke Ackerfuttergräser in die Saatgutmischungen eingebracht. Solche „SOS- oder Notfall-Mischungen“ werden zum Teil auch im Handel angeboten. Bei Neuansaaten im Frühjahr bietet es sich durchaus auch an, Einjähriges Weidelgras als frohwüchsiges Ammengras in die Dauergrünlandmischung einzubringen, wenn zeitig Futter benötigt wird. Dabei sollte die Aussaatmenge des Einjährigen Weidelgrases 12 bis 15 kg/ha nicht wesentlich überschreiten, da es sonst zu stark verdrängend auf die eigentliche Dauergrünlandmischung wirkt. Die Saatgutmenge der Dauergrünlandmischung kann unter diesen Bedingungen um 20 Prozent reduziert werden.

Die Aussaat von Hafer als schnellwachsendes und Ertrag bringendes GPS-Getreide zusammen mit Neuansaaten im Frühjahr, sind nach dem Förderrecht nicht zulässig.

Einjähriges Weidelgras für Nach- oder Neuansaaten im Sommer ist nicht zu empfehlen. Zwar kann es relativ schnell Ertrag bringen, es wirkt aber stark verdrängend auf andere Gräser und wintert zudem insbesondere in Höhenlagen meist aus. Dadurch können mehr oder weniger große Lücken entstehen, die wieder nachgesät werden müssen.

Auch Welsches Weidelgras ist aufgrund seines früheren Entwicklungs- und Nutzungsrhythmus gegenüber den Gräsern des Dauergrünlandes für Nachsaaten weniger geeignet. Ab dem zweiten Nutzungsjahr lässt die Ertragsleistung ohnehin 20 bis 30 Prozent nach und es entstehen zunehmend Lücken. Daher ist es meist zielführender in lückigen Grünlandbeständen im Herbst wie im Frühjahr, ausschließlich geeignete Nachsaatmischungen mit Deutschem Weidelgras nachzusäen.

Das Pflügen von Grünland oder eine mechanische Zerstörung der Grasnarbe von Dauergrünland mit dem Ziel wieder Gras oder andere Grünfutterpflanzen anzusäen, ist als Neuanlage von Dauergrünland zu bewerten. Dieses Verfahren ist seit dem 30.03.2018 genehmigungspflichtig. Dabei ist zu beachten, dass diese Neuanlagen für einen Zeitraum von fünf Jahren als (Dauer-)Grünlandflächen zu halten sind, ohne dass diese nochmals gepflügt oder anderweitig bearbeitet werden dürfen. Eine geplante Grünlanderneuerung mit vorhergehender Bodenbearbeitung wird nicht nur durch die förderrechtlichen Greeningbestimmungen geregelt. Fachrechtliche Umwandlungsverbote von Dauergrünland und Dauergrünlandbrachen nach Naturschutz- und Wasserrecht bestehen parallel dazu. Erteilen die Kreise und kreisfreien Städte unter Berücksichtigung des Naturschutz- oder Wasserrechtes eine Bescheinigung zur Genehmigung, so ist im nächsten Schritt bei der zuständigen Bewilligungsstelle der Landwirtschaftskammer NRW ein „Antrag auf Umwandlung von Dauergrünland; in diesem Fall zur Narbenerneuerung“ zu stellen. Diesem Antrag ist die Bescheinigung (Anlage C) der Kreise und kreisfreien Städte beizufügen.

Erfolgt eine Grünlanderneuerung nach einer chemischen Abtötung der Grasnarbe im Direktsaatverfahren ohne Bodenbearbeitung, so ist eine behördliche Genehmigung nicht erforderlich.

Falls innerhalb von fünf Jahren nach Grünlanderneuerung eine Schädigung der Grünlandnarbe beispielsweise durch Wildschweine eintritt, so liegt ein Fall von „Höherer Gewalt“ vor. Ansonsten ist ein weiterer Antrag auf dem „normalen“, wie oben beschriebenen Wege, nicht genehmigungsfähig.

Saatgut knapp

Die Versorgung mit Nachsaatmischungen bzw. Deutschem Weidelgras für das Grünland aber auch mit Einjährigem und Welschem Weidelgras für den Ackerfutterbau, stellt sich auch in diesem Sommer sehr angespannt dar. Zum einen gab es vor dem Hintergrund der wiederholten Trockenschäden auf dem Grünland eine weit überdurchschnittliche Nachfrage insbesondere nach Nachsaatmischungen. Zum anderen war die Ernte der Grassamenvermehrung ebenfalls wegen der Trockenheit auch in diesem Jahr unterdurchschnittlich ausgefallen. Dies hat zur Folge, dass Saatgut knapp und damit auch teurer wurde. Die neue, diesjährige Ernte musste zudem erst aufbereitet und zertifiziert werden, bevor sie auf den Markt gebracht werden konnte. Die Saatgutknappheit wird infolgedessen mindestens bis zum Sommer 2020 anhalten. Dies bedeutet, dass insbesondere auch die von den Landwirtschaftskammern empfohlenen Qualitätsstatndardmischungen (QSM) bzw. die empfohlenen Weidelgrassorten für Grünland und Ackerfutter im Handel mitunter schwer zu bekommen sind. Aus der Not heraus werden die Betriebe daher Saatgut einsetzen, was im Handel erhältlich ist, auch wenn es nicht die besten Sorten sind. Gerade im Öko-Saatgutbereich sind empfohlene Sorten momentan kaum noch zu kommen. Notfalls sollten sich Öko-Betriebe eine Ausnahmegenehmigung für konventionelles Saatgut erteilen lassen

Gülle nach Trockenphasen?

Werden Grünlandböden, die über längere Zeit trocken gewesen sind und auf denen bestenfalls nur ein geringes Biomassewachstum stattfand, durch Niederschläge durchfeuchtet, kommt es durch gesteigerte mikrobiologische Prozesse zu mehr oder weniger großen Mineralisierungsschüben von Stickstoff. Dieser ist dann unmittelbar pflanzenverfügbar. Verstärkt wird dieser Prozess, wenn bereits vor Wochen organisch und/oder mineralisch gedüngt worden ist, die ausgebrachten Nährstoffe von den Pflanzen aber nicht adäquat aufgenommen wurden. Wenn nach der letzten Schnittnutzung im Spätsommer noch ein guter Herbstschnitt zu erwarten ist, können dennoch moderate Güllemengen in der Größenordnung von 40 kg/ha NH4-N bzw. 80 kg/ha Gesamt-N über Gülle ausgebracht werden. Eine zusätzliche Mineraldüngung sollte dann aber unterbleiben. Nach der letzten Grünlandnutzung im Herbst sollte, wenn eben möglich, auch unabhängig von der Sperrfrist (31. Oktober) keine Gülle ausgebracht werden, da danach kein Düngebedarf mehr besteht. Dies gilt in besonderer Weise für Weidegrünland, für sandige und extrem flachgründige Standorte, für Extensivierungsgrünland sowie für Grünland mit sehr lückigen Narben.

Ampferbekämpfung im Herbst?

Der Stumpfblättrige Ampfer ist ein problematischer Platzräuber und Lückenfüller auf dem Grünland mit geringem Futterwert. Die trockenen Verhältnisse dieses Jahres haben der Entwicklung und Ausbreitung dieser tief wurzelnden Art wieder in die Karten gespielt.

Da der Stumpfblättrige Ampfer ein sehr großes Reproduktionsvermögen aufweist und eine sehr lange Keimfähigkeit besitzt, sollte der Grundsatz der Bekämpfung lauten: „Wehret den Anfängen“. Sind auf dem Grünland nur einzelne oder eine überschaubare Population von Ampferpflanzen vertreten, sollten diese mechanisch z.B. mit dem Ampferstecher bekämpft werden oder chemisch als Einzelpflanzenbekämpfung mit Glyphosat oder Simplex. Bei größerem Auftreten – oftmals tritt der Stumpfblättrige Ampfer nur in Teilbereichen auf – kann eine Flächenapplikation mit geeigneten selektiven Herbiziden angezeigt sein.

Der effektive Einsatz von Herbiziden gegen Ampfer setzt in der Regel ein gewisses Wachstumsvermögen und bestimmte Entwicklungsstadien dieses Unkrautes voraus. Unter optimalen Bedingungen bietet sich eine sehr effektive und nachhaltige Ampferbekämpfung nach einer frühen letzten Grünlandnutzung im Herbst an. Dann treibt der Ampfer meist nochmal aus und wächst im Oktober oder bis in den November hinein bis zum blattreichen Rosettenstadium. Mit geeigneten Herbiziden, wie das kleeschonende Harmony SX (45 g/ha), können Altpflanzen und aufgelaufene Sämlinge gut bekämpft werden. Ein guter Bekämpfungserfolg ist dann sogar bis in den November hinein gegeben. Abgestorbene Ampferpflanzen im Herbst hinterlassen Lücken. Diese sollten im zeitigen Frühjahr unbedingt nachgesät werden, um die Konkurrenz zugunsten der Gräser zu fördern und um der Wiederansiedlung des Ampfers an derselben Stelle entgegenzuwirken.

Grundsätzlich ist eine optimale Platzierung wirksamer Herbizide gegen Ampfer im Herbst mitunter schwierig. Erfolgt der letzte Schnitt möglicherweise erst spät im Oktober, dann reicht die restliche Vegetationszeit kaum noch aus, dass sich der Ampfer bis zu einem bekämpfungswürdigen Stadium entwickelt. Eine chemische Bekämpfung im Frühjahr vor dem ersten Schnitt ist aber meist weniger effektiv, da insbesondere Ampferpflanzen im Rosettenstadium und aufgelaufene Pflanzen kaum erfasst werden. Bessere Bekämpfungserfolge im Frühjahr sind dann eher nach dem ersten Schnitt zu erzielen.

Nicht empfehlenswert ist der Einsatz von Harmony SX zur Ampferbekämpfung bei spät aufgelaufenen Nachsaaten. Da die jungen Graspflanzen noch empfindlich gegen das Herbizid reagieren, können diese direkt geschädigt oder zumindest in ihrer Entwicklung gehemmt werden. Dies kann wiederum deren Winterfestigkeit negativ beeinflussen.

Autor: Hubert Kivelitz