Vermehrungsflächen legen zu

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Vermehrungsfläche von Winterweizen

Wintergetreide nimmt vom Flächenumfang auch in 2013 den Schwerpunkt in der Saatgutvermehrung in Nordrhein-Westfalen ein. Die Vermehrungsfläche umfasst beim Wintergetreide insgesamt 10 986 ha, was 77 % der Gesamtvermehrungsfläche entspricht; siehe dazu die Tabelle. Gegenüber dem Vorjahr wurden die Wintergetreidevermehrungsflächen um 14 % ausgedehnt. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass in 2012 stärkere Verluste durch die Kahlfröste in Westfalen-Lippe zu verzeichnen waren. Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit denen von 2012, bleibt es dennoch noch bei einem Zuwachs von 11 %.

Mit 6 314 ha und einem Anteil von 44 % an der Gesamtvermehrungsfläche hat der Winterweizen seine dominierende Stellung noch einmal verstärkt. Im Vergleich zu 2012 ist bei der Weizenfläche diesmal ein Zuwachs von gut 17 % zu verzeichnen. Betrachtet man die Entwicklung der Weizenfläche in den Landesteilen, ist zu sehen, dass neben den Zuwächsen im Rheinland von knapp 12 % auch deutliche Zuwächse in Westfalen Lippe in einer Größenordnung von 24 % zu verzeichnen sind. Vergleicht man die aktuelle Weizenvermehrungsfläche in Westfalen-Lippe aber mit den Zahlen aus 2011, so ist hier sogar ein leichter Rückgang zu erkennen. Die großen Zuwachsraten gegenüber 2012 erklären sich hier allein durch die drastischen Auswinterungsverluste im vorletzten Winter. Wintergerste bleibt auch in diesem Jahr zweitstärkste Fruchtart und wird auf 2 916 ha vermehrt. Im Vergleich zu 2012 bedeutet dies ein Plus von gut 9 %. Im Rheinland hat sich die Wintergerstenfläche gegenüber dem Vorjahr um knapp 7 % erhöht, in Westfalen legte sie mit einem Plus von 11 % kräftig zu. Triticale steht auf insgesamt 1 391 ha. Die Fläche hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 15,6 % erhöht. Während die Triticalefläche im Rheinland leicht abnahm, wurde sie in Westfalen-Lippe um gute 22 % ausgedehnt. Nach zwei Jahren mit deutlichen Zuwächsen hat sich die Roggenfläche in 2013 mit 334 ha auf Vorjahresniveau stabilisiert. Winterhafer ist nach wie vor eine Besonderheit im Rheinland, die Vermehrung erfolgt auf insgesamt kleinerer Fläche. In 2013 sind dies knapp 50 ha.

Weniger Sommergetreide

Nachdem Sommergetreide im letzten Jahr wegen der Auswinterungsverluste noch eine deutliche Zunahme erfahren hat, wurden die Vermehrungsflächen von Sommergerste und Hafer wieder zurückgefahren und liegen mit 712 ha knapp unter dem Niveau aus dem Jahr 2011. Dies belegt die in den vergangenen Jahren zu beobachtende abnehmenden Bedeutung in der Praxis. Für die Ernte in 2013 wurden 1 091 ha Vermehrungsfläche mit Öl- und Faserpflanzen bestellt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies zwar einem leichten Rückgang von 7,3 %. Betrachtet man die Flächenentwicklung über mehrere Jahre, so ist jetzt eine Stabilisierung festzustellen. In Nordrhein-Westfalen hat die Vermehrung von Raps traditionell einen hohen Stellenwert. Immerhin standen hier im Mittel der letzten Jahre gut 25 % der bundesweiten Vermehrungsflächen von Winterraps. Bei der Entwicklung der Grassamenvermehrungen konnte der Trend der letzten Jahre gestoppt werden. Die Vermehrungsflächen sind nach der Ausdehnung in 2012 auch in diesem Jahr angestiegen und zwar um 3,8 %. Dies ist sicherlich eine Folge der knappen Verfügbarkeit und der gestiegenen Preise am Gräsermarkt. Mit 235 ha ist die Fläche bei den Leguminosen in NRW wieder gesunken und liegt etwa auf dem Niveau von 2011. Die Erzeugung von Pflanzkartoffeln spielt in Nordrhein-Westfalen nur eine untergeordnete Rolle, die vorläufig angemeldeten Zahlen liegen bei 51ha.

Mehr Vermehrungsbetriebe als im Vorjahr

Die Entwicklung mit ständig sinkender Zahl von Vermehrungsbetrieben hat sich nicht fortgesetzt. In 2013 erzeugen in NRW mit 601 Betrieben etwas mehr Vermehrer Saat- und Pflanzgut als im Vorjahr. Die Struktur in der Saatgutvermehrung hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. Gegenüber 2012 hat sich die durchschnittliche Vermehrungsfläche je Betrieb angesichts der höheren Anzahl an Vermehrern allerdings nur geringfügig erhöht. Im Mittel beträgt die durchschnittliche Vermehrungsfläche pro Betrieb im Rheinland jetzt 28,7 ha und in Westfalen-Lippe 20,4 ha. 1997 lag die durchschnittliche Fläche je Vermehrer im Rheinland noch bei 14,7 ha und in Westfalen-Lippe bei 15,2 ha. Die Entwicklung der Vermehrungsflächen auf Kreisebene zeigt, dass die Saatgutvermehrung in NRW ihre Schwerpunkte in den Kreisen Erftkreis/Köln, Düren, Gütersloh und in Lippe hat. In den zuerst genannten drei Kreisen wird Saatgut jeweils auf einer Fläche von über 1 000 ha vermehrt, in Lippe liegt die Vermehrungsfläche bei 937 ha. Dahinter folgen mit Flächenanteilen von mehr als 500 ha Vermehrung noch die Kreise Rhein-Sieg, Herford-Bielefeld, Kleve, Euskirchen, Warendorf und Soest.

Winterweizen bedeutendste Fruchtart

Bei der in der Vermehrung bedeutendsten Fruchtart Winterweizen ist das Sortenspektrum schon seit jeher breit gefächert. In 2013 werden landesweit 75 Weizensorten oder noch nicht zugelassene Stämme vermehrt. In NRW sind Tobak (856 ha), Elixer (762 ha) und JB Asano (469 ha) die drei größten Sorten, die zusammen rund ein Drittel der Weizenvermehrung einnehmen. Es folgen Julius (369 ha), Matrix (314 ha) Premio (301 ha), Inspiration (275 ha) und mit etwas Abstand noch Primus (213 ha), Winnetou (205 ha), Tabasco (197 ha), Smaragd (186 ha) und Henrik (163 ha). Des Weiteren kommen dann noch Meister, Lear, Hermann und Mulan. Zusammen nehmen diese Sorten 76 % der Weizenvermehrungsflächen ein. Betrachtet man die Sortenverteilung in beiden Landesteilen, so ergibt sich folgendes Bild: Im Rheinland setzt sich das Weizensortiment aus 47 Sorten (im Vorjahr 40) zusammen. Die größten Sorten sind hier Tobak, Premio und Elixer. Dahinter folgen dann Julius, Primus, JB Asano, Inspiration, Meister, Smaragd und Tabasco. Diese zehn Sorten nehmen hier zusammen 62 % der Weizenvermehrungsfläche ein. Als regionale Besonderheit der klimatischen und betrieblichen Verhältnisse im Rheinland sind die Vermehrungen der frühreifen, teils begrannten Weizensorten anzusehen. In Westfalen-Lippe werden diesmal 38 Weizensorten vermehrt (im Vorjahr 40), siehe dazu die Grafik 1.

Der Anteil der B-Weizen an der Weizenvermehrung hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht. Damit dominieren die B-Sorten weiterhin das Vermehrungsgeschehen bei Winterweizen, siehe Grafik 2. Der Anteil der C-Sorten hat sich gegenüber den letzten Jahren deutlich verringert und liegt jetzt bei 25,4 %. A-Sorten werden auf knapp 21 % der Weizenfläche vermehrt. Nach den vergleichsweise niedrigeren Anteilen in den Jahren von 2009 bis 2011 hat sich dieser Anteil seit dem letzten Jahr stabilisiert und liegt in dieser Qualitätsgruppe wieder auf dem Niveau von 2008. E-Weizen werden auf 1,2 % der Weizenfläche vermehrt. Gruppiert man die Weizensorten nach der Anfälligkeit für Ährenfusarium, so ergibt sich das folgende Bild. Auf 73 % der Weizenvermehrungsflächen in NRW stehen in diesem Jahr Sorten mit einer mindestens durchschnittlichen Resistenz gegen den Befall mit Ährenfusarium. In 2011 lag dieser Anteil noch bei 82 % und in 2010 sogar bei fast 90 %. Dabei ist der Anteil von Sorten mit einer geringen Anfälligkeit mit 4,5 % nochmals niedriger als in 2012. In den letzten drei Jahren hat der Anteil von Sorten mit einer höheren Anfälligkeit wieder deutlich zugenommen und liegt jetzt bei fast 28 %.

Wintergerste mit Zuwachs

Bei Wintergerste dominiert der Anteil der mehrzeiligen Sorten an der Vermehrungsfläche mit 96 % sehr deutlich. Seit etlichen Jahren liegt dieser Anteil konstant über 90%. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Anteil der Sorten mit einer Resistenz gegenüber Gelbmosaikvirus. Hier liegt der Anteil der resistenten Sorten diesmal bei 88 %. Insgesamt werden in NRW 43 Wintergerstensorten vermehrt - im Rheinland 25 und in Westfalen-Lippe 27 Sorten. In Grafik 3 sind die Sorten namentlich aufgeführt, die eine Vermehrungsfläche von über 60 ha haben. KWS Meridian steht erstmals an der Spitze mit 381 ha. Dahinter folgen KWS Tenor (290 ha), Souleyka (287 ha), Lomerit (231 ha) und Leibniz (203 ha). Mit etwas Abstand kommen dann Otto (186 ha), Antonella (149 ha), Pelican (137 ha) und Nerz (105 ha). In Westfalen-Lippe sind Souleyka, Otto und KWS Tenor die vorne liegenden Sorten und nehmen zusammen fast ein Drittel der Vermehrungsfläche ein. Dahinter stehen Leibniz, Lomerit und KWS Meridian. Diese sechs Sorten machen zusammen 53 % der Wintergerstenvermehrungsfläche aus. Im Rheinland nehmen die sechs größten Sorten 62 % der Fläche ein. KWS Meridian liegt hier mit Abstand vorne, gefolgt von KWS Tenor, Lomerit und Souleyka. Danach folgen Pelican und Leibniz. Die Entwicklung der Hybridgerstenzüchtung ist in den letzten Jahren vorangeschritten. Hybridgerste wird in NRW in diesem Jahr auf einer Fläche von gut 250 ha vermehrt. Die Schwerpunkte der Hybridgerstenvermehrung liegen in anderen Bundesländern. Dies hängt stark von den Fruchtfolgeanteilen von Wintergerste in der Praxis ab, weil hier entsprechende Mindestentfernungen eingehalten werden müssen.

Grenado weiterhin vorne

Grenado ist in NRW mit 479 ha Vermehrungsfläche auch in 2013 die bedeutendste Triticalesorte. Es folgen auf Platz zwei Dinaro (340 ha) und mit Abstand dahinter Adverdo (224 ha). Das gesamte Sortenspektrum umfasst bei Triticale 16 Sorten. Die regionalen Unterschiede im Sortenranking sind auch bei Triticale sehr ausgeprägt. Im Rheinland stehen SW Talentro, Adverdo und Grenado jeweils mit einem Anteil von 21 % vorne in der Vermehrung, siehe Grafik 4. Dahinter folgen Andiamo, KWS Aveo, Tulus und Tarzan. In Westfalen-Lippe bestimmen Grenado mit 37 % und Dinaro mit 29 % sehr deutlich das Vermehrungsgeschehen bei Triticale. Der Schwerpunkt der Winterroggenvermehrung liegt nach wie vor eindeutig im Rheinland. Insgesamt werden zehn Sorten und damit neun weniger als in 2012 vermehrt. Die Anteile von Hybrid- und Populationssorten halten sich auch in 2013 in etwa die Waage. An der Spitze liegt Brasetto (H), gefolgt von Palazzo (H) und Matador (P) (Übersicht 9). Dahinter folgen dann Visello (H), Vitallo (P), Conduct (P) und Helltop (H).

Sommergetreide nimmt ab

Die Vermehrungsflächen von Sommergerste haben im Vergleich zu 2012 um rund 115 ha abgenommen. Insgesamt werden in diesem Jahr zehn Sommergerstensorten vermehrt. Die bedeutendste Sorte ist im zweiten Jahr die Sommerbraugerste Propino. Ihr folgt an zweiter Stelle Catamaran und Marthe. Die Vermehrung von Sommerweizen hat nochmals um 25 ha zugenommen. Die bedeutendste Sorte ist Tybalt (60 ha). Es folgen noch Eminent (19 ha), Mulika (17 ha) und SW Kadrilj (15 ha). Die Hafervermehrung hat sich gegenüber 2012 spürbar verringert. An der Spitze liegt mit großem Abstand die Sorte Max mit 99 ha. Es folgen Ivory mit 19 ha, Moritz mit 18 ha und Dominik mit 14 ha. In der Vermehrung dominieren die Gelbhafersorten mit einem Anteil von knapp 87 %. Weißhafersorten machen die restlichen 13 % aus. Schwarzhafersorten werden seit 2011 nicht mehr in NRW vermehrt.

Saatgutvermehrung 2013 auf einen Bick

  • Die Vermehrungsflächen sind gegenüber dem Vorjahr deutlich ausgedehnt worden.
  • Die Saatguterzeugung hat in Nordrhein-Westfalen mit einer Gesamtfläche von etwas über 14 000 ha einen großen Stellenwert.
  • Die Anzahl der Vermehrungsbetriebe hat erstmals seit vielen Jahren wieder etwas zugenommen.
  • Bei Weizen überwiegen die B- und C-Sorten in der Vermehrung. Der Anteil der A-Sorten hat sich stabilisiert.
  • Bei Wintergerste dominieren die mehrzeiligen Sorten das Vermehrungsgeschehen.
  • Der Schwerpunkt der Triticalevermehrung liegt in Westfalen-Lippe, der Schwerpunkt der Roggenvermehrung dagegen im Rheinland.
  • Autor: Holger Dietzsch