Gründüngung und Wasserschutz mit Zwischenfrüchten
Der Gründüngungsaspekt des Zwischenfruchtanbaus spielt besonders in viehlosen Betrieben eine wichtige Rolle. Verbesserung des Bodenschutzes durch Herbst- und Winterbegrünung, Wasserschutz durch biologische Konservierung von Nährstoffen, biologische Nematodenbekämpfung in Zuckerrüben- oder Kartoffelfruchtfolgen sind wichtige Ziele, die durch den Zwischenfruchtanbau erfolgreich realisiert werden können. Dr. Clara Berendonk, stellt die wichtigsten Arten vor.
Die für die Aussaat zur Gründdüngung vornehmlich geeigneten Arten sind in Tabelle 1 mit wichtigen Anbauhinweisen zusammengefasst. Sie unterscheiden sich ganz wesentlich je nach Fruchtfolgegestaltung in ihrer Vorzüglichkeit.
Allgemein spielt der Zwischenfruchtanbau eine wichtige Rolle bei der Bodensanierung auf strukturgeschädigten Böden mit tiefen Bodenverdichtungen durch Auflockerung der Verdichtung und Stabilisierung des Bodengefüges. Ein wichtiger Aspekt hierzu ist die unterschiedliche maximale Durchwurzelungstiefe der verschiedenen Zwischenfruchtarten. Je länger die Vegetationsperiode durch den Zwischenfruchtanbau ausgeschöpft wird, in desto größere Tiefe können die Wurzeln eindringen. Für die Unterbodenlockerung sind besonders die tiefer wurzelnden Arten Lupinen, Ackerbohnen und Ölrettich interessant, während Gräser im Zwischenfruchtanbau durch ihre intensive feine Wurzelverteilung besonders die Krümelstabilität des Oberbodens fördern.
In den USA wir für die tiefe Bodensanierung derzeit eine spezielle Rettichsorte propagiert, der ’Tillage raddish’. Im vergangenen Jahr hat die Landwirtschaftskammer diese Sorte erstmals in Kalkar-Neulouisendorf getestet. Die Sorte zeichnete sich tatsächlich durch die Bildung eines sehr kräftigen Rettichs aus. In ihrem Wachstumsverhalten zeigt sie allerdings keine wesentlichen Unterschiede im Vergleich zu den Ölrettichsorten mit verzögerter Blühneigung. Die Sorte soll daher auch 2011 noch einmal getestet werden.
Lupinen lockern den Boden
Wegen ihres kräftigen Wurzelsystems ist die Lupine für die Auflockerung von Bodenverdichtungen besonders geeignet. Wenn dieses Ziel im Vordergrund steht, ist der Lupinenanbau auch heute trotz des hohen Saatgutpreises gerechtfertigt. Die Ansaat der Lupine muss allerdings möglichst früh im Juli erfolgen, damit die Wurzeln ausreichend Zeit haben, auch tatsächlich in tiefere Bodenschichten einzudringen. Zur Gründüngung wird die Blaue Bitterlupine bevorzugt. Diese gedeiht am besten auf lehmigen Sand- bis sandigen Lehmböden bei mittleren pH-Werten. Für Sandböden ist die Gelbe Lupine besser geeignet als die Blaue Lupine. Die Gelbe Lupine gilt als Pionierpflanze für leichte Böden mit niedrigem pH-Wert.
Zwischenfrucht mit Mulchsaat
Optimaler Schutz vor Bodenerosion ist durch die Kombination von Zwischenfruchtanbau mit nachfolgender Mulchsaat zu realisieren. Als Vorfrucht vor Mulchsaaten hat der Anbau von Senf und Ölrettich besondere Bedeutung erlangt. Ihr relativ sicherer Aufgang, auch bei relativ grobem Saatbett, die rasche Anfangsentwicklung und die schnelle Stickstoffaufnahme aus dem Boden sind die besonderen Vorzüge dieser Arten. Als Vorfrucht vor Mulchsaaten hat Senf zwar den Vorzug, dass er im Vergleich zum Ölrettich sicherer über Winter abstirbt, Ölrettich hat jedoch wegen seiner länger andauernden Bodenbeschattung eine bessere Unkrautunterdrückung. Durch die größere Frostempfindlichkeit des Senfes ist die Gefahr des Durchwuchses von Senf in Mulchsaaten in der Regel geringer als bei Ölrettich. Ganz ohne zusätzlichen Herbizideinsatz kommt man aber auch nach Senf im Frühjahr in der Regel nicht aus. Zum Zwecke einer lang anhaltenden Begrünung sollten Ölrettich und Senf nicht zu früh gesät werden, Ölrettich nicht vor dem 15. August und Senf nicht vor dem 1. September, weil die Bestände sonst bereits vor Winter zu stark abbauen und keine unkrautunterdrückende Wirkung mehr gewährleisten können.
Im Vergleich zu Senf ist Ölrettich aufgrund seiner größeren Frosthärte besser in der Lage, im Spätherbst und Winter überschüssige Stickstoffmengen im Boden festzuhalten und sicherer vor der Auswaschung zu schützen. Bis zum 5. September durchgeführte Aussaaten von Ölrettich sind daher in dem neuen Programm der Agrarumweltmaßnahmen zur markt- und standortangepassten Landbewirtschaftung förderfähig, sofern die Bestände nicht vor dem 1. Februar des Folgejahres umgebrochen werden und die Flächen im Bereich der Förderkulisse liegen, da der Ölrettich im Sinne dieser Maßnahme als winterfeste Zwischenfrucht gilt.
In Kartoffelfruchtfolgen ist Senf wegen der Förderung der Eisenfleckigkeit zu meiden. Das gleiche gilt für Phacelia, die ansonsten als alternative Vorfrucht vor Mulchsaaten von Mais infrage kommt, da sie etwas sicherer abfriert als Senf und vor allem Ölrettich. Sie stellt aber im Vergleich zu Ölrettich und Senf etwas höhere Anforderungen an die Saatbettbereitung und erfordert flache Saat in ein gut rückverfestigtes Saatbett. Bei nicht zu später Saat bis spätestens Ende August gewährleistet sie eine gute und anhaltende Unkrautunterdrückung. Für spätere Saaten im September ist sie jedoch im Vergleich zu Ölrettich und insbesondere Senf wegen dann deutlich langsamerer Jugendentwicklung nicht geeignet. Die von Imkern wegen ihrer langanhaltenden Blühphase geschätzte Phacelia liefert bei früher Aussaat nach der Getreideernte einen sehr kräftigen Aufwuchs, der daher einen wertvollen Beitrag an Humuskohlenstoff für die Humusbilanz liefert.
Sowohl beim Ölrettich als auch beim Senf sind vor allem zwei Sorteneigenschaften für die Sortenwahl wichtig, die Anfälligkeit für den Nematodenbefall und die Neigung zum Blühen, siehe Tabelle 2 und 3. Finden Mulchsaaten in Fruchtfolgen ohne Zuckerüben statt, spielt die Nematodenresistenz keine große Rolle. Unter solchen Bedingungen kann auf die preiswerteren nicht resistenten Sorten und bei späteren Saatterminen auch auf die frühblühenden Sorten zurückgegriffen werden. Je früher gesät wird, desto wichtiger ist die Bedeutung einer spät blühenden Sorte, die den Boden lange beschattet. Je später die Saat, desto geringer die Bedeutung dieser Eigenschaft, da Sorten, die im November zum Blühen gelangen, nicht mehr die Samenreife erreichen.
Nematoden bekämpfen
Zum Anbau von Zwischenfrüchten zur Nematodenbekämpfung eignen sich ausschließlich die nematodenresistenten Sorten von Ölrettich und Senf, in Kartoffelfruchtfolgen nur Ölrettich. Als nematodenresistent gelten die Sorten, die in der Eigenschaft „Anfälligkeit für Rübennematoden“ mit der Note 1 bis 3 eingestuft sind (siehe Tabelle 2 und 3). Je niedriger die Note, desto besser die nematodenreduzierende Wirkung. Der Wirkungsmechanismus der Nematodenbekämpfung der Sorten beruht darauf, dass die Nematoden im Boden zwar zum Schlüpfen angeregt werden und in die Wurzel von Ölrettich und Senf eindringen, dort jedoch kaum neue Zysten bilden, sodass sich die Population der Nematoden reduziert. Da die Aktivität der Nematoden temperaturabhängig ist, ist der Bekämpfungserfolg umso intensiver, je länger die Zeitspanne mit Tagesdurchschnittstemperaturen von mindestens +8 °C ist.
Eine hohe Durchwurzelungsintensität begünstigt das Eindringen der Nematoden in die Wurzeln. Ein rascher Aufgang begünstigt die intensive Bodendurchwurzelung. Deshalb ist eine sorgfältige hauptfruchtähnliche Bestellung der Zwischenfrüchte von Vorteil. Die trockene Sommerfurche gewährleistet am sichersten einen gleichmäßigen und zügigen Aufgang. Frühe intensive Bodendurchwurzelung wird auch durch eine höhere Aussaatstärke begünstigt, beim Ölrettich von bis zu 250 Körner/m², beim Senf bis zu 300 Körner/m². Bei der Zwischenfruchtsaat wird die Saatstärke meist noch in kg/ha angegeben. Ölrettich und Senf variieren jedoch sehr deutlich im Tausendkorngewicht (TKG). Die Spannweite im TKG variiert beim Ölrettich zwischen 7 und 19 g und beim Weißen Senf zwischen 5 und 11 g. Besonders bei Sorten, die zu hohem Tausendkorngewicht neigen, ist es wichtig die Saatstärke nach dem Tausendkorngewicht zu bemessen, um nicht unbeabsichtigt zu dünn auszusäen. Bei Sorten mit niedrigem Tausendkorngewicht lassen sich durch reduzierte Aussaatstärke unnötige Kosten sparen.
Schnelle Anfangsentwicklung
Als weiteres wichtiges Merkmal für die Sortenwahl ist das Merkmal Massenbildung im Anfang angegeben. Es ist deshalb von Bedeutung, weil rasche Anfangsentwicklung die wirksamste Unkrautbekämpfung gewährleistet und in der Folge über einen hohen Gesamtertrag die Humusversorgung verbessert. Der Beitrag zur Humusbildung ist umso bedeutender, je stärker die auf dem Feld verbleibenden Aufwuchsmassen sind, denn zusätzlich zu den aus Stoppeln und Wurzeln anzurechnenden 80 kg/ha Humuskohlenstoff, die auch beim Zwischenfruchtanbau zur Futternutzung angerechnet werden, kommen je dt/ha Aufwuchstrockenmasse zusätzlich 8 kg/ha Humuskohlenstoff zur Wirkung, wenn auch der Aufwuchs zur Gründüngung auf dem Feld verbleibt. Bei einem kräftigen Gründüngungsbestand mit 40 dt/ha Trockenmasse können dann folglich bei der Humusbilanzierung insgesamt 400 kg/ha Humuskohlenstoff angerechnet werden, 80 kg/ha aus Wurzel und Stoppel und 320 kg/ha aus dem Aufwuchs der Gründüngungspflanzen.
Autor: Dr. Clara Berendonk