Landessortenversuche Winterraps 2012

Körnerrapsernte

In den Landessortenversuchen nur aus NRW wurden im Mittel über die Sorten mit 42,1dt je ha rund 7 % weniger gedroschen als im Vorjahr. Die Ölgehalte lagen mit 43,3 % rund 2 % unter dem Vorjahresmittel. Von den insgesamt 16 Landessortenversuchen Winterraps in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ist in diesem Jahr lediglich einer nicht auswertbar. Die Sorten sind unter den Bedingungen einer praxisüblichen Intensität geprüft worden. Dr. Joachim Holz erläutert die Ergebnisse.

Ein umfassender Leistungsvergleich der Rapssorten mit einer darauf basierenden Sortenempfehlung ist nur auf Grundlage der mehrjährigen bereinigten Marktleistung möglich. In dieser werden neben den jeweiligen Ertrags- auch die Ölgehaltsleistungen sowie die Saatgutkostendifferenz zwischen Linien- und Hybridsorten berücksichtigt. Wie wichtig diese Betrachtung ist, zeigen auch in diesem Jahr wieder Sorten mit recht guten Erträgen, aber nur mittleren bis niedrigeren Ölgehalten, die sich dann in der bereinigten Marktleistung nur im Durchschnitt bewegen.

Die Sortenergebnisse und -empfehlungen beziehen sich auf die Lehm-, Sand- und Höhenlagenstandorte, siehe Tabelle 1 bis 4.

Gerade beim Winterraps sind die Streuungen über die Jahre und Standorte sehr groß. Daraus errechnete Mittelwerte können daher nur zur groben Orientierung dienen.

Entscheidend sind die Streuungen der Ergebnisse über die Jahre und Standorte in den einzelnen Anbauregionen. Nur daraus lassen sich die Sorten filtern, die in der Mehrzahl der Standorte und Jahre deutlichere überdurchschnittliche Leistungen gebracht haben. Diese Sorten zeigten damit eine sehr große Marktleistungssicherheit auf hohem Niveau, wie in den Empfehlungen in Tabelle 2 berücksichtigt. Von den in diesem Jahr erstjährig geprüften Sorten wiesen diese im Vergleich zu den zwei- und mehrjährig geprüften keine überzeugenden Leistungen für einen Probeanbau auf.

Die Sortenunterschiede bei der Auswinterungsneigung sind gering. Dieses zeigt sich auch in den Bonituren des Bundessortenamtes zur Winterhärte (Tabelle 3). Gleichwohl zeigten sich in den 16 Landessortenversuchen aus NRW und Niedersachsen, dass die sich Sorten Amillia, Marquis, Galileo und - noch etwas stärker - Dimension und ES Alegria deutlicher von den übrigen Sorten hinsichtlich einer schwächeren Winterhärte abheben. Die geringsten „Winterschäden“ wurden bei Visby ermittelt.

Winterhärte nicht überbewerten

In der Grafik 1 sind die Sorteneinstufungen zur Winterhärte aufgeführt. Die Differenzierungen zwischen den Sorten, bis auf die sich etwas deutlicher abhebenden letzten fünf, sind im Mittel über alle Standorte nur sehr gering. Je nach Standort traten aber zum Teil sehr deutliche Unterschiede durch die extremen Kahlfröste auf, die man auch an erheblichen Bestandesausdünnungen bei den empfindlicheren Sorten festmachen konnte. Weiterhin kam oftmals noch der Botrytisbefall bei diesen frostgeschwächten Beständen hinzu. Entsprechend stark variabel präsentierten sich die sortenspezifischen Erträge. Besonders betroffen der Versuchsstandort Lage, auf dem die Erträge relativ betrachtet zwischen 61 und 124 % im Vergleich zum Versuchsmittel schwankten und somit nicht in die Gesamtauswertung einbezogen werden konnten. Vor dem Hintergrund, dass solch extreme Witterungsbedingungen, wie in diesem Jahr, wahrscheinlich so bald nicht wieder auftreten werden, sollte man dieses Merkmal bei der Sortenwahl aber nicht überbewerten. Entscheidend sind die möglichst konstanten überdurchschnittlichen Mehrjahresleistungen.

Mehrertrag durch Öl- oder Masseerträge?

Die Grafik 2 zeigt, wie die einzelnen Rapssorten im Mittel über alle Standorte ihre bereinigte Marktleistung erbringen, eher über den Ertrag oder über den Ölgehalt oder aus einer guten Kombination aus beiden Leistungsmerkmalen. Im dreijährigen Mittel zeigt Visby, dass ihre gute bereinigte Marktleistung eher aus dem hohen Ertragsvermögen resultiert, die Ölgehalte liegen deutlich im unterdurchschnittlichen Bereich. Die Sorte PR46W20 dagegen erbringt die sehr hohen bereinigten Marktleistungen sowohl aus ihren sehr hohen Erträgen als auch ihren sehr hohen Ölgehalten. Bei den Sorten Adriana und Dimension werden die überdurchschnittlichen bereinigten Marktleistungen bei durchschnittlichen Erträgen, aber höheren Ölgehalten realisiert.

Bei den zweijährig geprüften Sorten zeigt Sherpa wie Visby, sehr hohe Erträge bei unterdurchschnittlichen Ölgehalten führen zu sehr hohen bereinigten Marktleistungen. Dagegen erzielt Genie ihre hohen bereinigten Marktleistungen eher wie PR46W20 über vergleichsweise hohe Erträge und hohe Ölgehalte. Auf einem insgesamt niedrigeren Niveau bei diesen beiden Leistungsmerkmalen liegen ähnliche Verhältnisse auch bei den Sorten Xenon, PR46W26, Treffer und Compass vor. Traviata und Sherlock zeigen wiederum unterdurchschnittliche Ölgehalte bei noch guten, leicht überdurchschnittlichen Erträgen und entspricht vom Leistungstyp her damit eher wieder Visby und Sherpa.

Die Grafik verdeutlicht, dass die Ertragsleistung oder die Ölgehaltsleistung einer Sorte allein kein Sortenwahlkriterium sein sollte. Die Kombination dieser beiden Merkmale muss in ihren Einflüssen auf die bereinigte Marktleistung stimmen.

Anbautechnische Hinweise

  • Keine extremen Frühsaaten.
  • Gesunde Sortenvielfalt: Je nach einzelbetrieblicher Rapsflächengröße zwei bis drei Sorten mit unterschiedlichen Saat- (Linien-/Hybridsorten) und Reifezeiten zur Senkung des Anbau- und Ertragsrisikos.
  • Betriebliche Besonderheiten, wie Fruchtfolgeanteil des Rapses oder organische Düngung, müssen bei der Phoma- und Sclerotiniaanfälligkeit beziehungsweise Standfestigkeit der Sorten ihre besondere Berücksichtigung finden (Tabelle 3). Sortenunterschiede bezüglich der Sclerotiniatoleranz sind zwar vorhanden, in der Praxis wird allerdings sortenunabhängig grundsätzlich eine Maßnahme gegen diese Krankheit durchgeführt. Auch die Sortenunterschiede in der Phomaanfälligkeit zeigen sich mehrjährig nicht notwendigerweise in schlechteren Sorten, wie zum Beispiel an der Sorte PR 46 W20 deutlich wird.
  • Die pflanzenbauliche Besonderheit beim Anbau von Hybridsorten ergibt sich durch die bessere Spätsaatverträglichkeit. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, die größere Zeitspanne zwischen Getreideernte und Rapssaat für eine sorgfältige Stoppelbearbeitung sowie optimale Saatbettvorbereitung zu nutzen. Bei gleicher Beize beträgt die Saatgutkostendifferenz je ha und 50 Körner je m² Aussaatstärke rund 43 €.
  • Die Aussaatstärkenempfehlungen sind der Tabelle 4 zu entnehmen.

Autor: Dr. Joachim Holz