Landessortenversuche Silomais 2014

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Eile war bei der Silomaisernte in diesem Jahr nicht geboten. Die Bestände zeigten sich lange mit grünen Blättern.


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Das wüchsige Wetter im Mai und Juni förderte 2014 das Massenwachstum der Maisbestände. Spitzenerträge waren die Folge.


Mittelfrühe Silomaissorten überzeugen

Silomais lieferte in Nordrhein-Westfalen 2014 verbreitet Spitzenerträge. In den Landessortenversuchen der Landwirtschaftskammer kamen die mittelfrühen Sorten besonders gut zu Recht.

Nach zeitiger Aussaat und guten Wachstumsbedingungen in Mai und Juni zeichneten sich die Maisbestände 2014 verbreitet durch ein enormes Massenwachstum aus. Probleme mit der Bestandsentwicklung gab es lokal dort, wo die Pflanzen nach Starkniederschlägen auf wassergesättigten Flächen standen. Hier kam es zu Sauerstoffmangel im Wurzelbereich und zu Nährstoffverlagerungen, die das Wachstum zum Teil erheblich einschränkten. Nach einer raschen Blüte während der Hitzeperiode ab Mitte Juli und einem guten Start in die Kornfüllungsphase stockte die Stärkeeinlagerung unter den feucht-kühlen Bedingungen in der zweiten Augusthälfte. Der bis dahin noch zu beobachtende Entwicklungsvorsprung gegenüber den Vorjahren relativierte sich dabei zunehmend. Mit überdurchschnittlichen Temperaturen stellten sich dann ab Anfang September aber optimale Abreifebedingungen für den Silomais ein. Im Gegensatz zum Vorjahr war auch auf Standorten mit leichtesten Böden die Wasserversorgung zu jedem Zeitpunkt gegeben. Die Bestände reiften daher landesweit langsamer in der Restpflanze ab.

Die gute Wasserversorgung in Kombination mit hohen Temperaturen und ausreichend Sonnenschein im September förderte vielmehr die aktive Reife in Form von Stärkeeinlagerung und damit einhergehender T-Gehaltszunahme in den Körnern. So ließen die Abreifeuntersuchungen der Landwirtschaftskammer zu jedem Zeitpunkt ein deutliches Vorauseilen der Kolben- bzw.- Körnerreife erkennen. Gleichzeitig war zu beobachten, dass die enormen Niederschlagsmengen im zentralen Münsterland hier eine gewisse Reifeverzögerung gegenüber Ostwestfalen und dem Rheinland mit sich brachten. In den Niederungslagen lief die Silomaisernte ab dem 20. September an. Eile war dabei in der Regel nicht geboten, da sich die Bestände mit weiterhin grünen Blättern und Stängeln als ausgesprochen „ernteelastisch“ zeigten. Tendenziell wurde daher 2014 auch mit niedrigeren Gesamttrockenmassegehalten geerntet.

Mehr Masse und weniger Klasse

Wie verbreitet in der Praxis konnten auch in den Landessortenversuchen mit Silomais 2014 die Sorten mit sehr hohen Trockenmasseerträgen geerntet werden. Im Mittel der Versuchsstandorte lagen diese bei frühen (bis S 220) und mittelspäten (ab S 260) Sorten um etwa 20 dt/ha über dem Vorjahresergebnis. Noch deutlicher konnten die mittelfrühen (S 230 bis S 250) Sorten zulegen. Mit 232 dt/ha Trockenmasse im Mittel der Sorten und Standorte wurde dabei sogar das zuletzt sehr hohe Ertragsniveau aus dem Jahr 2012 in diesem Sortiment noch übertroffen. Unabhängig von der Reifegruppe wurden in den Versuchen aber niedrigere Stärkegehalte und Energiekonzentrationen gemessen. Bei gleichzeitig aber hohen Stärke- und Energieerträgen auf dem Niveau von 2012, ist dies in erster Linie auf Verdünnungseffekte infolge des enormen Massenwachstums zurückzuführen, darüber hinaus kommen aber auch Sorteneinflüsse zum Tragen, wenn einzelne extrem massenwüchsige Sorten mit schlechteren Qualitätsmerkmalen speziell für die Biogasnutzung neu in die Versuche aufgenommen wurden. Mehr denn je sind deshalb bei der Sortenwahl für den Silomaisanbau die Qualitätsmerkmale der einzelnen Sorten zu berücksichtigen. Dies gilt insbesondere dort, wo Qualitätssilage für die Fütterung von Hochleistungstieren erzeugt werden soll.

Qualitätsmerkmale berücksichtigen

Je nach den einzelbetrieblichen Gegebenheiten kann es dabei sogar sinnvoll sein, im gewissen Rahmen auf Ertrag zu verzichten, um über eine höhere Maissilagequalität die Leistung aus dem Grundfutter zu steigern. In Abhängigkeit von Sortentyp und Kolbenanteil wird die Energie in der Maissilage in erster Linie über die Stärke geliefert. Sehr hohe Stärkegehalte in der Silage sind insbesondere dort erwünscht, wo mit moderaten Maissilageanteilen und viel Grassilage gefüttert wird. In diesen Rationen bieten sich Silagen von kolben- bzw. körnermaisbetonten Sorten an, die Maissilagen mit Stärkegehalten von bis zu 35 Prozent und mehr liefern können. Wird hingegen mit sehr hohen Anteilen Maissilage gefüttert, kann die Ration über die Maisstärke sehr hohe Anteile leicht löslicher Kohlenhydrate enthalten, die pansenazidotische Folgen befürchten lassen. In diesen Fällen sollten Sorten zum Anbau kommen, die hohe Energiekonzentrationen mit gleichzeitig niedrigeren Stärkegehalten in der Silage erwarten lassen. Bei diesen Sortentypen wird die Energie weniger über die Stärke als über eine hohe Restpflanzenverdaulichkeit realisiert. Dazu ist zu bemerken, dass die Verdaulichkeit der Restpflanze aber nicht nur sortenspezifisch zu bewerten ist, sondern sicherlich auch nicht unerheblich vom Abreifegrad beeinflusst wird. So spiegelt sich mit zunehmender Abreife ein hoher Stärkegehalt auch in der Energiekonzentration wider. Sortenunterschiede bezüglich der Restpflanzenverdaulichkeit sind am Verhältnis zwischen der relativen Energiekonzentration und dem relativierten Stärkegehalt zu erkennen. So fallen zum Beispiel im frühen Silomaissortiment die Sorten Amagrano und LG 30223 durch hohe Energiekonzentrationen (beide relativ 101) im dreijährigen Mittel auf. Amagrano schneidet gleichzeitig aber auch dreijährig mit höchsten Stärkegehalten (rel. 105) ab, während LG 30223 diesbezüglich gerade durchschnittliche Werte (rel. 99) erzielt. Bei gleicher energetischer Bewertung bringt die Sorte Amagrano dann mehr Stärke mit in die Ration, was bei der Rationsgestaltung unter Umständen zu berücksichtigen ist.

Reifegruppe beachten

Hohe Stärkegehalte spiegeln das Kornertragspotenzial der Sorte wider und gehen regelmäßig mit höheren Trockenkolbenanteilen an der Gesamttrockenmasse einher. Stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Sorten werden daher auch in den einzelnen Sortimenten mit tendenziell höheren Gesamttrockenmassegehalten geerntet. Dies gilt insbesondere in Jahren wie 2014, wenn Blätter und Stängel lange im Saft stehen bleiben und hohe Gesamt-T-Gehalte stärker über den Kolbenanteil und den T-Gehalt des Kolbens beeinflusst werden. Daraus wird auch ersichtlich, dass die optimale Silomaisreife einer Sorte weniger aus dem Gesamttrockenmassegehalt abzuleiten ist. Vielmehr wird die optimale Silomaisreife dann erreicht, wenn bei vergleichsweise noch grüner Restpflanze T-Gehalte im Korn von 58 bis 60 % erreicht sind. In Abhängigkeit vom Kolbenanteil und T-Gehalt von Blättern und Stängel kann der Gesamt-T-Gehalt dann durchaus im Bereich von 5 Prozentpunkten und mehr schwanken. Der sortenspezifisch optimale Erntetermin und die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Erntetermine der Sortimente erschweren leider die Sortenbeurteilung über die Sortimentsgrenzen hinweg. Da auch nicht alle Sortimente an jedem Versuchsstandort geprüft werden können, ist ein direkter Sortenvergleich zwischen den frühen, mittelfrühen und mittelspäten Sorten in der Übersicht 2 und auch in der Sortenempfehlung (Übersicht 3) nicht möglich, zumal sich die dargestellten Relativwerte jeweils auf eine andere Verrechnungsbasis beziehen.

Um Ertrags- und Qualitätsunterschiede zwischen den Reifegruppen aufzeigen zu können, stehen deshalb einzelne Sorten im jeweils früheren bzw. späteren Sortiment als Vergleichsorte zusätzlich, also doppelt, in den Versuchen. In diesem Jahr wurde die Sorte Farmstar sowohl im frühen als auch im mittelfrühen, Grosso im mittelfrühen und mittelspäten sowie LG 3216 wieder im mittelfrühen als auch im mittelspäten Sortiment geprüft. In den Ergebnistabellen in Übersicht 2 sind diese Sorten jeweils als Vergleichsorte am Ende aufgeführt. Aus dem relativen Abschneiden der Vergleichssorten ist zu erkennen, dass 2014, wenn überhaupt nur mit wenigen Ausnahmen, die höchsten Erträge mit mittelfrühen Sorten erzielt werden konnten. Das bestätigt auch der Vergleich der mittleren Erträge in der Übersicht 1. Auffallend gut schneiden die mittelfrühen Sorten 2014 auch bezüglich der erzielten Futterqualitäten ab. Insbesondere hinsichtlich der Energiedichte haben dabei 2014 mittelfrühe Sorten die Nase vorn.

Reifgruppe vor der Sorte wählen

Für den Silomaisanbau in Niederungslagen Nordrhein-Westfalens sollten nach wie vor vorrangig mittelfrühe Sorten im Reifebereich von S 230 bis S 250 genutzt werden, da diese Sorten erfahrungsgemäß auch in späteren Jahren noch sicher ausreifen. Frühe Sorten erhöhen hingegen die Anbausicherheit und liefern insbesondere in schwierigen Jahren regelmäßig hohe Energiekonzentrationen und Stärkegehalte. Sofern das Ertragspotenzial mittelspäter Sorten für die Fütterung genutzt werden soll, kommen hierfür allenfalls qualitativ hochwertige Sorten im Bereich S 260 und S 270, und das auch nur für absolute Gunstlagen, in Betracht. Kommen diese Sorten zum Anbau, muss sichergestellt sein, dass erfahrungsgemäß zeitig ab Mitte April gesät werden kann und die Flächen auch unter ungünstigen Bedingungen im Herbst gut befahren werden können, um diesen Sorten ausreichend Zeit für die Abreife geben zu können. Da für die Biogasnutzung hohe Gaserträge eng mit hohen Trockenmasseerträgen korrelieren, sind bei dieser Nutzungsrichtung gewisse Abstriche hinsichtlich der sicheren Abreife und der Silagequalität eher vertretbar, so dass ertragliche Vorteile späterer Sorten im Rahmen von10 bis 20 Reifepunkten genutzt werden können. Letztendlich sollte aber auch hier die Anbausicherheit in Form einer gesicherten Abreife im Vordergrund stehen.

Die besten Sorten

Mit 33 neu zugelassenen Sorten bzw. neu zu prüfenden EU-Sorten standen diesjährig erstmals mehr als 100 Sorten in den Landessortenversuchen Silomais in den Niederungslagen.

Im frühen Sortiment erzielt Laurinio in diesem Jahr die höchsten Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge. Sehr gut kam diesbezüglich auch Colisee zu Recht. Auf Grund der besseren Vorjahresergebnisse schneidet Colisee ertraglich im dreijährigen Mittel am besten ab. Bezüglich der Kombination aus hohen Stärkegehalten und hoher Energiedichte setzt mehrjährig nach wie vor Amagrano, gefolgt von LG 30222, die Maßstäbe. Nach zwei Prüfjahren fallen diesbezüglich besonders P 8057, gefolgt von Schobbi CS und Messago positiv auf. Mit diesen qualitätsbetonten Sorten können in der Regel auch hohe Stärkeerträge realisiert werden. In Hinsicht auf die Trockenmasse- und Energieerträge wird aber das hohe Niveau von Colisee und Laurinio nicht erreicht. Von den neuen frühen Sorten fallen einjährig Zoey und SY Werena mit hohen Stärkegehalten und –erträgen positiv auf. Einjährig hohe Trockenmasse- und Energieerträge werden von den neuen Sorten LG 30217 und SY Amboss erzielt.

Im mittelfrühen Sortiment setzt Grosso mit sehr guten Ergebnissen in 2014 mehrjährig die Maßstäbe hinsichtlich der Kombination aus hohen Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträgen. Die höchsten Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge im mittelfrühen Sortiment konnten 2014 allerdings mit der recht frühreifen Sorte Toninio erzielt werden. Nach durchschnittlichen Erträgen im Vorjahr kann Tonino damit zusammen mit Torres und Amamonte auch im dreijährigen Mittel ertraglich überzeugen. Hinsichtlich der Futterqualität schneiden mit mehrjährig überdurchschnittlichen Energiekonzentrationen und hohen Stärkegehalten die Sorten Farmgold, Torres, Farmstar und mit zweijährigen Ergebnissen LG 30251 am besten ab. Die mehrjährig höchsten Stärkegehalte werden aber nach wie vor von Ricardinio erzielt. Bei den neuen Sorten fallen SY Kardona, ES Metronom und Farmagic mit sehr hohen Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträgen im mittelfrühen Sortiment auf. Panvinio kann hingegen mit hohen Stärkegehalten und –erträgen überzeugen, was auch mit den sehr guten Kornerträgen und der frühen Körnerreife im LSV Körnermais korrespondiert.

Die eindrucksvollsten Ergebnisse im mittelspäten Sortiment liefert für 2014 die mittelfrühe Vergleichssorte Grosso. Zwar erzielen die Sorten Atletas, ES Yeti, Pauleen und LG 30306 noch etwas höhere Trockenmasseerträge, fallen entsprechend der Reifezahlen aber mit zum Teil deutlich späterer Abreife auf. Das Stärkeertragsniveau von Grosso wird im Standortmittel diesjährig in den Versuchen von keiner, das Energieertragsniveau nur von wenigen mittelspäten Sorten erreicht. Neben dem enormen Leistungspotenzial von Grosso ist dies auch darauf zurück zu führen, dass einzelne mittelspäte Sorten in diesen Versuchen relativ früh geerntet wurden und daher das Ertragspotenzial im Einzelfall nicht vollständig genutzt werden konnte. Sehr gute Futterqualitäten konnten wie im Vorjahr von Sunmark/ DS 0331 realisiert werden. Allerdings kommt diese Sorte ertraglich überhaupt nicht zu Recht, so dass von einer Anbauempfehlung in NRW abgesehen wird. In der Kombination aus hoher Energiedichte und hohem Stärkegehalt, fallen dies- und mehrjährig wieder die Syngenta-Sorten NK Silotop und Santacruz auf, während P 9027 mit hohen Stärkegehalten und -erträgen überzeugen kann.

Sortenempfehlung

Bei der Betrachtung der Sortenempfehlung in Übersicht 3 ist zu beachten, dass die Beurteilung der Sorten durch „+“, „o“ und „-“ wie gewohnt und oben beschrieben auf Grund der unterschiedlichen Datenbasis der Sortimente (unterschiedliche Standorte und Erntetermine) nicht über die Sortimentsgrenzen hinweg erfolgen kann. In die Sortenempfehlung aufgenommen werden die Sorten, die in einem Ertragsmerkmal mindestens zweijährig das hohe Niveau der jeweiligen Verrechnungssorten (ab relativ 102) erreichen konnten. Da insbesondere in der Rindviehfütterung aber auch Qualitätsaspekte wichtig für die Sortenwahl sind, werden aber auch Sorten berücksichtigt, die sich durch hohe Stärkegehalte (ab relativ 102) und/oder Energiedichten (ab relativ 101) auszeichnen, gleichzeitig aber auch in einem Ertragsmerkmal mindestens durchschnittlich abschneiden. Sofern eine Sorte sowohl überdurchschnittliche Energiekonzentrationen als auch hohe Stärkegehalte erzielt, sind diese in der Sortenempfehlung als Qualitätssorten mit „Q“ hervorgehoben. Im Gegensatz dazu sind massenertragsbetonte Sorten, die sowohl im Stärkegehalt als auch in der Energiekonzentration unterdurchschnittlich eingestuft wurden, in der Sortenempfehlung als Massentypen (M) gekennzeichnet. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sollten diese Sorten für die Nutzungsrichtung Biogas gewählt werden.

Welche Sorten für Biogas?

Nach wie vor wird daran gearbeitet, den sortenspezifischen Gasertrag ähnlich der Energiekonzentration für die Fütterung methodisch bewerten zu können. Aus Sicht der Sortenberatung durch die Länderdienststellen fehlt es aber noch an einer belastbaren Formel, welche mögliche Sorteneinflüsse im realistischen Rahmen abbildet. Gleichzeitig gilt es noch zu klären, welche Bedeutung dem Erntezeitpunkt bezüglich der sortenspezifischen Gasausbeute tatsächlich zukommt. Für die Biogasnutzung werden daher weiterhin die Sorten empfohlen, die höchste Trockenmasseerträge bei sicherer Abreife und T-Gehalten von mindestens 30 % auch in ungünstigen Jahren erwarten lassen. Die Maispflanze sollte dabei zum Zeitpunkt der Ernte noch einen hohen Anteil grüner Blätter und wenig verholzte Stängel aufweisen. Das bringt Vorteile bezüglich der Ernteflexibilität mit sich und ermöglicht den zügigen mikrobiellen Abbau der organischen Substanz im Fermenter. Bei grünen Blättern und Stängeln können die notwendigen Trockenmassegehalte von mindestens 30 % im Erntegut aber nur über entsprechend hohe Kolbenanteile bzw. hohe T-Gehalte im Kolben realisiert werden. Der Grundsatz, dass der Gasertrag je ha maßgeblich durch den Trockenmasseertrag je ha bestimmt wird, gilt nach wie vor. Bei vergleichbaren Trockenmasseerträgen sollte aber auch in Bezug auf die Biogasnutzung immer der Sorte mit der höheren Energie- und Stärkekonzentration der Vorzug gegeben werden. Denn es ist davon auszugehen, dass aus stärkereichen Körnern mehr, oder zumindest schneller, Gas gebildet wird, als aus der gleichen Menge Stängel und Blätter.

So sind die empfohlenen Sorten zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte frühe Sorten :

Amagrano, ca. S 210, K 210: kornertragsbetonte Zweinutzungssorte mit sehr hoher Stärkekonzentration und hoher Energiedichte. Trockenmasse- und Energieertrag deutlich unterdurchschnittlich. Aufgrund der hohen Stärkegehalte aber durchschnittlicher Stärkeertrag. Qualitätssorte für Grassilage betonte Rationen.

Colisee, S 220, K 220: frohwüchsige Zweinutzungssorte mit sehr hohem Trockenmasse- und hohem Energie- und Stärkeertrag.

Eduardo, S 210, - : sehr frühreife Silomaissorte mit mittlerem Energie- und sehr hohem Stärkegehalt. Trockenmasse- und Energieertrag unter-, Stärkeertrag durchschnittlich.

Laurinio, ca. S 220, K 200: massenwüchsige Sorte mit früher Abreife. Nach schlechteren Ergebnissen 2013 kam Laurinio 2014 wieder sehr gut zu Recht. Im dreijährigen Mittel durchschnittliche Qualitäten und hohe Erträge. 2014 höchster Trockenmasseertrag im frühen Sortiment

LG 30222, S 210, K 220: qualitätsbetonte Zweinutzungssorte mit durchschnittlichen Stärkeerträgen. Trockenmasse- und Energieertrag allerdings unterdurchschnittlich.

LG 30223, S 220, - : spätere Abreife, bei hoher Energiekonzentration und durchschnittlichem Stärkegehalt. Erträge im Sortimentsmittel.

LG 30233, S 220, K 230: stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Sorte. Durchschnittliche Energiekonzentration, Trockenmasse- und Energieertrag mittel.

Dreijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

Amamonte, S 250, K 240 : massenwüchsige Zweinutzungssorte mit durchschnittlichen Qualitäten, aber hohen Trockenmasse-, Energie- und Stärkeertrag.

Barros, S 250, - : sehr massenwüchsiger, lang grün bleibender Silomais mit späterer Abreife. Deutlich unterdurchschnittliche Energie- und Stärkekonzentration, aber sehr hoher Trockenmasseertrag. Empfehlung für den Energiemaisanbau.

ES Albatros, S 250, K 240: trockenmasseertragsbetonte Sorte mit unterdurchschnittlichen Qualitäten, die sich aus den LSV für die Biogasnutzung anbietet.

Farmgold, ca. S 240, ca. K 240: spätere Abreife, hoher Stärkegehalt und sehr hohe Energiekonzentration, Trockenmasseertrag unterdurchschnittlich. Energie- und Stärkeertrag im Sortimentsmittel

FarmFlex, ca. S 250, - : spätere Abreife und entsprechend noch niedrige Stärkegehalte und – erträge. Im dreijährigen Mittel durchschnittliche Energiekonzentration, aber hoher Energieertrag.

Farmstar, S 230, K 210: frühreife Sorte mit hoher Energie- und Stärkekonzentration, aber deutlich unterdurchschnittlichem Trockenmasseertrag.

Grosso, S 250, K 250 : massenwüchsige Zweinutzungssorte mit zum Sortimentsmittel später Abreife. Energiekonzentration unter-, Stärkegehalt durchschnittlich, aber sehr hohe Trockenmasse- und Stärkeerträge.

Niklas, S 230, - : sehr trockenmasseertragsbetonte Silomaissorte mit deutlich unterdurchschnittlicher Energie- und Stärkekonzentration, was die Sorte für den Einsatz im Bereich Biogas empfiehlt.

Ricardinio, S 230, K 220: kornertragsbetonte Zweinutzungssorte, woraus hohe Stärkegehalte resultieren. Abreife und Energiekonzentration dreijährig im Sortimentsmittel. Trockenmasse- und Energieertrag dreijährig mittlerweile unterdurchschnittlich.

Sunstar, S 240, K 250 : trockenmasseertragsbetonte Silomaissorte mit durchschnittlicher Abreife im mittelfrühen Sortiment. Energie- und Stärkekonzentration deutlich unterdurchschnittlich.

SY Kairo, S 240, - : massenwüchsige, trockenmasseertragsbetonte Silomaissorte mit durchschnittlicher Abreife. Stärkegehalt und –ertrag weit unter dem Sortimentsniveau, was, auf Grund der Bewertung der Stärke in der Energieberechnung auch deutliche Abstriche in der Energiekonzentration zur Folge hat.

Toninio, S 230, K 230: frühe, extrem massenwüchsige Silomaissorte, sehr hohe Trockenmasse- und hohe Energieerträge. Stärkegehalt unterdurchschnittlich, was aber eher auf Verdünnungseffekte zurückgeführt werden kann.

Torres, S250/ K 260: massenwüchsige Silomaissorte. Torres fällt 2014 im Trockenmasseertrag erstmals ab, besticht aber durch die mehrjährig hohe Energiekonzentration. Abreife im Sortimentsmittel. Dreijährig hoher Energie- und Stärkeertrag.

Dreijährig geprüfte mittelspäte Sorten

Avalon, S 260, K 260: späte Silomaissorte. Trockenmasse- und Energieertrag unterdurchschnittlich, aber hohe Stärkegehalte und -erträge.

ES Charter, S 270, K 250 : später abreifende Silomaissorte mit unterdurchschnittlichem Stärkegehalt. Im dreijährigen Mittel mittlere Trockenmasse- und hohe Energieerträge. Hohe Energiedichte im Vergleich zu anderen mittelspäten Sorten.

LG3216, S 260, K 240: frühe Abreife im mittelspäten Sortiment, hoher Trockenmasseertrag. Nach sehr guten Ergebnissen in 2010 enttäuscht LG3216 regelmäßig hinsichtlich der Stärkegehalte und der Energiekonzentration. Energieertrag im Sortimentsmittel, Stärkeertrag unterdurchschnittlich.

NK Silotop, S 270, - : relativ kompakter Sortentyp mit sehr früher Abreife und sehr hoher Stärkekonzentration im mittelspäten Sortiment. Durchschnittlicher Trockenmasse- und Energieertrag, Stärkeertrag sehr hoch.

P 9027, S 260, - : relativ kompakte, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Sorte mit durchschnittlichen Trockenmasse- und Energieerträgen.

SY Santacruz, S 270, - : später reifende Silomaissorte mit hoher Energie- und sehr hoher Stärkekonzentration. Trockenmasseertrag unterdurchschnittlich, Energie- und Stärkeertrag mittel.

Zweijährig geprüfte frühe Sorten

Messago, S 220, - : qualitätsbetonte Silomaissorte mit hoher Energiekonzentration und zweijährig sehr hohen Stärkegehalten. Trockenmasseertrag unterdurchschnittlich, aber hoher Stärkeertrag.

P 8057, S 200, - : Qualitätssilomaissorte mit höchster Energie- und Stärkekonzentration. Trockenmasseertrag allerdings stark unterdurchschnittlich.

Sunshinos, S 210, K 210: frühreife, stärkegehaltsbetonte Zweinutzungssorte mit deutlich unterdurchschnittlichem Trockenmasseertrag.

Zweijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

Carolinio KWS, S 230, - : Silomaissorte mit durchschnittlichen Ertrags- und Qualitätsparametern, die sich auf Grund des hohen Stärkeertrages empfiehlt.

LG 30249, S 240, K 250: langwüchsige Zweinutzungssorte mit hohen Stärkegehalten. Trockenmasse- und Energieertrag aber unter dem Sortimentsmittel.

LG 30251, S 250, - : qualitätsbetonte Silomaissorte mit früher Abreife und hoher Energie- und Stärkekonzentration.

P 8025, S 240, - : spätreifere Silomaissorte mit in Relation zur Abreife bereits hohen Stärkegehalten. Trockenmasse- und Energieertrag unterdurchschnittlich.

Zweijährig geprüfte mittelspäte Sorten

Agro Vitallo, S 270,- : massenwüchsige, spätreife Biogassorte mit sehr hohen Trockenmasse- und Energieerträgen. Stärkegehalt deutlich unterdurchschnittlich.

Indexx, S 270, - : spätreife Silomaissorte mit hohen Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträgen bei durchschnittlichen Qualitäten.

Perinio KWS, S 260, - : zweijährig sehr hohe Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge. Energiekonzentration aber unterdurchschnittlich.

Sehr späte Sorten, die in NRW ausschließlich für die Biogasproduktion in Gunstlagen geeignet sind:

Dort, wo für den Silomaisanbau zur Biogasproduktion auf sehr späte Sorten gesetzt wird, bieten sich mit mindestens dreijährigen Ergebnissen die Sorten Atletas und Palmer an. Diese Sorten fallen im mittelspäten Sortiment durch sehr hohe Trockenmasseerträge bei allerdings deutlich späterer Abreife gegenüber den Verrechnungssorten auf. Gleichzeitig ist eine deutlich unterdurchschnittliche Energie- und Stärkekonzentration zu erkennen, was neben Verdünnungseffekten auch auf eine ungenügende Ausreife zur Ernte zurückgeführt werden kann. Ertragliche Vorteile gegenüber den früheren Sorten im Sortiment sind nur dann zu erwarten, wenn allgemein früh geerntet werden kann und diesen späten Sorten genügend weitere Vegetationszeit für die Stärkeeinlagerung bzw. den Ertragsaufbau bleibt. Gerade nach Jahren mit guten Abreifebedingungen sollte das Abreiferisiko später Sorten auch in Gunstlagen aber nicht unterbewertet werden, so dass diese Sorten allenfalls im überschaubaren Umfang zum Anbau kommen sollten. Nach zweijähriger Prüfung können die 280er Sorten ES Yeti, LG 30306 und Pauleen an das Ertragsniveau von Atletas und Palmer anschließen.

Sorten für den Probeanbau

Für den Probeanbau werden Sorten nach einjähriger Prüfung in den Landessortenversuchen empfohlen, die in mindestens zwei Merkmalen im ersten LSV-Jahr deutlich überdurchschnittliche Leistungen (++) zeigten. Im frühen Sortiment fallen SY Werena und die kleinrahmige Zoey mit sehr hohen Stärkegehalten und –erträgen auf. Bei Zoey geht dies mit einer überdurchschnittlichen Energiekonzentration einher. LG 30217 zeigt in dieser Reifegruppe einjährig sehr hohe Trockenmasse- und Energieerträge, ist hinsichtlich der Abreife aber eher mit mittelfrühen Sorten zu vergleichen. Im mittelfrühen Sortiment können ES Metronom, SY Kardona und Farmagic einjährig sehr hohe Trockenmasse- und Stärkeerträge realisieren. Die Sorte Panvinio fällt durch sehr hohe Stärkegehalte auf, die sich in den Körnermaisprüfungen auch in sehr hohen Kornerträgen zeigten. Aus dem mittelspäten Sortiment wird die Sorte Ampatico KWS mit sehr hohen Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträgen für den Probeanbau in günstigen Lagen für die Energiemaisproduktion empfohlen.

Autor: Norbert Erhardt