Landessortenversuche Lupinen und Sojabohnen 2021

Lupinenversuche in WestfalenBild vergrößern
Lupinenversuche in Westfalen

Mit fast 800 ha überstieg die Anbaufläche von Lupinen in NRW in 2021 erstmals seit 2016 wieder die von Sojabohnen. Obwohl die verschiedenen Arten von Lupinen statistisch nicht getrennt erfasst werden kann davon ausgegangen werden, dass von dieser Fläche mindestens 80% auf den Anbau von Weißen Lupinen entfallen. Die Anbaufläche von Sojabohnen ging leicht zurück auf etwa 600 ha. Besonders in den westfälischen Anbaugebieten scheinen einige Landwirte, die sich zuvor im Anbau von Sojabohnen versucht haben, zunehmend die klimatisch besser angepassten Lupinen zu bevorzugen.

Zu nass für Lupinen, zu kalt für Sojabohnen

Die überwiegend feucht-kühle Witterung in 2021 stellte sich sowohl für den Anbau von Lupinen als auch für Sojabohnen oft als nicht optimal heraus. Anders als in den Vorjahren gab es allerdings nur selten Probleme durch einen zu geringen Feldaufgang.

Besonders in den weniger konkurrenzfähigen Blauen Lupinen begünstigte die feuchte Witterung allerdings nicht nur das Auflaufen der Kulturpflanzen, sondern auch der sogenannten "Begleitflora", sodass der Anbauerfolg stark von der Unkrautbekämpfung abhängig war. Darüber hinaus gelten Blaue Lupinen zwar als trockenheitstolerant, die wiederholten Niederschläge und die daraus resultierend hohe Wasserversorgung im Sommer führten aber dazu, dass besonders die verzweigten Wuchstypen nicht gleichmäßig abreifen konnten. Selbst kurz vor der Ernte sah man oft noch Pflanzen mit gleichzeitig reifen Hülsen und jungen Blüten. Da eine Sikkation der Bestände selbst bei starkem Zwiewuchs nicht erlaubt ist, führte dies nicht selten zu erheblichen Ernteproblemen und -verlusten. Bei den Weißen Lupinen war die Situation aufgrund der höheren Konkurrenzkraft gegenüber Unkraut und der geringeren Neigung zum Aufplatzen der Hülsen zwar insgesamt entspannter, dennoch gelang es auch hier oft nicht, die Ernte trocken einzufahren. Die vom Statistischen Bundesamt ermittelten Erträge bei Süßlupinen lagen in NRW mit 31,8 dt/ha leicht über dem mehrjährigen Durchschnitt, was allerdings auch auf die zunehmende Anbaufläche der ertragsreicheren Weißen Lupinen zurückzuführen ist.

Die meisten Sojabohnenbestände entwickelten sich aufgrund der relativ geringen Temperaturen nach der Aussaat zunächst nur zögerlich und erreichten oft erst im Juli den vollständigen Reihenschluss. Durch die kühle Witterung im Juli und August geriet die sehr wärmebedürftige Kultur zusätzlich in Wachstumsrückstand. Dies führte dazu, dass zum eigentlich geplanten Erntetermin im September oft nur die frühreiferen Sorten druschfähig waren. Sojabohnen trocknen unter optimalen Bedingungen zwar schnell ab, behalten bei ungünstiger Witterung aber oft noch einige grüne Stängel und Blätter. Mit abnehmender Tageslänge und besonders in lagernden Beständen wurde das Erntefenster für die späteren Sorten zunehmend kritisch. Die durchschnittlichen Erträge in NRW lagen mit 24,9 dt/ha deutlich unter denen des Vorjahres. Wer bei der Sortenwahl nicht zu viel Risiko eingegangen ist, konnte trotz der schwierigen Ernte häufig noch befriedigende Erträge erzielen.

Hohe Preise, neue Chancen

Die im Vergleich zu den Vorjahren oft geringeren Erträge wurden teilweise durch die gestiegenen Futtermittelpreise kompensiert. Denn nicht nur bei Getreide, sondern auch bei Raps und Leguminosen haben sich die Marktpreise im Verlauf des letzten Jahres so stark erhöht, dass viehhaltende Betriebe sich glücklich schätzen konnten, wenn sie ihren Zukauf an Futtermitteln begrenzen konnten. Bei geeigneter Vermarktung konnten auch viele Ackerbaubetriebe von höheren Verkaufserlösen profitieren.

Selbst wenn noch nicht abzuschätzen ist, wie sich der Markt bis zur nächsten Ernte entwickeln wird, gehen viele Experten davon aus, dass die Nachfrage nach heimisch produzierten Eiweißfuttermitteln insgesamt eher zu- als abnehmen wird. Sojabohnen sind aufgrund der hohen Akzeptanz am Markt und der langjährigen Nutzung als Futtermittel besonders interessant, sind allerdings bevorzugt für den Anbau in wärmeren Lagen geeignet. Lupinen sind etwas schwieriger zu vermarkten, lassen sich in der Fütterung aber ebenfalls effizient einsetzen. Besonders für Wiederkäuer besitzen Lupinen einen hohen Futterwert. Darüber hinaus werden Lupinen zunehmend auch für die Humanernährung nachgefragt. Die hier geforderten Qualitäten werden aber nur unter optimalen Bedingungen erreicht.

Ausgehend vom aktuellen Stand der GAP-Reform und der länderspezifischen Planungen wird es ab 2023 eine Neuauflage des Förderprogramms "Vielfältige Kulturen im Ackerbau" geben, durch die es möglich sein wird vom Anbau großkörniger Leguminosen mit bis zu 100 €/ha förderfähigem Ackerland zu profitieren. Landwirten die dann in den Anbau von Lupinen oder Sojabohnen einsteigen möchten, wird empfohlen die kommende Saison zu nutzen, um erste Anbauerfahrungen zu sammeln.

Ergebnisse der Landessortenversuche 2021

Unkrautdruck und Anthraknose waren die beiden größten Probleme in den Lupinen LSV 2021: Am Standort Kerpen-Buir konnten sich die in der Jugendentwicklung langsamen Lupinen trotz chemischer Unkrautbekämpfung mittelfristig nicht gegen das Unkraut durchsetzen. Besonders die weniger konkurrenzfähigen Blauen Lupinen wurden bereits früh von Windenknöterich, Gänsefußarten und Durchwuchspflanzen der zuvor angebauten Zwischenfruchtmischung überwuchert. Wie stark das Unkraut letztlich den Ertrag beeinflusst hat, lässt sich nur schwer abschätzen, da durch den hohen Besatz auch die Ernte deutlich erschwert wurde. In den mehrfach von Hand gehackten ersten Parzellen des Versuchs wurden Kornerträge von 16-28 dt/ha ermittelt. Die verzweigten und großblättrigen Sorten von Weißen Lupinen konnten das aufkommende Unkraut deutlich besser unterdrücken, reagierten aber ebenfalls mit deutlichen Ertragsverlusten. Die verglichen mit dem Ertragspotential der Weißen Lupinen relativ geringen Erträge ließen sich darüber hinaus auf einen späten Befall mit Anthraknose zurückführen, der sehr wahrscheinlich auf die gemeinsame Prüfung der toleranten Sorten mit einigen anfälligen und offensichtlich nicht anthraknosefreien Varietäten zurückgeführt werden kann. Dies zeigte sich auch in den Versuchen am Standort Haus Düsse, in denen ein früher Befall mit Anthraknose zu einem weitestgehend totalen Ertragsverlust in den anfälligen Sorten der Weißen Lupinen führte. Die für den Anbau empfohlenen anthraknosetoleranten Sorten erzielten trotz des hohen Befallsdrucks noch durchschnittliche Kornerträge von 25-30 dt/ha. Die gegenüber Anthraknose grundsätzlich kaum empfindlichen Blauen Lupinen erbrachten sortenabhängig meist 15-20 dt/ha. Unkraut war an diesem Standort kein Problem.

Vogelfraß und Starkregen führten dazu, dass sich die Sojabohnen LSV 2021 in NRW leider nicht auswerten ließen. Der Versuch am Standort Beckum fiel bereits kurz nach der Aussaat den Tauben zum Opfer. Die verbliebene Bestandesdichte war für eine zuverlässige Ertragsbestimmung zu gering. Der zweite Versuch am Standort Mohrenhoven entwickelte sich zunächst ausgesprochen gut, stand nach den Starkniederschlägen im Juni aber kurze Zeit unter Wasser und ging anschließend ins Lager. Da es nicht möglich war die ineinander liegenden Sorten zu trennen ohne dabei Hülsen abzureißen, ließen sich in dem Versuch keine zuverlässigen Kornerträge ermitteln. Anhand der durchgeführten Bonituren ließen sich deutliche Unterschiede in der Abreife der Sorten feststellen.

Bei der Bewertung der Sortenleistung von Lupinen und Sojabohnen fließen neben den Ergebnissen der LSV in Nordrhein-Westfalen auch Versuche aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hessen sowie aus den Wertprüfungen und dem ökologischen Landbau mit ein. Daher ist es möglich, trotz der Probleme in den eigenen Versuchen, eine relativ zuverlässige Sortenempfehlung abzugeben.

Sortenempfehlungen für Blaue Lupinen

Blaue Lupinen sind vor allem für den Anbau auf leichten und sauren Böden interessant, da sie einen geringeren Wasserbedarf als Weiße Lupinen haben und im Gegensatz zu Futtererbsen unter einem hohen Kalkgehalt im Boden leiden. Bei den Blauen Lupinen wird grundsätzlich zwischen endständigen und verzweigten Wuchstypen unterschieden, von denen letztere aufgrund der verzögerten Abreife nur für leichte Standorte empfohlen werden können.

Boruta ist endständig und aufgrund der relativ frühen und gleichmäßigen Abreife die einzige der aktuell geprüften Sorten, die auch für den Anbau auf besseren uneingeschränkt Standorten empfohlen werden kann. Das Ertragspotential ist etwa 10-20% geringer als bei den verzweigten Sorten. Boruta ist kleinkörnig und durchschnittlich proteinreich.

Boregine zählt zu den älteren verzweigten Sorten, hat deutschlandweit aber immer noch eine relativ große Anbaubedeutung. Die Sorte ist großkörnig und erzielte in den Versuchen überwiegend durchschnittliche Kornerträge. Der Proteingehalt ist eher gering. Aufgrund der verzögerten Strohabreife und der etwas höheren Neigung zum Hülsenplatzen ist der Anbau, wie bei vielen verzweigten Sorten, mit einem gewissen Ernterisiko verbunden, das sich besonders bei anhaltend feuchter Witterung zeigt. Der etwas höhere Wuchs kann zur Unkrautunterdrückung beitragen.

Probor ist ebenfalls von verzweigtem Wuchs und liegt ertraglich etwa auf dem Niveau von Boregine. Interessant ist der relativ hohe Proteingehalt der kleinkörnigen Sorte.

Carabor ist aufgrund der überdurchschnittlichen Erträge eine realistische Alternative zu den älteren verzweigten Sorten. Die Sorte ist relativ großkörnig und erreicht durchschnittliche Proteingehalte.

Sortenempfehlungen für Weiße Lupinen

Auf mittleren und guten Standorten sind Weiße Lupinen ihren schmalblättrigen Verwandten ertraglich deutlich überlegen. Darüber hinaus tragen die schnellere Jugendentwicklung und dichteren Bestände dazu bei, aufkeimendes Unkraut besser zu unterdrücken. Die aufgrund der längeren Vegetationszeit spätere Ernte ist dank der höheren Platzfestigkeit der Hülsen oft weniger kritisch als bei den verzweigten Blauen Lupinen. Ausreichend sicher im Anbau sind nur gegenüber Anthraknose tolerante Sorten.

Celina ist anthraknosetolerant und überzeugte in den bisherigen Versuchen mit hohen Kornerträgen und Proteingehalten. Aufgrund der durchschnittlich etwas höheren Alkaloidgehalte wird der Anbau von Celina vorwiegend für die inner- oder außerbetriebliche Verfütterung empfohlen.

Frieda ist ebenfalls anthraknosetolerant und ansonsten ähnlich zu bewerten wie Celina. Aufgrund der oft geringeren Alkaloidgehalte kann Frieda gegebenenfalls auch für die Humanernährung vermarktet werden. Die geforderten Qualitäten sollten frühzeitig mit den Marktpartnern abgesprochen werden.

Da ein starker Befall mit Anthraknose auch bei toleranten Sorten zu Ertragsverlusten führen kann, sollte weiterhin darauf geachtet werden, möglichst anthraknosefreies Saatgut zu nutzen. Der eigene Nachbau von Lupinen ist nicht erlaubt.

Sortenempfehlungen für Sojabohnen

Bei der Sortenwahl in Sojabohnen ist das Ertragspotential zunächst von untergeordneter Bedeutung. Entscheidend für einen erfolgreichen Anbau ist eine ausreichend frühe Abreife, die eine zuverlässige Ernte möglichst vor Oktober gewährleistet. Sorteneigenschaften wie eine schnelle Jugendentwicklung oder eine geringe Lagerneigung können zum Anbauerfolg beitragen.

Merlin ist zwar die älteste, aber auch eine der zuverlässigsten der aktuell geprüften Sorten. Aufgrund der raschen Jugendentwicklung, guten Kältetoleranz und frühen Abreife ist die Sorte vor allem für Neueinsteiger und für den Anbau in Grenzlagen interessant. Bei optimalen Anbau- und Witterungsbedingungen kann Merlin nicht mehr ganz mit den Erträgen der neueren Sorten mithalten.

Obelix reift geringfügig später ab als Merlin, zählt aber noch zu den früheren Sorten im 000-Segment. Die Sorte ist frohwüchsig, standfest und erzielte in den bisherigen Versuchen überwiegend durchschnittliche Kornerträge. Obelix ist ausgesprochen großkörnig, der Proteingehalt ist allerdings geringer als bei den meisten neueren Sorten.

ES Comandor wird etwa 8-9 Tage später reif als Merlin, sodass ein Anbau nur in klimatisch günstigeren Lagen empfohlen wird. Die Sorte ist etwas zögerlich in der Jugendentwicklung, konnte in den meisten Versuchen aber mit überdurchschnittlichen Korn- und Proteinerträge überzeugen. Bei einer chemischen Unkrautbekämpfung ist zu beachten, dass ES Comandor empfindlich auf den Wirkstoff Metribuzin reagieren kann.

Sussex ist von der Reife her ähnlich einzustufen wie Merlin. Mehrjährig erzielte die Sorte überdurchschnittliche Erträge. 2021 konnte Sussex ertraglich nicht überzeugen. Nachteile in der Jugendentwicklung oder Standfestigkeit ließen sich in den Prüfungen nicht feststellen. Sussex ist relativ kleinkörnig.

Nessie PZO reift ähnlich früh ab wie Obelix und überzeugte in den meisten Versuchen durch eine rasche Jugendentwicklung und hohe Kornerträge. Der Protein- und Ölgehalt sind durchschnittlich. Die Sorte ist eher kleinkörnig.

Aufgrund zahlreicher (europaweiter) Neuzulassungen ist der Sortenmarkt für Sojabohnen in den letzten Jahren zunehmend unübersichtlich geworden. Da nicht alle möglicherweise interessanten Sorten in den Landessortenversuchen geprüft werden können, bietet es sich gegebenenfalls an, auch die Praxishinweise von Sojaberatern und erfahrenen Berufskollegen für die Sortenwahl zu nutzen.

Anbauhinweise

An den grundsätzlichen Anbauempfehlungen für Lupinen und Sojabohnen hat sich im Vergleich zu den Vorjahren wenig geändert. Die sehr unterschiedlichen Praxiserfahrungen aus 2021 haben aber gezeigt, wie wichtig es ist beim Anbau dieser nicht einfach zu führenden Kulturen stets einen "Plan B" zu haben. Vögel können in hoher Anzahl und besonders in kalten Witterungsphasen erhebliche Schäden verursachen. Während sich Hasen und Rehe mit Stinkmitteln vertreiben lassen, sind zur Abwehr von Vögeln bevorzugt optische und/oder akustische Systeme zu nutzen. Diese sollten nicht erst beschafft werden, wenn die Schäden bereits eingetreten sind, sondern kurzfristig verfügbar sein.

Auch wenn trotz des Einsatzes von Herbiziden im Vorauflauf ein zu hoher Unkrautaufgang festgestellt wird gilt es frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um Ertragsverluste und Probleme bei der Ernte zu vermeiden. Da im Nachauflauf kaum Herbizide zugelassen sind sollte auch im konventionellen Landbau über den gezielten Einsatz von Striegel und/oder Hacke nachgedacht werden. Betriebe die nicht über die erforderlichen Geräte verfügen können diese gegebenenfalls ausleihen oder die gesamte Maßnahme als Dienstleistung zukaufen.

Bei anderen Problemen muss die Entscheidungen bereits vor der Aussaat gefallen sein: Durch den Anbau von ausreichend früh und möglichst gleichmäßig abreifenden Sorten lässt sich das Risiko von Ertrags- und Qualitätsverlusten durch eine zu späte Ernte deutlich reduzieren. Da es trotzdem regelmäßig vorkommt, dass Lupinen und Sojabohnen feucht gedroschen werden müssen, sollten entsprechende Trocknungsmöglichkeiten vorhanden sein. Besonders in Sojabohnen und bei lagernden Beständen bieten Flexschneidwerke deutliche Vorteile.

Darüberhinausgehende und länderübergreifende Anbauhinweise sind nicht nur bei den verschiedenen Länderdienststellen, sondern auch in den Aktivitäten der Gesellschaft zur Förderung der Lupine und des Sojaförderrings zu finden.

Autor: Johannes Roeb, Heinz Koch