Ackerbohnen und Körnererbsen: Ergebnisse der Landessortenversuche 2018

Junger AckerbohnenbestandBild vergrößern
Junger Ackerbohnenbestand


Körnererbsen zur BlütezeitBild vergrößern
Körnererbsen zur Blütezeit


Ackerbohnen und Körnererbsen legen weiter zu

Die Anbauflächen in NRW haben sich in den letzten vier Jahren sehr positiv entwickelt. Die Hauptgründe für NRW sind mit dem Förderprogramm „Vielfältige Kulturen“ und der Diskussion GVO-freie Fütterung schnell ausgemacht. Im Jahr 2018 haben landesweit rund 1.400 Betriebe am Förderprogramm „Vielfältige Kulturen“ teilgenommen. Die Anbaufläche von Ackerbohnen stieg von 1.900 Hektar im Jahr 2014 auf 8.300 Hektar im Jahr 2018. Bei Körnererbsen stieg der Anbau im gleichen Zeitraum von 1.200 auf 3.400 Hektar. Sojabohnen mit aktuell 500 oder Lupinen mit 200 Hektar Anbaufläche in NRW spielen in NRW zurzeit eine nur sehr untergeordnete Rolle.

Licht und Schatten

Trotz des positiven Trends beim Anbau und der unbestritten positiven Fruchtfolgewirkung gibt es alte und neue Hindernisse. Die am Markt angebotenen Mengen sind trotz der deutlichen Anbauausdehnung immer noch klein. Der im Vergleich zum Verkaufspreis deutlich höhere Futterwert macht heimische Leguminosen vor allem für Schweine- und Rindviehhalter interessant. Gemessen am Gesamtbedarf der Futtermittelindustrie sind heimische Leguminosen immer noch eine Nische. Die kleine und unregelmäßige Mengenversorgung macht die kontinuierliche Marktversorgung für Futtermittelhersteller schwierig. Zusätzliche Aktivitäten gibt es bei Körnererbsen auch im Bereich der Stärkeindustrie und auf niedrigen Niveau auch in der Humanernährung.

Als Ergebnis der geschilderten Zusammenhänge sind die Erzeugerpreise für Ackerbohnen und Körnererbsen aus Sicht einer Verkaufsfrucht immer noch unbefriedigend und der Anbau wird ist für Anbauer nur über Förderprogramme wie „Vielfältige Kulturen“ lukrativ. Für den Förderzeitraum von fünf Jahren gut und sicher, langfristig ohne weitere Veränderungen am Markt aber kein Selbstläufer.

Neue Hindernisse gibt es 2018 mit dem Verbot des Pflanzenschutzmitteleinsatzes bei Leguminosen auf ökologischen Vorrangflächen. Ökologisch wirtschaftende Betriebe zeigen, dass Körnerleguminosen erfolgreich ohne Pflanzenschutzmittel angebaut werden können. Die Kulturen stehen dort aber in anderen Fruchtfolgen und Anbausystemen. Seit dem grundsätzlichen Verbot von Herbiziden, Insektiziden oder Fungiziden haben konventionelle Betriebe kaum noch Ackerbohnen oder Körnererbsen auf Greeningflächen angebaut. Daran hat auch die Erhöhung des Anrechenbarkeitsfaktors von 0,7 auf 1,0 nichts geändert. Nicht betroffen vom Pflanzenschutzmittelverbot ist der Leguminosenanbau im Programm „Vielfältige Kulturen“, wenn die Leguminosen nicht im Greening anrechnet werden.

Zunehmende Hemmnisse gibt es auch im Bereich der zugelassenen Pflanzenschutzmittel. Die Mittelpalette war immer schon klein und wird durch den Wegfall wichtiger Mittel nochmals reduziert. Bei Basagran ist die Aufbrauchfrist Mitte 2018 ausgelaufen. Jetzt stehen nur noch Vorauflaufherbizide und die mechanische Unkrautbekämpfung zur Verfügung. Die Zulassung des Nützlings schonenden Insektizids Pirimor ist glücklicherweise verlängert worden.

Ackerbohnen – Tipps zum Anbau

Die Ackerbohne hat im Vergleich mit der Körnererbse die höheren Boden- und Klimaansprüche. Tiefgründige, mittlere und schwere Standorte mit guter Wasserversorgung sind die Basis für gute und sichere Erträge. Trockenheit in der Blüte und während des Hülsenansatzes hat deutlich größere Ertragsauswirkungen als bei Körnererbsen. Aus diesem Grund haben Ackerbohnen in den Trocken- und Hitzejahren 2017 und 2018 oft sehr enttäuschend gedroschen. Anbaupausen von mindestens fünf oder sechs Jahren müssen eingehalten werden.

Die Aussaat kann schon ab Ende Februar erfolgen. Saatbettzustand geht aber vor Saattermin, da Staunässe unbedingt vermieden werden muss. Spätfröste bis minus 5 Grad werden vertragen. Bis Anfang April sollte die Saat abgeschlossen sein. Die Aussaat kann in Pflug- oder Mulchsaat und als Drill- oder Einzelkornsaat mit größeren Reihenweiten und der Möglichkeit der mechanischen Unkrautbekämpfung mit der Hacke erfolgen. Wichtig ist eine ausreichend tiefe Ablage von (5) bis 8 cm, die auch bei Mulchsaat realisierbar ist.

Die Aussaatstärke sollte bei günstigen Saatbettbedingungen bei 40 bis 45 und bei ungünstigen Bedingungen bei 45 bis 50 keimfähigen Körnern/m2 liegen. Bei zum Teil sortenabhängig unterschiedlichen TKG´s zwischen 350 und 600 g haben kleinkörnigere Sorten geringere Saatgutkosten je Hektar. Ein Impfen des Saatgutes mit Knöllchenbakterien ist nicht erforderlich. Bei Stickstoff besteht kein Düngedarf. Auch die Versorgung mit den Grundnährstoffen Phosphor und Kali wird bei guter Bodenversorgung in der Regel aus dem Bodenvorrat sichergestellt. Sinnvoll ist eine Schwefeldüngung in Höhe von 20 bis 30 kg/ha, die neben dem Ertrag auch die Proteingehalte positiv beeinflusst. Hierzu eignen sich entsprechende Kalidünger mit Schwefel.

Die chemische Unkrautbekämpfung muss im Vorauflauf erfolgen. Zum Anbau gehört die intensive Beobachtung des Läusebefalls. Die Bekämpfung von Blattläusen muss kritisch hinterfragt werden. Pyrethroide schädigen wichtige Nützlinge und sind bei höheren Temperaturen nicht wirkungssicher. Oft schadet der Einsatz mehr als er nützt. Pirimor als Nützlings schonendes Mittel ist bei hohem Besatz daher Mittel der Wahl. Chemisch kaum oder nicht bekämpfbar sind der Blattrandkäfer und der Pferdebohnenkäfer, der regelmäßig bei der Vermarktung von Ackerbohnen für größere Probleme sorgt. Der Einsatz von Fungiziden in der Vollblüte gegen Rost, Brenn- oder Schokoladenflecken ist im Schnitt der Jahre sinnvoll. Die Ackerbohnenernte erfolgt nach der Winterweizenernte Ende August/Anfang September.

Sortenwahl bei Ackerbohnen

Bei Ackerbohnen stehen für 2018 für das Anbaugebiet der Lehmböden im Nordwesten sechs Landessortenversuche zur Auswertung zur Verfügung. Die mehrjährigen Ergebnisse der Versuche zu Ertrag und Proteingehalten sind in Tabelle 1 und 2 aufgeführt. Das durchschnittliche Ertragsniveau von 48 dt/ha im aktuellen Jahr verdeutlicht die für Ackerbohnen sehr ungünstigen Witterungsbedingungen. Die Proteingehalte von Ackerbohnen lagen im Mittel des Jahres 2018 bei 28,3 Prozent.

Die für den Anbau zur Verfügung stehenden Sorten können aufgrund bestimmter Inhaltstoffe in drei Gruppen unterteilt werden. Die Inhaltsstoffe bestimmen die Einsatz- und Vermarktungsmöglichkeiten. Daher sollten Anbauer im Vorfeld des Anbaues mit der aufnehmenden Hand oder mit der Fütterungsberatung die Sortenfrage abstimmen. Der größte Teil der Sorten ist Tanninhaltig. Tannin kann den Einsatz in der Fütterung von Geflügel oder Schweinen begrenzen. Tanninhaltige Sorten eignen sich daher vornehmlich für die Rindviehfütterung. Bei üblichen Rationsanteilen sind sie auch in der Schweinefütterung einsetzbar. Ein Sonderfall ist die Sorte Tiffany. Sie ist tanninhaltig und hat zusätzlich stark reduzierte Vincin- und Covincingehalte. Tiffany eignet sich hierdurch auch für die Fütterung von Legehennen. Die Sorte ist sehr ertragsstark mit überdurchschnittlichen Proteingehalten. In der Summe der Eigenschaften und Leistungen ist sie daher die primär zu empfehlende Sorte.

Tanninhaltig mit höheren Vincin- und Covincingehalten sind Fanfare, Fuego, Birgit und Trumpet. Unter diesen Sorten werden Fanfare und mit leichten Abstrichen auch noch Fuego empfohlen. Fuego hat über das höhere TKG etwas höhere Aussaatkosten. Birgit zeigt sich nach zwei Prüfjahren ertragsschwächer mit überdurchschnittlichen Proteingehalten. Die erstmals geprüfte Sorte Trumpet zeigt sich sehr ertragsstark mit niedrigeren Proteingehalten. Positiv für die Aussaatkosten ist das niedrigere TKG. Vor einer Empfehlung sollte zumindest noch ein weiteres Prüfjahr abgewartet werden.   

Tanninfreie Sorten haben prinzipiell Vorteile bei der Fütterung von Schweinen, Geflügel und Fischen. Als einzige Sorte aus diesem Segment wird aktuell noch Taifun geprüft. Tanninfreie Sorte haben grundsätzlich ein niedrigeres Ertragsniveau. Da der Markt dieses Merkmal nicht mit höheren Preisen honoriert, hat die Bedeutung dieser Sorten abgenommen.

Tabelle 3 zeigt die Sortenbeschreibung der geprüften Sorten nach der Beschreibenden Sortenliste und Tabelle 4 die zusammengefasste Sortenempfehlung für die Aussaat 2018.

Tipps zu Körnererbsen

Bei Futtererbsen gibt es neben der Verfütterung mit der Stärkeindustrie eine weitere Verwertungsmöglichkeit. Hauptproblem des Anbaues ist die Lageranfälligkeit nach Dauerregen in der Abreife- und Erntephase, die zu massivem Lager und Ernteproblemen führen kann. Auch Tauben können vor allem in Stadtnähe Bestände ab dem Auflaufen radikal schädigen.

In Anbau gibt es viele Parallelitäten zu Ackerbohnen, aber auch kleinere Unterschiede. Futtererbsen passen im Gegensatz zu Ackerbohnen eher auf leichtere, trockenere Standorte. Nicht verwunderlich, dass Körnererbsen im Trockenjahr 2018 besser als Ackerbohnen gedroschen haben. Anbaupausen von mindestens sechs Jahren sollten eingehalten werden. Aufgrund der geringeren Frosthärte sollte die Saat erst ab Anfang/Mitte März erfolgen. Die optimale Aussaatstärke liegt je nach Termin und Aussaatbedingungen bei 60 bis 90 keimfähigen Körnern/m2 und die optimale Saattiefe bei 5 bis 6 cm. Auch bei Körnererbsen gibt es klein- und großkörnigere Sorten. Die TKG´s schwanken zwischen 200 und 320 Gramm. Geringeres TKG heißt Einsparungen bei den Saatgutkosten. Bei den Themen Impfung, Düngung, Herbizid- und Insektizideinsatz gelten grundsätzlich die Aussagen zu Ackerbohnen. Wichtige Pilzkrankheiten sind Brennfleckenkrankheit, Grauschimmel, falscher Mehltau und Weißstängeligkeit. Gegen Grauschimmel und falschen Mehltau gib es in Deutschland keine zugelassenen Mittel. Neben Blattläusen muss auf den Erbsenwickler geachtet werden. Erntereif sind Futtererbsen kurz nach der Winterweizenernte. Bei stärkerem Lager muss tief gemäht werden. Dann kann es auf steinigeren Standorten Probleme geben.

Sortenwahl bei Futtererbsen

Bei Futtererbsen konnten im Jahr 2018 auf den Lehmstandorten im Nord-Westen vier Landessortenversuche ausgewertet werden. Die mehrjährigen Ergebnisse der Versuche zu Ertrag und Proteingehalten sind in Tabelle 5 und 6 aufgeführt. Das Ertragsniveau lag mit 58,6 dt/ha auf einem witterungsbedingt zufriedenstellenden Niveau. Die Proteingehalte von Futtererbsen lagen im Mittel bei 23 Prozent.

Auch bei Futtererbsen ist die Anzahl der leistungsfähigen Sorten sehr überschaubar. Entscheidende Kriterien bei der Sortenwahl sind neben der Ertragsleistung vor allem Standfestigkeit und Bestandeshöhe zum Druschtermin. Das darf nach drei Jahren ohne spätes Lager auf keinen Fall vergessen werden. Aus diesem Grunde beschränken wir die Sortenempfehlung auf Sorten mit geringer Lagerneigung (Noten 1 und 2 nach Beschreibender Sortenliste). Der Sortenoldie Respect verfügt über ein eingeschränktes Ertragsniveau, hat aber die höchste Erntesicherheit in kritischen Jahren. Eine gute Erntesicherheit besitzt auch die ertragsstärkere Sorte Salamanca. Über die beste Ertragsleistung mit einer noch akzeptablen Standfestigkeit verfügt Astronaute.

Alvesta, Navarro und die zweijährig geprüfte Sorte LG Amigo sind bei diesem sehr wichtigen Merkmal schlechter zu bewerten und daher keine generelle Empfehlung. LG Ajax und die EU-Sorte Safran konnten im ersten Prüfjahr nicht überzeugen. Tabelle 7 zeigt die Sortenbeschreibung der geprüften Sorten nach der Beschreibenden Sortenliste und Tabelle 8 die zusammengefasste Sortenempfehlung für die Aussaat 2018.

Autor: Heinrich Brockerhoff