Landessortenversuche Körnermais 2024

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Körnermaisernte mit einem Claas Lexion 570

Höchste Erträge in den Landessortenversuchen Körnermais

Wo Mais diesjährig termingerecht gesät werden und ohne Beeinträchtigungen der Bodenstruktur wachsen konnte, wurden nicht selten Rekorderträge erzielt. Auch in den Landessortenversuchen Körnermais der Landwirtschaftskammer NRW überzeugten die Sorten mit Spitzenerträgen. Norbert Erhardt und Claudia Tendyck stellen die Ergebnisse vor und geben Empfehlungen zur Sortenwahl 2025.

Nach dem nassen Winter und anhaltenden Niederschlägen im April und Mai gestalteten sich die Bestellbedingungen für Sommerungen allgemein schwierig. Da die Flächen regelmäßig nicht befahrbar waren, zog sich die Maisaussaat vielfach bis weit in den Mai hinein. Regional gab es im Mai aber auch noch so viel Regen, dass letzte Flächen auch erst Anfang Juni gesät werden konnten. Während die Maisaaten bei schon fast sommerlichen Temperaturen sehr zügig zum Teil nach weniger als 8 Tagen auflaufen konnten, zog sich der Feldaufgang bei den ganz späten Saatterminen im kühleren Juni mehr in die Länge. Hohe Temperaturen im Juli und die schon wieder abnehmende Tageslänge beschleunigten dann aber für alle Bestände den Übergang in die generative Phase. Selbst Ende Mai gesäter Mais kam fast noch termingerecht in den ersten Augusttagen zur Blüte und konnte einiges an Entwicklungsrückstand kompensieren. Hohe Temperaturen bis weit in den September hinein und immer ausreichend Wasser begünstigten die Kornfüllungsphase und Abreife. Unter diesen Bedingungen waren deutliche Unterschiede im Abreifeverhalten der Sorten zu erkennen.

Bester Mais auf leichten Böden

Grundsätzlich kam der Mais 2024 dort am besten zurecht, wo früh und bodenschonend bestellt werden konnte. Die besten Bestände waren auf leichten, gut dränenden Böden im Münsterland zu finden. Regelmäßig schlechter stand der Mais auf staunassen Flächen und dort, wo der Boden zu früh befahren wurde und im Folgenden Bodenverdichtungen und Spuren die Entwicklung der Pflanzen beeinträchtigten. Den Spätsaaten fehlte es hier dann an Zug und mangelndem Massenwachstum. Diese Zusammenhänge sollten durchaus auch bei der Sortenwahl Berücksichtigung finden, denn die ertraglichen Vorteile später Sorten können nur genutzt werden, wenn der Mais ausreichend Zeit für den Ertragsaufbau hat und reif werden kann. Frühreife Sorten bringen hingegen den Vorteil mit sich, dass flexibler auf die Aussaatbedingungen reagiert werden kann. Früh reifende Maissorten bringen damit ein höheres Maß an Anbausicherheit im aktuellen Erntejahr aber auch in Hinsicht auf die termingerechte Bestellung der Folgefrucht mit sich.

Kaum Stress und wenig Krankheiten und Schädlinge

Abgesehen von den lokalen Standortproblemen traf der Mais 2024 auf gute Wachstumsbedingungen. Temporäre Wachstumsstagnationen in Folge mangelnder Phosphatverfügbarkeit in der kurzen kühlen Phase Anfang Juni blieben die Ausnahme und wuchsen sich zügig wieder aus. Wie im Vorjahr waren regional erneut Schäden durch Fritfliegenlarven zu finden. Während sich die überwiegend latenten Schäden in einer stärkeren Nebentriebbildung zeigten und dann doch regelmäßig auswachsen konnten, kam es in den Versuchen am Standort Haus Düsse zu klaren Pflanzenausfällen, die sich  im Extrem durchaus auf Größenordnungen von bis zu 10 Prozent belaufen konnten. Ebenfalls am Standort Haus Düsse waren ab August Schäden durch Waschbären offensichtlich. Auffallend ist dabei, dass die Tiere vorzugsweise die frühesten Sorten angehen. Im Extrem wurden dabei einige Parzellen komplett vernichtet, wobei die Wertbarkeit der Landessortenversuche am Standort zu keinem Zeitpunkt gefährdet war.

Erneut viel Maiszünsler in Ostwestfalen

Abgesehen vom Niederrhein ist mittlerweile in allen Landesteilen Befall mit Maiszünsler zu finden. In den Sortenprüfungen war diesjährig wieder der Körnermaisversuch in Delbrück-Ostenland am stärksten betroffen. Nesterweise konnte hier Befall von bis zu 25 Prozent befallenen Pflanzen ausgezählt werden. Bemerkenswert ist diesbezüglich, dass in der Sortenprüfung Trichogramma nach Warndiensthinweis zur biologischen Zünslerbekämpfung ausgebracht wurde. Trotz des zweifachen Schlupfwespeneinsatzes war in den Versuchsparzellen aber regelmäßig mehr Larvenbesatz zu finden als im unbehandelten Mais rund um die Sortenprüfung. Scheinbar fliegen die Schmetterlinge des Maiszünslers zur Eiablage vorzugsweise die besser entwickelten Pflanzen und Teilbereiche im Schlag an. Im Versuch war der Mais auch saatzeitbedingt immer weiter im Wachstum als im umgebenden Praxisbestand. Obwohl erste Pflanzen in Folge des Zünslerbefalls abgeknickt waren, konnte die Versuchsbeerntung mehr oder weniger verlustarm erfolgen.

Gesunde Kolben und Körner

Nachdem 2023 an mehreren Versuchsstandorten deutlicher Befall mit Kolbenfusarium zu beobachten war, zeigten sich die Sorten 2024 diesbezüglich unauffällig. Auch erste Toxinuntersuchungen von zünslerbefallenen Flächen lassen für 2024 keine relevante Toxinbelastung erkennen. Demgegenüber wurden 2023 für Delbrück-Ostenland die höchsten Werte für DON als Leittoxin gemessen. Von damals 55 Prüfsorten war in Delbrück DON bei 50 Sorten nachweisbar. Für 29 Sorten wurden DON-Gehalte von über 0,9 mg/kg Körner gemessen und damit der Orientierungswert für die Fütterung zum Teil deutlich überschritten. Sofern eine empfohlene Sorte hinsichtlich der Toxinbelastung in 2023 auffällig war, ist das bei der Beschreibung der empfohlenen Sorten angemerkt.

Sechs Versuche mit mehr als 60 Sorten

Die Landwirtschaftskammer NRW führt Landessortenversuche mit Körnermais an 6 Standorten durch. 2024 standen 61 Sorten als Kernsortiment im Reifebereich bis K 250 an allen Standorten in den Körnermaisprüfungen. An einzelnen Standorten wurden weitere, zum Teil späte reifende Anhangssorten mit K 260 zusätzlich geprüft. Dort wo es passt, steht mit jetzt 16 Prüfjahren auch die alte Sorte Ricardinio noch im Versuch. Am Abschneiden der alten Sorte im Vergleich zu den neuen Sorten ist der nach wie vor gegebene Züchtungsfortschritt in der Maiszüchtung zu erkennen. Die Ergebnisse der Anhangssorten können der Tabelle 2 für die Versuche an einzelnen Standorten entnommen werden.

Prüfung unter Praxisbedingungen

Entsprechend der Praxisbedingungen konnten die Versuche 2024 zwischen dem 23. April und 13. Mai angelegt werden. Wie im Vorjahr waren alle Versuche auswertbar, so dass die Sortenempfehlungen auf einer soliden Ergebnisbasis aufgebaut werden können. Die Standortdaten zu Boden, Saat- und Erntetermin und zur Bestandesdichte sind im Kopf der Tabelle 2 zu finden. Im Fuß der Tabelle 2 sind die an den Standorten erzielten absoluten Durchschnittserträge und Trockenmassegehalte der Körner aufgeführt. Zu beachten ist, dass es sich bei den angeführten Erträgen um Versuchserträge bezogen auf die Nettoparzelle handelt. Für die Übertragung auf ein realistisches Praxisniveau sind Abzüge in der Größenordnung von 15 bis 20 Prozent in Ansatz zu bringen. Festzustellen ist, dass in den Versuchen 2024 historisch hohe Kornerträge erzielt wurden. Lediglich der Versuchsstandort Greven fällt im Vergleich ertraglich ab. Nach früher Aussaat und hervorragender Jugendentwicklung war im Versuch am Standort Greven ab der Blüte optisch Stickstoffmangel zu beobachten, was durch eine nachgelagerte N-min-Untersuchung auch bestätigt wurde. Bemerkenswert ist auch, dass an 3 von 6 Versuchsstandorten im Mittel der Sorten mit weniger als 30 Prozent Kornfeuchte gedroschen wurde.

Sorten mit Kompensationsvermögen kommen besser zurecht.

Vor dem Hintergrund der guten Wachstumsbedingungen und des historisch hohen Ertragsniveaus in den Sortenprüfungen 2024 konnten die Maissorten ihr sortenspezifische Ertragspotenzial unter Beweis stellen. Die Ergebnisse zeigen quasi was die Sorte absolut liefern kann, lassen aber weniger erkennen, wie der Mais bzw. die Sorte unter schlechteren Wachstumsbedingungen, wie zum Beispiel  Trockenstress, reagiert. So reichten die Wasserreserven 2024 selbst an den Standorten mit leichten Böden immer aus. Unter diesen Bedingungen wären einzelne Sorten mit höheren Bestandesdichten auch ertraglich noch besser zurechtgekommen. Andere, im Ertragsaufbau flexiblere Sorten konnten die guten Wachstumsbedingungen über die Steigerung des Einzelpflanzenertrages offensichtlich besser in Ertrag umsetzen. Das kann über die Anzahl der bekörnten Kolben, die Kolbenfüllung also die Anzahl der Körner je Kolben, keine Reduktion der Kolbenspitze und zuletzt über das Korngewicht (TKM) erfolgen. Vielfach zeichnen sich solche Sorten aber auch schon durch eine großrahmige Pflanze aus. Für den üppigen Aufbau von Blättern und Stängeln wird dann schon viel Wasser verbraucht, was in trockenen Jahren dann für die Kolbenfüllung fehlen kann. So können in den trockenen Jahren wie zuletzt 2022 gegebenenfalls andere Sorten bessere und stabilere Erträge liefern.

Die besten Sorten

Im Mittel der Versuchsstandorte konnten 2024 die Sorten DKC 3323, Gutexo und KWS Arturello die höchsten Erträge realisieren. Das hohe Ertragsniveau dieser Sorten wird in der Regel auch an den Einzelstandorten (Tabelle 2) bestätigt. Sehr hohe Erträge lieferten auch wieder die frühere Sorte Wesley, Privat und erstmalig die neue Sorte Aroldo. Im dreijährigen Mittel errechnet sich der höchste Ertrag für LG 32257, was maßgeblich auf dem guten Abschneiden im Trockenjahr 2022 basiert. Höchsterträge im dreijährigen Mittel sind darüber hinaus für Glutexo, Wesley, Privat, Farmoritz und ES Traveler zu verbuchen. Nach zwei Prüfjahren fallen DKC 3323 und Agro Grizmo mit deutlich überdurchschnittlichen Erträgen positiv auf. Bezüglich der Frühreife setzt wie im Vorjahr wieder KWS Nevo die Maßstäbe. Auch Amarola kann in 3 Jahren mit niedrigsten Feuchtegehalten überzeugen. Dort, wo Körnermais kostenintensiv getrocknet werden muss, ist die Kombination aus Kornertrag und niedriger Erntefeuchte ein Maßstab für die Sortenwahl. Aus beiden Merkmalen ist dazu in Tabelle 1 die um die Trocknungskosten bereinigte Marktleistung als Bewertungskriterium berechnet. Als Abrechnungsmodalitäten sind dabei für 2024 ein Körnermaispreis von 20,- €/dt (netto), Trocknungskosten von 0,16 € je Prozent Gesamtfeuchte und ein Schwundfaktor von 1,35 zu Grunde gelegt. Wie die Berechnungen in der Tabelle zeigen, nimmt bezüglich dieses Merkmals die Wettbewerbskraft früher Sorten deutlich zu. Im dreijährigen Mittel kommen dabei die frühen Sorten KWS Emporio und Amanova am besten zu Recht.

Sortenempfehlung

In Übersicht 3 sind die Ergebnisse der Landessorten zur aktuellen Sortenempfehlung für den Körnermais- und CCM-Anbau zusammengefasst. Nach zwei guten Maisjahren und der nach wie vor anhaltenden „Sortenflut“ im Maisanbau sind viele neue Sorten, die unter den zuletzt guten Anbaubedingungen punkten konnten, in der Sortenempfehlung aufgeführt. Wichtig für die Sortenwahl sind aber auch eigene Erfahrungen, die insbesondere in schwierigen Jahren auf den eigenen Flächen gewonnen werden konnten. Vielfach ist es nicht das Abschneiden einer Sorte unter besten Wachstumsverhältnissen, sondern die Robustheit und Stressstabilität einer Sorte unter schwierigen Bedingungen, die unter Umständen auch für ältere Sorten sprechen. Darüber hinaus können auch Erfahrungen bezüglich der Druschfähigkeit oder den Trocknungseigenschaften, die in den Landessortenversuchen nur indirekt gewonnen werden können, bei der Sortenwahl Berücksichtigung finden. In die Sortenempfehlung der Landwirtschaftskammer für Körnermais und CCM werden die Sorten aufgenommen, die im drei- bzw. zweijährigen Mittel bezüglich der Kornerträge und/oder der um die Trocknungskosten bereinigten Marktleistung überdurchschnittlich (ab relativ 102) abschneiden konnten. Neue Sorten, die jetzt einjährig in den Versuchen positiv auffallen, sollten allenfalls im Probeanbau getestet werden, da für diese Sorten keine Ergebnisse aus den vorherigen Jahren mit ganz anderen Wachstumsbedingungen einbezogen sind. Für den Probeanbau werden daher auch nur Sorten mit deutlich überdurchschnittlichen Ergebnissen (ab rel. 104) in Übersicht 3 aufgeführt. Zu den empfohlenen Sorten sind zusammenfassend Angaben zur Standfestigkeit, Wuchshöhe und der Anfälligkeit für Krankheiten (Stängelfäule, Beulenbrand) in Übersicht 3 zu finden. Wie gewohnt sind die Stärken und Schwächen der empfohlenen Sorten mittels „ + „, „ – „ und „ o „ zusammenfassend dargestellt. Die Einstufungen bezüglich der Abreife, des Kornertrages und der bereinigten Marktleistung basieren dabei allein auf den Ergebnissen der Landessortenversuche. In die Beurteilungen zur Standfestigkeit, Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und der Wuchshöhe fließen neben den Erhebungen und Bonituren in den Versuchen auch die Einstufungen durch das Bundessortenamt ein. Entsprechend der Nutzungsrichtung CCM oder Körnermais sind für die Sortenwahl die einzelnen Merkmale unterschiedlich zu gewichten. So ist dem Abreifeverhalten und damit der um die Trocknungskosten bereinigten Marktleistung für den Körnermaisanbau eine höhere Bedeutung beizumessen. Dort, wo Mais für den Verkauf angebaut wird, bringen großrahmige, standfeste Doppelnutzungssorten den Vorteil mit sich, dass noch zur Ernte zwischen den Verwertungsoptionen Drusch oder Verkauf als Silomais ab Feld entschieden werden kann. Typische Doppelnutzer sind Sorten, die sowohl für die Körnermais- als auch für die Silomaisnutzung (Ausgabe 49) von der Landwirtschaftskammer empfohlen werden. Nachfolgend werden die empfohlenen Sorten kurz beschrieben:

Dreijährig geprüfte Sorten:

Amanova ( K 230/ S 210): Zweinutzungssorte mit mehrjährig früher Körnerreife, was die Reifezahl für Körnermais nicht erkennen lässt. Nach etwas abfallenden Erträgen in 2023 zeigt Amanova jetzt wieder absolut stabile Erträge über die Standorte. Konstant gute korrigierte Marktleistung. Etwas höhere Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager, aber mit guter Jugendentwicklung als CCM-Sorte für kühlere Standorte empfehlenswert.

Amarola ( K 190/ S 210): Trotz unterdurchschnittlicher Erträge errechnet sich für Amarola in Folge niedriger Erntefeuchten eine gute, um die Trocknungskosten bereinigte Marktleistung. Aufgrund der Frühreife empfiehlt sich Amarola besonders für die Grenzlagen des Körnermaisanbaus.

Amavit ( K 210/ S 210): Gesunde, frühreife, über die Jahre ertragsstabile Sorte mit im dreijährigen Mittel hoher korrigierter Marktleistung.

Digital ( K 240/ S 250): Kompaktere Körnermaissorte mit dreijährig hohen Kornerträgen in den Landessortenversuchen. Im ersten Versuchsjahr 2021 fiel Digital mit stärkerem Beulenbrandbefall auf.

Glutexo ( K 240/ S 250): Ertragsstarker, später abreifender, kompakterer Körnermais mit vergleichsweise niedrigem Kolbenansatz. Etwas höhere Anfälligkeit für Stängelfäule, was die Standfestigkeit gefährden kann.

ES Traveler ( K 250/ S 250): ES Traveller realisiert erneut hohe Kornerträge, wobei die Sorte über eingekörnte Zweitkolben die günstigen Wachstumsbedingungen nutzt und viel kompensieren kann. Der reduzierte Zweitkolben zeigt gelegentlich Pilzbefall, was 2023 auch erhöhte Toxingehalte in allen untersuchten Versuchen für Traveler zur Folge hatte. Massenwüchsig mit hohen Trockenmasseerträgen in der Silomaisnutzung.

Farmoritz ( ca. K 250/ S 260): Kompaktere Zweinutzungssorte mit späterer Kornreife zur Grenze an das mittelspäte Sortiment, was sich bezüglich der korrigierten Marktleistung deutlich negativ bemerkbar macht. Farmoritz besticht durch den massigen Kolben ( bis 20 Kornreihen) unter günstigen Wachstumsbedingungen und durch die lang grün bleibende Restpflanze.

KWS Emporio ( K 210 / - ): Frühreife Zweinutzungssorte, die mit im dreijährigen Mittel höchster um die Trocknungskosten korrigierter Marktleistung überzeugt. Emporio reift in der Restpflanze schnell ab und fiel zuletzt auch mit abreifebedingt mehr Stängelfäule auf.

LG 32257 ( K 240/ S 230): Nach diesjährig erneut hohen Erträgen errechnet sich für LG 32257 der höchste Kornertrag aller Prüfsorten im dreijährigen Mittel. LG 32257 besticht durch eine hervorragende Jugendentwicklung auch unter schwierigen Bedingungen. Optisch weniger schön ist die sortentypisch offene Kolbenspitze, was aber auch 2023 keine Auffälligkeiten bezüglich einer möglichen Toxinbelastung mitbrachte.  

P 8812 ( K 250/ S 240): Später abreifende Körnermaissorte mit im dreijährigen Mittel hohen Kornerträgen und bester Standfestigkeit. P 8812 blüht im Vergleich zu anderen Sorten sehr spät, was in Jahren mit angespannter Wasserversorgung wie 2022 die Kornfüllungsphase verkürzen kann. In den Landessortenversuchen 2023 fiel  P 8812 an drei untersuchten Standorten mit höheren DON-Gehalten auf.

Privat ( K 240/ ca. S 240): Kompaktere Zweinutzungssorte mit im dreijährigen Mittel hohen Kornerträgen bei regelmäßig späterer Abreife. Mittlere Anfälligkeit für Stängelfäule, was auch schon mal Lager zur Folge haben kann.

Wesley ( K 240/ S 210): Im dreijährigen Mittel sehr hoher Ertrag und hohe korrigierte Marktleistung. Wie die Reifezahlenkombination erkennen lässt, reift die Sorte in der Restpflanze zügig ab. Beste Kolbengesundheit. Für Wesley war in den Sortenversuchen 2023 als einzige Sorte kein Toxin an den drei untersuchten Standorten nachweisbar.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Agro Grizmo ( K 250/ - ): Kompakte Zahnmaissorte, die sich mit späterer Abreife eher für günstige Standorte anbietet.

Chelsey ( K 210/ S 230): Lange Zweinutzungssorte mit zweijährig durchschnittlichen Kornerträgen und hoher korrigierter Marktleistung.

DKC 3323 ( K 250/ S 230): Zweijährig höchste Kornerträge und hohe korrigierte Marktleistung. Harmonische Restpflanzenabreife. DKC 3323 fiel in den LSV 2023 an jedem der drei untersuchten Standorte mit höheren DON-Gehalten auf.

KWS Nevo ( K 180/ - ): KWS Nevo ist der neue Maßstab für frühe Abreife und niedrigste Kornfeuchten im Körnermaisanbau. Kompakter Wuchs mit rascher Restpflanzenabreife. Die Sorte empfiehlt sich für Grenzlagen des Körnermaisanbaus und dort, wo die Fläche zeitig für die Folgefrucht geräumt sein muss. Zumindest auf besseren Böden bieten sich vergleichsweise höhere Bestandesdichten an, um gewisse Ertragsdefizite gegenüber späteren Sorten kompensieren zu können.

LG 31240 ( K 240/ - ): Langwüchsige Sorte, die optisch eher in den Silomaisanabau passt. Nur als Körnermais geprüft mit zweijährig hohen Kornerträgen und durchschnittlicher Abreife.

LID 2404 C (K 240/ S 250): Massenwüchsige Sorte mit 2023 sehr hohen, diesjährig hohen Erträgen. LID 2404 C zeigte 2024 stärkere Bestockung. An einzelnen Standorten war im Sommer latenter Stängelbruch zu finden, was auch Beulenbrand an den Bruchstellen zur Folge hatte.

Smartboxx ( K 250/ S 260): Zweinutzungssorte mit hohen Kornerträgen in 2023 und 2024, die anteilig auch über bekörnte Zweitkolben realisiert werden. Körner- und Silomaisreife der Reifezahl entsprechend. 2023 fiel Smartboxx an den 3 untersuchten Standorten mit höheren DON-Gehalten auf.

Empfehlungen für den Probeanbau:

In diesem Jahr standen 8 Neuzulassungen durch das Bundessortenamt und 6 neue EU-Sorten erstmalig in den Landessortenversuchen mit Körnermais der Landwirtschaftskammer NRW. KWS Arturello und Aroldo machten dabei mit deutlich überdurchschnittlichen Kornerträgen auf sich aufmerksam. Als besonders frühreif zeigte sich die Sorte Amatino, woraus sich für diese Sorte auch eine deutlich überdurchschnittliche Marktleistung ableitet. Die Sorte bietet sich zum Testen besonders für Grenzlagen des CCM/ Körnermaisanbau und dort, wo kostenintensiv getrocknet werden muss, an. Überdurchschnittliche Erträge realisierten außerdem die neuen Sorten Amarone und Rooma, die sich mit späterer Abreife für den Testanbau mit Feuchtmais-/ CCM-Nutzung qualifizieren.

Norbert Erhardt und Claudia Tendyck, Landwirtschaftskammer NRW

Autor: Norbert Erhardt, Claudia Tendyck