Landessortenversuche Winterraps 2025


Die nordrhein-westfälische Anbaufläche für Winterraps lag zur Ernte 2025 bei 53.000 ha und blieb damit im Vergleich zum Vorjahr annähernd konstant. Auch der Marktpreis hat sich auf einem realistischen Niveau stabilisiert. Betriebe, die der Kultur auch nach der schlechten Ernte 2024 treu geblieben sind, wurden diesjährig mit hohen Erträgen und Qualitäten belohnt. Mit einer an den Standort und die Kulturführung angepassten Sortenwahl lassen sich durchschnittliche Mehrleistungen erzielen.
Raps im Glück
Winterraps ist für die meisten Betriebe eine reine Marktfrucht und stellt gleichzeitig weder besondere Anforderungen an die Anbau-, Ernte- oder Lagertechnik noch an den Standort. Daraus resultiert, dass die jährliche Anbaufläche stark vom Marktpreis und der wirtschaftlichen Vorzüglichkeit gegenüber anderen Kulturen beeinflusst wird. Die gestiegenen Ölpreise ab Beginn des Russisch-Ukrainischen Kriegs führten daher kurzfristig zu einer deutlichen Ausweitung des Anbaus, der nach einer schlechten Ernte und deutlich gefallenen Marktpreisen aber wieder auf ein „normales“ Niveau zurückgegangen ist.
Anders als im Vorjahr, das fast während der gesamten Vegetationszeit des Winterraps vor allem durch zu hohe Niederschläge auffällig war und in dem auch daher insgesamt nur stark unterdurchschnittliche Ertragsleistungen erzielt wurden, verlief die Witterung in der Saison 2024/2025 für den Winterraps sehr günstig: Bereits die Aussaat erfolgte überwiegend unter guten bis sehr guten Bedingungen und die nachfolgend milden Bedingungen und ausreichenden Niederschläge erlaubten eine gleichmäßige und kräftige Herbstentwicklung. Die höchstens schwach ausgeprägten Kahl- und Spätfröste wirkten sich nur sehr vereinzelt negativ aus und die ab März einsetzende Trockenheit wurde von den meisten Beständen gut kompensiert, da meist ausreichend Wasser auch aus den tieferen Bodenschichten aufgenommen werden konnte. Auch der Krankheits- und Schädlingsdruck war über die gesamte Saison betrachtet nur sehr gering und ermöglichte es die Bestände mit wenigen gezielten Maßnahmen sicher zu führen.
Darüber hinaus wirkten sich die vielen Sonnenstunden sehr positiv auf die Ölerträge aus. Anders als im Vorjahr stand bei den meisten Betrieben beim Kornertrag mindestens eine „4“ und oft eine „5“ an erster Stelle, bei gleichzeitig hohen Ölgehalten von häufig über 45%. Auch auf leichteren Böden fiel die Ernte überraschend gut aus und bereitete bis auf wenige Ausnahmen technisch keine größeren Probleme. Da sich die Marktpreise im Vergleich zu vor 2021 auf einem etwas höheren Niveau stabilisiert haben, blicken die meisten nordrhein-westfälischen Betriebe somit insgesamt auf eine erfolgreiche Rapsernte zurück. Dies gilt besonders auch dann, wenn man die aktuellen Marktpreise mit denen von Getreide, Zuckerrüben oder Kartoffeln vergleicht.
Auswertung unter erschwerten Bedingungen
Anders als im Vorjahr, in dem mehrere der nordrhein-westfälischen Landessortenversuche mit Winterraps entweder nicht angelegt oder witterungsbedingt nicht erfolgreich ausgewertet werden konnten, verlief die Saison 2024/2025 versuchstechnisch sehr erfolgreich. Alle der insgesamt 7 Versuche wurden unter guten Bedingungen im Zeitraum vom 27. August bis 5. September gesät und entwickelten sich im Herbst und nachfolgenden Frühling überwiegend dicht und gleichmäßig. Wie bereits im Vorjahr erfolgte die Prüfung in zwei Pflanzenschutzintensitäten (extensiv = ohne Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz / intensiv = mit Herbst- und gegebenenfalls Frühlingsbehandlung, zusätzlich mit Blütenbehandlung). Die Ernte der Versuche erstreckte sich vom 17. Juli auf Gut Ving (Nörvenich) bis zum 7. August auf Haus Riswick (Pfalzdorf). Die durchschnittlichen Kornerträge lagen bei 43,7 dt/ha in Nörvenich, 47,1 dt/ha in Pfalzdorf und 49,7 dt/ha in Blomberg-Großenmarpe. An den übrigen 4 Standorten lagen die Kornerträge in einem engen Bereich von 51,4-51,9 dt/ha. Die durchschnittlichen Ölgehalte lagen zwischen 44,8% und 48,0% und die resultierenden Ölerträge bei 20,1-24,6 dt/ha. Bei einem angenommenen Marktpreis von 48 EUR/dt wurden durchschnittliche Marktleistungen von 2297-2757 EUR/ha berechnet. Der vollständige Verzicht auf den Einsatz von Fungiziden und Wachstumsreglern führe zu Ertragsverlusten von bis zu 14% in Nörvenich. Die nordrhein-westfälischen Ergebnisse werden für die aktuelle Auswertung um bisher 6 Versuche aus Niedersachsen und einen Versuch aus Hessen ergänzt. Die zunächst nur vorläufigen Ergebnisse werden (online) aktualisiert, sobald die Ernte länderübergreifend abgeschlossen ist. Die nachfolgenden Sortenempfehlungen sind allerdings bereits ausreichend abgesichert.
Sortenfortschritt versus Anbausicherheit
Der Sortenwechsel bei Winterraps hat in den letzten Jahren weiter zugenommen. Sorten die mehr als 5 Jahre in den Versuchen stehen sind selten und viele Kandidaten gelten bereits nach 3 Jahren als überholt und müssen den intensiv beworbenen Neuzulassungen weichen. Dies führt einerseits dazu, dass meist die Sorten mit dem höchsten Ertragspotential geprüft werden, bedeutet aber auch, dass es schwierig ist diese zuverlässig einzuschätzen. Das gilt vor allem, da einige Sorten stark auf wechselnde Umweltbedingungen reagieren und in einzelnen Jahren unterschiedliche Ergebnisse erzielen können. Als mögliche Informationen um die Anbausicherheit einer Sorte zu bewerten, können die Variation der Ergebnisse zwischen den Anbaugebieten und zwischen den Jahren angenommen werden. Betriebe, die sich für eine ertragllich weniger stabile Sorte entscheiden sollten diese durch eine bewährte oder komplementäre Sorte ergänzen, um das standort- und betriebsspezifische Anbaurisiko zu begrenzen.
Ernesto KWS kann trotz der langen Prüfdauer auch zur Ernte 2025 wieder mit teils deutlich überdurchschnittlichen Kornerträgen und guten Ölgehalten überzeugen und bleibt daher nach wie vor eine sichere Anbauempfehlung für den nordwestdeutschen Raum. Die relativ großrahmige Sorte ist bevorzugt für mittlere Aussaaten geeignet, durchschnittlich standfest und begünstigt durch die RlmS-Resistenz gegen Phoma insgesamt relativ gesund. Die Abreife ist normal mit leichter Reifeverzögerung des Strohs.
Daktari erzielt vor allem in „gesunden“ Jahren ohne starken Krankheitsdruck nach wie vor stabil überdurchschnittliche Kornerträge und Ölgehalte und ist darüber hinaus relativ saatzeitflexibel und standfest. Die Sorte ist, wie die meisten, resistent gegenüber dem Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV). Bei der Kulturführung zu beachten sind die relativ späte Kornreife und die hohe Anfälligkeit gegenüber Phoma.
PT 302 hat sich dreijährig als ertragsstabil erwiesen und erzielt vor allem aufgrund des hohen Ölgehalts leicht überdurchschnittliche Marktleistungen, vor allem auf mittleren bis schweren Standorten. Die etwas höhere Lagerneigung und die fehlende Phoma-Resistenz erfordern einen angepassten Pflanzenschutzeinsatz. PT 302 ist eher für spätere Aussaaten geeignet und reift normal ab.
LG Adonis erzielte diesjährig zwar nur ein relativ schwaches Ergebnis, überzeugt mehrjährig aber vor allem durch eine relativ gute Standfestigkeit und Gesundheit bei durchschnittlichen Kornerträgen und leicht überdurchschnittlichen Ölgehalten. Die Sorte ist eher für frühe Aussaaten und mittlere bis schwere Standorte geeignet. Die Kornreife ist normal mit leichter Reifeverzögerung des Strohs.
Vespa wird nach einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte nur noch eingeschränkt empfohlen, zählt aber ebenfalls zu den Sorten, die eher für eine frühe bis mittlere Aussaat geeignet sind. Die Sorte ist überdurchschnittlich standfest und relativ spätreif. Der Ölgehalt ist unterdurchschnittlich
Humboldt lässt sich nach den diesjährigen Ergebnissen nur noch eingeschränkt für die Mittel- und Höhenlagen empfehlen. Die großrahmige und spätreife Sorte erfordert eine frühe bis mittlere Aussaat und eine gute Wasserversorgung, schwankt mehrjährig und länderübergreifend aber stark im Ertrag. Positiv zu bewerten sind die gute Standfestigkeit und Gesundheit, negativ der geringe Ölgehalt.
Archivar profitiert nach wie vor von den sehr guten Ergebnissen zur Ernte 2023, kann vor allem in den nordrhein-westfälischen Versuchen aber erneut nicht daran anschließen und wird daher weiter nur eingeschränkt bei positiven Anbauerfahrungen empfohlen. Abgesehen von der relativ stark schwankenden Ertragsleistung zeichnet sich die Sorte durch eine gute Standfestigkeit und Gesundheit sowie einen sehr höhen Ölgehalt aus, der sich auch positiv auf die Marktleistung auswirkt.
Cheeta erzielt auch im zweiten Prüfjahr stabile und überdurchschnittliche Kornerträge und Ölgehalte und wird daher für den Anbau zur Probe empfohlen. Die Sorte reift gleichmäßig ab, scheint aber trotz der Rlm7-Resistenz etwas anfälliger gegenüber Phoma.
KWS Vamos überzeugt im zweiten Prüfjahr erneut mit stark überdurchschnittlichen Kornerträgen und Ölgehalten in allen Anbaugebieten. Die Sorte ist relativ saatzeitflexibel, großrahmig und durchschnittlich gesund. Die etwas höhere Lagerneigung ist zu beachten. Der Blühbeginn ist relativ früh, die Kornreife liegt etwa im Sortimentsdurchschnitt. Bei guten Ergebnissen auch zur Ernte 2026 ist eine zukünftige Hauptempfehlung für die Sorte zu erwarten.
KWS Ektos erzielt zwar durchschnittlich etwas geringere Kornerträge und Ölgehalte als KWS Vamos, kann vor allem in den besseren Niederungslagen aber ebenfalls mit guten Marktleistungen überzeugen und ist besonders für spätere Aussaaten eine mögliche Alternative für den Anbau zur Probe.
6+1 neue Sorten in der Prüfung
2025 erstmals geprüft wurden die neuen Sorten LG Aberdeen, KWS Wikos, Churchill, Detlef, Ceos und Firenzze. Davon potentiell interessant scheinen vor allem LG Aberdeen als Nachfolger von LG Activus, KWS Wikos mit zusätzlicher Rlm7-Resistenz und Ceos und Firenzze mit einem hohen Ertragspotential. Churchill und Detlef hingegen enttäuschten im ersten Prüfjahr sehr deutlich.
Ceos wird aufgrund der hohen Kornerträge und Ölgehalte bereits für einen Anbau zur Probe empfohlen, auch weil die Sorte nach Angabe des Züchters eine hohe Saatzeitflexibilität aufweist. Die relativ großrahmige Sorte scheint, ausgehend von den bisherigen Bonituren, etwas weniger standfest aber relativ gesund. Ceos blüht relativ spät, reift nach bisherigen Erkenntnissen aber normal ab.
Außerhalb der Konkurrenz, da ohne deutsche Prüfung, wurde auf Wunsch der Beratung zusätzlich die Sorte DK Excited in den Anhang aufgenommen. Die relativ späte Sorte mit genetisch fixierter Schotenplatzfestigkeit erzielte in einzelnen Versuchen überraschend hohe, insgesamt aber stark schwankende Kornerträge bei überdurchschnittlichen Ölgehalten. Allerdings kann nach einjähriger Prüfung noch keine zuverlässige Aussage über die durchschnittliche Sortenleistung getroffen werden und eine potentielle Anbauempfehlung ist frühestens nach der Ernte 2026 zu erwarten.
Was tun bei Kohlhernie?
Kohlhernie tritt in Nordrhein-Westfalen nach wie vor relativ selten auf, kann auf befallenen Standorten aber zu hohen Ertragsverlusten führen. Da alternative Maßnahmen nur langjährig wirken, ist bei Befall der Anbau von kohlhernieresistenten Sorten meist die einzige Option. Auf gesunden Standorten ohne Kohlhernie sollte der Anbau dieser Sorten unterbleiben, da die Kornerträge und Ölgehalte durchschnittlich geringer und die Anbaueigenschaften nicht immer überzeugend sind.
LG Baracuda (KH) scheint im direkten Vergleich zu Cromat etwas besser für den Anbau auf leichten Standorten geeignet, sollte aufgrund der sehr zügigen Vorwinterentwicklung und hohen Lagerneigung allerdings möglichst spät gesät werden. Die Sorte ist resistent gegenüber Kohlhernie aber sonst relativ weniger gesund und erzielt im Vergleich zu den Standardsorten deutlich geringere Marktleistungen.
Cromat (KH) ist auch für mittlere Aussaaten geeignet und insgesamt deutlich standfester und etwas gesünder als LG Baracuda. Die Sorte wird für mittlere bis schwere Standorte bevorzugt empfohlen. Auch Cromat erzielt durchschnittlich geringerer Kornerträge und Ölgehalte als die Standardsorten. Die tendentiell etwas frühere Kornreife korreliert nicht optimal mit der Reifeverzögerung des Strohs.
Als mögliche Alternative für frühe Aussaattermine kann nach wie vor die Sorte LG Alledor (KH) genannt werden, die bis zur Ernte 2023 in den Landessortenversuchen geprüft wurde. Die Sorte ist im Vergleich zu den vorgenannten Sorten etwas später in der Abreife, relativ standfest und gesund.
Ausblick
Die diesjährige gute Ernte bei Winterraps und die relativ geringen Preise für Getreide, Zuckerrüben und Kartoffeln könnten dazu beitragen, dass sich die Anbaufläche der Kultur zur Aussaat 2026 leicht erhöht. Abgesehen von der direkten Marktleistung trägt Winterraps auch durch seinen hohen Vorfruchtwert und seinen Beitrag zum Integrierten Pflanzenbau, einschließlich dem Management von Problemungräsern und Fruchtfolgekrankheiten zum betrieblichen Management bei. Der relativ geringe Schädlingsdruck der vergangenen beiden Jahre sollte allerdings nicht dazu verleiten auf das Aufstellen von Gelbschalen und die regelmäßige Kontrolle der Bestände zu verzichten, denn trotz zunehmend gesunder Sorten zählt Winterraps nach wie vor zu den potentiell intensiver zu führenden Kulturen.
- Tabellen: Landessortenversuche Winterraps 2025
469 KByte
- Druckversion: Winterraps - Ergebnisse der Landessortenversuche 2025 und Sortenempfehlungen
89 KByte
- www.sortenberatung.de
Autor: Johannes Roeb, Heinz Koch