Landessortenversuche Winterweizen 2021

Reifer WinterweizenBild vergrößern
Der Weizen ist reif, die Ernte kann beginnen

Mit über 220.000 ha ist Winterweizen die ackerbauliche Nutzungsform mit der größten Anbaufläche in NRW. Die Anteile in der Fruchtfolge reichen von über 30% in den rheinischen und südwestfälischen Ackerbauregionen bis unter 10% in den viehintensiven Regionen im westlichen Münsterland. Weizen ist nicht nur das wichtigste Grundnahrungsmittel in Deutschland, sondern kann auch sehr flexibel in der Tierfütterung eingesetzt werden. Der Anbau findet überwiegend auf mittleren bis schweren Standorten statt.

Spät aber selten zu spät

Die Winterweizenernte in NRW fiel 2021 insgesamt nur durchschnittlich aus. Die Erträge schwankten nicht nur zwischen den größeren Anbaugebieten, sondern wurden auch stark von den individuellen Standortbedingungen beeinflusst. Auf leichten Böden konnte der Winterweizen von den im Vergleich zu den Vorjahren höheren Niederschlagsmengen profitieren. Auf fruchtbareren Standorten hatten viele auf eine deutlich bessere Ernte gehofft, doch gerade in den typischen Weizenbauregionen blieben Höchsterträge meist aus. Dabei hatte der milde und nicht zu nasse Herbst zunächst eine optimale Aussaat des Winterweizens begünstigt.

Die meisten Bestände entwickelten sich im Herbst sehr gut, waren zum Winter aber nicht überwachsen. Der Kälteeinbruch im Februar mit Temperaturen von bis unter -20 °C führte nur vereinzelt zu Auswinterungsschäden. Dies lag insbesondere daran, dass fast ganz NRW unter einer hohen Schneedecke lag, die fast allen Beständen ausreichend Schutz bot. Frostschäden ließen sich nur in der eigentlich milden Köln-Aachener Bucht und der angrenzenden Voreifel feststellen. Dort fiel nicht nur deutlich weniger Schnee, sondern werden auch viele EU-Sorten mit französischer Herkunft angebaut, die nicht immer eine hohe Winterhärte aufweisen. Da die Temperaturen zumindest in den Niederungen nur selten unter -12 °C fielen, blieben echte Auswinterungsverluste selbst bei empfindlichen Sorten auf wenige Flächen begrenzt. Oft reichten bereits 1-2 cm Schnee aus, um die noch tiefliegenden Vegetationspunkte zu schützen. Blätter und Blattspitzen, die dem Frost direkt ausgesetzt waren, zeigten zwar deutliche Schäden, diese konnten aber meist schnell kompensiert werden.

Abhängig vom Mineralisationsvermögen des Bodens entwickelten sich die Bestände im März zunächst rasch weiter, wurden dann aber durch die erneut kalte Witterung ab April deutlich eingebremst. Während die Unkrautbekämpfung im Winterweizen meist kein Problem dargestellt hatte, gestaltete es sich nun als zunehmend schwierig, einen optimalen Termin für den Wachstumsreglereinsatz zu finden. Die geringen Temperaturen trugen dazu bei, dass sich Krankheiten und Schädlinge nur sehr langsam ausbreiten konnten. An bestimmten Sorten traten nach den wiederholten Nachtfrösten vergilbte Blattspitzen auf, die sich allerdings nur auf den ersten Blick mit einer Gelbrostinfektion verwechseln ließen. Die gestressten Bestände sahen zwar optisch nicht besonders attraktiv aus, deutliche Ertragsverluste traten aber nicht auf. Auch an weniger empfindlichen Sorten zeigten sich rötlich verfärbte Blattspitzen.

Blattkrankheiten konnten sich oft erst ab Mai und meist nur regional ausbreiten. Mehltau, Gelbrost und Septoria traten zwar in einigen Beständen schon deutlich früher auf, konnten sich durch die kalten Temperaturen aber nur sehr langsam entwickeln. Abgesehen vom sehr unterschiedlichen Ausgangsbefall wurde der weitere Befallsverlauf maßgeblich von der Witterung beeinflusst: Septoria konnte sich in den niederschlagsreichen Regionen in Ost- und Südwestfalen deutlich stärker ausbreiten als in den Vorjahren, während der Befall im Rheinland stark vom Saattermin und den tatsächlichen Niederschlägen bestimmt wurde. Gelbrost trat zunächst eher in den westlichen Anbaugebieten und auch dort sehr regional auf. Mit einer an die Witterung angepassten Fungizidstrategie ließ sich der Befall meist gut bekämpfen. Bei gesunden Sorten konnte häufig eine Pflanzenschutzmaßnahme eingespart werden.

Deutlich kritischer war regional die Abschlussbehandlung gegen Ährenfusarium: Gewitterschauern und eine insgesamt warm-feuchte Witterung zur Blüte erhöhten das Fusariumrisiko an einzelnen Standorten enorm. Wenn ein entsprechendes Ausgangsinokulum vorhanden war, z.B. nach Vorfrucht Mais und ohne wendende Bodenbearbeitung, ließ sich eine Ähreninfektion nur durch einen gut terminierten Fungizideinsatz sicher reduzieren. Andernfalls traten besonders bei anfälligen Sorten die typischen Symptome: partielle Taubährigkeit und lachsfarbene Sporenlager auf. Stark befallene Partien lassen sich weder für die Lebensmittelherstellung noch in der Schweinefütterung nutzen.

Die Ernte erfolgte über einen langen Zeitraum und brachte eine weitere Herausforderung mit sich, die man in den vergangenen Jahren fast vergessen hatte: Lagergetreide. Abhängig vom Standort, der Sortenwahl, dem betriebsindividuellen Dünger- und Wachstumsreglereinsatz und dem Witterungsverlauf gab es 2021 so viele lagernde Bestände wie lange nicht. Spätsaaten waren häufiger betroffen als Früh- oder Normalsaaten. Die Intensität des Lagers reichte von einzelnen Nestern bis hin zu ganzflächig wie niedergewalzt erscheinenden Beständen. Der Zeitpunkt, ab dem erstmals Lager auftrat war stark von den regionalen Niederschlägen abhängig. Grundsätzlich stieg mit jedem Tag, den der Weizen der Witterung ausgesetzt war das Risiko für Lagergetreide. Besonders die frühreiferen Sorten ließen sich oft noch im Juli und meist stehend dreschen, während man bei späteren Sorten noch auf die Vollreife wartete. Bei lagernden Beständen verzögerten wiederholte Niederschläge und kühle Temperaturen die Ernte, da diese selbst an sonnigen Tagen oft erst zum Nachmittag hin ausreichend abtrockneten. Lagerdrusch und nicht vollständig abgereiftes Stroh reduzierten auch bei modernen Mähdreschern die Ernteleistung. Nicht nur in den Mittel- und Höhenlagen stand Mitte August noch einiger Weizen auf dem Halm.

Die nur durchschnittlichen Erträge lassen sich allerdings nur selten auf die verzögerte Ernte zurückführen. Als mögliche Ursachen werden neben dem offensichtlichen Mangel an Sonnenstunden, mehr oder weniger latent auftretende Blatt- und insbesondere Fußkrankheiten sowie eine vorzeitige Abreife des Korns infolge der kurzen Hitzephase im Juni diskutiert. Schwarzbeinigkeit trat besonders in Ostwestfalen auf, wurde aber auch in den anderen Anbaugebieten deutlich häufiger diagnostiziert als in trockenen Jahren. Ähnliches gilt für Halmbruch und Schneeschimmel. Die relativ schwache Ertragsleistung einiger spätreifer Einzelährentypen und die insgesamt geringen Tausendkornmassen weisen darauf hin, dass die größten Ertragsverluste erst in der Kornfüllungsphase auftraten. Die erzielten Qualitäten waren meist zufriedenstellend, obwohl die Proteingehalte deutlich schwankten. Besonders bei frühem Lager oder sehr später Ernte gab es allerdings auch etliche Partien, die nur noch Futterqualität erzielten. Die aktuell guten Weizenpreise dürften häufig über diesen Verlust hinwegtrösten.

Ergebnisse der Landessortenversuche 2021

26 Weizensorten zuzüglich einiger Anhangsorten wurden in den Landessortenversuchen 2021 der Landwirtschaftskammer NRW geprüft. Bis auf den Standort Buir und die beiden Höhenlagen in Allagen und Meerhof konnten bis zum Zeitpunkt der Artikelfertigstellung insgesamt 6 Versuche ausgewertet werden. Die durchschnittlichen Erträge in den einzelnen Versuchen reichten von 85,2 dt/ha in Merfeld (Sand) bis 104,6 dt/ha in Venrath (Löss). Die Ertragsverluste bei weitestgehendem Verzicht auf Pflanzenschutzmittel waren mit durchschnittlich 5-15% deutlich höher als in den Vorjahren. Septoria war in fast allen Versuchen latent vorhanden, konnte sich aber nur in Breitenhaupt (Mittellage) stärker ausbreiten. Gelbrost war in anfälligen Weizensorten die dominierende Krankheit. Braunrost trat erst sehr spät und nur in den Versuchen bei Haus Düsse (Lehm) auf. Insgesamt ermöglichte der höhere Krankheitsdruck eine deutlich bessere Differenzierung zwischen relativ gesunden und krankheitsanfälligen Sorten als in den Vorjahren. Auch die unterschiedliche Lagerneigung vieler Sorten ließ sich 2021 erstmals "live" beurteilen. Am Standort Meerhof (Höhenlage) trat trotz Rapsvorfrucht und Pflugfurche ein massiver Fusariumbefall auf. Die aktuellen Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen werden durch Daten von 5 Standorten in Niedersachsen ergänzt. Die vollständigen Ergebnisse inklusive der noch nicht ausgewerteten Versuche werden möglichst bald auf der Website der Landwirtschaftskammer NRW veröffentlicht.

Sortenempfehlungen für die Aussaat im Herbst 2021

Die trockenen Jahre 2018-2020 haben frühreife Winterweizensorten bevorzugt. Anders als zunächst erwartet konnten spätreifere Sorten in 2021 aber kaum von der längeren Vegetationsphase profitieren, sondern erzielten meist nur durchschnittliche Erträge. Die in der Praxis festgestellten Schwierigkeiten bei der Ernte legen vielmehr nahe, dass ein gewisser Anteil an frühreifen Sorten auch in weniger trockenheitsgefährdeten Lagen vorteilhaft sein kann, um das Erntefenster nach vorne zu erweitern. Sorteneigenschaften wie eine hohe Winterhärte und geringe Lagerneigung sind durch die Wetterkapriolen in 2021 wieder stärker ins Bewusstsein gerückt. Auch wenn nochmal alles gut ging: Tiefsttemperaturen im Februar von bis zu -20°C haben gezeigt, dass die Winterhärte einer Sorte nicht vernachlässigt werden sollte. Dies gilt nicht nur für die Mittel- und Höhenlagen. Auch in den Niederungen hätten nur etwas geringer Temperaturen ausgereicht, um deutliche Verluste zu bewirken! Leider gibt es zur Auswinterung und Frosthärte aufgrund der letzten milden Winter kaum zuverlässige Angaben. Sorten, die unter verschiedenen Umweltbedingungen und auch bei reduziertem Pflanzenschutz hohe Ertragsleistungen erzielen, können insgesamt als anbausicher bewertet werden. Mit einer an den Standort und die individuellen Betriebsziele angepassten Sortenwahl, lässt sich der Anbauerfolg deutlich erhöhen.

KWS Emerick (E) wird in NRW wahrscheinlich auch zukünftig nur eine geringe Rolle spielen. Die ausgesprochen hohe Backqualität wird mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Ertragsleistung erkauft. KWS Emerick ist wenig anfällig gegen Gelbrost und hat auch ansonsten keine besonderen Schwächen.

RGT Reform (A) ist auch sieben Jahre nach der Zulassung immer noch eine der anbaustärksten Winterweizensorten. Besonders in den westfälischen Anbauregionen ist die Sorte weiterhin sehr beliebt. RGT Reform ist ausgesprochen saatzeitflexibel, erzielt mittlerweile aber nur noch leicht unterdurchschnittliche Erträge. Bei den Sorteneigenschaften fällt er abgesehen von der etwas höheren Anfälligkeit gegenüber Gelbrost nicht negativ auf. Die Qualitätseigenschaften sind ausgesprochen gut.

Asory (A) konnte 2021 nicht ganz an die guten Ertragsleistungen der Vorjahre anschließen, zählt aber weiterhin zu den anbaustärksten Sorten. Asory ist besonders im südlichen Rheinland beliebt. Die Sorte ist sowohl für frühe als auch für späte Saattermine geeignet. Asory ist wie RGT Reform ein Kompensationstyp, reift allerdings später ab. Die Sorte reagiert optisch relativ empfindlich auf Stress. Die in diesem Jahr oft beobachteten gelben Blattspitzen dürften allerdings nur selten zu Ertragsverlusten geführt haben. Die Anfälligkeit gegenüber Gelbrost kann regional unterschiedlich ausfallen. Braunrost ist kein Problem. Die etwas höhere Lagerneigung erfordert einen gezielten Wachstumsreglereinsatz.

LG Initial (A) liegt ertraglich etwa auf dem Niveau von RGT Reform und überzeugte 2021 durch eine sehr geringe Lagerneigung bei gleichzeitig guter früher Blattgesundheit. Die höhere Anfälligkeit für Braunrost ist die einzige deutliche Schwäche des spätreifen Korndichtetyps. LG Initial konnte mehrjährig am ehesten in den Mittel- und Höhenlagen gute Erträge erzielen.

RGT Depot (A) hat als spätreifer Einzelährentyp besonders unter der Witterung in 2021 gelitten. Mehrjährig erzielte die Sorte annähernd durchschnittliche Erträge. RGT Depot ist weniger anfällig gegenüber Mehltau und Gelbrost als RGT Reform, allerdings etwas anfälliger für Braunrost.

Hyvega (A) ist aktuell der einzige Hybridweizen in den Versuchen. Die Sorte überzeugte trotz auf 2/3 reduzierter Aussaatdichte mit mehrjährig überdurchschnittlichen Erträgen in allen Anbaugebieten. Die höhere Lagerneigung war 2021 deutlich zu erkennen. Die Sorte ist überdurchschnittlich blattgesund, erreicht aber nicht immer gute Qualitäten.

LG Character (A) erzielte in den ersten beiden Prüfjahren meist leicht überdurchschnittliche Erträge. Die relativ spätreife Sorte ist etwas anfälliger gegenüber Gelbrost, besitzt ansonsten aber keine besonders ausgeprägten Schwächen.

Benchmark (B) ist bereits seit sechs Jahren am Markt, erzielt aber immer noch überdurchschnittliche Erträge. Die Sorte ist relativ standfest, zählt aber zu den anfälligsten Winterweizensorten im aktuellen Prüfsortiment. Der weitestgehende Verzicht auf Pflanzenschutzmittel führte in den Versuchen 2021 zu Ertragsverlusten von bis zu 50%. Höchsterträge lassen sich nur bei intensiver Bestandesführung, grundsätzlich aber in allen Anbaugebieten, erzielen.

KWS Talent (B) konnte in den meisten Anbaugebieten nicht an die sehr guten Vorjahresergebnisse anschließen, zählt mehrjährig aber immer noch zu den ertragsstärkeren Sorten. KWS Talent ist relativ lageranfällig und hat Schwächen gegenüber Halmbruch und Gelbrost. Ansonsten ist die Sorte aber als durchschnittlich gesund zu bewerten.

Informer (B) erzielte in 2021 erneut nur durchschnittliche Erträge. Der spätreife Einzelährentyp scheint durch die witterungsbedingt geringe Kornfüllung besonders benachteiligt gewesen zu sein. Andererseits ist die Sorte relativ standfest und ausgesprochen wenig anfällig für Mehltau, Gelbrost und Septoria. Die späte Reife war in diesem Jahr oft nicht von Vorteil, sondern führte in der Praxis öfters zu Problemen bei der Ernte. Die Qualitätseigenschaften sind für einen B-Weizen überdurchschnittlich. Das hl-Gewicht entsprach in 2021 nicht immer den Anforderungen.

Campesino (B) konnte auch im dritten Prüfjahr mit guten Erträgen in allen Anbaugebieten überzeugen. Die Sorte ist relativ standfest, früh blattgesund und wenig anfällig für Braunrost. Die größte Schwäche der Sorte ist der für einen B-Weizen sehr geringe Proteingehalt.

KWS Donovan (B) erzielte 2021 höchste Erträge in fast allen Anbaugebieten. Bereits im Vorjahr überzeugte die Sorte sowohl auf mittleren und schweren Standorten als auch in den Mittel- und Höhenlagen. KWS Donovan ist deutlich standfester als die meisten anderen KWS-Sorten im aktuellen Prüfsortiment. Auch die frühe Blattgesundheit ist positiv zu bewerten. Zu beachten ist die hohe Anfälligkeit gegenüber Braunrost. Die Qualitätseigenschaften sind durchschnittlich, der Proteingehalt für einen B-Weizen hoch.

Gentleman (B) ist eine der gesündesten Sorten im aktuellen Prüfsortiment. Die Ertragsleistung war in den vergangenen beiden Jahren zwar nur durchschnittlich aber in allen Anbaugebieten sehr konstant. Gentleman ist aufgrund der guten Resistenzen gegenüber Halmbruch, Mehltau, Gelbrost, Septoria und Braunrost auch für eine relativ extensive Bestandsführung geeignet. Die Sorte bestockt relativ spät und wird auch eher später reif, ist ansonsten aber ein klassischer Kompensationstyp. Die Qualitätsmerkmale sind für einen B-Weizen als sehr gut zu bewerten.

Chevignon (B) erzielte auch im ersten Prüfjahr, das nicht von Trockenheit geprägt war, sehr gute Erträge in allen Anbaugebieten. Die frühreife Sorte konnte in der Praxis oft deutlich vor den meisten anderen Winterweizensorten gedroschen werden und blieb damit von späteren "Schlechtwetterphasen" verschont. Bei frühen Starkniederschlägen zeigte sich auch bei Chevignon die nur durchschnittliche Standfestigkeit. Die Sorte ist relativ wenig anfällig für Mehltau und Gelbrost und überzeugt auch durch sehr gute Qualitätseigenschaften.

Complice (B) ist noch früher reif als Chevignon, erreichte in den bisherigen Versuchen aber nicht die gleiche Ertragsleistung. Die Sorteneigenschaften sind insgesamt als durchschnittlich zu bewerten. Die besonders frühe Abreife macht den begrannten Complice insbesondere für trockenheitsgefährdete Standorte sowie als mögliche Vorfrucht zu Winterraps interessant.

KWS Keitum (C) ist ertraglich zwar den meisten Sorten überlegen, wird es aber auch zukünftig schwer haben, großflächig in den Anbau zu gelangen. Die aktuelle Düngeverordnung, die für C-Weizen einen deutlich geringeren Düngebedarf vorgibt, macht den Anbau besonders in den eigentlichen Abnehmerregionen weniger attraktiv. Wenn die betrieblichen Nährstoffbilanzen es erlauben, lassen sich mit KWS Keitum höchste Kornerträge erzielen, ohne dabei auf Resistenzen gegenüber Mehltau und Gelbrost zu verzichten. Besonders bei organischer Düngung ist die etwas höhere Lagerneigung zu beachten.

Neuzulassungen hatten es 2021 nicht leicht. Die meisten der einjährig in den Landessortenversuchen geprüften Sorten konnten zuvor zwar in den 3-jährigen Wertprüfungen überzeugen, mussten sich nun aber erstmals unter ausgesprochen feuchten und kalten Bedingungen beweisen.

KWS Imperium (A) überzeugte im ersten Prüfjahr mit überdurchschnittlichen Erträgen, einer relativ guten Blattgesundheit und ebenfalls guten Qualitätseigenschaften. Die ausgesprochen hohe Lageranfälligkeit (die vom Bundessortenamt vergebene Note wurde nach den eigenen Versuchserfahrungen verändert) muss bei der Bestandesführung beachtet werden.

SU Jonte (A) erzielte zwar nur durchschnittliche Erträge, ist im Vergleich zu KWS Imperium aber deutlich standfester und zusätzlich weniger anfällig für Halmbruch.

Knut (B) konnte in 2021 zunächst nicht an die guten Ergebnisse aus den Wertprüfungen anschließen. Die sehr gute Blattgesundheit lässt einen Probeanbau aber bereits zu.

Wie wichtig es ist, nicht alles auf eine Sorte zu setzen, hat das Jahr 2021 eindrucksvoll gezeigt. Wer ausschließlich spätreife und lageranfällige Sorten im Anbau hatte, für den konnte die Ernte zu einer ausgesprochenen Geduldsprobe werden. Besonders krankheitsanfällige Sorten brauchten deutlich mehr Pflege als in den Vorjahren. Die Landessortenversuche der Landwirtschaftskammer NRW können dazu beitragen, die für den individuellen Betrieb geeigneten Sorten zu finden. Die aktuellen Ergebnisse zur Sortenleistung und weitere Informationen sind in den beistehenden Tabellen zusammengefasst.

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Autor: Johannes Roeb, Heinz Koch