Wintergetreide-GPS: Ergebnisse der Landessortenversuche 2022

Wintergetreide zur GPS-NutzungBild vergrößern
Sortenversuch zur GPS-Nutzung von Wintergetreide

Der Anbau von Wintergetreide zur Nutzung als Ganzpflanzensilage (GPS) gewinnt vor dem Hintergrund der anstehenden GAP-Reform und der zunehmenden Ertragsunsicherheit beim Maisanbau auf leichten Böden an Attraktivität. Wintertriticale oder -roggen erfüllen sowohl die GAP-Konditionalitäten an den Fruchtwechsel als auch die Winterbegrünung. Aus pflanzenbaulicher Sicht ist vor allem die im Vergleich zum Mais deutlich bessere Ausnutzung der Winterfeuchte hervorzuheben. Wintergetreide kann darüber hinaus dazu beitragen die Verlagerung von nach der Ernte der Vorkultur verbliebenen Nährstoffen in tiefere Bodenschichten zu vermeiden. In der Kulturführung unterscheidet sich Wintergetreide als Ganzpflanzensilage nur geringfügig vom Anbau zur Körnernutzung. Um möglichst hohe Biomasseerträge zu erzielen werden eine etwa 10% höhere Saatdichte und ein nicht zu später Saattermin empfohlen. Aufgrund der früheren Ernte lassen sich erst später wirksame Pflanzenschutzmaßnahmen einsparen. Die Düngung sollte relativ früh und entsprechend der gesetzlichen Vorgaben erfolgen. Die GPS-Ernte muss in der Teigreife erfolgen. Dafür besteht bei einem angestrebten Trockenmassegehalt von 35-40% oft nur eine kurze Zeitspanne von wenigen Tagen. Das gehäckselte und aufbereite Substrat lässt sich sowohl in der Wiederkäuerfütterung als auch zur Biogaserzeugung nutzen. Alternativ zur gezielten GPS-Nutzung empfiehlt sich der Anbau von Sorten, die auch zur Körnernutzung geeignet sind. Diese ermöglichen es, witterungs- und marktabhängig über den optimalen Erntetermin zu entscheiden. Bei früher Ernte bietet der Anbau von Wintergetreide als Ganzpflanzensilage gegebenenfalls die Möglichkeit eines nachfolgenden Zweitfruchtanbaus. Dies setzt allerdings eine ausreichende Wasserversorgung voraus.

Ergebnisse der Landessortenversuche 2022

Der Anbau von Wintertriticale und Winterroggen als Ganzpflanzensilage wird in Nordrhein-Westfalen an 3 Standorten geprüft: Auf den lehmigen Böden bei Haus Riswick (Kleve) und Haus Düsse (Ostinghausen) wurden zur Ernte 2022 durchschnittliche Trockenmasseerträge von 184 dt/ha (38-45% TM) beziehungsweise 210 dt/ha (45-54% TM) erzielt. Die unterschiedliche Wasserversorgung der Standorte begünstigte, dass in Haus Riswick etwa 10% höhere Erträge bei Winterroggen, in Haus Düsse hingegen bei Wintertriticale geerntet wurden. Am deutlich von Trockenheit beeinflussten Standort Greven wurden durchschnittliche Trockenmasseerträge von 140 dt/ha (51-52 % TM) bei WIntertriticale und 149 dt/ha (55-62 % TM) in Winterroggen ermittelt. Auch bei den in die anbaugebietsweite Auswertung einbezogenen Versuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wurde das Ertragsniveau stark von der Wasserversorgung beeinflusst. Geprüft wurden insgesamt 6 Wintertriticale- und 4 Winterroggensorten, von denen die meisten auch zur Körnernutzung geeignet sind.

Sortenempfehlungen für die Aussaat im Herbst 2022

Sorten für den GPS-Anbau zeichnen sich meist durch eine hohe Pflanzenlänge aus. Daher sollte besonders beim Anbau auf intensiv mit Stickstoff versorgten Standorten die Lagerneigung beachtet werden. Aufgrund der getrennten Wertprüfungen für GPS- und Körnernutzung lassen sich die in der Beschreibenden Sortenliste dargestellten Zahlen nicht direkt vergleichen! Sorten mit einer frühzeitigen Entwicklung ermöglichen eine frühe GPS-Ernte. Wintertriticalesorten sind meist deutlich standfester, Winterroggen ist hingegen deutlich blattgesünder gegenüber frühen Krankheiten. Die relative Vorzüglichkeit im Ertrag wird maßgeblich vom Standort beeinflusst.

Tender PZO hat sich mehrjährig als ertragsstarke GPS-Wintertriticale etabliert und erzielte auch in den Versuchen 2022 überdurchschnittliche Trockenmasseerträge. Die etwas geringere Bestandesdichte wird durch eine höhere Pflanzenlänge kompensiert. Tender PZO ist im Vergleich zu anderen geprüften Sorten deutlich anfälliger für Gelb- und etwas anfälliger für Braunrost, dafür relativ mehltauresistent.

Lumaco wird überwiegend als Wintertriticale zur Körnernutzung beworben, kann aber auch in der GPS-Nutzung überzeugen. Die Trockenmasseerträge der nun zweijährig geprüften Sorte liegen etwa auf dem Niveau von Tender PZO. Lumaco ist darüber hinaus die deutlich blattgesündere Sorte.

Allrounder PZO wurde vom Bundessortenamt sowohl zur Körnernutzung als auch zur GPS-Nutzung geprüft. Als GPS-Sorte konnte Allrounder PZO sowohl im Vorjahr als auch zur Ernte 2022 auf lehmigen Standorten überzeugen. Die Sorte ist ausgesprochen früh in der Entwicklung, standfest und sehr blattgesund. Bei einer geplanten Körnernutzung sind nur unterdurchschnittliche Erträge zu erwarten, auch ist die höhere Anfälligkeit für Ährenfusarium zu beachten.

Die darüber hinaus geprüften Zweinutzungssorten Ramdam, Bilboquet und Brehat konnten in den GPS-Versuchen zur Ernte 2022 insgesamt nicht überzeugen. Eingeschränkt empfohlen bleibt die von 2018-2021 geprüfte GPS-Sorte Trimasso, für die es allerdings kaum noch Saatgut gibt.

KWS Progas bleibt aufgrund der mehrjährig deutlich überdurchschnittlichen Trockenmasseerträge die Hauptempfehlung für den Anbau von GPS-Winterroggen. Die besonders hohe Pflanzenlänge korreliert allerdings mit einer relativ hohen Lagerneigung, die einen gezielten Wachstumsreglereinsatz empfiehlt.

SU Performer verliert als Winterroggen zur Körnernutzung zunehmend an Bedeutung, erzielte in den GPS-Versuchen aber sowohl 2022 als auch mehrjährig durchschnittliche Trockenmasseerträge. Die Sorte ist deutlich kürzer als KWS Progas, allerdings ebenfalls relativ lageranfällig.

KWS Tayo zählt zu den kürzeren Winterroggensorten und kann diesen Nachteil bei der GPS-Nutzung auch nicht durch eine höhere Bestandesdichte ausgleichen. Die leicht unterdurchschnittlichen Trockenmasseerträge werden durch eine gute Standfestigkeit und relativ gute Blattgesundheit kompensiert.

SU Perspectiv erzielte zur Ernte 2022 sowohl in den nordrhein-westfälischen und niedersächsischen GPS-Versuchen als auch in Schleswig-Holstein überdurchschnittliche Trockenmasseerträge, besonders auf leichten Böden. Die Sorte ist auch zur Körnernutzung geeignet und scheint etwas standfester als die anderen geprüften Sorten.

Die etablierten GPS-Sorten erzielen meist etwas höhere Trockenmasseerträge als Sorten, die sowohl zur Nutzung als Ganzpflanzensilage als auch zur Körnernutzung geeignet sind. Da die Nachfrage nach GPS-Substrat allerdings maßgeblich von der erwarteten Maisernte beeinflusst wird, bieten letztere den großen Vorteil flexibel auf die aktuellen Witterungs- und Marktbedingungen reagieren zu können.

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