Landessortenversuche Winterraps 2016

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Erntereifer Körnerraps

Winterraps enttäuscht!

Mit der Rapsernte 2016 können die Landwirte in NRW nicht zufrieden sein. Niedrigere Erträge als erhofft, zusätzlich oftmals auch schwächere Ölgehalte und die niedrigen Erzeugerpreise führen in der Summe zu deutlich niedrigen Erlösen. Über die Ergebnisse der Landessortenversuche und die daraus abzuleitenden Empfehlungen für die bald anstehende Aussaat berichten Heinrich Brockerhoff und Heinz Koch.

Für die Aussaat im Herbst 2015 gab es in den beiden letzten Augustwochen zunächst günstige Bedingungen. Eigentlich noch zu früh dachten viele Praktiker und warteten weiter ab. Frühsaaten liefen sehr schnell und problemlos auf. Wer weiter abgewartet hatte, der musste die Aussaat bei schlechten Witterungsbedingungen immer weiter in den September verschieben. Die Saatbedingungen für Spätsaaten waren selten optimal. Diese Bestände zeigten zunächst eine sehr verhaltene und zum Teil auch lückige Entwicklung. Der sehr milde Herbst führte in Abhängigkeit von Saattermin, Stickstoffnachlieferung und Sorte zu normalen bis sehr üppigen Beständen. Die feuchte und warme Witterung im Herbst 2015 erklärt auch das häufigere Auftreten von Kolhlhernie in diesem Anbaujahr.

Frost gab es im kalendarischen Winter nur an wenigen Tagen. Dezember und Januar waren deutlich zu warm. Blattverluste über Winter gab es nicht. Das Frühjahr war warm und trocken. Probleme gab es auf Standorten, die überwiegend organisch gedüngt wurden. Aufgrund der trockenen Oberböden war die N-Nachlieferung verhalten. Mitte April begann der Raps in den Niederungen mit der Blüte. Während der Blüte war es niederschlagsarm. Erst Ende Mai setzten zum Teil ergiebige Niederschläge ein. Der Juni war sehr nass, bedeckt und sonnenarm. Keine wirklich günstigen Bedingungen in der Abreife. Krankheitsdruck, vor allem mit Sclerotinia und Verticillium, und der Mangel an Sonnenstunden führten zu einer sehr schnellen Abreife mit niedrigen Tausendkorngewichten und erklären weitgehend die schlechtere Ertrags- und Ölleistung. Gut bis sehr gut gedroschen haben in den Versuchen die Höhenstandorte.

Ein Standort ist kein Standort!

Im Herbst 2015 wurden von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen an 7 Standorten Landessortenversuche angelegt. Dabei handelt es sich um 4 Standorte auf Lehm, 1 Standort auf Sand und 2 Standorten in Höhenlagen. Geprüft wurden insgesamt 26 Sorten. Dabei handelt es sich um 24 Hybrid- und 2 Liniensorten. Unter den 24 Hybriden sind mit Mentor und Menhir 2 Sorten mit Resistenz bei Kohlhernie.

Von den 7 Standorten in NRW konnten leider nur 4 Standorte in die Auswertung einbezogen werden. Ungleichmäßiger Auflauf, Kohlhernie oder zu starke Ertragsschwankungen zwischen den Wiederholungen waren die Ursache dafür, dass 3 Standorte nicht gewertet werden konnten. Die scharfe Selektion bei den Standorten ist notwendig, damit nur wirklich aussagekräftige Versuche in die Auswertung einbezogen werden können und keine Zufallsergebnisse entstehen. Eine zuverlässige Sortenempfehlung für die verschiedenen Standortgruppen kann aus den 4 Versuchen in NRW nicht abgeleitet werden. Die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und die gemeinsame Nutzung von Versuchsergebnissen bringt über zusätzliche Standorte in vergleichbaren Boden- und Klimaräumen deutlich mehr Sicherheit in die Aussagekraft der Versuchsergebnisse und macht die Aussagen sicher.

Die zusammengefassten mehrjährigen Ergebnisse als bereinigte Marktleistung für die einzelnen Bodengruppen sind in Tabelle 1 dargestellt. Hierbei wurden neben dem Ertrag die Ölgehalte berücksichtigt und bei den Hybridsorten Zuschläge für die höheren Saatgutkosten mit eingerechnet.

Tabelle 2 zeigt die agronomischen Eigenschaften der geprüften Sorten. Diese Angaben sind der aktuellen Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes entnommen. Hier werden die Sorten aus unserer Sicht sehr zutreffend beschrieben. Diese Informationen, kombiniert mit Erfahrungen aus der Praxis zur Saatzeiteignung führen zu einer guten Sortenentscheidung.

Schwerpunkt auf bewährte Sorten legen

Züchtung erarbeitet mit kleinen Schritten Leistungsfortschritt. Die Schritte sind klein, aber stetig und verändern das Sortenangebot von Jahr zu Jahr. Neben der Ertragshöhe spielen die Ertragssicherheit und das Wissen um die Besonderheiten einer Sorte für den Landwirt eine wichtige Rolle. Ältere, bewährte Sorten haben für den Praktiker daher einen Zusatzwert. Mehrjährig bewährte Sorten sollten daher die Basis bei der anstehenden Sortenentscheidung bilden und durch vielversprechende neuere Sorten ergänzt werden.

Leistungsstark zeigen sich auch in diesem Jahr die schon mehrjährig geprüften Hybriden Avatar, DK Exstorm und Hybrirock sowie die Liniensorte Arabella. Hier ist eine weitere Empfehlung einfach. Leicht unterdurchschnittlich zeigten sich einige bislang bewährte Sorten wie Mercedes, PR46W20, PT 211, Sherpa und Raptor. Deutlicher abfallend auf die Jahresbedingungen reagierten Marathon, PR46W26, Vesuvio und die Liniensorte Patron.

Mit Fencer, Flyer und Penn gibt es im Bereich der nunmehr zweijährig geprüften Sorten leistungsstarke Nachrücker. Diese Sorten sollten verstärkt in den Anbau genommen werden. Penn und Fencer stehen dabei in der Leistung vor Flyer.

Was brachten die neuen Sorten?

Neu in die Versuche aufgenommen wurden insgesamt 7 Sorten. Bei diesen Sorten handelt es sich ausschließlich um Hybriden. Mit Mentor und Menhir sind 2 Sorten mit Kohlhernieresistenz vertreten.

Alvaro KWS, Arazzo und Bender zeigten überzeugende Leistungen im Bereinigten Marktertrag. Attletick fällt im Vergleich zu diesen 3 Sorten in der Leistung etwas ab, während Harcol nicht überzeugen konnte.

Die kohlhernieresistenten Sorten Menhir und Mentor zeigen bei Nichtbefall wie erwartet unterdurchschnittliche Leistungen. Diese Sorten sollten zum Schutz der auf eher wackeligen Beinen stehenden Resistenz nur auf wirklich gefährdeten Flächen angebaut werden.

Sortenempfehlungen für die kommende Aussaat

Die zusammengefasste Sortenempfehlung ist in Tabelle 3 aufgeführt. Nachfolgend werden Sorten kurz näher beschrieben, die durchgängig auf allen Standortgruppen empfohlen werden. In der Tabelle 3 sind zusätzlich Sorten enthalten, die eingeschränkt unter bestimmten Bedingungen weiter empfohlen werden können. Zu dieser Gruppe gehören die schon mehrjährig geprüften Hybriden Mercedes, PT 211, PR46W20 und Raffiness sowie die neue Sorte Attletick.

Mindestens 3-jährig geprüft

Arabella: Kann als Liniensorte mehrjährig mit den leistungsstarken Hybriden mithalten. Hohe Erträge mit etwas schwächeren Ölgehalten. Frühsaateignung, nicht für Spätsaaten geeignet. Kurz im Wuchs mit guter Gesundheit.

Avatar: Nach vielen guten Vorjahresergebnissen 2016 mit etwas schwächeren Ergebnissen. Für mittlere Saattermine geeignet. Relativ frühe und homogene Abreife. Standfest mit kleinen Schwächen bei der Gesundheit. Überdurchschnittliche Ölgehalte.

DK Exstorm: Robuste und langjährig ertragsstarke Sorte mit durchschnittlichen Ölgehalten. Für mittlere und späte Saattermine. Etwas länger im Wuchs mit mittlerer Standfestigkeit und guter Gesundheit. Das Stroh reift etwas verzögert zur Restpflanze ab.

Hybrirock: Robuste und langjährig ertragsstarke Sorte mit leicht unterdurchschnittlichen Ölgehalten. Für mittlere und späte Saattermine. Etwas länger im Wuchs mit mittlerer Standfestigkeit.

Zweijährig geprüft

Fencer: Im 2.Prüfjahr bis auf Sand nicht ganz so überzeugend wie 2015. Leicht überdurchschnittliche Ölgehalte. Spätsaateignung und gute Gesundheit.

Flyer: Im 2.Prüfjahr nicht ganz so überzeugend wie 2015. Leicht überdurchschnittliche Ölgehalte. Für mittlere Saattermine. Standfest und gute Gesundheit.

Penn: Bestätigt im 2. Prüfjahr die sehr guten Vorjahrsergebnisse. Hoher Ertrag und mittlere Ölgehalte. Für mittlere und spätere Saattermine geeignet. Gute Standfestigkeit und gute Gesundheit.

Einjährig geprüft

Alvaro KWS: Die Sorte zeigt auf vor allem auf Löß, Lehm und Sand eine sehr gute Leistung bei der Bereinigten Marktleistung. Sehr hohe Erträge bei etwas schwächeren Ölgehalten. Für die Aussaat 2016 steht nur sehr begrenzt Saatgut zur Verfügung.

Arazzo: Bei etwas schwächeren Ölgehalten und sehr hohen Kornertragen sehr gute Ergebnisse bei der Bereinigten Marktleistung. Frühsaateignung und standfest. In der Reife ähnlich früh wie Avatar.

Bender: Die Höchsteinstufungen der Sorte bei Ertrag, Ölgehalt und Ölertrag konnten bestätigt werden. Für mittlere und spätere Saattermine geeignet. Gute Standfestigkeit und gute Gesundheit. Das Stroh reift etwas verzögert zur Restpflanze ab.

Unter www.sortenberatung.de können sie mit ihren eignen Kriterien für die entsprechenden Ansprüche ihre Sortenempfehlung erstellen. Für eine individuelle Beratung stehen die Pflanzenbauberater der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zur Verfügung.